Basalrate nachts fast höher als tagsüber?

  • Hallo,

    bin langsam am verzweifeln. Meine Basalrate scheint nachts nicht hinzuhauen (22 Uhr 124, 07 Uhr 175), obwohl ich nach einem BR-Test eigentlic die Rate schon angeglichen habe. Wenn ich sie jetzt noch weiter erhöhe, dann habe ich nachts eine höhere BR als tagsüber. Das hatte ich noch nie und egal wie ich eingestellt war brauchte ich nachts immer weniger Insulin als tagsüber. Natürlich ändert sich mein Beadrf und verschiebt sich von Zeit zu Zeit, aber irgendwas kommt mir spanisch vor. Hat irgendjemand auch nachts so einen hohen Bedarf bzw. höheren Bedarf als tagsüber?
    Ich bin echt schon die ganze Zeit am rumschrauben...bin langsam :confused: und bin nicht nur innerlich am :17cussing:.

    VG von Elisabeth

  • Heda,


    warum sollte es nachts nicht mehr brauchen als tagsüber?


    Des Nachts bekommst Du nur Basal, tagsüber kommt noch Bolus hinzu.
    Nachts bewegt man sich i.d.R weniger als tagsüber, usw.


    Meine basaler Nacht-Verbrauch liegt bei 7-8 IE, tagsüber gibt z.Z nur 6 IE.


    Über wieviel mehr reden wir hier?

    Gruß und guten Schuss,
    Sascha

  • Hallo Elisabeth,


    ist interessant dass Du das sagst - ich habe momentan auch ziemliche Probleme mit meiner nächtlichen Basalrate. Extremfall gestern: mit 147 und 0,9 IE ins Bett, heute mit 267 raus...
    Ich habe momentan meine Basalrate auf 120% laufen. Das haut tagsüber ganz gut hin, aber mit der Nacht bin ich mehr als unzufrieden. Das ist wirklich nervig.


    Gruß
    Morlok

    "Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht."
    (Oscar Wilde)

  • Ich hatte das auch mal. Habe festgestellt, dass meine Basalrate insgesamt zu "kurvig" war. Zuviele extreme Höhen und Tiefen. Unsere Experten hier können Dir den wissenschaftlichen Hintergrund dafür nennen (Joa? :rolleyes: / Surferin?).

    Schau mal nach, wie's bei Dir aussieht und versuche die Basalrate zu glätten. Eventuell musst Du dafür auch schon in den früheren Abendstunden etwas erhöhen. Dafür nimmst Du in der Nacht etwas raus.

    Es hat Mut gekostet, war aber goldrichtig bei mir. In Summe konnte ich damit auch noch den gesamten Basalbedarf senken.

    Gott schenkt dir ein Gesicht. Lächeln musst du selber.

  • Danke an euch beide! Ist einfach tatsächlich beruhigrend zu wissen, dass es bei anderen ganz genau so ist.

    @ Sascha

    Mein Verhältnis tages-/NachtBR ist in etwa so wie bei dir, aber in Summe habe ich nicht so wenig. Sind bei mir insgesamt 24,5 IE/24h. Und zu der Sache mit tagsüber wirkt noch der Bolus: Das kommt mir auch total komisch vor: Morgens habe ich neuerdings einen BE-Faktor von 1 (den kleinsten am ganzen Tag), mittags den höchsten (1,4), reduziert sich dann bis abends auf 1,2.

    @ Morlok

    Das mit dem nervig kann ich nur unterschreiben! Was bei mir noch erschwerend hinzukommt ist, dass ich erst im Januar in Bad Oeynhausen zur Einstellung war. Da hatte das mit der BR zum Schluß eigentlich funktioniert. Seitdem ich wieder zuhause bin geht gar nichts mehr. Dass es im Krankenhaus nie so wie zuhause ist weiß ich auch, aber das habe ich echt nohc nicht erlebt. Vielleicht ist ja bei dir der Fall, dass du nachts unterzuckerst (wenn du bei 147 korrigierst meine ich)? Das habe ich bei mir auch manchmal gedacht, weil ich morgens mit Herzklopfen und schwitzig aufgewacht bin, Wert war dann aber alles andere als ´ne Hypo (für eine Gegenregulation auch zu niedrig).

  • @ Milchstraße

    Kurvig ist es bei mir fast gar nicht, Der größte Unterschied ist zwei Stunden auf 0,7 vormittags (das einzige was mir von früher geblieben ist, der übliche Abfall am Vormittag). Aber das wäre meine nächste Frage gewesen:
    Wenn du also merkst, dass der Wert ansteigt, dann erhöhst du die Rate ein bißchen früher? Ehrlichgesagt habe ich mir das schonmal gedacht, aber hatte bis jetzt auch immer Schiss vor hypos direkt nach dem Abendessen (weilder Faktor da eigentlich stimmt).

  • Hallo Dr. Bibo,


    bei Verdacht auf nächtliche Hypos könnte man nächtliche BZ Messungen machen. Etwa um 2:30 und 4:00.


    Mein Basalbedarf liegt bei Tag 5 (12:00)/Nacht 8-10 (20:00) Levemir (je nach Zyklus). Ich bin ehrlichgesagt aber auch noch nicht ganz zufrieden mit dem Basal, da ich wie du vielleicht auch (?) abends zur Hypo nach dem Essen neige.


    Das Levemir spritze ich nocht nicht soo lange, alles noch im Ausprobieren.


    Ich habe manchmal auch diese komischen hohen Aufwachwerte, ohne Hypo, starte dann schon mal schlechtgelaunt in den Tag, grrr.


    Die Faktoren tagsüber liegen bei Mo: 2IE/2, Mi: 1:1 und A: 1,5/1 (Apidra)


    LG Spitzenhäubchen

  • Hallo Elisabeth,

    ich lasse Joa in diesem Fall mal den Vortritt mit dem Erklären und ergänze noch bei Gelegenheit, da ich im Moment echt nicht weiss, was ich darauf antworten soll. Ich weiss, es gibt Basalratengesetze, hab sie aber im Moment nicht im Kopf und möchte jetzt nicht etwas Falsches schreiben.

    Liebe Grüsse,
    bis später
    Surferin

  • Hallo spitzenhäubchen,

    deine BE-Faktoren hören sich an wie aus dem Lehrbuch. Vielleicht bin ich da auch irgendwie nur so von diversen Ärzten drauf getrimmt. Ich meine dass das so sein muss. Im Krankenhaus nämlich, da blieb der Faktor morgens bei 1,5 beharrlich im Schema stehn, obwohl ich den nie benutzt habe. Sah wohl einfach schöner aus;). Aber dass die BR nachts höher ist, scheint ja echt bei einigen so zu sein. Das beruhigt.

    Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,


    die Faktoren sind individuell verschieden, denke ich. Wenn Du Dir dabei unsicher bist, könntest du mal alle 1:1 spritzen und dann beobachten, was passiert und entsprechend diesen Beobachtungen die Faktoren verändern um 0,5 IE, schrittweise. Würde ich vielleicht mal dem Arzt vorschlagen.
    Wenn allerdings die Basalrate nicht stimmt, lassen sich die Faktoren schwer einstellen, würde ich meinen. Also erstmal diese "stabilisieren".....:). Leider bin ich nun keine Pumpenträgerin, da läuft das ja alles etwas anders als bei den Pennern, kann dir leider dazu nicht so viel sagen.


    LG Spitzenhäubchen

  • Hallo,
    ich hab zwar keine Pumpe aber momentan auch den Eindruck, dass ich nachts mehr basales Insulin brauche. Tagsüber komme ich mit Faktor 1,33-1,5 zwei Stunden postprandial bei dem Ausgangswert raus, danach bleibt er stabil bis zur nächsten Mahlzeit. Nur morgens ärgern mich momentan Werte zwischen 130 und 160 ohne Hypo bei der Nachtmessung.

    „Diabetes ist ein furchtbares Leiden, nicht sehr häufig beim Menschen, ein Schmelzen des Fleisches und der Glieder zu Harn..." - Aretaios, um 100 v. Chr.

  • Zitat von Dr. Bibo;279076


    bin langsam am verzweifeln. Meine Basalrate scheint nachts nicht hinzuhauen
    ...
    Wenn ich sie jetzt noch weiter erhöhe, dann habe ich nachts eine höhere BR als tagsüber.


    Es gibt kein Gesetz das für den Nachtverlauf, also die Zeit zwischen Einschlafen und Aufstehen, eine niedrigere Basaldosis vorschreibt als für einen vergleichbaren Tageszeitraum.


    Im Gegenteil. Eine summarisch größere Dosis auf den Zeitraum ist durchaus normal, weil ja die kontrainsulinär (gegen die Insulinwirkung gerichtet) wirkende Hormonausschüttungen ab dem Einschlafen und besonders dann im Dawn-Zeitraum einer mehr oder weniger gesteigerten Insulinversorgung bedürfen, um z.B. hinterher vormittägliche Blutzuckerabstürze zu verhindern.
    (Selbige können aber auch auf fehlendes Aufstehinsulin hindeuten. Aufstehinsulin ist jedoch auch nichts anderes, als der Insulinbedarf für Hormonausschüttungen mit kontrainsulinärer Potenz.)


    Dieses ganze Geschehen im zeitlichen Tagesablauf wird auch als circandianer (Bio-)Rhythmus bezeichnet und durch bestimmte Auslöser (Trigger) gesteuert (getriggert).


    Wer z.B. regelhaft gegen 23:00 Uhr in die Falle geht, um 4:00 aufsteht und fehlenden Schlaf von 14:00 bis 16:00 "nachtankt", synchronisiert die Hormonausschüttungen so, dass der Dawn etwa ab 20:00 Uhr anfängt und bis 1:00 oder 2:00 Auswirkung hat. Während die Zeit höchster Insulinempfindlichkeit dann in den folgenden Nachmittag fällt.


    Eine allgemeine (=nicht diabetesspezifische) Information findet sich unter:
    > de.wikipedia.org/wiki/Circadiane_Rhythmik <


    Gruß
    Joa

  • Hallo Dr. Bibo,

    wie Du aus den meisten Antworten schon lesen konntest, ist dieser Umstand wirklich kein Problem.

    Ich habe meine Pumpe augrund eines ausgeprägtes Dawn-Phänomens bekommen und daher
    ist meine Basalrate nachts auch höher als die Tagesrate. Ab 2 Uhr bis morgens 7 Uhr hab ich
    einen stündlichen Bedarf zwischen 2 bis 1,7 Einheiten.

    Also mch Dir keine Gedanken drum:6yes:

  • @ doraberta

    Ich kann den link öffnen, aber wie komme ich dann zu Dr. Renner?

    @ Hage und alle

    Genau dass habe ich mir von dem Forum erhofft, danke!

  • Nachtrag:

    Zitat von Milchstraße;279094

    Ich hatte das auch mal. Habe festgestellt, dass meine Basalrate insgesamt zu "kurvig" war. Zuviele extreme Höhen und Tiefen.


    Es ist eines der Basalratengesetze, dass es biologisch bedingt keine "Skyline of Manhattan" Basalratenmuster gibt, weil der Grundstoffwechsel nicht stundenweise wild hin- und herspringt.

    Zitat

    Eventuell musst Du dafür auch schon in den früheren Abendstunden etwas erhöhen. Dafür nimmst Du in der Nacht etwas raus.

    Eine zu geringe Insulinversorgung der nach dem Einschlafen beginnenden Ausschüttung von Wachstumshormonen führt eine ganze Weile später zu einer temporären Insulinwirkungsbeeinträchtigung.


    Interessant fand ich eine kleine Plauderei von Teupe über den Insulinbedarf von Kindern/Jugendlichen in Wachstumsphasen. Das reichte bis zu einem Bolusbedarf von bis zu 50% TGD (wenn ich das richtig erinnere) als "Betthupferlbolus" zum Einschlafen. :eek:


    Ist die Einschlaf- und erste Nachtphase, auch beim Erwachsenen, unterinsuliniert, gibt es zwar erst mal keine dramatischen Anstiege, aber die kommen dann eine Weile später. Wo sie zumeist zeitnah, relativ uneffektiv und zur falschen Zeit mit erheblichen Insulinmengen zu kompensieren gesucht werden.


    Stimmt die Wachstumshormoninsulinierung in Phase A, sinkt der "Korrekturbedarf" in Phase B (Dawn) dann i.d.R. deutlich bis drastisch ab.


    Grade bei Jugendlichen, meinte Teupe, wäre das verbreitete pubertäre Einstellungsdrama mit einem vernünftigen Insulinkonzept, ausgerichtet auf die hormonellen Besonderheiten, ziemlich vom Tisch zu bekommen.


    Vielleicht auch ein Grund, weswegen sich der diabetologische Gutachter von Yvonne hinsichtlich der Therapie seiner Kids an Teupe orientiert, jedenfalls soweit das Yvonne schrieb?


    @ Bibo: Versuch es mal da:
    > commons.wikimedia.org/wiki/File:Basalratenprofil_18_IE_laut_Renner-Schieber.png <



    Gruß
    Joa

  • 0,7 1,4, 1,7 Faktoren, kann man mit der Pumpe so genau Insulin geben, oder lese ich da was falsch? Und dann noch zeitlich festsetzbare Spritzmuster? Da stelle ich mir die Frage wieso nicht jeder mit so nem Teil rumläuft.