Muss jetzt auch mittags Protaphane spritzen, also 3 x am Tag. Hilft ein Wechsel auf ein anderes Insulin

  • Hallo,


    ich habe jetzt festgestellt, dass ich nachmittags leicht steigende Werte habe. Also erst so ab 15 Uhr 30 / 16 Uhr gehen die Werte auf ca. 200 hoch.


    Vorher sind die Werte noch bei 110-130.


    Liegt wohl daran, dass ich seit 2 Woche LowCarb machen und auf Kohlenhydrate zum Mittagessen verzichte.


    Deswegen spritze ich Mittags kein Bolusinsulin und dadurch kommt wohl diese Insulinlücke zu Tage. Kann nicht sagen, wie lange das schon so ist, da


    ich wahrscheinlich bisher immer über das Bolusinsulin am Mittag das ausgeglichen habe ohne es bewusst zu wissen.


    Davon bin ich überhaupt nicht begeistert, da ich das als umständlich empfinde, mittags auch noch Basal in den Oberschenkel zu spritzen.


    Meine Frage wäre jetzt, ob ein Wechsel auf ein anderes Insulin das wieder unnötig macht ?


    Habt Ihr Tipps parat ?

  • Ich selbst ernähre mich Low Carb, und das bedeutet, dass eine Mahlzeit zwar wenig KH enthält (in meinem Fall nie mehr als 10 KH), aber sie enthält welche, wenn man nicht komplett auf Salat und Gemüse verzichtet. Ich muss daher bei jeder Mahlzeit spritzen, auch wenn ich am Tag meistens unter 20 KH insgesamt liege.


    Zu den Kohlenhydraten, die eine Mahlzeit durch Salat, Gemüse und Milchprodukte enthalten kann, kommt noch das Eiweiß, das nach ein paar Stunden in Glukose umgewandelt wird (Gluconeogenese). Das bedeutet, dass dein Insulinbedarf (je nach Eiweißmenge) nach etwa zwei Stunden steigt und du (im Extremfall) bis zu 10 Stunden nach dem Essen geringe Mengen Insulin brauchst, um das abzudecken. Ich selbst kämpfe auch gerade mit der Problematik und überlege, mir ein zweites (langsameres) Bolusinsulin zu besorgen. Aktuell nutze ich nur Humalog, aber das wirkt für kohlenhydratarme Mahlzeiten zu schnell und zu kurz.


    Was ich derzeit tue, ist Folgendes:
    1. Erst nach dem Essen spritzen, und zwar nicht die gesamte Menge, sondern nur etwa zwei Drittel.
    2. Je nach Fett-/Eiweißgehalt ein bis zwei Stunden nach dem Essen das Fehlende nachspritzen.


    Manchmal klappts, manchmal nicht ... Es ist eben auch Bauchgefühl dabei. Und ja, es klingt kompliziert, weil es ohne Pumpe (verzögerter Bolus) kompliziert ist. Ich finde dennoch, dass es sich lohnt. Mein Blutzucker ist mit einer KH-reichen Ernährung absolut nicht zu kontrollieren. Mit LCHF sind meine Werte zwar nicht perfekt, aber deutlich besser.

  • Sehe gerade das gleiche bei mir. Über die Glucoenese wird Eiweiß/Fett in Zucker umgewandelt und den siehst du. Heute Mittag zum beispiel Chili Con Carne aus der Kantine. Der Peak kommt verzögert und ich hab bereits 2 x 2 IE Bolus draufgelegt. Trotzdem sind die Spitzen mit 150 (aktuell) niedrig und je Zeiteinheit passiert relativ wenig. Nach dem Essen spritzen ist vollkommen ok.


    Wenn deine Basalrate passt (also nix gegessen), dann kanns nur FPE (Fett-Protein-Einheit, siehe Suchfunktion) sein und die musst du eben mit zusätlichem Bolus abdecken. Diesem Aufwand steht der Nutzen gegenüber, dass du eben nicht mit SEA basteln musst um deinen Level im Zaum zu halten.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Meine fett- und eiweißreichste Mahlzeit ist leider am Abend so gegen 20:30 Uhr. Durch das geliehene CGM habe ich erst gesehen, dass die Spitzen so gegen 0:00 Uhr auflaufen. Meine Ärztin hat vorgeschlagen, das Basal in diesen Fällen zu erhöhen - das wäre dann um 22:00 Uhr (Levemir). Ich soll einfach 4 IE mehr spritzen. Aber da habe ich mich noch nicht drangetraut, werde ich aber die Tage mal angehen. Macht jemand von Euch das auch so?

    Wann eigentlich wurde aus Sex and Drugs and Rock and Roll


    Veganismus und Lactoseintoleranz und Helene Fischer???

  • Zockerin, warum nutzt du denn als Typ1er ein Schwenkinsulin? Sprich mal deinen Diabetologen
    darauf an, ob es nicht vielleicht was besseres gibt. ;)

  • Zockerin, warum nutzt du denn als Typ1er ein Schwenkinsulin? Sprich mal deinen Diabetologen
    darauf an, ob es nicht vielleicht was besseres gibt. ;)

    Wenn es bisher funktioniert hat, wieso sollte sie dann auf ein anderes Insulin umsteigen? Solange jemand mit Protaphane Actrapid oder ähnlichen Insulinen zurechtkommt und damit zufrieden ist, sehe ich da keine Notwendigkeit auf ein Analog-Insulin umzusteigen.
    Was die aktuelle Situation betrifft, ich habe nur wenig Erfahrungen mit Low Carb.

    Liebe Grüße
    butterfly



    "Insulin is a remedy primarily for the wise and not for the foolish, whether they be patients or doctors."
    Elliot Proctor Joslin, 1923 (Pionier der Insulintherapie)

  • Davon bin ich überhaupt nicht begeistert, da ich das als umständlich empfinde, mittags auch noch Basal in den Oberschenkel zu spritzen.

    Ich benutze auch ein relativ kurzwirkendes Basalinsulin (NPH) und bin irgendwann von selbst auf die Idee gekommen, 3 mal zu spritzen.
    Tja, und seitdem läuft es basal hervorragend:
    Ich spritze immer nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen, egal, wann das ist. Mal 3 oder sogar 4 Stunden länger zu schlafen ist überhaupt kein Problem. DAS ist eine riesen Erleichterung.
    "Erkaufen" tu ich das halt mit der dritten Spritze nachmittags gegen 15 oder 16 Uhr. Die kommt aber meist in den Bauch; in den Oberschenkel (mit Hose abknöpfen) nur morgens und abends zuhause.
    Das heißt also, grob alle 8 Stunden eine Basalspritze. Und da da aber die davor noch wirkt, macht es (zumindest bei mir) nichts, wenn es mal mehr als 8 Stunden sind.


    Auf ein anderes Basal-Insulin mit nur 2 oder sogar nur 1 mal täglicher Gabe mag ich auf keinen Fall wechseln!

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Genau wie butterfly denke ich auch.
    Warum auf diese "neumodischen" Analoga umsteigen, wenn der/diejenige mit den guten, alten Human- und Verzögerungsinsulinen doch gut klar kommt?
    Ich verstehe nicht, warum die Insuline, die schon so lang auf dem Markt sind und immer noch gute Dienste tun, anderen helfen, in einzelnen Foren als nicht mehr alltagstauglich abgestempelt werden! Die Analoga sind zwar gut und schön, sind aber auch nicht für jede Situation zu empfehlen - das ist zumindest meine Erfahrung.
    Zockerin, auch wenn Du lowcarb isst am Mittag, so benötigst Du unter Umständen doch Insulin, vorallem für die Insulinierung von Fett und Eiweiß, wie schon beschrieben. Auch wenige KH benötigen doch Insulin. Welchen Bolusfaktor Du dafür einsetzt, musst Du ausprobieren.
    Hier ein Link zur Insulinierung von Fett und/oder Eiweiss und zur Resorption von Kohlehydraten:
    http://www.diabetesinfo.de/ein…rundlagen/resorption.html
    http://www.diabetesinfo.de/for…/glykaemischer-index.html
    http://www.diabetesinfo.de/hom…tt-protein-einheiten.html


    Viele Grüsse,
    Surferin

  • @Surferin: Du hast recht und unrecht zugleich. Die Wirkkurve von Protaphne ist halt nix halbes und nix ganzes. Bei drei Insulinen bzw. der Bereitschaft dazu wäre ein Levemir/Lantus/Toujeo 1 x am Tag als Basal und z.B. Novorapid für schnelle KH sowie ein mittelschnelles für die FPE rein "kinetisch" betrachtet nicht unsinnig. Wenn man pro Mahlzeit nicht "nachspritzen" möchte weil eben FPE langsamer sind als Novorapid (nach 3h durch). Du hast recht: So lange es funktioniert kräht kein Hahn danach, nur ist die Nummer halt unnötig kompliziert bezüglich der Überlagerung der jeweiligen Wirkkurven. So gesehen hat Joern wiederum recht.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Grounded:
    Genau das sehe ich nicht so. Ich habe die grosse Flexibilität und Freiheit der ICT-Therapie noch mitgemacht, das hast Du nicht so erlebt. Ich hatte, bevor ich von der ICT auf die CSII umstieg (ca. 2000) mal kurz Lantus ausprobiert (kurz nachdem das Insulin eingeführt wurde und man noch nicht soviel Erfahrung mit Lantus und seiner Wirkweise hatte; dass man es auch in manchen Fällen zB 2 X pro Tag gespritzt werden muss, weil es nicht immer 24 Stunden lang wirkt) und fand das Insulin ganz schrecklich. Ich bin dann nach wenigen Tagen wieder zu meiner liebgewonnenen Medikamention Actrapid, Protaphan und Semilente zurück.
    Bei 1 X am Tag mit Langzeitinsulin, maximal 2 X am Tag ist man viel zu unflexibel, vorallem dann, wenn sich was am Tagesverlauf ändert: Sport, Urlaub, Mahlzeitenänderung etc pp. Da kann man nicht mal schnelll was ändern, wenn sich der Insulinverbrauch ändert, weil die anderen Langzeitanaloga so träge sind bei der Anpassung. Protaphane ist da schon eine grosse Hilfe, gerade durch die mehrfachen Insulingaben pro Tag. Ausserdem lässt es sich gut einsetzen in der ICT-Therapie zur Insulinierung von Fett und/oder Eiweiss.
    Novorapid (ist eh nicht ganz klar wegen dieser Antikörpergeschichte) und die anderen Analoga mögen in manchen Situationen zwar hilfreich sein, sind aber auch nicht viel besser als die Humaninsuline. Diese lassen sich für bestimmte Situationen auch "schneller machen", also dass die Wirkung schneller einsetzt (durch Reiben der Injektionsstelle) und dass sie schneller resorbiert sind, indem sie auf mehrere Spritzstellen verteilt werden. Dann kann man nämlich auch mit Humaninsulin ungefähr die gleiche Wirkkurve erreichen wie bei den Analoga.
    Es muss nicht immer alles besser sein, wenn ein notwendiges Medikament nur einmal am Tag gegeben wird, wo früher andere Medikamente mehrmals gegeben werden mussten.


    Also: schimpft bloss nicht alle ständig auf die Humaninsuline und hebt nur die Analoga in den Himmel. Sie sind es nicht immer wert!
    Gruss,
    Surferin

  • Hallo Leute,


    danke für die vielen Rückinfos.


    Ich habe jetzt 2 Tage hintereinander mittags auch Protaphane 2 E gespritzt.


    Leider ohne Erfolg.


    Um 16 Uhr war der Zucker bei 132. Mittags vorher bei 135. Habe mittags dann einen Salat und eine Bockwurst gegessen. Dafür nicht gespritzt.


    Um 18 Uhr15 war der Zucker dann bei 217. Also genau so ein Anstieg wie vorher.


    Im Moment bin ich etwas hilflos. Kann eine Bockwurst meinen Zucker um ca. 80 E nach oben treiben ? Hätte ich nicht vermutet.


    Es wundert mich halt, dass der Zucker 3,5 Stunden nach dem Essen gut ist und dann innerhalb der nächsten 2 Stunden so nach oben geht.

  • Kann eine Bockwurst meinen Zucker um ca. 80 E nach oben treiben ?

    Ja, kann sie. Gerade in Bockwurst aus der Dose kann ordentlich Zucker drin sein.
    Und in Salatdressings ist i.d.R. auch eine gute Menge Zucker drin.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Oh Mann.
    Damit habe ich mich bisher noch nie so auseinandergesetzt. Da ich immer Kohlenhydrate zu allen Mahlzeiten gegessen habe, ist das
    wahrscheinlich auch nie so wichtig gewesen. Hatte man halt im Gefühl nach so langer Zeit, was man für eine Teller, den man vor sich stehen hat spritzen muss.
    Jetzt muss ich wohl wieder ein bisschen rumexperimentieren mit Fleisch, Gemüse und so, wenn ich die KH weglasse.

  • Wurde folgendes schon vorgeschlagen?


    Zitat von Zockerin1971


    Um 18 Uhr15 war der Zucker dann bei 217. Also genau so ein Anstieg wie vorher.
    [...]
    Es wundert mich halt, dass der Zucker 3,5 Stunden nach dem Essen gut ist und dann innerhalb der nächsten 2 Stunden so nach oben geht.


    Es könnte natürlich sein, dass du nachmittags einfach eine Basallücke hast, dann müsstest du irgendwie eklig an deinem Basalratenprofil arbeiten. Bei drei Spritzzeitpunkten gibt es da viele Stellschrauben. Aber da kenne ich mich eh nicht aus... :)


    Wenn aber dein BZ aufgrund von Fett & Eiweißen zeitverzögert ansteigt (danach sieht es ja aus), kannst du doch einfach nochmal ein bisschen Bolus geben. Ich mache das so (ICT mit Humalog & Lantus) und es geht ganz gut. Vorteil: man muss nicht am Basalinsulin rumbasteln.
    Wenn ich bspw um 20h eine Pizza mit 7BE und 5FPE* (ca. 500kcal aus Fett & Eiweiß; 1g Fett = 9kcal, 1g Eiweiß = 4kcal; einfach mal nachgoogeln oder mich anschreiben) esse, spritze ich für die 7BE ganz normal den Essensbolus und 2-3 Stunden später nochmal wenige IE Bolus, um den zeitversetzten Anstieg im Zaum zu halten.
    Wäre das nichts?



    *) Fett-Protein-Einheiten

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Hallo Hobbit,


    ja das mit dem Bolus werde ich jetzt mal ausprobieren.
    Fühle mich halt im Moment damit nicht so sicher, da ich bisher immer nur für KH gespritzt habe.
    Dies funktionierte auch immer gut, siehe morgens und abends. Da sind die Werte nach dem Essen (mit KH) auch bestens.
    Jetzt muss ich mich halt daran tasten und auch für Fett & Eiweiß spritzen.
    Komischerweise habe ich abends kein Problem mit dem Anstieg, hier tausche ich auch oft KH gegen Salat oder Gemüsepfannen.
    Allerdings stehen da auf den Tiefkühltüten auch immer die KH von den Gemüsepfannen (Teilweise 1-2 KH) und dafür spritze ich dann auch.
    Mittags esse ich in der Kantine, da ist es dann halt nicht so leicht, weil man nie so genau weiß, was der Koch so alles verwendet hat.
    Ich taste mich da jetzt mal ran.
    Der Austausch hier hat mir auf jeden Fall weitergeholfen und mir Impulse gegeben.