Diabetes und Urlaub - Wie handhabt ihr das?

  • Hallo,


    bei mir ist im letzten Jahr Diabetes Typ I festgestellt worden. Die Erkrankung ist während einem Lymphdrüsenfieber aufgetaucht. Seitdem lebe ich nun mit Insulin und Co. So wirklich klar komme ich mit der Krankheit noch nicht. Nun fahren wir im August nach München, wo wir für 10 Tage im http://www.erbhotels.de/ Urlaub machen. Das ist das erste Mal dass wir verreisen, seit ich Diabetiker bin. Nun bin ich etwas unsicher... Gerade weil ich mich noch arg schwer tue wenn wir auswärts essen. So wirklich habe ich meinen Insulinfaktor noch nicht herausgefunden. Das hängt oftnals auch mit meiner Aktivität zusammen. Weiterhin kann ich noch nicht so gut die BE schätzen... Wie macht ihr das? Gerade im Urlaub?


    LG

  • Wie macht ihr das ... ich machs, indem ich die Speisen am Urlaubsort so insuliniere, wie ichs daheim auch mach. Klingt blöd, ist aber so. Zentral ist natürlich, dass man weiss, wie man was zu spritzen hat. Dazu gehören der Spritzfaktor, Erfahrung, Mut zum Risiko ... Wie bereits erwähnt, wäre eine Schulung wohl dringend nötig, wenn du so unsicher bist. Da dies vor deinen Ferien wohl nicht möglich ist, musst du halt improvisieren. München ist ja nun keine ganz andere Welt (je nachdem, wen man fragt, wohl schon ... ;) ), komplizierter sähs wohl aus, wenn du deinen ersten DM-Urlaub in Südostasien verbringen würdest. Drum würd ich sagen, dass du mal so funktionierst, wie dus daheim auch gewohnt bist. Irgendwie wirst du ja spritzen. Im Zweifelsfall halt etwas zurückhaltender, da man bei Städteferien gerne mal etwas mehr Bewegung hat. Immer Traubenzucker o.Ä. dabei haben ist wichtig. Und halt messen, wenn man unsicher ist. Ganz wichtig: Geniess den Aufenthalt. Stress ist auch nicht so gut für den Blutzucker.


    Und wenn du zurück bist, kannst du die Baustellen ja mal anpacken.

  • Hi,
    für den Urlaub kannst Du Dir behelfen indem Du die Kohlehydrataufnahme reduzierst, also zum Beispiel auf Pasta verzichtest und lieber Fleisch/Fisch mit Gemüse isst. So mache ich es, wenn ich auswärts essen will und der BZ zickt. Wenn Dir das natürlich den ganzen Urlaub versaut, dann eher nicht. Dann hilft nur viel messen.
    Zudem kann man im Urlaub mit den Werten lockerer umgehen, ganz so gut wie zuhause funktioniert es oft nicht. Vor allem wenn viel körperliche Aktivität dazu kommt. Solange Du Hypos zuverlässig merkst, ist das Risiko überschaubar. Trotzdem würde ich eher vorsichtig spritzen, ein paar zu hohe Werte sind nicht so schlimm, permanente Hypos trüben das Urlaubsvergnügen.

  • In München ist zudem alles sicher, was die ärztliche Versorgung anbelangt. Wenn du nun geschrieben hättest, dass du in Afrika Urlaub machen willst, wären deine Sorgen sicher begründeter.


    Mein erster Urlaub nach der Diabetes Typ 1-Diagnose führte mich auf Sizilien. Im Hotelpreis inbegriffen waren Frühstück (Buffet) und Abendessen (Menü). Vor dem Menü hatte ich ziemlich Bammel. Man konnte sich allerdings zuerst an einem Vorspeisen-Buffet bedienen. Da habe ich nur Gerichte ohne Kohlenhydrate genommen (Gemüse, Salat). Aber im Pizza- und Pasta-Land war das dann schon eine Herausforderung mit dem KH-Schätzen und Abstimmen mit Insulin. Ich habe mir in dieser Urlaubswoche dann einfach auch mal kleine Ausreißer beim BZ nach oben "gegönnt". Das habe ich auch in den folgenden Urlauben und auch auf diversen Dienstreisen so beibehalten.


    Wie die anderen hier schon schrieben, ist eher die Gefahr - durch die viele Bewegung im Urlaub - in eine Hypo zu geraten. Jedenfalls bist du noch in der Lernphase. Das pendelt sich schon ein.

  • München:
    1 Brezel: locker 3 BE, Weißwurscht: 0 BE, hoher Fettanteil
    1 Knödel: ~2,5 BE [edit: eher mehr], Schweinsbraten: 0BE, hoher Fettanteil
    Schweinswürschtl & Sauerkraut: ~1,5 BE
    1 Maß Bier: 1-2 BE, vorsichtig insulinieren.


    Mehr braucht's eigentlich nicht :D:P
    *Klischeemodus aus*

    2 Mal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Hallo Sree und natürlich auch erstmal herzlich willkommen hier!
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    Auf die Schnelle jetzt hier eine Ideallösung anzubieten ist schon schwierig, weil man sich gerade am Anfang von Typ1 viel Wissen über den Inhalt der Lebensmittel reinziehen m u ß! Sonst ist Frust über zu hohe und zu niedrige BZ-Werte vorprogrammiert.


    Nun ja, jetzt ist es halt so, dass Du den Urlaub nicht absagen kannst und Du trotzdem irgendwie ja essen must, da würde ich Dir auch empfehlen, das Handbuch und das 2. Buch "mundgerecht für unterwegs" und eine Miniwaage mitzunehmen.


    Bis dahin kannst Du ja mal wenigstens die Grundnahrungsmittel Kartoffeln, Nudeln, Reis, Brötchen, Brot daheim kochen, abwiegen und Dir dann die Menge für 1 BE merken. Diese Kohlehydrate gehen leider sehr schnell ins Blut und Du kannst entweder erst einmal weniger davon essen und sich mehr mit Fleisch, Fisch, Salat und Gemüse vollfuttern, wenn möglich.
    Gerade Wiener Schnitzel (paniert allein 2 BE ohne Beilagen!), Pommes, Kaiserschmarrn, Käsespätzle, Pizza, u.s.w. können je nach Größe zwischen 5-10 BE haben, also entweder mit Mitreisenden teilen :D oder besser, wie Vorgänger beschrieben, die Kohlehydrate minimieren.


    Auf keinen Fall sich aufregen über unerwartete Werte, Hauptsache genügend O-Saft, Traubenzucker oder Gummibärchen (wenn der BZ am Absacken ist) i m m e r dabei haben, weil UZ kann gerade im Urlaub, evt. noch mit viel Bewegung, sehr unangenehm werden. Alkoholkonsum beachten!


    Laß Dir den Urlaub trotzdem schmecken :laub , nimm genug BZ-Streifen zum Messen mit, mach´ Dir Notizen (Tagebuch aus Apotheke) und hab´viel Spaß!


    Klugscheißermodus off :D :)


    Liebe Grüße Annette

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Du könntest überlegen, ob Du Dir für den Urlaub ein Freestyle Libre gönnst. Damit kannst Du Deine Werte deutlich engmaschiger im Auge behalten und schneller nachbessern, wenn was schief läuft.


  • Volle Zustimmung, außer beim Knödel; schlägt bei mir locker mit 3,5 - 4 BE zu :(
    Aber vielleicht sinds bei dir ja Miniknödel dann hab ich einen Tipp; such dir eine Wirtschaft, in der die Köchin größere Hände hat.

  • Bei den Knödeln mach ich's wie in der Bonbon-Werbung: "Nimm 2, nimm 2....." :D


    Du hast recht, ein ausgewachsener Wirtshaus-Knödel kann auch reichhaltiger sein. Da müsste man das mal vom Knödelvolumen ausgehend - Achtung - "extrapolieren".
    Was ich tatsächlich ständig unterschätze sind die Brez'n. Die allgemeine Angabe "1 Brez'n = ~2,5 BE" haut bei mir niemals nicht hin.

  • Die allgemeine Angabe "1 Brez'n = ~2,5 BE" haut bei mir niemals nicht hin

    geht mir genauso ;( , besonders diese großen, weichen Sorten, so bleibst meistens beim "mitessen" bei meinem Mann, aber geschmeckt hat`s :

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

    Einmal editiert, zuletzt von wgf ()

  • Ich hätte auch noch einen Klugscheissertipp zu ergänzen: nicht den ganzen Tag kleine Snacks durcheinander essen, nur weil es sich gerade so anbietet. Lieber versuchen, drei Hauptmahlzeiten zu haben und höchsten vielleicht noch ein Eis dazwischen. Sonst ist die Gefahr von unübersehbaren Insulinüberlappungen irgendwann recht hoch und gemeinsam mit viel Bewegung kann das zu einer ziemlichen Achterbahn werden. Ist mein Klassiker unterwegs.
    Sonst einfach locker machen, aber sobald dir irgendwie komisch wird, immer zuerst an eine Hypo denken. Man kann auch mal "auf gut Glück" im Museum ein paar Gummibärchen einwerfen, wenn es für's Messen zu rummelig ist. Und dann später messen und schauen, was los ist.


    Viel Spass!
    Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ganz ohne Faktoren ist natürlich bei der Insulinberechnung alles Mist. Oder es geht eigentlich gar nicht richtig. Seit dem letzten Jahr Typ 1......... die Diabetologie soll mal in Zusammenarbeit mit Dir die Faktoren festlegen.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Bei den Knödeln mach ich's wie in der Bonbon-Werbung: "Nimm 2, nimm 2....." :D


    Du hast recht, ein ausgewachsener Wirtshaus-Knödel kann auch reichhaltiger sein. Da müsste man das mal vom Knödelvolumen ausgehend - Achtung - "extrapolieren".
    Was ich tatsächlich ständig unterschätze sind die Brez'n. Die allgemeine Angabe "1 Brez'n = ~2,5 BE" haut bei mir niemals nicht hin.

    also bei uns hat ne Brezel 100g. Teig ist kompakter als ein Brötchen, darum verschätzt man sich gerne. Macht summa sumarum ~4 KE.

  • Viele gute Vorschläge hier.
    Der Vorschlag mit dem Libre ist mein Favorit. Normalerweise habe zu meinem "klassischen blutigen" Messgerät mehr Vertrauen. Im Urlaub (unregelmäßiger Tagesablauf, mehr Bewegung) gönne ich mir aber regelmäßig einen (selbst bezahlten) Libre-Sensor als 2-Wochen-Mess-Flatrate. Das ist es mir Wert.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Meine Empfehlung an dich


    1. Urlaub genießen
    2. Im Zweifel sind die Werte lieber zu hoch als zu niedrig


    3. Wenn du wieder zu Hause bist, beschäftige dich mit deinem Diabetes lerne deine Faktoren kennen und wie man BE schätzt. Dann stellt sich vor dem nächsten Urlaub diese Frage nicht ;)