BE Faktor verändern. Warten oder handeln?

  • Ausgangssituation


    Anfang November 2014 wurde bei mir Diabetes mellitus Typ 1 diagnostiziert. Seit dem bin ich in fachkundiger Behandlung. Über die Feiertage hat aber die Praxis geschlossen. Vor den Feiertagen ist der Faktor für das Frühstück schon in Absprache mit meiner Diabetologin von 1,5 auf 1,2 reduziert worden. Nun ist mir aber aufgefallen, dass der Faktor morgens eventuel immer nicht passt. Die Werte fallen, für mich, unerwartet stark ab .Nun denke ich darüber nach den Faktor zu verändern. Da ich aber noch ungeübt darin bin trau ich mir das nicht alleine zu. Ich hoffe hier einige Erfahrene Diabetiker zu finden die etwas dazu schreiben können. Als Bolus verwende ich Novorapid (Faktor: Morgens 1,2, Mittags 1,5 und Abends 2,0) und als Basis Lantus 10 Einheiten.


    Auszug aus dem Tagebuch


    DATUM UHRZEIT BLUTZUCKER MAHLZEIT BOLUS
    30.12.2014 09:19 87 4 5
    30.12.2014 12:28 74 7 9
    31.12.2014 10:30 148 4 5
    31.12.2014 14:28 88 4,6 7
    01.01.2015 10:10 94 4 5
    01.01.2015 14:00 64 7,5 9

  • Moin,


    da Du noch neu im "Geschäft" bist, würde ich raten, die Werte erstmal beizubehalten. Die sehe doch ganz prima aus (hätte manch "Oldie" auch gerne :) ).

    Beste Grüsse,
    Akina


    "Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist "
    (M.Born)

  • Find auch, dass das eigentlich vernünftig aussieht. Wenn du sicherer sein willst, mess 1.5h nach dem Essen (Peak), dann 3h und dann nochmal 4.5h.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Akona vielen Dank für die Schnelle Antwort. Mein Problem ist, dass sich Werte unter 80 mg/dl wie eine leichte UZ anfühlen. Ab Werten von unter 70 mg/dl kann ich kaum noch richtig Denken. Der Zielbereich wurde deswegen auch auf 80 - 140 mg/dl festgelegt als Zielwert habe ich 120 mg/dl. Persönlich strebe unter 100 an.

  • Vielen Dank für die Schnelle Antwort. Mein Problem ist, dass sich Werte unter 80 mg/dl wie eine leichte UZ anfühlen. Ab Werten von unter 70 mg/dl kann ich kaum noch richtig Denken. Der Zielbereich wurde deswegen auch auf 80 - 140 mg/dl festgelegt als Zielwert habe ich 120 mg/dl. Persönlich strebe unter 100 an.

  • Hallo, herzlich wilkommen.


    Ich finde Deine Werte recht niedrig. Fühlst Du Dich wohl, oder hast Du Hyposymtome ??


    Wenn nicht würde ich auch erstmal nichts machen.


    Wenn Du aber Anzeichen von Unterzucker verspürst würde ich schon was ändern.


    Sind die Werte den ganzen Tag auf dem Niveau ? Dann ist evtl. zu viel Basal im Spiel.


    1 IE weniger testen geht immer, kostet nichts und die Bullen holen Dich auch nicht ab.


    Früher hat man gelehrt, das 1 IE mehr oder weniger die Schwankungsbandbreite ist welche schon durch das spritzen bedingt auftritt.


    Ich wünsche Dir noch einen guten Start ind neue Jahr.


    MFG


    Deshalb: Probieren geht über studieren. Hpos sind gefährlich.

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • Das mit unter 100mg/dl würde ich erstmal lassen bis die Remission vorbei ist. Und das mit UZ-Gefühlen bei 80mg/dl kann daher kommen, dass Du vorher mit sehr hohen Werten rumgelaufen bist. Der Körper muss sich erstmal gaaaaaaanz langsam umstellen.

    Beste Grüsse,
    Akina


    "Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist "
    (M.Born)

  • Was spricht gegen einen Änderungsversuch. Geh in sehr kleinen Schritten vor und teste immer mindestens 2 Tage mit der veränderten Dosis. Vielleicht fühlst du dich dann besser, wenn nicht, zurück kannst du doch jederzeit.
    Viel Erfolg und
    lg kerstin

    Erfahrung ist nicht, was einem Menschen widerfährt,
    sondern das,
    was er daraus macht!

  • Mein Problem ist, dass sich Werte unter 80 mg/dl wie eine leichte UZ anfühlen. Ab Werten von unter 70 mg/dl kann ich kaum noch richtig Denken. Der Zielbereich wurde deswegen auch auf 80 - 140 mg/dl festgelegt als Zielwert habe ich 120 mg/dl. Persönlich strebe unter 100 an.



    Naja, ich würde nicht gerade einen Zielwert unter 100mg/dl anstreben :pupillen: !


    Du musst auch bedenken, das die BZ Messgeräte auch noch eine "Toleranz", also nicht 100% genau den BZ anzeigen!!


    Bedenke auch, dass wenn Du ständig unter 100mg/dl anstrebst, das auch die UZ Gefühle schneller "verloren" gehen!


    Also lieber mal einen Zielwert von 120 - 140 festlegen!! Gerade, wenn auch noch eine Remission da ist!!!


    LG


    Alex

    Pour en arriver la

  • Wenn du eine Remission hast seh ich das anders. Hab selbst eine, bin seit Mai 2014 dabei. Die Remi ging wenige Wochen nach dem Insulinieren los. Von 290+ kommend haben sich auch 130 angefühlt wie heute 60, das ist normal. Bis ich begriffen hatte, dass mir jemand ins Konzept pfuscht, waren das interessante Jojo-Tage.


    Quizfrage ist, ob dir irgendwas regulierend in den BZ Spiegel eingreift. Meine Bauchspeicheldrüse ist zum Beispiel der Ansicht, dass "85" ein toller Wert ist. Liege ich drüber quält die sich mit Eigensinsulin bis dieser Wert erreicht ist. Bzw. der Regelkreis ist so außer Übung, dass es dann durch Eigeninsulin(!) in den Keller geht.


    Einfachste Option: Einfach mal eine Mahlzeit ausfallen lassen, nichts essen und messen. Stehen sackstabile Werte an, ist das Basal sicher nur teilschuldig und du kannst davon ausgehen, dass ne regulierend wirkende Eigenproduktion vorliegt. Danach kannst du interessehalber ausprobieren, wie viel Eigenproduktion noch anliegt. Ess gut definierte 20g Kohlehydrate und messe dann über 6h, wie sich der BZ entwickelt. Im Juni hatte ich noch einen Apfel mit 2KHE in weniger als 3h auf meinen Startwert runtergedrückt. Aktuell eher nicht...


    Strebe bei Restaktivität genau den Wert an, den dein Körper haben will. Wenn die irgendwann versagt kannste immer noch hochgehen úm ein Sicherheitspolster zu haben. Ich bin gut gefahren mich KH arm zu ernähren, um die "Insulinierungsfehler" absolut gesehen möglichst klein zu halten.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Viele Dank für die vielen hilfreichen Hinweise.


    Hier mal die Werte des heutigen Tages.


    DATUM UHRZEIT BLUTZUCKER MAHLZEIT BOLUS


    01.01.2015 10:10 94 4 5
    01.01.2015 14:00 64 7,5 9
    01.01.2015 18:58 157 5 10
    01.01.2016 23;00 99


    Da der BZ von 64 sehr unangenehm war habe ich 1,5 BE Traubenzucker gegessen die ich nicht mit einen Bolus abgedeckt habe. Deswegen stieg der BZ zum Abend auf 157 an. Werte über 150 korrigiere ich, wie mit meiner Diabetologin festgelegt, mit 1 IE pro 50 mg/dl. Um 23 Uhr habe ich 10 IE Lantus injiziert und der BZ liegt bei 99. Eventuell war es zu ehrgeizig auf werte unter 100 mg/dl zu Spechten (zumal dann auch Hunger einsetz) und die Diabetologin und die Dia Assistentin liegen mit dem Zielwert von 120 sehr richtig.


    Was gegen eine Korrektur des BE Faktor spricht, ist eine gute Frage. Eigentlich nichts anderes als die Unsicherheit. Von der Remission und der Eigenleistung merke ich eigentlich Garnichts. Ich werde das mit dem Ausfallen lassen einer Mahlzeit mal ausprobieren.

  • Tipp: geh auf 1 beim Frühstück, da schon laut Doc von 1,5 auf 1,2 reduziert. Deine Remphase läuft ja auch noch, das erklärt auch die etwas tieferen Werte zwischendrin.

  • Hallo nikp,


    Anfangs ist es ungewohnt, eine Medikation selbständig zu machen, das ging mir auch so. Allerdings setzte bei mir die Remission sehr schnell und so ausgeprägt ein, dass mir gar nichts anderes übrig geblieben ist. Da Du die Dosierung nach unten schraubst, kann auch bei Dir eine Remission eingetreten sein, möglicher Weise verstärkt sich das noch, auch hier gibt es leider keine allgemeingültigen Regeln. Du kannst aber mit DM nur flexibel leben, wenn Du lernst, auf jede Situation einzugehen. Und dann hast Du so viele Anpassungen durch Lebensumstände, dass Du unmöglich alle mit der Diabetesberaterin besprechen kannst.
    Also sei mutig und probiere aus. Wichtig ist nur, dass Du viel misst und z.B. beim Autofahren kein Risiko eingehst. Allerdings hast Du ja noch eine sehr gute Hypowahrnehmung, so dass das Risiko, eine zu spät zu bemerken, recht klein ist. Das ist übrigens auch ein Grund, nicht allzu ehrgeizig tiefe Werte anzustreben. Du gewöhnst Dich so oder so an tiefere Werte und für die Remission gelten eigentlich keine anderen Zielwerte als sonst. Gute Werte sind nur etwas leichter und konstanter zu erreichen, da die BSP durch Eigenproduktion Schwankungen ausgleichen kann.
    Wenns mal schief geht und Du einzelne hohe Werte hast, einfach Korrigieren und sich nicht ärgern. Ich schieße auch immer mal wieder über 200 hinaus und habe trotzdem einen Hb1AC unter 6.
    Ein permanentes Messsystem erleichtert Dir übrigens am Anfang das Lernen erheblich. Du kannst ja mal in die Sparte CGM oder FGM schauen.
    viele Grüße
    Ikebana


  • Werte über 150 korrigiere ich, wie mit meiner Diabetologin festgelegt, mit 1 IE pro 50 mg/dl.


    Du schreibst weiter oben, Dein Zielwert ist 120 mg/dl. Wenn ich das in Deinen Beispielen richtig gesehen habe, korrigierst Du aber keine Werte unter dem Zielwert? Korrekturfaktor heißt nicht nur korrigieren, wenn der Wert zu hoch ist, sondern auch, wenn er vor der Mahlzeit zu niedrig ist, also den Bolus dann zu reduzieren. Damit würde ich an Deiner Stelle anfangen und das erst einmal probieren.

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Wenn Du in eine Hypo rutschst oder in die Nähe kommst, dann reduziere halt langsam. Beim nächsten Termin mit dem DiaDoc besprechen.


    Bei unserer Erkrankung ist es eben (im Gegensatz zu anderen) so, daß man auch mal allein, ohne Absprache mit dem Arzt, handeln muß.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • FGM wäre am Anfang tatsächlich eine gute Sache. Dummerweise stellen sich die Kassen quer - wenn dir 120€/Monat für Sensoren "egal" sein können, du wirst eine sehr steile Lernkurve sehen.


    Anbei ein paar Beispiele wie sowas aussehen kann. Die Kurven sehen mit FGM nett aus, kannste aber auch mit Teststreifen im Stundentakt aufnehmen, empfehle dir auch am Anfang Mahlzeiten zu wiederholen. Ist manchmal etwas eintönig, aber es hilft "deinen" korrekten Bedarf zu ermitteln. Und nicht wundern wenn sich was ändert. Ist vollkommen normal - bei mir passiert ne Änderung des Bolusfaktors von 20% von heute auf morgen, kann dafür Wochen wieder stabil sein. Mal hoch, mal runter ... mit Restaktivität kann ich zum Beispiel ein Steak mit Salat ganz ohne Korrektur essen. Offiziell keine Kohlehydrate, die Fett-Protein-Einheiten sind so langsam, die gehen im Basal nebst Restaktivität quasi unter und sind unter 30 mg/l als langsamer "Buckel".


    Beispiele: "Eigenhypo" durch Eigeninsulin. Eigentlich war ich schön stabil, Anzeigewert des Sensors 60, echte 80, und hab dann 20g schnelle Kohlehydrate gegessen ohne zu korrigieren. Weihnachtsmarkt - noch Fragen? Hat mir eine Spitze von 139 eingebracht, mit der hab ich gerechnet. Danach gings hässlich tief in den Keller und es fühlte sich auch nicht gut an - Anzeigewert 40, echte 60 und die Traubenzucker-Bonbons unten im Loch (wären für +60 gut gewesen) sind zur Hälfte "verdampft".


    Beispiel: Überinsulinierung mit Gegenregulation. 40g Kohlehydrate, 3IE drauf, hatte immer gepasst. Ab dem Tag nicht, das war zu viel Insulin auf einmal. Der Blutzuckerspiegel ist erst nicht angestiegen, um dann erst nach 2h für 2h bei 125 zu liegen und durch Eigenaktivität wieder in den Keller zu gehen. Tippe auf eine Gegenregulation, es fühlte sich in der Anfangsphase an wie eine Hypo und war definitiv keine. Die Nummer hab ich am Ende ohne Korrektur im wahrsten Wortsinne ausgesessen. Bin aber auch erst spät ins Bett bis klar war, dass keine Eigenhypo wie oben gezeigt mehr folgt.


    Beispiel: Unterinsulinierung, frisch von gestern. 2 Brötchen mit Wurst, abgewogen, selber Bäcker wie sonst auch, Insulin wie eigentlich passend und es hat trotzdem eine IE am Ende gefehlt. Kurz vor 11 gefrühstückt, 1 1/4 Stunden später 166er Peak ist ok. Aber bis 14:00 nicht auf den Startwert zurück ist nicht ganz ok gewesen.


    Apropos Stabilität: So sieht bei mir ein "Low Carb" Tag aus. Frühstück um halb 11 waren 500g 40% Quark mit einem Esslöffel Heidelbeeren für den Geschmack, am späten Nachmittag dann ordentlich Fleisch mit Salat und Käsewürfeln als Nachspeise. Vollkommen bequemer Tag, wenn du keinen Bock auf "Bastelarbeiten" am Blutzucker hast, versuche sowas. Die niedrigen Nachtwerte sind "normal" und ein Messfehler. Bei wenig Bewegung misst der Sensor bei mir 20 zu wenig, gut in Bewegung/durchblutet kaum ein Unterschied zu den Blutmessungen.


    Auf der einen Seite liebe ich meine Restaktivität, auf der anderen Seite nervt die auch. Kann selbst ganz gut damit leben, wenns so beibt ists vollkommen ok.

  • Du schreibst weiter oben, Dein Zielwert ist 120 mg/dl. Wenn ich das in Deinen Beispielen richtig gesehen habe, korrigierst Du aber keine Werte unter dem Zielwert? Korrekturfaktor heißt nicht nur korrigieren, wenn der Wert zu hoch ist, sondern auch, wenn er vor der Mahlzeit zu niedrig ist, also den Bolus dann zu reduzieren. Damit würde ich an Deiner Stelle anfangen und das erst einmal probieren.


    Zielwert heißt hier wirklich der Wert, auf den von oben geziehlt wird.
    Bei resistenzfreier Basalrate oder Eigenproduktion sollte der Wert dann natürlich noch weiter sinken.


    Einen guten Wert auf 120 anzuheben, nur damit die Restproduktion ihn wieder runterzieht brignt nur Bauchfett und evtl. Sodbrennen. Ich würde ihn also nur bei geplanter Bewegung oder wichtiger Situation anheben.


    lg
    Adrian

  • Für nikp als absoluten Diabetes-Neuling geht es erst einmal eher darum einfachr Therapieanpassungen machen zu können ohne zu viel Unsicherheit und weniger um große Wissenschaft, FGM, Low Carb usw. Ehrlich gesagt finde ich solche langatmigen Postung mit leichtem Selbstdarstellungs-Touch da nicht sehr hilfreich, Grounded. Viele von uns kennen die Unsicherheit am Anfang und waren froh über Unterstützung bei den kleinen Schritten.


    Nichts für ungut.

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Er war schon bis auf 60 runter...


    Und:

    Zitat

    Ab Werten von unter 70 mg/dl kann ich kaum noch richtig Denken.

    Worauf soll er da warten oder als Neuling große Überlegungen anstellen? Weniger spritzen erstmal.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Wattwurm: Wollte zeigen wie das aussieht bzw. aussehen kann. Hab im Sommer bei meiner Einstellung nach jeweils 2h und 4h gemessen um zu sehen, obs gepasst hatte. Muss nicht jeder jeden Fehler zwingend sowohl selbst machen als auch diesen fleissig wiederholen.


    Wie Oktober schrieb: Wenns sich scheiße anfühlt, dann weniger spritzen.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Grounded ()