Warum ist Dr. Teupe umstritten?

  • Vorab: Ich habe mich noch nicht ausführlich mit Teupe und seiner Forschung / seinen Ansichten beschäftigt, ich würde mir gerne erst hier einige Meinungen einholen, bevor ich abschätze, ob es sich lohnt, sich mit ihm auseinanderzusetzen oder nicht.
    Hier im Forum habe ich teils sehr euphorische, teils recht stark angreifende Posts gegenüber Teupe gelesen.


    Kann mir jemand einfach und bestensfalls neutral zusammenfassen, warum Teupe polarisiert oder warum er umstritten ist? Was sind so die wesentlichen Eckpunkte?


    Weil ich nicht abschätzen kann, wie sehr dieses Thema polarisiert: Bitte wahrt beim Antworten den guten Ton, sonst lasse ich das Thema gleich wieder schließen oder gar löschen.

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  • Hi Fjara,


    ich kann zwar nicht allzu viel dazu sagen, aber dennoch ein paar Worte.


    Hier haben Threads zu "Teupe" regelmäßig zu Streitereien geführt. Es machte oft den Eindruck, als ob es nur Teupe-Jünger und Teupe-Hasser gibt und nichts dazwischen. Warum das so ist, keine Ahnung. Vielleicht, weil es von den einen manchmal so rüberkommt, als ob das der einzige wahre Diabeteskenner ist und alle anderen Diabetes-Ärzte keine Ahnung haben. Und vielleicht von den anderen, weil das Teupe-Material bisweilen vielleicht nicht so einfach verständlich ist, sich nicht jeder so intensiv mit seinem Diabetes auseinander setzen will und sich ab und an als dumm hingestellt vorkommt.


    Persönlich bin ich da offen, ich denke immer "nichts macht einen dümmer". Nicht für jeden ist alles anwendbar und jeder muss für sich entscheiden, was oder wer für ihn der Richtige ist. Schade finde ich Gezanke aus dem hohlen Bauch, ohne sich damit beschäftigt zu haben. Unschön ist aber genauso, andere zu belächeln. Und abhängig machen sollte man sich meiner Meinung nach auch nicht von/an einer Person. Ich entscheide gern noch für mich selbst.


    Am besten ist, sich selbst ein Bild zu machen, sofern möglich. Und dann zu entscheiden, ob man das für sich ganz, in Teilen oder gar nicht anwenden kann.


    Gruß
    Wattwurm

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Ich bin Ausländer und habe drum gar keine fundierte Meinung zum Können des Arztes. ;)
    Ich gehe aber davon aus, dass er eine ziemliche Koryphäe auf dem Gebiet sein muss. Weil er sich lange damit beschäftigt, weil er vielen geholfen hat.


    Umstritten ist meiner Meinung nicht mal der Herr Doktor, die Kritiker reiben sich wohl eher an der teilweisen Vergötterung der Person, weil es manchmal so rüberkommt, als wenn man seinen Diabetes gar nicht im Griff haben kann ohne die 7492 Regelwerke. ;)

  • Hej,


    ich glaube, dass es an Dr. Teupes Art und Weise liegt wie er den Diabetes behandelt. Er hat für jegliche Probleme eine mathematische Lösung und einerseits klar Regelwerke definiert, andererseits stimmen seine Formeln und Berechnungen (wie beispielsweise die 'Bewegungsberechnung') meist nur im Durchschnitt. Den Leuten, bei denen seine Therapie auf anhieb funktioniert (da scheint es nicht wenige von zu geben), fällt es eventuell schwer nachzuvollziehen, dass andere große Probleme mit der Therapie und/oder dem Verständnis des ganzen doch sehr mathematischen Regelwerks haben.
    Zudem stellt Dr. Teupe ja schon sehr 'scharf' nachezu am Normal BZ ein, wenn man noch keine schweren Unterzuckerungen mit Bewusstseinsverlust hatte, was wieder polarisiert. Klar kann man da seine Ziele etwas 'höher' stecken, doch der BZ-Normalbereich ist sehr verlockend. Wenn man dann zuhause wochenlang in Schema B (alle 3 Std Insulininjektion auch nachts) hängt, sich dafür krank schreiben lässt, und dann im Telefonat (wenn man ihn in der Telefonsprechstunde denn erwischt) erfährt, dass man schon an sich 90% der Mühe hätte sparen können, kann ich mir schon vorstellen, dass man eine gewisse Antipathie entwickelt. :-)
    Als Sahnehäubchen landet man unter dieser Therapie noch in seiner ersten schweren Unterzuckerung mit Bewusstseinsverlust und Krampfanfall, dann ist der Ofen mit Sicherheit einfach aus.
    Ich habe mich zu Beginn der Schulung dort sehr gefreut: endlich Formeln und klare Regeln/Definitionen wann ich was machen muss um meinen Diabetes endlich vernünftig behandeln zu können. Nur schade, wenn man nur eine Ausnahme ist, die die Regel bestätigt. Diese Enttäuschung spiegelt mit Sicherheit auch in diesem Post wieder und kommt vielleicht bei Lesern ganz anders an als es gemeint ist.


    Gruß
    Tobi

  • Schon mal vielen Dank für eure Posts, das ist genau diese Art von Darstellung, die ich mir für diesen Thread gewünscht habe :thumbsup:

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  • Ich kann vollkommen nachvollziehen, was dich zu diesem Post gebracht hat.


    Ich war skeptisch: Ich hatte hier eben jene Spannung wahrgenommen, die du beschreibst. Und irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, wie ich damit umgehen will - und mich entschlossen, das Buch zu bestellen und die Schulung bei ihm mit zu machen.


    Das Ergebnis: Ich kann deutlich besser vorher sehen, wie sich mein Blutzucker entwickelt - wenn ich die nötige Energie hinein stecke. Teupe - bzw Teupes Therapie - ist anstrengend. Und er ist ein echter Charakter, mit dem man zurecht kommen muss. Ich mag ihn - und verdrehe zugleich bei manchen seiner Kommentare nur die Augen. Meistens hat er Recht damit, aber sie helfen einem nicht weiter.


    Meine Einstellung ist viel stabiler, seit ich im Sommer dort war, und der HbA1c ist von 6,7-6,9 runter auf 6,0.


    Ja, ich hatte in der Zwischenzeit auch eine schwere Hypo - aber nicht wegen seiner Therapie. Sie ist so ausgelegt, dass ich oft mit Werten zwischen 70 und 80 rumlaufe, und das finde ich gut so; schwierig wird es meiner Meinung nach, wenn man dann einen Risikofaktor nicht ausreichend berücksichtigt - wie Alkohol am Vorabend oder die Belastung beim Einkaufen. Wenn man die Werte knapp hält, muss man sowas unbedingt mit einrechnen - bei mir fiel beides auf einen Tag und - wumms - war ich weg.


    Ich bin froh, dass ich dort war, und es begeistert mich, wie gut grundsätzlich alles funktioniert.
    Und ich bin froh, dass ich immer wieder daran erinnert werde, nicht zu euphorisch von ihm zu schreiben - denn eine "vergötternde" Darstellung hilft keinem weiter.


  • Kann mir jemand einfach und bestensfalls neutral zusammenfassen, warum Teupe polarisiert oder warum er umstritten ist? Was sind so die wesentlichen Eckpunkte?

    Moin,


    ich gehöre auch zu den Kritikern. ABER ich kritsiere nicht Dr. Teupes medizinische Fähigkeiten, sein Regelwerk und demnächst sein Advice/Devive Programm.
    Ich kritisiere nur Patientinnen/Patienten, die seine Meinung für das einzig Wahre halten und den Rest der Diabetologen für medzinische Dorftrottel halten.

    Beste Grüsse,
    Akina


    "Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist "
    (M.Born)

  • Hallo

    ... Es machte oft den Eindruck, als ob es nur Teupe-Jünger und Teupe-Hasser gibt und nichts dazwischen..

    ich zähle mich zu weder noch. Aufgrund der "Teupe-Jünger" habe ich die "Logik meines Diabetes" gelesen und doch einige Erklärungen zu unerklärbaren BZ Anstiegen oder auch das Cortisonschema gefunden. Mein Diabetologe hält nicht allzu viel davon, aber das interessiert mich nich. Ich lebe seit 41 Jahren gut mit Diabetes und habe erst 2013 das Buch gelesen und eigentlich kaum etwas etwas verändert.
    Fazit: Das Buch ist durchaus zu empfehlen, allerdings unwahrscheinlich teuer! somit war ich froh dass ich es ausgeliehen bekam.

    LG PumpenKati


    „Es ist hier die Rede nicht von einer durchzusetzenden Meinung, sondern von einer mitzuteilenden , deren sich ein jeder als eines Werkzeuges nach seiner Art bedienen möge.“

    J. W. v. Goethe

  • Möglicher Grund könnten auch Sätze sein wie diese hier: "Entsprechend seiner Bedeutung und für „Bibliophile“ hat es einen Kunstledereinband mit klassischer Fadenbindung." Das war der Moment, an dem ich ihn erstmal ausgelacht habe, weil so jemanden mag ich ja fast schon nicht mehr ernst nehmen. Ich tu's aber trotzdem, nur weil ich es menschlich lächerlich finde, heißt das ja nicht das er Unsinn schreibt.


    Ich habe mich bisher noch nicht wirklich mit Teupe auseinandergesetzt, bin ja auch erst neu dabei. Ich hab mir aber mal die Leseproben durchgelesen und ich frage mich, ob eine Umsetzung wirklich lohnt. In meinen 4 Monaten T1 habe ich vor allem gelernt, dass ohne den Kopf mal überhaupt nichts geht. Vielleicht steht darüber ja was sinnvolles drin - jedenfalls bezweifle ich, dass die Regeln jemand umsetzen kann, der möglicherweise grad überhaupt nicht mit seinem Leben klar kommt.


    Oder lieg ich da völlig falsch?


  • Ich habe mich bisher noch nicht wirklich mit Teupe auseinandergesetzt, bin ja auch erst neu dabei. Ich hab mir aber mal die Leseproben durchgelesen und ich frage mich, ob eine Umsetzung wirklich lohnt. In meinen 4 Monaten T1 habe ich vor allem gelernt, dass ohne den Kopf mal überhaupt nichts geht. Vielleicht steht darüber ja was sinnvolles drin - jedenfalls bezweifle ich, dass die Regeln jemand umsetzen kann, der möglicherweise grad überhaupt nicht mit seinem Leben klar kommt.


    Oder lieg ich da völlig falsch?


    Die Umsetzung lohnt - aber ich gebe dir Recht und glaube auch, dass jemand, der generell grade nicht mit seinem Leben klar kommt, die Regeln wahrscheinlich nicht umsetzen kann.


    Ich setze grade auch nicht alles um, und immer wieder wenn etwas nicht klappt muss ich feststellen, dass ich vorher auch nicht alle Regeln bedacht habe ;-) Ich bin dann aber froh, wenn ich mir erklären kann, warum etwas nicht geklappt hat.


    Wenn du allerdings erst 4 Monate dabei bist, hast du wahrscheinlich auch noch ordentlich Restproduktion, oder? Dann kannst du auch erstmal noch "genießen" :) Ich war im Sommer dort, nach 2,5 Jahren, auch noch mit etwas Restproduktion, und da meinte er schon immer wieder, dass ich dieses oder jenes wahrscheinlich nicht beachten müsse, weil mein Körper das noch selbst hinbekommt. (Hat nicht immer gestimmt, aber manchmal =) )

  • Wenn du allerdings erst 4 Monate dabei bist, hast du wahrscheinlich auch noch ordentlich Restproduktion, oder?


    Meinem Gefühl nach war meine Remission schon nach sehr kurzer Zeit wieder zu Ende. Zumindest die typischen verzögerten Hypos hab ich eigentlich nicht, und mein BE:IE -Faktor liegt bei relativ konstanten 1:2,2. (grob) und ich merke jede BE. Aber am Freitag bekomme ich neue Werte :)


    Ich habe in meiner Schulung damals halt gelernt, dass die Gesamtverfassung unglaublich wichtig ist. Von daher denke ich, dass Teupe nur dann sinnvoll ist, wenn man nicht mehr so richtig darüber nachdenken muss, sondern das wirklich automatisiert drauf hat und in sein Leben integrieren kann. Wenn man unter Stress steht und dann auch noch die ganzen Schemata und Regeln hat, auf die man aufpassen "soll", kann ich mir vorstellen, dass die Werte dann eher nach oben, als nach unten gehen. Ich fand es sauspannend, dass meine "Mitschüler/innen" durch die Bank erzählt haben, dass der Insulinbedarf im Urlaub einfach mal generell nur 50% ist. Ich sehe das an meinen Werten ziemlich schnell ob ich gerade stressige Tage hatte oder ob ich eher entspannt war. Wenn ich dann noch Teupe befolgen müsste.. eieiei. Nicht auszumalen ;)

  • Ich habe in meiner Schulung damals halt gelernt, dass die Gesamtverfassung unglaublich wichtig ist. Von daher denke ich, dass Teupe nur dann sinnvoll ist, wenn man nicht mehr so richtig darüber nachdenken muss, sondern das wirklich automatisiert drauf hat und in sein Leben integrieren kann.


    Wenn ich dann noch Teupe befolgen müsste.. eieiei. Nicht auszumalen ;)

    Na, dafür gibt's doch bald den elektronischen Taschen-Teupe, der einem das Regelwerk-Rechnen und Ausdenken ein gutes Stück weit abnimmt.
    Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass das ganz gut funktioniert.


    Ich bin in Althausen gelandet in einer Zeit, in der ich wochenlang entweder nur Hypos hatte oder nur in der Ketoazidose steckte. Da waren die Regelwerke, die mich zügig auf halbwegs berechenbare Bahnen brachten, eine echte Erlösung. Das heißt ja aber nicht, dass man ständig nur noch Regelwerke durchlesen muss. Vieles automatisiert sich und wenn's g'rad gut läuft kann man die Zügel ja ruhig locker lassen. Wenn aber alles durcheinander ist, ist das Befolgen der Regelwerke weniger stressig als das kopflose Herumprobieren.


    Ade, Ina

  • Ich hab ihn ja nun auch kennen gelernt. Es hat sich gelohnt, nicht dass ich mit all seinen Meinungen übereinstimme, z.B.: Fastfood und Amiland, aber muss ich ja auch nicht. Diabetesmässig hat er es geschafft, dass mein Hb1C jetzt auf 6,5 gesunken ist. O.k. natürlich hab ich es geschaft, aber vorher habe ich irgendwie nie die Kurve bekommen. Und ich finde es toll wie er sich für seine Patienten einsetzt, sowas hab ich noch nicht erlebt. :laub

    Ich bin doch aus Zucker :regen

  • Was i.v. betrifft, so ist meine Erfahrung, dass hier viele Vorurteile gemischt mit Angst und Unwissenheit verbreitet ist.


    Mein ehem. Diabetologe sagte dazu, er möchte nicht wissen, wie viele Diabetiker sich schon dadurch in eine schwere Hypo manövriert haben.


    Naja, da brauchte ich nichts mehr dazu sagen. Fakt ist, dass mich KEINE meiner zahlreichen i.v. Injektionen in einen nur annähernd kritischen Bereich gebracht haben. Und ich hatte i.v. schon vor Teupe praktiziert (relativ selten), ohne all dem Wissen darum.


    Das Gerede im i.v. war bereits Ende der 80er der Fall, als es in den ersten NIS-Schulungen von Kinga Howorka vermittelt wurde. Sie ist übrigens selbst Diabetikerin. In späteren Schulungen wurde manches geändert.



    Viele Grüße


    Bratbäcker


  • ich frage mich, warum sich viele hier auf die venöse Injektion einschießen ...


    Ich denke, dass geschieht in so einem Forum eher aufgrund einer emotionalen Reaktion der Abwehr.
    Ähnlich wie die Reaktion auf die Aufforderung sich selbst eine Insulinspritze zu geben nach der Manifestation.
    Von fachlicher Seite wird kritisiert, dass schnelle BZ-Veränderungen insbesondere für die Kapillaren des Augenhintergrundes schädigend sind. Weswegen auch schlecht eingestellte Diabetiker i.d.R. nur langsam normalisiert werden.


    Das sieht Teupe nicht so, zumindest für kurzfristig erforderliche BZ-Korrektur. Mmmh, ich denke, dass ich ja auch eine BZ-Entgleisung sc direkt und möglichst schnell korrigiere und nicht über Tage oder Wochen nur langsam wieder in den Normbereich bringe.


    Schon von daher finde ich dieses Contra-Argument gegenüber der iv-Korrektur wenig plausibel.


    Ansonsten müsste man wohl mal eine Meta-Datenstudie haben, ob denn bei Diabetikern, die auch iv-Korrekturen anwenden, eine relevante Erhöhung der Augenschädigungen zu finden ist. Bei Teupe ist das wohl nicht der Fall?


    Gruß
    Joa