Closed Loop - System

  • In gewisser weise kann ich dem Grundtenor von Geris post zustimmen.


    Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, konnte der Boston "Bionic Pancreas" bei Erwachsenen den HbA1c von 7,3 auf 6,7 im Schnitt senken.
    Hierfür wird eine Doppelpumpe (T:Slim glaube ich) verwendet, die sowohl Glucagon als auch Insulin abgeben kann.


    Mit diesen Werten soll sie zugelassen werden können, wenn die Studie in der nächsten Phase mit mehr Testteilnehmern die gleich "guten" ergebnisse erziehlt.
    Ich muss sagen, dass 7,3 (im Schnitt) schon mal ein wahnsinnig schlechter Ausgangswert ist. Ausgeschlossen aus der Studie wurden nämlich: Schwangere, Diabetiker mit zusätzlicher anderer chronischer Erkrankung, ... also eigentlich fast alles, was einen 7.3er HbA1c entschuldigen könnte.


    Ich finde die Forschung gut, denn sie hat uns Dinge wie genauere Pumpen, CGMS, ... und vor allem viel Grundlagenwissen wie z.B. den Glykämischen Index / Fett+Eiweißberechnung (Ohne Biostator hätte Jenkins das wahrscheinlich nicht gemacht) gebracht.


    Ich denke jedoch auch, dass das aktuelle System momentan nichts für mich wäre. Wenn ich bedenke, dass eine genaue Pumpe und ein CGMS Teil des Systems sind, denke ich *pfeif*, dass ich das damit schon besser hinkriege.


    Wenn ich aber bedenke, wie meine Schwiegeroma im Pflegeheim behandelt wurde, muss ich sagen: Hier liegt das System schon deutlich besser als das, was die Pflegekräfte hinbekommen haben. Wenn ich irgendwann mal in der Lage sein sollte, mich nicht mehr um meine Einstellung selber kümmern zu können, dann wünsche ich mir schon so ein System. - Hoffentlich dann noch weiter fortgeschritten.


    Bei Kindern konnten A1cs von 7.7 bzw. 7.3 (mit Mahlzeiteneingabe) erziehlt werden. Für ein "Ich muss mich um nichts kümmern"-System vielleicht gar nicht so schlecht?


    lg
    Adrian


  • Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, konnte der Boston "Bionic Pancreas" bei Erwachsenen den HbA1c von 7,3 auf 6,7 im Schnitt senken.
    Hierfür wird eine Doppelpumpe (T:Slim glaube ich) verwendet, die sowohl Glucagon als auch Insulin abgeben kann.


    Gut, diese 'geringe' Effizienz habe ich überlesen, war wohl Verdrängung. ;( Das wäre dann die Blaupause nicht wert. Ein funktionierendes System muss den HBA1 auf Normalwerte bringen, sonst erfüllt es seinen Zweck nicht. Die Bequemlichkeit (sich um nix mehr kümmern müssen) ist für mich nur ein Teil der Geschichte. Falls es nur das ist, würde ich dann auch eher drauf verzichten, als mich blind auf irgendwelche automatischen Achternbahnfahrten zu begeben, das macht wenig Sinn.


    Ich erwähnte es bereits: Vor rund 35 Jahren habe ich die Versrpechungen gehört, dass die 'Computertechnik' mir bald eine künstliche Pankreas bringen wird. Wird möglicherweise eine 'leere' Versprechung bleiben. Nach uns vielleicht. ;)

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Warum sollte das für Gesunde mit funktionierender BSD gelten? Sie müssen nicht vollkommen verkabelt durchs Leben laufen, müssen keine zwei Depots herumschleppen (wie groß ist eigentlich das Glucagon-Depot?), müssen keinen Laptop oder Tablet mit sich führen, sie brauchen kein WLAN, ja nicht einmal Strom. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es sich eben um KEINE künstliche BSD handelt, dass, wie erbs schon erwähnt hat, das Insulin weiterhin ins Gewebe injiziert wird (was mich allerdings nicht sonderlich stören würde).
    Heute sehe ich meine Zeit mit CT oft als das dunkle Mittelalter meiner Diabetes-Zeit, die Einschulung in FIT als die große Befreiung, hinaus in ein Leben ohne Grenzen. Trotzdem war auch mit CT einiges möglich.


    Ich habe als Rettungssanitäter gearbeitet mit vielen Nachtdiensten, ich bin den Marathon in 3:10 gelaufen, schneller als später mit FIT, ich hatte als Kletterer, Paragleiter, unterklassiger Fußballtormann, Crossläufer und Skifahrer sehr oft unliebsamen Kontakt mit Mutter Erde (Salto Mortale u.ä.). Ich habe meine zweimonatigen Lehrer-Ferien immer mit Rucksack in irgendeiner Wüste, einem Regenwald, einem Hochgebirge zugebracht, ohne Bett, ohne Strom, oft solo unterwegs.


    Ich schreibe das nicht, um zu zeigen, was ICH mit CT erlebt habe, sondern was MAN mit CT erlebt hat. Allein in meiner näheren Bekanntschaft gab es Typ 1er, die weit abenteuerlicher oder sportlicher unterwegs waren mit CT und mich natürlich motiviert haben.
    Was von all diesen Erlebnissen könnte ich mit dem CL-System verwirklichen. So, wie ich da mit HiTec beladen und verkabelt bin, kann ich vermutlich nichts machen, was ich schon mit CT, und dann natürlich noch viel mehr mit FIT, ohne allzu große Probleme realisieren konnte. Ein Vierteljahrhundert nach meiner FIT-Schulung soll das der große Heilsbringer in der Diabetes-Therapie sein? Alles, was Spaß macht aufgeben, um einige Zehntelprozent an HBA1c zu gewinnen?


    LG Geri

  • Wie soll man sich denn so ein System vorstellen?
    1 Kathetder Insulin, 1 Katheter Gluckose und einen CGM Sensor?


    Da habe ich dann 3 Pflaster am Bauch? Wenn das so ist dann finde ich eher das es einschränkt oder was sagt ihr?


    VG

  • Sie müssen nicht vollkommen verkabelt durchs Leben laufen, müssen keine zwei Depots herumschleppen (wie groß ist eigentlich das Glucagon-Depot?), müssen keinen Laptop oder Tablet mit sich führen, sie brauchen kein WLAN, ja nicht einmal Strom.


    Also ich kann vollkommen nachvollziehen was du sagst. Das Closed-Loop-System ist zunächst einmal nur ein abstraktes Konzept. So wie es aktuell umgesetzt ist, kann man da wirklich nicht von einem praktikablen System sprechen (nur ein Notsystem für extreme Fälle).


    In der Tat denke ich wirklich an einen implantierbares System (zumindest war meine Phantasie vor 35 Jahren schon in diese Richtung), das die Bauchspeicheldrüse eben vollständig ersetzt. Technisch wäre das meines Erachtens sogar machbar, es ist nur nicht finanzierbar bzw. wird es nicht finanziert!


    Gut finde ich es natürlich, dass man sich als Typ1er auch mit CT absolut nichts nehmen lässt, alles ist machbar! Das hast du und haben andere glücklicherweise gezeigt und realisiert. Gut so!

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Genau so ist es wie Geri sagt:
    Hat die ICT gegenüber der CT wirklich etwas für die Diabeteseinstellung gebracht? Die Freiheiten, die selbstverständlich heute keiner mehr missen möchte, haben wir aber mit anderen Einschränkungen erkauft. Zu CT-Zeiten gabe es einfach keine Up-Down-Regulationen; auch nicht so viele selbstgemachte Resistenzen. Heute ist die Lebensweise eines Diabetikers was das Essen anbelangt zwar vermeintlich freier; die richtige Behandlung und Insulindosierung aber weitaus schwieriger weil sie von viel mehr Faktoren abhängig ist.


    Dies würde ich auch bei einem Closed-Loop-System befürchten. Es bringt sicher auf der einen Seite wieder mehr Freiheiten für die man aber an anderer Stelle wieder "bezahlen" muss. Ich denke für Menschen die ihren Diabetes nicht selbst meistern können ist das CL möglicherweise eine gute Sache; für alle anderen nur teurer Schnickschnack der uns wieder einmal von den Herstellern ganz uneigennützig als großer Durchbruch in der Diabetesbehandlung verkauft werden soll (siehe CGMS).


  • Hat die ICT gegenüber der CT wirklich etwas für die Diabeteseinstellung gebracht?


    Also wenn es dir nix gebracht hat, kannst du gerne darauf verzichten, da zwingt dich niemand dazu.
    Ich bin ganz auf eurer Seite, wenn ihr für euch die Entscheidung trefft, dass die 'Konventionelle Therapie' schon gut genug ist. Aber langsam wird mir das hier zu technik- und fortschrittsfeindlich, bitte nicht persönlich nehmen.


    Freilich wehre ich mich auch dagegen, mir irgendetwas als tolle Inovation verkaufen zu lassen, was einfach unpraktikabel und nur teuer ist und nur in der 'Theorie' funktioniert.


    Wichtig ist es, Handlungsfreiheit und vor allem auch Handlungsalternativen zu haben. Ginge es nur ums Geld, gäbe es einmal am Tag Langzeitinsulin für uns Typ1er, und dann können wir sehen, wie wir klar kommen. Ich bin dankbar,dass mir die Solidargemeinschaft die Insulinpumpe finanziert, auch wenn die noch lange nicht das Ende aller Träume ist. Wollte ich mal sagen. Danke.

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • karlhof: Deine Befürchtung in allen Ehren, aber das Closed Loop System quasi aus Prinzip abzulehnen ist wie gegen Airbags, ESP und ABS zu sein mit der Begründung, dass eine Risikoüberkompensation stattfinden könnte.


    Ich wünschte es gäbe schon die Insulinpumpe mit CGM sinnvoll kombiniert, auch wenn ich mir so einen "I-Pod" (Insulinpod) dauerhaft zu tragen noch nicht ganz vorstellen kann. Ich kann das Ding eben nicht an den BH hängen, das sähe irgendwie bei mir ziemlich doof aus.


    Aber wessen BZ gerne mal Jojo spielt, der kann mit einem Closed Loop System - welches mit Informationen über Mahlzeiten gefüttert wird - sicher wesentlich bequemer leben. Dass dies nicht bedeutet sich ne Tüte Chips und O-Saft reinzupfeifen und dann auf die Technik zu schimpfen ist hoffentlich klar. Ist wie Allrad beim PKW - du bist auf schlechtem Untergrund entweder schneller oder sicherer unterwegs, aber der Bremsweg ist bei jeder beliebigen Geschwindigkeit unverändert lang.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Natürlich hat es uns allen die Freiheit gebracht, die sich jeder wünscht. Es ist keine Frage, dass die meisten darauf nie verzichten möchten. Ob aber der Diabetes dadurch besser eingestellt ist, das bezweifle ich. Viele Diabetiker die ich kenne haben schon Probleme bei ihren Insulinpumpen einen verzögerten oder Multiwave-Bolus abzugeben, FPEs zu berechnen, haben noch nicht von up-down-Regulation oder Resistenzen gehört. Die Mittel haben wir, aber sie werden nur zu einem Bruchteil genutzt. Ich denke die Therapie hat sich so weit verkompliziert, dass viele eben mit den technischen Mitteln die heute zur Verfügung stehen auch keine besseren Werte erzielen wie früher mit CT. Die Industrie hat uns schließlich eingeredet, mit Pumpe ist der Diabetes viel besser einstellbar, mit den heutigen Messmethoden kann man den BZ viel besser überwachen etc.


    Grounded:
    Natürlich lehne ich ein CL-System nicht von vornherein ab. Ich fürchte es bringt nur nicht die Vorteile, die wir uns alle erhoffen. Das hat nichts mit Technikfeindlichkeit zu tun. Ich bin gewiss immer bei den early adaptors trotzt meines schon relativ fortgeschrittenen Alters sehr gerne dabei. Aber hier gehts um meine Gesundheit und Lebensqualität und kuck ich mir das lieber erst mal an und entscheide dann.

  • Zitat von karlhof

    Viele Diabetiker die ich kenne haben schon Probleme bei ihren Insulinpumpen einen verzögerten oder Multiwave-Bolus abzugeben, FPEs zu berechnen, haben noch nicht von up-down-Regulation oder Resistenzen gehört.


    Tja, das liegt aber an den Leuten selbst.


    Zitat von karlhof

    Die Mittel haben wir, aber sie werden nur zu einem Bruchteil genutzt. Ich denke die Therapie hat sich so weit verkompliziert, dass viele eben mit den technischen Mitteln die heute zur Verfügung stehen auch keine besseren Werte erzielen wie früher mit CT.


    Ja, die Mittel sind vorhanden. Also wenn jemand dadurch nicht besser eingestellt ist, dann kann er es schlicht und einfach nicht bedienen.


    Bequem ist schön und gut, aber einfach anstöpseln und ohne Gehirn weitermachen geht nicht. Eigeninitiative heisst das Zauberwort. Wenn ich mir was neues kaufe oder mich was interessiert, dann setzte ich mich damit auch auseinander, damit ich es bedienen kann. Das sollte im Zusammenhang mit Diabetes und neuen Therapien sowieso Pflicht sein. Ich habe bisher noch keinen getroffen der durch ICT oder Pumpe schlechter eingestellt war als vorher.
    Wenn ich jemanden treffe würde ich ihm am liebsten die Pumpe abnehmen und jemanden geben der sich wenigstens damit auseinandersetzt.


    Ob jetzt dieses vorgestellte System Top oder Flop ist wird sich erst nach der Anwendung zeigen, aber grundsätzlich: Alles ist besser als CT.


    Zitat von Geri

    ich bin den Marathon in 3:10 gelaufen, schneller als später mit FIT, ich hatte als Kletterer, Paragleiter, unterklassiger Fußballtormann, Crossläufer und Skifahrer sehr oft unliebsamen Kontakt mit Mutter Erde (Salto Mortale u.ä.). Ich habe meine zweimonatigen Lehrer-Ferien immer mit Rucksack in irgendeiner Wüste, einem Regenwald, einem Hochgebirge zugebracht, ohne Bett, ohne Strom, oft solo unterwegs.


    Wieviel Prozent aller Typ 1er geht diesen Beschäftigungen nach? Wieviel wollen das überhaupt? Nur weil was neues kommt heisst das nicht, dass es für jeden zutrifft.


    Es wird hier so gewettert gegen CL dabei hat hier keiner ne Ahnung wie gut oder schlecht das überhaupt funktioniert. Und selbst wenn es nur 100000 Diabetikern das Leben erleichtert ist das schon ein großer Gewinn. Und für viele wäre ein Langzeitwert von 7,3 Top, da sie mit den bisherigen Therapien einfach nicht dahin kommen.

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • Ich wollte keinesfalls die alten CT-Zeiten hier hochjubeln. Für mich bleibt der Umstieg von CT auf ICT der wichtigste Fortschritt seit der Entdeckung, wie man Insulin herstellt. Ich habe diesen Umstieg wie eine Heilung von meiner Krankheit empfunden.


    Warum habe ich all die Dinge aufgezählt, die schon mit CT für Diabetiker ohne weiteres möglich waren? Ich wollte damit nur zeigen, dass dieses neue CL-System nicht nur ein Rückschritt gegenüber ICT ist, sondern auch gegenüber der alten CT. Ein Rückschritt von ca. 50 Jahren.


    Ich gehe davon aus, dass all die genannten Tätigkeiten, die schon unter CT möglich waren, mit diesem CL-System nicht mehr möglich sind. Und ich sehe auch keine Perspektive, wie all die körperlich einschränkenden Faktoren dieses Systems weg entwickelt werden können. Was minimal übrigbleibt, ist eine Dreifachverkabelung. Neben dem Insulindepot, das es ja schon in der Pumpe gibt, braucht man ein Glucagon-Depot am Körper, das ungleich größer sein muss, wenn es Sinn machen soll. Implantierbar? Das wird wohl kaum zu machen sein, und dann werden menschliche Korrekturen des Systems noch schwieriger. Implantierbare Pumpen hatten wir ja schon, haben sich offenbar nicht bewährt.


    Ich kann mir mit diesem CL-System nicht einmal gemütliches Schlafen vorstellen. Ein ewig defensives Leben, dauernde Angst, dass man nur ja nicht unsanft irgendwo dagegen stößt, um nur ja nicht sich selbst zu verletzen oder die sensiblen Apparaturen um sich herum zu zerstören. Sport wird sich wohl auf das Zimmerradfahren beschränken. Verlassen der HiTec-Welt in Richtung Natur oder ferne Länder wird so kompliziert, dass es die meisten wohl bleiben lassen werden.


    Ich genieße viele Seiten des technischen Fortschritts. Aber wenn er uns so weit zurück wirft, kann er mir gestohlen bleiben.


    LG Geri

  • Hi Geri,



    Ich kann mir mit diesem CL-System nicht einmal gemütliches Schlafen vorstellen. Ein ewig defensives Leben, dauernde Angst, dass man nur ja nicht unsanft irgendwo dagegen stößt, um nur ja nicht sich selbst zu verletzen oder die sensiblen Apparaturen um sich herum zu zerstören.


    ich meine, dass das etwas übertrieben ist. ;)
    Diese Argumentation lässt sich 1 zu 1 auch auf die CSII anwenden, die Du, nachvollziehbar begründet, für Dich ausschließt.
    Auf 6000 Höhenmetern bei -30 Grad wird es auch bei der Pumpe schon kritisch sein, dass die Batterien noch genug Saft für den Betrieb liefern ...


    Meine Bedenken gegenüber dem CL-Hype (der die Aktienkurse der beteiligten Unternehmen ankurbeln hilft und Investitionsgelder anfüttert?) bestehen eher darin, dass ich mir so ein System recht reaktiv vorstelle. Letztlich kommt es wohl auch damit darauf an, dass die Grundprogrammierung von Basis und die Definition von Bolus physiologisch angemessen erfolgt. Einfach nur auf niedrige Werte Glucagon abgeben und bei steigenden Werten Insulin scheint mir fraglich als alleiniges Konzept. Also mich täte die Algorithmik solcher Systeme schon mal interessieren.


    Für Diabetiker mit einer ausgeprägten Neigung zu schweren Hypos wäre aber ein System, das pysiologisch passend mit Glucagon intervenieren kann, sicherlich eine große Erleichterung und brächte wohl eine deutlich verbesserte Lebensqualität.


    Manche Medaille hat halt auch zwei Seiten. :rolleyes:


    Gruß
    Joa

  • ....Ich schreibe das nicht, um zu zeigen, was ICH mit CT erlebt habe, sondern was MAN mit CT erlebt hat. Allein in meiner näheren Bekanntschaft gab es Typ 1er, die weit abenteuerlicher oder sportlicher unterwegs waren mit CT und mich natürlich motiviert haben.

    Ich vertrete die Ansicht, dass man mit einem akzeptierten, gut geschulten Typ I Diabetes unter CS II und ordentlichem Eigenengagement ein durchaus normales Leben führen kann (abgesehen von der Kleinigkeit regelmässig zu messen, anzupassen & BEs berechnen zu können) und seine Pumpe zu beherrschen, sprich die Funktionen auch bedienen kann. Wen das nicht interessiert, dem bringt ein Closes Loop ganz sicher auch nichts..


    Ich erwähnte es bereits: Vor rund 35 Jahren habe ich die Versrpechungen gehört, dass die 'Computertechnik' mir bald eine künstliche Pankreas bringen wird. Wird möglicherweise eine 'leere' Versprechung bleiben. Nach uns vielleicht. ;)

    So sehe ich es auch. Ich lebe jetzt seit 40 Jahren mit meinem Diabetes gut; auf "bald gibt es Technik" die ein Dasein eines gesunden verspricht, gebe ich schon lange nichts mehr, denn eigentlich gibt es die schon, nämlich die Insulinpumpen und Katheter, Schlauch, BZ Messungen sind bei mir Alltag und daran wird sich nichts ändern oder glaubt jemand ernsthaft, dass wenn es ein Closed Loop System tatsächlich auf den Markt kommt, dass jeder Typ I er auch eines bekommt?!



    ... Ob aber der Diabetes dadurch besser eingestellt ist, das bezweifle ich. Viele Diabetiker die ich kenne haben schon Probleme bei ihren Insulinpumpen einen verzögerten oder Multiwave-Bolus abzugeben, FPEs zu berechnen, haben noch nicht von up-down-Regulation oder Resistenzen gehört. Die Mittel haben wir, aber sie werden nur zu einem Bruchteil genutzt. Ich denke die Therapie hat sich so weit verkompliziert, dass viele eben mit den technischen Mitteln die heute zur Verfügung stehen auch keine besseren Werte erzielen wie früher mit CT. Die Industrie hat uns schließlich eingeredet, mit Pumpe ist der Diabetes viel besser einstellbar, mit den heutigen Messmethoden kann man den BZ viel besser überwachen etc.

    Ich bezweifle das nicht, ganz im Gegenteil.
    Wer bereit ist die vorhandenen technischen Mittel auch richtig zu nutzen, bei dem verbessert sich auch der HbA1c, wem das zuviel ist und wer glaubt, alle Probleme lösen sich jetzt von alleine, dem bringt es nichts.
    Nur weil eine Basalrate (irgendwann einmal) programmiert wurde und so vor sich hin läuft aber nicht zu meinem Tagesablauf passt, zu Stress, zu Erkrankungen etc. der wird langfristig keine Verbesserung haben, wer aber die Mittel nutzt und auch in der Lage ist, seine BR selbst entsprechend anzupassen und sich auch nicht scheut, aus Eigeninitiative mal ein Basalraten-Test zu machen und entsprechende Änderungen vorzunehmen, bei dem funktioniert es auch.


    Es wird m.E. nach niemals ein technisches Hilfsmittel geben, das einen D.m. "heilt"

    LG PumpenKati


    „Es ist hier die Rede nicht von einer durchzusetzenden Meinung, sondern von einer mitzuteilenden , deren sich ein jeder als eines Werkzeuges nach seiner Art bedienen möge.“

    J. W. v. Goethe

  • Hi Joa,


    Zitat

    Diese Argumentation lässt sich 1 zu 1 auch auf die CSII anwenden.


    Na ja, ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Ein Schlauch und eine etwa Handy-große Pumpe, beides an einer Körperhälfte zu platzieren, das ist keine wirkliche Behinderung. Das macht einen Riesenunterschied zu dem aufwendigen CL-System, das wohl beide Körperhälften benötigt, da muss es durch normale Körperbewegungen immer wieder zu Pannen kommen. Macht ein Glucagon-Speicher unter einem halben Liter überhaupt Sinn?
    Mit der Pumpe kannst du ein Vielzahl von Sportarten ausführen, für die triathletischen Ausdauersportarten scheint sie mir durch die flexibel einstellbare Basalrate sogar von Vorteil gegenüber den Pennern. Außerdem brauche ich mit der Pumpe keine räumliche Nähe zu Computern und WLAN.


    Ich bin mir gar nicht so sicher, dass die Pumpe auf 6000+ Metern bei -30 Grad nicht funktioniert, aber das sollen andere testen. Eigentlich sollten es die Hersteller testen, aber von denen ist in dieser Hinsicht nichts zu erwarten. Ich glaube, dass die Pumpe wesentlich mehr kann als in der Betriebsanleitung angegeben. Der Kanadier Sebastian Sasseville hat unglaubliche Dinge mit der Pumpe realisiert.
    Bei einigen wenigen Aktivitäten sind Pumpis tatsächlich gegenüber Pennern benachteiligt. Bei Sportarten mit unsanften Körperkontakt (davon gibt es viele, allerdings nur wenige, wo diese Situation über mehrere Stunden anhält) und vermutlich beim Tauchen. Probleme sehe ich auch bei Langzeit-Backpacker-Reisen in Gebiete, wo es keinen Support für Pumpen gibt. Man müsste mit Reserve-Pumpe und der gesamten Pen-Ausrüstung als Backup verreisen, was etwas mühsam und voluminös ist.
    Bei uns in Österreich wird bei Pumpen-Einschulungen auch von Seiten der Hersteller immer betont, dass der Diabetiker stets vorbereitet sein muss, zwischen Pumpe und Pen zu switchen. Dann kann man die Vorteile der Pumpe nützen und braucht auf absolut nichts zu verzichten.


    Zitat

    Also mich täte die Algorithmik solcher Systeme schon mal interessieren.


    Mich auch! Sehr! Allerdings genieße ich es sehr, dass ich meine Algorithmen eigenständig verändern kann und so an jede Lebenssituation anpassen kann. Gelingt zwar nicht hundertprozentig, aber macht nichts - es gelingt zumindest ausreichend gut. Gerade das war ja einer der großen Fortschritte durch die ICT, die nun von Pennern und Pumpis gleichermaßen genutzt werden. Ein mulmiges Gefühl hätte ich, wenn ich nun Algorithmen unterworfen werde, die von Menschen programmiert wurden, die sich mein Leben nicht einmal vorstellen können.


    Zitat

    Für Diabetiker mit einer ausgeprägten Neigung zu schweren Hypos wäre aber ein System, das pysiologisch passend mit Glucagon intervenieren kann, sicherlich eine große Erleichterung und brächte wohl eine deutlich verbesserte Lebensqualität.


    Genau für diese Menschen lohnt es, durch sinnvolle Forschung ein leichteres und sicheres Leben zu schaffen. Etwa 11% der Typ 1er erkennen ihre Hypos nicht rechtzeitig. Ein System, das diesen Menschen hilft, sollte aber auch nicht aufgebläht sein. Ein sicheres Alarm-System ist ausreichend, um den Mangel gegenüber jenen, die Hypos rechtzeitig erkennen, zu beheben.
    Und wer will seine Hypos schon mit Glucagon bekämpfen. Da will ich schon etwas Köstliches. Wenn schon Hypo, dann soll's ein kulinarischer Festakt werden.


    LG Geri

  • Moin Geri,

    Das macht einen Riesenunterschied zu dem aufwendigen CL-System, das wohl beide Körperhälften benötigt, da muss es durch normale Körperbewegungen immer wieder zu Pannen kommen. Macht ein Glucagon-Speicher unter einem halben Liter überhaupt Sinn?


    Da würde ich erst mal noch zugute halten, dass die Systeme als Prototypen zu sehen sind.
    CGM gibt es z.B. unterdessen in den Pumpen integriert und Medtronic bringt dieses Jahr eine Kombi-Set aus Katheter und Sensor unter einer Klebefläche, das auch gemeinsam gesetzt wird.
    Dann fehlt es noch an der Glucagon Zufuhr. Ein Investitionsgeldsammler zeigte ein Modell als Patchausführung mit mehreren Kammern und einem Prozessor. So als Richtungsidee vlt. interessant?


    Die Glucagonmenge sollte wohl nicht das Problem sein. Eher die Stabilität von gelöstem Glucagon?

    Zitat

    Etwa 11% der Typ 1er erkennen ihre Hypos nicht rechtzeitig. Ein System, das diesen Menschen hilft, sollte aber auch nicht aufgebläht sein. ...
    Und wer will seine Hypos schon mit Glucagon bekämpfen. Da will ich schon etwas Köstliches. Wenn schon Hypo, dann soll's ein kulinarischer Festakt werden.


    Unter den 11% sind wohl insbesondere die Diabetiker, bei denen die Schädigung der Alphazellen bereits so weit fortgeschritten ist, dass die eigene Glucagonantwort nicht mehr funktioniert. Das sind dann meist auch die mit Neigung zu Bewusstseinsverlusten und zu phIR (posthypoglykämische Insulinresistenz).
    Da wäre eine in physiologischer Größenordnung ansetzende Glucagonregulation als Workaround schon nicht übel. Für den Rest ist Closed-Loop wohl ziemlicher Overkill und lässt sich durch eine zweckmäßige Therapie i.d.R. recht gut auch "zu Fuß" umsetzten.
    Das Glucagon-Notfallkit kann man wohl nicht mit einer physiologischen Glucagonantwort vergleichen. Zumal ein Kit in der Regel auch den Helfer braucht, der es zur Anwendung bringt.

    Zitat

    Ein sicheres Alarm-System ist ausreichend, um den Mangel gegenüber jenen, die Hypos rechtzeitig erkennen, zu beheben.


    Da beißt sich die Katze etwas in den Schwanz in Sachen Time-Lag und Fehlermöglichkeiten der CGM. Allerdings lässt sich schon jetzt sehr viel durch ein CGMS abfangen. Und auch ein CLS (Closed-Loop-System) arbeitet bislang mit interstitieller Glucosebestimmung. Eine arterielle Glucosemessung, die ohne Komplikationen laufen kann, gibt es wohl bislang nicht.


    Gruß
    Joa

  • . Eine arterielle Glucosemessung, die ohne Komplikationen laufen kann, gibt es wohl bislang nicht.


    Ja, das ist leider etwas, das man bei der Diskussion immer vergisst, letztlich ist die venöse BZ-Bestimmung ja auch immer nur ein Hinweis (wenn auch ein wirklich brauchbarer) auf den tatsächlichen BZ. Also vermutlich ist auch das ein Grund, warum echte CL-Systeme immer noch nicht wirklich gut funktionieren.

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!