Praktisches Handling: Wie mit kurz aufeinander folgenden Mahlzeiten?

  • Hallo!


    Eigentlich läuft's bei mir aktuell immer besser. Ich nehme jetzt Levemir 10E morgens zeitgleich mit Kortison und 6E abends, zu den Mahlzeiten zw. 1E und meist so 6E Novorapid (mein Maximum waren bisher 10E). TIR 95%, GMI 6,4. So weit so gut.

    Was mir aber regelmäßig irgendwie Probleme bereitet, ist Folgendes:


    Wie ist es zu handhaben, wenn man - sagen wir mal - nach 2 Stunden wieder Hunger hat? Oder es zeitversetzte Nachspeise gibt, von der man vorher nichts wusste? Oder umgekehrt es etwas zu essen vor dem eigentlichen Essen gibt? Oft hängt mir der Magen sonst wo, ich weiß, dass ich noch mindestens eine Stunde kochend in der Küche stehe und der BZ ist irgendwo bei 115+/-10 (für mich im Zielbereich). Und meine Mutter isst mir dann was vor, während ich die Zähne zusammen beiße und bis zum eigentlichen Essen inkl. Bolus warte. Habt ihr da einen besseren Weg? Würdet ihr in dem Fall auch warten?


    Was mich auch noch interessieren würde: Mit 1E weiche ich schon von meinem Plan* ab, eigentlich soll ich erst ab 20-40g KH spritzen und dann eben gleich 2 oder mehr Einheiten. Spricht etwas dagegen, bis auf eine Einheit runter zu gehen? Sind so kleine Mengen Insulin unsinnig oder kontraproduktiv? Ohne die Einheit würde ich irgendwo im Bereich zw. 140 und 180 landen und da mehr oder weniger bleiben, bis der nächste Bolus kommt oder ich Sport treibe oder ins Bett gehe.


    *Mein Plan läuft im Grunde darauf hinaus, dass mein Faktor bis mittags 0,5 ist, dann bis ca. 20 Uhr 1 dank Kortison und danach eigentlich auch 1, das ist mittlerweile aber eher zuviel, da bin ich jetzt zurückhaltender und nehme 0,5. Plus ggf. 1-3 Einheiten als Korrektur.

    Ich hatte ja leider keine klassische Schulung wegen Corona und Typ 3(c?e?) etc. pp., daher wäre ich für etwas Aufklärung dankbar. Die Vorhersagen in xdrip taugen nicht wirklich für mich, weil ich alles verstellen muss, wenn ich morgens mal das Kortison etwas später nehme, z.B. wegen Bauchschmerzen. Ich müsste das irgendwie mit einem Startpunkt haben, den man jeden Tag neu festlegen kann. Also Kortison +x Stunden =Faktor 1 usw.

    lg

    Trygg

  • Kurz zum Verständnis, spritzt du (noch) nach Schema oder schon ne richtige ICT mit berechneten Boli.


    Ich habe es bei überlappenden Mahlzeiten so gemacht, dass ich für die erste "Mahlzeit" (auch wenns nur ein Snack war), den Bolus ganz normal mit KE-Faktor + Korrektur berechnet habe und abgegeben habe. Bei den weiteren Mahlzeiten/Gängen habe ich dann die aktuellen BZ ignoriert und nur für die Mahlzeit gespritzt.

    Bei kleinen Snacks habe ich auch 1 IE (oder auch 0,5 IE) gespritzt, bei späteren Korrekturen war das bei mir sogar die häufigste Dosis.


    Man hat halt bei überlappenden Mahlzeiten weniger Möglichkeiten zu korrigieren, d.h. die Schätzfehler summieren sich auf.

  • Es ist halt so halb halb. Der Plan orientiert sich an dem, was ich normal esse, wir haben dann daran herumgebastelt und ich soll die Einheiten innerhalb gewisser Grenzen flexibel anpassen, also z.B. soll ich bei 6 KE abends 6E spritzen, aber wenn ich doch nur 5 KE esse, dann eben auch 1E abziehen. Das ist alles ein bisschen durchwurschteln gerade, weil die Praxis keine richtigen Faktoren fix machen will. Aber grundsätzlich orientiert sich die Insulinmenge an der KH-Menge und nicht umgekehrt und mein Plan trägt die Überschrift "ICT". :bigg Ich esse, soviel ich will und was ich will oder halt auch gar nichts.


    Vielleicht denkt die Praxis auch, dass ich in der Grundschule nicht übers Addieren hinausgekommen bin. :/:bigg

  • die Praxis keine richtigen Faktoren fix machen will.

    Selbst ist die Frau, bei 6 KE und 6 IE ist es ja recht simpel :P


    Letzendlich sind zwei Gänge/Mahlzeiten ja auch nicht viel anderes als eine große Mahlzeit, bei der man den Bolus auf zwei Portionen aufgeteilt hat.

    Was man beachten sollte ist, dass zwei getrennte Injektionen durch die größere Oberfläche meist etwas schneller wirken als ein großer Bolus, d.h. die Unterzuckergefahr ist etwas höher.

  • Frage den Arzt, ob er dir einen NovoPen Echo verschreibt. Der kann 0,5 IE Schritte. Und dann hast du noch etwas mehr Spielraum.

    Übrigens die Faktoren müssen nicht nur 0,5 oder 1 sein, häufig werden sie in 0,1 Schritten ermittelt. Je nach Insulinsensibilität. Mit 0,5er Pen, kann man dort nochmal etwas besser dosieren.

    Ich hatte mit ICT als Faktor 0,75-0,5-0,75. Das ging mit dem Echo Pen einigermaßen. Besser auf jeden Fall als mit dem 1er Schritt Pen. Das war eine Katastrophe.

  • Ja, an den Pens bin ich dran. Aber da war das Argument, dass die so "irre" teuer sind , das wollen sie erst machen, wenn klar ist, dass ich bei diesen Insulinen bleibe. Als Mukoviszidosepatient musste ich offen gestanden innerlich lachen bei 130 Euro=teuer, aber klar, Diabetes ist anders und fällt nicht unter seltene Krankheiten. Notfalls kaufe ich sie mir selber, aber ich weiß nicht, wie das dann mit den Patronen läuft, ob ich die dann auch auf Rezept kriege.

    Die Faktoren hab ich mir jetzt wirklich selber zusammen gebastelt, die Tabelle ist da nicht immer so straight forward, aber seit ich das so rum rechne wie oben beschreiben sind meine Verläufe wirklich wesentlich besser.

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  • Ich habe es bei überlappenden Mahlzeiten so gemacht, dass ich für die erste "Mahlzeit" (auch wenns nur ein Snack war), den Bolus ganz normal mit KE-Faktor + Korrektur berechnet habe und abgegeben habe. Bei den weiteren Mahlzeiten/Gängen habe ich dann die aktuellen BZ ignoriert und nur für die Mahlzeit gespritzt.

    Bei kleinen Snacks habe ich auch 1 IE (oder auch 0,5 IE) gespritzt, bei späteren Korrekturen war das bei mir sogar die häufigste Dosis.

    So mache ich das eigentlich jetzt auch teilweise, aber noch nie umgekehrt, also für einen kleinen Snack zuerst und dann für eine große Mahlzeit hinterher. Ich schieße so eben ggf. 1-2 Einheiten nach, sehr selten mehr. Wenn ich es nicht "illegal" so machen würde, wären meine Verläufe viel schlechter. Im Protokoll ziehe ich dann als eine Mahlzeit zusammen. Die Praxis bekommt noch wöchentlich meine Daten.

  • Wenn ich es nicht "illegal" so machen würde,

    Sorry, aber es gibt kein Illegal ... ?(


    Du hast einen IST-Zustand und einen ZIEL-Zustand.

    Dein Ziel möchtest Du selbständig erreichen.

    Deine Werkzeuge dazu sind INSULIN und KH.

    Wenn Du weißt, wieviel der BZ gesenkt wird, wenn Du eine IE an Insulin gibst, dann hast Du für Dich schonmal den KORREKTURFAKTOR zum Absenken.

    Wenn Du weißt, wie stark der BZ ansteigt, wenn Du eine BE futterst, dann hast Du einen Korrekturfaktor zum Anheben.

    Und wenn Du weißt, wieviel INSULIN je KH Du zu Deinen Mahlzeiten brauchst, dann kennst Du auch deine Mahlzeitenfaktoren.


    Diese drei Faktoren (HEBEN/SENKEN/ESSEN) können über den Tag verteilt schwanken.

    Das ist nicht wirklich Illegal, sondern dient der Erhaltung einer stabilen BZ-Einstellung.


    Wenn Du diese Werte, die immer persönliche Werte sind, erarbeitet hast, kannst Du theoretisch zu jeder Zeit des Tages etwas Essen, wenn Du das möchtest und kannst auch mal eine Mahlzeit auslassen, ohne durcheinander zu kommen, nur weil der DOC gesagt hat ...


    Ich habe diese Zeit, in der ich das erlernen durfte, als Lehrzeit betrachtet.


    :laub

  • "irre teuer" ist halt alles, was die Kasse übernehmen kann. Ich wollte mal ein Hase Pino kaufen, aber das Preisetikett war für den normalen Markt völlig unrealistisch, weil auch als Therapietandem einsetzbar...

    Bei *bay gibt es gelegentlich Echos relativ günstig (unter 40 statt 110 Euro in der Apotheke), wenn in der Arztpraxis nicht zufällig noch ein Vorführmodell im Schrank liegt. Sind dann immer noch 30 Euro mehr als die reine Zuzahlung :/


    Zum Thema "zugucken müssen, wenn andere essen": Fiasp (die fixe Schwester vom Novo). Von 20 auf unter 2 Minuten Spritz-Ess-Abstand. Nur dass Verschätzen auch deutlicher schiefgehen kann, das Zeug ist evtl. schneller als man das Richtige essen kann. Basal und Faktoren sollten annähernd passen...

  • Wenn ich es richtig verstehe hast du ja vor dem eigentlichen Essen das noch dauert aber schon Hunger.


    Wenn du etwas ohne KH oder mit sehr wenig. Wie Nüsse oder eine Karotte oder so?



    Ansonsten würde ich das spritzen was du für die KH Menge brauchst und wenn du eine Stunde später die Mahlzeit einimmst nur das Spritzen was du für das Essen benötigst ohne Korrektur.


    Viele Grüße

    :thumbsup: genieße das Leben und sei etwas verrückt

  • Ich bin jetzt schon etwas beruhigter, wenn ich eure Beiträge lese. In der meiner Praxis sind die natürlich sehr vorsichtig und haben mir eingeschärft, bloß nicht innerhalb der 3 Stunden einen zweiten Bolus zu geben. Nachdem ich offiziell gar keine Faktoren habe, könnte ich den Bolus ja auch offiziell gar nicht berechnen, es fehlt ja der Nüchternwert.

    Das mit der Karotte o. ä. kann ich mal testen, aber je nach Tageszeit geht selbst bei sowas der BZ durchs Dach wegen des Kortisons. Meist ist die Situation, dass meine Eltern spät nachmittags ein Stück Kuchen oder Obst essen (wir sind ja alle im Homeoffice) und ich sitze traurig daneben mit Hunger. :(

  • Ja, das muss nicht sein. Allerdings übe ich nach 10 Jahren immer noch mit dem Stück Kuchen am Nachmittag. Das findet bei uns nur wochenends statt, aber sogar wenn ich selbst gebacken und alles ausgerechnet habe, bin ich zu 50% anschließend in irgendeiner BZ-Katastrophe. Also nicht wundern, wenn's schief geht. ;)

    Wenn's was "Klassisches" sein soll: es gibt diese Frühstückskekse, die schmecken ganz ok, gehen aber nicht so extrem schnell auf den BZ. Oder ein bisschen dunkle Schokolade... Als ich noch etwas mehr Eigeninsulin hatte, war auch ein Amaranthriegel aus dem Bioladen ganz ok.


    Viel Spass beim Ausprobieren!

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Du musst deine Mutter besser erziehen ^^


    Bei überlappenden Boli helfen Bolusrechner, die das aktive Insulin (IOB) und die noch wirksamen KH berücksichtigen. Sowas ist in den Apps MySugr (nur in der Pro Version) und Diabetes:M. Beide find ich sehr brauchbar. Zum Einrichten der Rechner musst du deine Faktoren kennen, aber das ist ja annähernd der Fall.

  • Danke für die Tipps! Ich werde das auf jeden Fall ausprobieren. Dunkle Schokolade geht tatsächlich ganz gut bei mir, den Thread mit den Knabbereien werde ich mir zu Gemüte führen. Mein Problem ist halt, dass ich einiges wie zb Nüsse nicht essen darf, Beerenobst ist tabu, Blattsalat, mein geliebter Chicorée mit Dip... Im Grunde muss ich alles schälen oder kochen.

    Aber ich kann ja statt dem Nachmittagskuchen mal ein paar Gurkensticks auftischen. Das wird zwar lange Gesichter geben, aber wir wachsen aktuell sowieso alle in die Breite. :bigg