Spritzplan ICT

  • Hallo,
    ich experimentiere in den Weihnachtsferien etwas mit der Einstellung meines Insulins, da ich mit der jetzigen Art schon sehr lange Probleme habe, mein Arzt jedoch sehr konservativ ist und ich grundsätzlich auch irgendwie zurechtgekommen bin.


    Die Insulintherapie fusst bei mir eigentlich (eher wie CT statt ICT )auf einer recht streng festgelegten Essensmenge. Damit hatte ich viele Jahre kein grosses Problem. Aber wenigstens Mittags würde ich eigentlich aus beruflichen Gründen flexibler sein. Zudem bin ich recht leicht, 53 kg bei 173 cm, männlich. Auch das stört mich, da meine jetzige kcal-Menge pro Tag und die Zusammensetzung beim Krafttraining wirklich keine grossen Erfolge ermöglicht.


    Wie sieht das denn bei euch aus? Experimentiert ihr selbständig mit der Einstellung oder behaltet ihr (wie ich bisher) die Empfehlungen aus der Klinik stur bei?
    Könnte mir vielleicht mal jemand seinen Spritzplan schreiben, wenn er gewichtsmässig in etwa in meinem Bereich liegt?


    Danke

  • Ich wurde mit einem Spritzschema entlassen und hab mich brav daran gehalten. Gespritzt wurde anhand des Blutzuckers, Mengen wurden mir keine mitgeteilt. Fand ich irgendwann nicht mehr sehr logisch, denn es macht ja einen Unterschied, ob ich einen Salat ess oder einen Teller Nudeln. Hab drum selbstständig mal angefangen, eine IE mehr oder weniger zu spritzen. Irgendwann hab ich dann angefangen, meine Faktoren auszurechnen. Und kurz darauf hab ich festgestellt, dass ich mich grad selbst auf ICT umgestellt hab.


    Lohnt sich wirklich. Ob du dazu ärztliche Hilfe brauchst, musst du selber abschätzen. Lieber einmal mehr begleitet werden als dann den Schaden ausbaden. Es geht aber auch alleine, resp. mit Hilfe von Foren wie diesem.

  • Zitat

    Wie sieht das denn bei euch aus? Experimentiert ihr selbständig mit der Einstellung oder behaltet ihr (wie ich bisher) die Empfehlungen aus der Klinik stur bei?


    Starre Ess- und Spritzmengen waren vor und in den 1970-er Jahren üblich, weil es damals noch keine Blutzuckermessung zuhause gab, sondern nur Blutzuckermessung beim Arzt im Labor, mit Bekanntgabe des. Messwertes beim nächsten Arztbesuch, oder wenn man schon ein Telefon hatte, nach ein paar Tagen.


    Zitat

    Könnte mir vielleicht mal jemand seinen Spritzplan schreiben, wenn er gewichtsmässig in etwa in meinem Bereich liegt?


    Auch bei gleichem Körpergewicht und gleichen Mahlzeiten brauchen verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Insulinmengen und obendrein auch noch unterschiedliche Verteilung auf die Tageszeiten.

  • Hallo mri_med,


    erst mal WILLKOMMEN IM FORUM,


    was hast du denn da für einen Arzt? Diabetologe???? Ehr nicht, vermutlich der "Facharzt für leichterkennbare Krankheiten" von "um-die-Ecke", oder?
    Es würde für dich in jedem Fall hilfreich sein, mal zu einem richtigen Diabetologen zu gehen (Diabetologe DDG, nicht Hausarzt mit Diabetes-Zusatz-Kurs).


    Heute, im Jahr 2013, ist in jedem Fall viel mehr für dich drin als feste Ess-Spritz-Schemata.
    Eine moderne Typ-1-Therapie fußt darauf, die Basalversorgung mittels Verzöggerungs-Insulin (bzw. Pumpen-Basalrate) sicherzustellen und nebenher die Mahlzeiten (wann auch immer sie anfallen) mittels kurzwirksamen Insulinen zu "versorgen". Typischerweise hat man für verschiedene Tageszeiten verscheidene Faktoren: x I.E. / BE (oder KHE,etc.).


    Wenn du nicht auf den Kopf gefallen bist, kannst du dir das prinzipiell schon auch selbst einrichten. Das erste Ziel müsste sein, zu prüfen, ob die Basalversorgung einigermaßen stimmt. Das würdest du herausfinden, indem du mal das Essen für eine gewisse Zeit (8 Stunde oder so) weglässt und den BZ stündlich misst. So kannst du über die Zeit den ganzen Tag "abrastern". Als nächstes müsstest du deine faktoren austüfteln. Wenn du heute z.B. für deine fixe KH-Menge von 5 BE am Mittag 10 Einheiten spritzt, hast du mittags einen Faktor von 2 I.E./BE...das gilt es dann, unter vielleicht veränderter Basalmenge, auch für andere KH-Mengen und Ess-Zeiten zu prüfen.....


    Meiner Meiung nach solltest du aber zuerst mal mit einem vernünftigen Diabetologen oder einem Diabetes-Berater sprechen und evtl. mal eine Schulung machen, in der dir strukturiert das Wissen und Handwerkszeug vermittelt wird. Dein bisheriger Arzt scheint ja nicht allzuviel von denkenden Patienten zu halten und vielleicht hast du ja sogar noch nie eine schulung gemacht?



    Wünsche dir mal viel Erfolg und bin sehr gespannt darauf, noch öfter von dir zu lesen hier...!


    Grüße


    der max

    Früher war alles besser. Jawohl! Das ist Scheiße! Nichts war früher besser! Das stimmt nicht. Das ist ein Quadratunsinn. Nichts war früher besser. Früher war vieles früher...das ist richtig... (Jochen Malmsheimer)

  • Hallo,


    Danke für eure Antworten. In der Tat bin ich, wie ihr richtig geraten habt, bei keinem Diabetologen, sondern beim normalen Hausarzt, der mehr Landarztcharakter hat und auch in wenigen Jahren in den Ruhestand geht. Dass dieser Wissensstand nicht mehr up-to-date ist, weiss ich, aber er kennt mich natürlich seit bald drei Jahrzehnten, was manchmal auch von Vorteil ist. "Sein" Spritzplan war völlig starr ohne eigene Messung, das habe ich erst einige Jahre nach dem Diabetes angefangen. In der Folge habe ich für die Basalrate selber eine Tabelle gebastelt und mit der Zeit verfeinert, die wenigstens morgens für das Verzögerungsinsulin eine relative Antwort liefert (aber in recht groben Sprüngen). Gleiches gilt für den Abend. Morgens, mittags und abends spritze ich zusätzlich zum Verzögerungsinsulin eine feste Menge an rasch wirkendem Insulin (6 IE). Mittags messe ich den Blutzucker normalerweise nicht. Aus diesem Grund bin ich dann mehr oder weniger auf eine bestimmte KE-Menge angewiesen. Grundsätzlich war das bisher kein Problem, aber es ist schon ein sehr starres System, das viel Disziplin verlangt und die ständige Abschätzung von Essenszusammensetzungen notwendig macht.


    Der HbA1c liegt übrigens bei mir meistens sehr gut (ausser Januar, dann spielt Weihnachten eine gewisse Rolle), die Einstellung würde ich als sehr streng beschreiben. Dennoch treten Unterzuckerungen nur sehr selten auf. Die habe ich mit einem Schokoriegel dann auch gut im Griff.


    Mein Hausarzt stört sich sicher nicht an denkenden Patienten, meine Versuche hat er immer interessiert verfolgt. Aber es fehlt ihm möglicherweise wirklich das Wissen, um hier etwas mehr Unterstützung zu geben. Meine Zuckertagebücher hat er schon immer durchgesehen und auch nachgefragt. Aber sein therapeutischer Ansatz scheint einfach vor Jahrzehnten stehengeblieben zu sein. Vielleicht hilf es euch noch zu wissen, dass er viele Typ-2 Diabetiker betreut, bei denen es natürlich ganz anders aussieht, als bei mir. Die scheinen oft nach einem starren Spritzplan zu leben.


    Nun frage ich mich eben, ob ich dieses System so beibehalten oder einmal in eine Kur (Bad Mergentheim) zur "Neueinstellung" gehen soll. Vielleicht wäre das auch ein Schritt Richtung Pumpentherapie. Darunter kann ich mir noch nichts vorstellen.

  • Dein Spritz-/Essschema modernisieren - Ja, aber am Besten im Zusammenhang mit einer Schulung. Bad Mergentheim hört sich für diesen Zweck schon mal sehr gut an.


    Über eine Insulinpumpe brauchst du dabei erst einmal überhaupt nicht nachzudenken. Die bekommt man erst, wenn es medizinisch notwendig ist, und das ist bei dir zur Zeit ja offensichtlich nicht der Fall.

  • Du musst natürlich nichts umstellen, wenns für dich damit gut läuft. Das Leben würde lediglich entspannter damit. Und gerade wenn du etwas zulegen möchtest, liegt mit der ICT ein Nachschlag drin. ;)

  • Einen Termin bei einem Diabetologen habe ich nun. Wie sieht es denn bei euch aus? Seid ihr primär beim Diabetologen in Behandlung und nur selten beim Hausarzt oder genau umgekehrt? Wer stellt die Rezepte aus für Insulin und Teststreifen? Ich will eigentlich nur ungern zwei Ärzte haben, die ich regelmässig (mehr als einmal im Jahr) besuchen muss, wenn es geht, damit der Zeitaufwand nicht gar so gross wird.

  • Ich bin am überlegen ob ich meine Diabetologin auch zu meiner Hausärztin mache. Mir ist das auch nichts mit zwei verschiedenen Ärzten, mein bisheriger Hausarzt ist ein sehr sehr guter, aber Diabetologisch auf seinem Studienstand von vor 20 Jahren stehen geblieben. Das gibt er auch offen zu und er stellt nicht mal Rezepte aus für Diabetes Hilfsmittel. Da meine Diabetologin auch Allgemeinmedizinerin ist denke ich schon länger über einen Wechsel nach.

  • Schwierigkeiten sehe ich auch darin, beide quasi immer zu synchronisieren, trotz entsprechendem Briefaustausch. Wenn der eine Arzt an der Therapie etwas ändert, muss es ja irgendwie mit dem anderen abgestimmt sein. Mein Hausarzt würde vermutlich rein passiv werden, d.h. er anerkennt den Facharztkollegen und schreibt nur die Rezepte raus. Aber genau diese Wege will ich eigentlich vermeiden, da ich ohnehin schon Schwierigkeiten habe, abends einen Termin einzurichten.

  • Also das mit den Faktoren hat mir damals im KH auch erst am Ende des Besuchs jemand erklärt.
    Hab ihr halt gesagt, daß ich von Zwischenmahlzeiten und so nichts halte und die meinte dann: Dann machen wir das halt anders. Cool. :xD:
    Naja, feste Pläne und genaues Abmessen sind zum Einstellen halt gut zu gebrauchen, deswegen kamen die auch nicht gleich damit um die Ecke.
    Dann bin ich mit dem groben Schema nach Hause und mir wurde gesagt, ich soll das anpassen, wenn's nicht mehr stimmt. War wegen einsetzender Remission auch ratsam. ;)


    Wenn man anfängt, sollte man halt nach dem Aussetzen der Insulin-Wirkung messen und schauen, wo man liegt. Das macht man dann mit verschiedenen Mengen, die man ausmessen sollte, damit man auch vergleichbare Werte und nicht nur "Pie mal Daumen"-Werte hat. Voraussetzung ist da natürlich eine stabile Basalversorgung.


    Ich persönlich denke, daß einem der Arzt bei der Findung von Faktoren auch nicht so viel helfen kann. Wichtige Anhaltspunkte für die Faktoren hast Du Dir in letzter Zeit ja schon erarbeitet. Die wird er auch als Basis nehmen und die evtl. leicht anpassen - komplett neue zu "erdenken" würde ja keinen Sinn machen. Entweder ist der Faktor dann zu hoch, zu niedrig oder richtig geschätzt. Wenn es nicht hin haut, musst Du Dich melden oder eben selber was anpassen. Falls was schief geht, ist es aber natürlich besser, man hat jemanden in der Hinterhand und eine ordentliche Schulung/Einweisung gehabt (es bleiben bei den Faktoren aber eigentlich immer die Regeln des 1x1).


    Aber schau lieber erst mal, was Dir der Kollege vermittelt.

  • Einen Termin bei einem Diabetologen habe ich nun. Wie sieht es denn bei euch aus? Seid ihr primär beim Diabetologen in Behandlung und nur selten beim Hausarzt oder genau umgekehrt? Wer stellt die Rezepte aus für Insulin und Teststreifen? Ich will eigentlich nur ungern zwei Ärzte haben, die ich regelmässig (mehr als einmal im Jahr) besuchen muss, wenn es geht, damit der Zeitaufwand nicht gar so gross wird.


    Mein Hausarzt ist auch mein Diabetologe. Oder umgekehrt... wie man mag.


    Er verschreibt mir alles, hat ein eigenes kleines Labor, bietet Schulungen an usw. usf.


    Diese "Doppelfunktion" erleichtert das Ganze aus meiner Sicht.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Ich bin "Kunde" in einer Gruppenpraxis mit verschiedenen Fachärzten. So hab ich für jedes Wehwehchen einen mehr oder weniger spezialisierten Arzt zur Verfügung bei Bedarf. Meine "Hausärztin" ist nicht speziell ausgebildete Diabetologin, halt einfach mit Spezialisierung auf innere Medizin. Solange bei mir alles gut geht, brauch ich auch keinen Diabetologen. Rezepte krieg ich von ihr und die Testergebnisse könnt ich notfalls auch selber vom Bildschirm ablesen.

  • Ich hab Hausarzt und Diabetologe... Der Diabetologe übernimmt den DM komplett und für den Rest ist der Hausarzt zuständig.... Kein Kompetenzgerangel... Mein Hausarzt sagt, ich kann Dir zur not noch 100TTS aufschreiben wenn´s eng wird, aber ich kenn mich eigentlich nur auf Typ2er... Ehrlich und vernünftig...

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Ich hab Hausarzt und Diabetologe... Der Diabetologe übernimmt den DM komplett und für den Rest ist der Hausarzt zuständig.... Kein Kompetenzgerangel... Mein Hausarzt sagt, ich kann Dir zur not noch 100TTS aufschreiben wenn´s eng wird, aber ich kenn mich eigentlich nur auf Typ2er... Ehrlich und vernünftig...

    So isses bei mir auch, mein Diabetologe macht z. B. den 1c und Füße und den Kram und der Hausarzt restlichen Blutwerte und wenn ich mal ein anderes Wehwehchen habe halt.

  • Hallo,


    ich habe auch einen Hausarzt und einen Diabetologen. Mein Hausarzt behandelt nur Typ 2 und hat mich selber zu einem Diabetologen geschickt. Inzwischen bin ich auch mit meinem Bluthochdruck bei meinem Diadoc weil er nach der Deutschen Hochdruckliga zertifiziert ist. Rezepte für Diabetes und Bluthochdruck werden zugeschickt. Kontrolle der Füße und der Nieren erledigt er alle drei bis 2 Monate. Zum Hausarzt nur wenn ich noch was anderes habe. Ist zwar alles Aufwendig, aber ich will es ja noch möglichst viele Jahre ohne Schäden machen.


    Schöne Weihnachten an Alle


    Andrea

  • Der Hausarzt, der damals meinen DM diagnostizierte, der schickte mich auch zu einem Diabetologen. Es wäre ihm lieber, wenn ich mich mit dem Typ I dort behandeln lassen würde.


    Da sage ich auch: Das ist offen u. ehrlich. Respekt! Jedenfalls besser, als an dem armen Diabetiker herumzuprobieren u. zu verkünden, daß man selbstverständlich auch das behandeln könne.
    So machen es leider einige Hausärzte, glaube ich.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Mein Hausarzt hat das auch gesagt. Du kannst von mir zwar ne grobe Einstellung bekommen wenn du unbedingt willst, aber das wird bestenfalls 0815 werden, deshalb ist es mir lieber du gehst zu einem Diabetologen. Das waren seine Worte ;-)

  • Hallo Mri-med,


    ich "synchronisiere" den Diadoc und den Hausarzt nicht. Der Eine macht Diabetes und Blutdruck, der Andere den "Rest".


    Jeder verdient sein Geld, ich komm gut klar und so ist jeder zufrieden :rolleyes:


    Gruß


    Andrea

  • Ich mach das auch so. Mein Hausarzt ist da, wenn ich ne Erkältung oder Grippe habe und einen Krankenschein brauche, weil ich nicht geradeaus laufen kann oder sonst was. Mein Diadoc macht alles andere, Zucker, alle Laborwerte, sogar impfen oder Unbedenklichkeitserklärung fürs Tauchen etc.