Der Büroumtrunk

  • Ich kann euch beruhigen - das normale Projekt-Volk ist genauso verfressen. Da muss es nur eine Stelle geben, wo alle wissen, dass das dortige Futter freigegeben ist, dann kommt auch jede beliebige Menge Kuchen, Haribo oder sonstwas gut weg. Bis hin zu einer 1000g(!) Toblerone-Stange, die ein externer Kollege aus der Schweiz angeschleppt hat. Das war 2 Monate vor meiner DM-Diagnose und ich bin sicher DER war Schuld. :D


    Aber ich gebe zu, den DM auch als Ausrede zu nehmen, damit ich nicht zum Reste vernichten herhalten muss. So ab Mitte 40 landet das Zeug so gnadenlos auf der Hüfte, dass man schon mal sortieren sollte, was es auch wert ist. Nur weil sich da einer beim Grosseinkauf beim Bäcker verschätzt hat, muss es ja nicht mein Rettungsring werden... :whistling:


    Lg, Hubi


    PS: Kann hier jemand Tapas schätzen? Irgendwann vergesse ich immer, wo ich war...

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Bis hin zu einer 1000g(!) Toblerone-Stange, die ein externer Kollege aus der Schweiz angeschleppt hat. Das war 2 Monate vor meiner DM-Diagnose und ich bin sicher DER war Schuld.


    ... schon mal geguckt, ob er in der Zwischenzeit nicht auch hier im Forum ist. :rofl Gruß thomas

  • Was muss man denn für ein halbes Glas Sekt inklusive O-Saft insulinieren? :O)
    In meiner Arbeit spielt Diabetes überhaupt keine Rolle, also für die anderen.
    Manchmal kommt ein interessiertes "Woher weißt du, wieviel Insulin du für dieses Stück Kuchen brauchst?" Dann erzähle ich etwas von Schätzen und Erfahrungswerten und damit ist das Thema auch vom Tisch.

    Easy come, easy go.

  • @nemo: Das hätte ich gemerkt - der war ganz astrein die Sorte selbstverliebter Super-Consultant. Hier in Frankfurt stolpert man quasi ständig über solche Gestalten.
    Es ist wie ne Mischung aus Brazil und Stromberg...man muss nur gut genug hingucken. :D



    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • ... eben 'n eschte Berater im Anzug. Was für eine Richtung ist das bei Euch auf der Arbeit Anlage-Bank-Geld oder EDV, Kosmetik? (kleiner Scherz, das mit der Kosmetik :rofl )


    Gruß thomas

  • Projektmanagement Bank. Mit einem Bein in der IT und mit dem anderen im Fachbereich, wo Konzept und Kohle herkommen muss. Nicht, dass ich mir je sowas als Job vorgestellt hätte, aber wir sind ja bekanntlich nicht auf dem Ponyhof. Nachdem sich schon ein paar Lehrer geoutet haben...macht hier jemand was ähnliches?


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Na, ihr macht mir ja Mut. Bei mir weiß es immer noch niemand im Büro / in der Firma. Ich weiß gar nicht, wie ich es nun schon über ein Jahr geschafft habe, dies zu verheimlichen. Ich zögere das nun schon so lange hinaus, weil ich weiß, dass viele der Meinung sind, dass Diabetiker nicht belastbar sind. Dies empfinde ich aber nicht so. Vielleicht musste ich mir das nun erst mal selber beweisen. Und wenn meine Kollegen dann erfahren, dass ich schon länger Diabetiker bin, dann sehen sie es vielleicht auch anders. :hmmz:


    Dass bei einigen von euch die Kollegen immer noch fragen, ob man denn den Schokoriegel essen darf als Diabetiker, ist schon heftig. Naja, meine Mutter versteht es auch nicht so ganz. Wenn ich ablehne, bei ihr spontan was zu essen, sagt sie öfter "Ach ja, das darfst Du ja nicht essen!" Und jedes Mal sage ich ihr, dass ich es nur deshalb nicht esse, weil ich dafür spritzen müsste und das nicht möchte.


    Ich befürchte, dass einige meiner Kollegen auch nicht nachvollziehen könnten, dass ich als Diabetiker auch Süßes essen darf - wenn ich dafür spritze.


    Vielleicht sollte ich ein kleines internes Seminar zum Thema "Auch Diabetiker Typ 1 dürfen essen." veranstalten. :essen:
    Aufbauseminar wäre dann "Ich darf meinem Diabetiker-Kollegen alles Essbare anbieten - aber er darf auch ablehnen." :thumbsup:

    Kann nicht schlafen, kann nicht essen,
    kann Deine Augen nicht vergessen.
    Die Zeit steht still- Du bist so fern,
    Du fehlst mir so mein kleiner Stern.

  • Ich halte es für eine gute Vorgehensweise erst mal so weiter zu machen wie bisher. Wenn die Kollegen dann vom Diabetes erfahren werden sie denken, mensch das hätt ich nicht vermutet. Mütter sind da kein Maßstab. Meiner Mutter tat das Spritzen immer viel weher als mir.

  • Gika: verheimlichst du den DM denn bei den Kollegen, oder hast du es ihnen nur nicht direkt auf die Nase gebunden?
    (...bin zu faul für diese strubbelige Zitierfunktion :huh: )


    Ich habe es vor 3 Jahren im neuen Job so gehalten, dass ich den DM keinem direkt erzählt habe, aber im Beisein von Kollegen gemessen habe und (natürlich) in der Kantine Insulin gespritzt habe. Mancher hat mich irgendwann gefragt, was ich da mache, anderen nicht, aber zumindestens im Team haben es irgendwann alle gemerkt. Das ist einfach kein Thema...ich weiss auch nicht von allen, ob sie irgendwelche Krankheiten mit sich herumschleppen.


    Übrigens ist meine Mutter auch immer noch häufig irritiert und denkt, wenn ich was nicht essen will, dann darf ich nicht. Allerdings habe ich mir auch ein paar Prinzipien angewöhnt, so dass das durchaus so rüberkommen kann. Zum Beispiel lehne ich es ab, O-Saft zum Frühstück zu trinken. Das muss ich mir einfach nicht geben.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • So ähnlich wie bei Hubi ist es bei mir auch. Mein neues Team weiß von meinem Diabetes, das lief aber total beiläufig, weil ich im Beisein aller messe und spritze. Ich habe es einfach vergessen und es ist so sehr selbstverständlich, dass ich das nicht groß thematisiert habe. Dabei ist mir vor kurzem eingefallen, dass ich sie noch informieren sollte, dass bei Diabetes rein theoretisch die Gefahr von Bewusstlosigkeit gegeben ist... Muss noch überlegen, wie ich das übermittle, ohne dass da Panik ausbricht. Andererseits endet mein Arbeitsvertrag eh im Sommer...


    Zum Threadthema: Ich war kürzlich bei einem Brunch und habe eine Frühstücksplatte bestellt. Dazu hätte ein Glas Sekt ODER ein Glas Saft gehört. Eigentlich wollte ich den Sekt, vergaß es aber, den explizit zu bestellen. Ich bekam das Glas Saft. Hmhmhm... dumm gelaufen. Ich beschloss, eine Einheit mehr zu spritzen und den Saft in kleinen Schlücken zu trinken und ggfs. was stehen zu lassen. Das erwies sich im Nachhinein als Segen, denn nach dem Brunch hatte ich unvorhergesehen einen 20-minütigen Fußmarsch unter voll laufendem Bolus. Kurz vorher habe ich den Saft vollständig ausgetrunken. Ich hatte nach dem Fußmarsch BZ-Traumwerte, obwohl Brunch bei mir BZ-mäßig fast immer schief geht. ^^

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Projektmanagement Bank. [...] Nachdem sich schon ein paar Lehrer geoutet haben...macht hier jemand was ähnliches?

    Ich mach Verfahrensentwicklung u.a. im Bereich Kristallisation, das Lantus Insulin ist zwecks Optimierung einer Trennstufe vor zig Jahren mal durch "mein" Labor gelaufen. Die letzten Jahre hab ich aber mit der Entwicklung neuer Rauchgaswäschen verbracht.


    Ich werd kein Geheimnis aus DM machen. Das hässlichste werden eh die ersten Wochen ... hab weder Bock mir in der Kantine öffentlich den Pen zu geben noch mir "heimlich" auf dem Kantinenklo den Schuss zu setzen oder gar mittags auf Dauer im leeren Büro mitgebrachte Stullen zu fressen um dann abends um 7 noch was zu kochen statt auf der Terrasse die Abendsonne zu genießen. Meine paar Jahre im Ausland hab ich hinter mir, da kann mich die Firma sowieso kreuzweise und kann sich nen anderen Dummen suchen.


    Beim nächsten Brunch werd ich einfach versuchen "sparsam" zu sein und mich bestmöglich von KH fernzuhalten.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • In der Anfangsphase sicher sinnvoll, aber im Lauf der Zeit solltest du voll zuschlagen und genießen können.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Jamuna: ja, manchmal hat man einfach "Schwein".... ^^
    Ich hab mitbekommen, dass dein Arbeitsvertrag nicht mehr weiterläuft. Tut mir sehr leid, aber ich hoffe, mit deiner positiven Einstellung wirst du es schaffen, was zu finden. Ich drück dir die Daumen!


    Grounded: das mit der Spritzerei in der Kantine fand ich anfangs auch nicht leicht (schon gar nicht als Neue, also DM neu und Job auch neu). Aber auch dank diverser Diskussionen hier im Forum habe ich mich dazu gezwungen, um mein Leben nicht unnötig zu verkomplizieren. Das kann ich im nur empfehlen - gewöhn es dir gar nicht erst an, dich damit zu verstecken. Der DM wird sonst zu einer viel größeren Belastung, als er sein muss!
    Mein einziges Zugeständnis an die Gefühlswelt meiner Mitmenschen ist, dass ich versuche, den Blutstropfen beim Messen diskret aus der Sichtweite zu halten. Das mache ich, seitdem ich bemerkt habe, dass der Kollege am Schreibtisch hinter mir kein Blut sehen kann (der kippt dann echt um...hat er zumindest mal erzählt). 8|


    Schönes Himmelfahrts-Wochenende!


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Das kann ich im nur empfehlen - gewöhn es dir gar nicht erst an, dich damit zu verstecken. Der DM wird sonst zu einer viel größeren Belastung, als er sein muss!
    Mein einziges Zugeständnis an die Gefühlswelt meiner Mitmenschen ist, dass ich versuche, den Blutstropfen beim Messen diskret aus der Sichtweite zu halten.


    Sehr richtig!!! Verstecken sollte man sich nicht....nur wirklich ein wenig auf die Mitmenschen achten, die sich davor erschrecken könnten...war für mich auch immer der einzige Grund in der Öffentlichkeit etwas vorsichtiger zu sein...aber eben ohne sich das Leben zu verkomplizieren!!!


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • .. so viel Interesse wie bei vielen Kollegen von Euch habe ich bei mir bisher nicht gehabt. Wenn ein Kollege das Thema angesprochen hat, dann meistens nur um mir seine Erfahrungen in der Verwandtschaft zu erzählen, und das waren dann Typ 2 Diabetiker. Wenn ich anfangen wollte zu erklären, sind die Kollegen schnell verschwunden. Deshalb konnte ich auch immer Empfängen und Geburtstagen essen und trinken was ich wollte, ohne dass mich jemand maßgeregelt hätte.


    Ach übrigens, angegeben habe ich den Diabetes bei zwei von drei Stellen. Diese waren im öffentlichen Dienst. Die dritte Stelle war bei einem großen Unternehmen, da wurde ich dann Abteilungsleiter. Ich glaube nicht, dass mir eine Angabe des Diabetes geholfen hätte.


    Gruß thomas

  • Ach übrigens, angegeben habe ich den Diabetes bei zwei von drei Stellen. Diese waren im öffentlichen Dienst. Die dritte Stelle war bei einem großen Unternehmen, da wurde ich dann Abteilungsleiter. Ich glaube nicht, dass mir eine Angabe des Diabetes geholfen hätte.

    Glaube ich auch nicht. Wenn man egal mit welcher chronischen Krankheit nicht so leistungsfähig ist, wie sich der Arbeitgeber das bei der Einstellung vorgestellt hat, gibt es sowieso ein Problem. Entweder hat man sich selbst verschätzt bei der eigenen Leistungsfähigkeit oder der AG hat nicht sauber rübergebracht, worum es bei der Stelle geht. Da ist weniger der DM das Problem sondern eher die Frage, ob das wirklich der passende Job oder Firma ist.
    Für mich stelle ich eher fest, dass meine Bereitschaft, mich stressen zu lassen, abnimmt. Ich bin einfach sensibler dafür geworden, wie sehr mir dauerhafter Stress über ein gewisses Maß hinaus schadet. Und mich ärgert, dass ich mir deshalb gerade ein Blutdruckproblem einfange... Andererseits kann man sich auch nicht nur in Watte packen, die Brötchen wollen auch verdient werden (zumindest solange es geht).



    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Mein einziges Zugeständnis an die Gefühlswelt meiner Mitmenschen ist, dass ich versuche, den Blutstropfen beim Messen diskret aus der Sichtweite zu halten. Das mache ich, seitdem ich bemerkt habe, dass der Kollege am Schreibtisch hinter mir kein Blut sehen kann (der kippt dann echt um...hat er zumindest mal erzählt).


    Es gibt auch den ein oder anderen Kollegen, da würde ich das nicht als Nachteil sehen, wenn sie kein Blut sehen können. Da würde ich den Piekser schon manchmal bedrohlich in die Hand nehmen, wenn sie mir auf den Keks gehen. :D



    Für mich stelle ich eher fest, dass meine Bereitschaft, mich stressen zu lassen, abnimmt. Ich bin einfach sensibler dafür geworden, wie sehr mir dauerhafter Stress über ein gewisses Maß hinaus schadet.


    Danke Hubi. Das geht mir auch so, und belastet mich oft, was den Stress, wenn auch in anderer Form, zusätzlich erhöht. Ich schaffe es leider zu wenig, mich nicht stressen zu lassen. :huh:

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Für mich stelle ich eher fest, dass meine Bereitschaft, mich stressen zu lassen, abnimmt.


    Stimmt, das ging mir irgendwann auch so. Gut finde ich die Möglichkeit auf Teilzeit zu gehen. Bis 80% macht man auch jede Gehaltserhöhung und Beförderungsstufe mit. Gruß thomas

  • Permanenter Stress ist tödlicher als Diabetes.
    Wenn man sich das klarmacht, ist es einfacher Grenzen zu ziehen.
    Man kann nicht alles eliminieren was Stress verursacht.
    Aber manchmal sind es hauptsächlich die Erwartungen anderer die einen unter Druck setzen.
    Schon eine Rechtfertigung das ich was nicht esse, trinke oder mache ist Stress.
    Im Job heisst das, auch mal nein sagen oder :
    ich zitiere meine (10!!) jährige Tochter: Das ist nicht mein Problem.
    Die Tür zu machen, wenn Zeit- und Krafträuber kommen.
    Nach Hause gehen und Blätter harken.
    Sich keine Arbeit mit nach Hause nehmen.
    Einen Tag freinehmen und in eine andere Stadt fliegen und nicht an die Arbeit denken.
    (ich konnte meine HbA1c um fast 1% senken ohne die Therapie zu ändern, weil mein Schlaf besser ist und daher die Nüchternwerte)


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg