Erfahrungen | Honeymoon- / Remissionsphase

  • Hallo zusammen,


    ich bin seit 6 Wochen Mitglied im Diabetes Typ 1- und seit heute auch im Insulinclub ;-)


    Zunächst ein paar Daten.
    - männlich
    - 31 Jahre
    - 178 cm
    - 60 kg
    - Langzeit: Lantus (derzeit 14 IE)
    - Kurzzeit: Humalog (Faktor 1 je BE; tageszeitunabhängig)


    Ich war nach Feststellung eines Nüchternwertes von 367 mg/dl und nicht-nüchtern von 471 eine Woche im Krankenhaus. Nun bin ich seit gut 4 Wochen wieder im normalen Alltag und natürlich auch ambulant bei einem Diabetologen; trotzdem habe ich bereits gemerkt, dass man(n) die Dinge selbst beschaffen, erforschen und erfahren muss...


    Seit einigen Tagen merke ich, dass ich trotz korrekter Berechnung & Insulingabe niedrige Werte habe (im Schnitt so um die 100 mg/dl. Das hatte zur Folge, dass ich nun weniger als den Faktor 1 spritze; mittlerweile bin ich bei 0,5 und die Werte sind trotzdem, heißt auch 1-2h nach dem Essen, bei +-90. Ich vermute, dass ich nun voll in der Hooneymoonphase bin und wollte mal fragen, wie das bei euch so war. Denn bei mir habe ich so den Eindruck, dass ich (derzeit) gar kein Kurzzeit-Insulin brauche...


    Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Erfahren und wünsche euch schöne Ostertage.


    LG,
    Thomas

  • Willkommen im Club :)


    Man ist selbst sein bester Manager - und mir hat das Forum hier sehr geholfen.


    Ich hatte anfangs auch einen höheren Bedarf, der dann weniger wurde, hab mich aber nie direkt in Remmission gesehen danach. Ich glaub eher, der Körper braucht am Anfang auch mehr um die hohen Werte wieder in Griff zu bekommen. Danach normalisiert sich das wieder.


    misst du aktuell noch nur blutig oder hast du schon ein Libre? Würde das mal mit deinen Diabetologen/Diaberater klären, denn das hat mir sehr geholfen, zu verstehen, was sich wie auswirkt. Und ich habe den Eindruck, man muss da selbst die Initiative ergreifen.
    Ich finde es auch schön zu sehen, wie gut und stabil mein Basal wirkt.


    Der Diabetes kann auch ziemlich zickig sein, sensibel bei Erkältung, Fett etc... Kommt aber alles mit der Zeit :)
    Am besten hier mal durchstöbern und einbringen :)

  • Hallo und Herzlich Willkommen im Club der Menschen mit T1D,


    In diesen Club gibt kann man vieles lernen und Erfahrungen austauschen.


    hattest Du schon eine Schulung, in der die Anpassung von Bolus und Basal behandelt wurde?


    Ich denke, wenn ich deine Werte lese, dass es sinnvoll sein könnte das Langzeitinsulin zu Reduzieren.

    Einmal editiert, zuletzt von nikp ()

  • Besten Dank für diese schnellen Antworten :-)


    Ich bin schon im Besitz von FreeStyle-Libre und messe aber auch noch zusätzlich den BZ, da ich gewisse Differenzen, die sich wohl aus den starken Schwankungen ergeben haben, feststellen durfte. Da ich mir bzgl. meiner BZ-Werte eine Excel-Tabelle angelegt habe, bin ich in der Lage die Dinge relativ gut zu überblicken; in Kombination mit dem FreeStyle-Libre ergibt das schon ein umfassendes Bild.


    Ich hatte im Krankenhaus Einzelgespräche und natürlich auch Termine beim Diabetologen. Die erste, richtige Schulung steht Mitte Mai an.


    Ja, den Gedanken das Basis-Insulin zu reduzieren habe ich auch :-) Ist jetzt nur die Frage, ob ich das eigenständig tue, da meine Werte schon niedrig sind, oder erst noch Ostern vorüber gehen lasse; ich mach das aber von den Werten abhängig und würde da jetzt keine x-beliebige bzw. zu krasse Änderung vornehmen.

  • Wie auch in anderen Beiträgen beschrieben, ist das Libre je nach Sensor auch mal 20-30 daneben, wenn man das einkalkuliert, kann man damit ganz gut klar kommen.
    Mit der Zeit werden die blutigen Messungen weniger, man bekommt ein Gefühl dafür (zumindest ging es mir so) - je nachdem, wie verlässlich der Sensor gerade ist.


    Bei der Faktorberechnung bzw. auch Basalbedarf vergisst man Anfangs auch gern die Bewegung, Streß etc., was man im KH oder nur zu Hause nicht unbedingt hat.

  • Bei der Faktorberechnung bzw. auch Basalbedarf vergisst man Anfangs auch gern die Bewegung, Streß etc., was man im KH oder nur zu Hause nicht unbedingt hat.


    Stimmt, das spielt eine gewichtige Rolle. Ich beobachte die Tendenz allerdings schon einige Tage, sowohl an Arbeits-/Wochentagen, als auch an Feiertagen/Wochenende...

  • Hallo Skorpion !


    Der niedrigere Insulinbedarf hängt nicht nur mit den unterschiedlichen Situationen KH/zu Hause/Arbeit zusammen,
    sondern ist auch eine Reaktion der BSD auf die neue Situation.


    Durch die Unterstützung des Insulins wird die BSD entlastet und arbeitet eventuell/ziemlich wahrscheinlich wieder vermehrt mit.


    Wenn Du am Basalinsulin etwas änderst, was glaube ich sinnvoll wäre, dann nur in kleinen Schritten und
    nicht überhastet. Beispielsweise 1 IE weniger und mehrere Tage laufen lassen mit entsprechender Beobachtung.


    Du hast ja schon mitbekommen, dass man den Diabetes mehr oder weniger selbst managen muss;
    mir ist klar, dass dies gerade am Anfang einen gewissen Mut erfordert.

  • Ich war nach Feststellung eines Nüchternwertes von 367 mg/dl und nicht-nüchtern von 471 eine Woche im Krankenhaus. Nun bin ich seit gut 4 Wochen wieder im normalen Alltag und natürlich auch ambulant bei einem Diabetologen; trotzdem habe ich bereits gemerkt, dass man(n) die Dinge selbst beschaffen, erforschen und erfahren muss...


    Seit einigen Tagen merke ich, dass ich trotz korrekter Berechnung & Insulingabe niedrige Werte habe (im Schnitt so um die 100 mg/dl. Das hatte zur Folge, dass ich nun weniger als den Faktor 1 spritze; mittlerweile bin ich bei 0,5 und die Werte sind trotzdem, heißt auch 1-2h nach dem Essen, bei +-90. Ich vermute, dass ich nun voll in der Hooneymoonphase bin und wollte mal fragen, wie das bei euch so war. Denn bei mir habe ich so den Eindruck, dass ich (derzeit) gar kein Kurzzeit-Insulin brauche...

    Jenseits 500 bei der Diagnose, herzlichen Glückwunsch - kommt mir bekannt vor. Hatte ein schönes Müsli gegessen weil es ist ja sooo gesund und ich hatte mich nicht so ganz "klasse" gefühlt.


    Da ich aus dieser Phase erst seit "kurzem" halbwegs raus bin - geniesse es. Bei mir hats auch relativ zeitnah zum Beginn der Insulintherapie eingesetzt. Das angenehme ist, dass du bei moderaten Eiweiss- und Kohlehydratmengen lediglich etwas Insulin "unterstützend" nehmen kannst. Mich hat weglassen übrigens ein paar mal in den Keller gezogen, weil meine Bauchspeicheldrüse nach ein paar Stunden auf "Vollgas" aus gewohnheit quasi nicht aufgehört hat - auch als der BZ eigentlich wieder passte. Quasi übers Ziel hinausgeschossen und das nicht nur einmal. Also war etwas "Unterstützung" mit Bolus vollkommen sinnvoll.


    Du wirst dich vermutlich irgendwo auf 70-90 einpendeln. Egal was du machst. Dagegen anfressen macht dich nur instabil. Nutze wenns geht langsame Kohlehydrate wie Bohnen, Erbsen, mit Abstrichen "gebratene Nudeln" und versuch möglichst wenige der Schnellen KH zu essen. Also Pasta (gekocht), Reis, Pommes/Kartoffeln und alles vom Bäcler mit Mehl. Weil: Dein BZ knallt hoch, gespritztes Insulin zieht langsam nach, deine Bauchspeicheldrüse steuert obendrein was bei und wie das endet ist dann jedes mal eine Überraschung.


    Mir hat das Libre damals verdammt viel geholfen zu verstehen was gerade abgeht. War in 11/2014 einer der ersten Kunden.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Hallo
    Mit deinen Angaben scheinst du leicht untergewichtig? War bei mir während der Diagnose auch so, hat sich dann aber schnell wieder erholt. Sind etwa gleich alt.
    Ich hab es so verstanden dass je älter man den T1 bekommt umso langsamer gehen idR die Betazellen kaputt.
    Eigeninsulin habe ich auch noch. Allerdings, konstante 90 auch nach Mahlzeiten hatte ich nie. Auch jetzt nicht, wobei es aber eigentlich ganz gut läuft.
    Zum Vergleich, 6 Wochen nach Diagnose schwankte es so zwischen 55 und 250 mit Ausreissern nach oben auch bei den Nüchternwerten.


    Ja, dass man die BE-Faktoren usw immer etwas anpassen muss ist normal. Es kann auch täglich extrem schwanken je nachdem wie viel man sich bewegt usw.

  • Willkommen im Club ;)


    Bei mir hat die Remission ca 3 Monate nach Diagnose eingesetzt, und war genau zu meiner Reha- Zeit auf ihrem Höhepunkt. Ich konnte das Basalinsulin und ab meiner 2. Reha-Woche auch das Bolusinsulin weglassen. Kam mir wie ein Simulant vor, Top Werte, die Ärztin war voller Zweifel, und ich selbst habe mich gefragt was ich hier zu suchen habe. Der Zustand hielt knapp 3 Monate an wenn ich mich richtig erinnere, und war die schönste Zeit in meiner Diabeteskarriere. Hatte sogar die Hoffnung es wäre eine Spontanheilung. Aber leider, nein.


    Es kam zurück als „schwere Diabetis“ ( ein Insider und ein Running Gag hier im Forum :D )

  • Hey, mit Untergewicht kann man keinen "schweren Zucker" haben, das weiss doch jeder *duck*

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  • Willkommen im Club ;)


    Bei mir hat die Remission ca 3 Monate nach Diagnose eingesetzt, und war genau zu meiner Reha- Zeit auf ihrem Höhepunkt. Ich konnte das Basalinsulin und ab meiner 2. Reha-Woche auch das Bolusinsulin weglassen. Kam mir wie ein Simulant vor, Top Werte, die Ärztin war voller Zweifel, und ich selbst habe mich gefragt was ich hier zu suchen habe. Der Zustand hielt knapp 3 Monate an wenn ich mich richtig erinnere, und war die schönste Zeit in meiner Diabeteskarriere. Hatte sogar die Hoffnung es wäre eine Spontanheilung. Aber leider, nein.


    Es kam zurück als „schwere Diabetis“ ( ein Insider und ein Running Gag hier im Forum :D )



    Besten Dank für deine Erfahrungen. Ich habe seit gestern komplett auf das Bolus-Insulin verzichtet, da meine Werte mit die letzten Tage richtig zum Tiefflug angesetzt haben. Und was soll ich sagen, meine Werte ohne Bolus sind gerade top... das ähnelt ja sehr deinen Erfahrungen. Frage: weißt du wie hoch dein C-Peptit zu der Honeymoon-Phase war? Meiner war Mitte Februar bei 1.05.


    Ich muss gestehen, ich habe noch eine minimale Resthoffnung bzgl. "Spontanheilung" oder einer vorübergehenden Störung der BSD... die Hoffnung stirbt zuletzt ;-)

  • Die Hoffnung hatten wir alle, mich selbst eingeschlossen. Als die Werte wieder hoch gingen setzte die Realität schlagartig ein und die Hoffnung schwand dahin... :hmmz:
    Genieße die Zeit, sie kommt nicht mehr zurück.

    >auf Kohle geboren<


    Wenn jemand zu dir sagt "die Zeit heilt alle Wunden", hau ihm auf die Fresse und sag´: "Warte, gleich wird`s besser!"

  • Nein, C-Peptid wurde damals nicht genommen. Die Ärztin haz sich nur den Befund von meiner Diabetologin schicken lassen, mit den Nachweisen für einen Typ 1 LADA. Sie war sehr erstaunt, und hatte noch nie einen Patienten mit einer so ausgeprägten Remissionsphase.
    Deshalb war sie weiterhin skeptisch, aber ich habe ja geahnt dass es wiederkommen wird. Habe damals sogar hier im Forum einen Thread erstellt weil ich echt Hoffnungen hatte dass ich mein Insulin wegwerfen kann. Aber ich wurde gleich auf den Boden der Tatsachen geholt :hmmmm:

  • Mein C-Pepdid war im Honeymoon zwischen 1 und 1.4. Gibt sich. Beim letzten Blutbild im November ists nicht mehr gemessen worden. IMHO kannst du die Honeymoon.Phase aber durch Schonung der Reste "zetlich strecken". Hab ich gemacht und es nicht bereut. Ca zwei Jahre deutlich stabiler mit wenig "Ärger".

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    Einmal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Mein C-Pepdid war im Honeymoon zwischen 1 und 1.4. Gibt sich. Beim letzten Blutbild im November ists nicht mehr gemessen worden. IMHO kannst du die Honeymoon.Phase aber durch Schonung der Reste "zetlich strecken". Hab ich gemacht und es nicht bereut. Ca zwei Jahre deutlich stabiler mit wenig "Ärger".


    Wie hast du das zeitliche strecken geschafft? Ich würde mich in diesem Fall gerne als Nachahmer versuchen ;)

  • Wenig KH um BZ-Spitzen und "Bauchspeicheldrüse MARSCH" zu vermeiden, dadurch halt die Reste schonen. Weil bei dem bischen Rest kannst du die mit "ich muss ja nix nehmen" durchaus zu tode quälen. Die Reste werden sicher sterben, aber ich hab mich entschlossen wenigstens zu kämpfen und das Rückzugsgefecht so lange wie möglich hinzuziehen ;)

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Wie hast du das zeitliche strecken geschafft? Ich würde mich in diesem Fall gerne als Nachahmer versuchen ;)


    Der Verlauf der Remission ist ziemlich individuell, kann also schneller oder langsamer verlaufen. Bei mir war es etwa 1 Jahr mit nennenswerter Eigenproduktion, dann ging es langsam zu ende. Ob man Ernährungstechnisch den Krankheitsverlauf beeinflussen kann, ist nicht bewiesen, da es keine Studien dazu gibt. Moderate Kohlehydrataufnahme erleichtert auf jeden Fall die Therapie, ich finde aber, man sollte sich nicht zu sehr kasteien, wenn es Dir schmeckt, ok, wenn nicht kann man auch anders essen, vieles ist eine Frage der Übung.
    Den Diabetes habe ich nach Abklingen der Remission übrigens nicht als belastender empfunden, zwar ist die Einstellung etwas schlechter geworden als am Anfang, aber immer noch gut und durch die Erfahrung kommt man auch mit der Komplexität besser klar.

  • Ich glaube C-peptid Tests eignen sich für grobe Aussagen, wie zB Unterscheidung zwischen T1 und T2. Oder wenn ein Gesunder Insulin spritzt um eine Krankheit vorzutäuschen.


    Wie viel Insulin produziert wird ändert sich je nach Situation, glaube das ist mit einzelnen Tests schwer einschätzbar. Das wäre als würde man die BZ-Einstellung anhand von einem zufällig gewählten Fingerpiks beurteilen.
    Insulin hat im Blut eine Halbwertszeit von 4 Minuten, C-Peptid auch nur 30 Minuten. Für eine genaue Einschätzung müsste man es viel engmaschiger messen und auch immer im Zusammenhang mit dem aktuellen BZ sehen.

  • Oder wenn ein Gesunder Insulin spritzt um eine Krankheit vorzutäuschen.


    Sowas macht mich ja wieder neugierig. Was schwebt dir denn da so vor? Insulinom?


    Interessierte Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!