Was vermisst ihr aus dem Leben davor?

  • Zitat von Kochloeffel;409852

    Das ist so. Nur ists halt unbestreitbar, dass ein Leben ohne DM einfacher ist. Ich ess zB. sehr gern exotische Speisen, wenn ich mal die Gelegenheit hab. Wenn ich dann eine mir unbekannte Köstlichkeit vor mir hab, gehts schon los mit der Überlegerei. Was könnte da drin sein, ists ähnlich wie was, das ich kenn etc. Ist natürlich kein Beinbruch. Verschätz ich mich, kann ich reagieren. Und es lebt sich sehr gut damit, das will ich nicht bestreiten. Nur ists, auf hohem Niveau, zugegeben, doch so, dass ich die Unbeschwertheit von früher schon etwas vermiss.


    Soll aber natürlich kein Jammern sein. Wir können alles essen und alles machen. Ist nur ne Frage der Organisation und der Übung. Und etwas Mut zum Unbekannten brauchts auch, keine Frage. ;)





    hallo ihr lieben. ich bin neu hier und die mutter von einem 14 jährigen sohn der erst seit august letzten jahres diabetis typ1 hat. schön zu hören das es auch andere gibt die es manchmal sehr schwer finden richtiege entscheidungen zu treffen und denen ihre unbeschwertheit fehlt. danke für diese info.

  • Für ein Kind ists evtl. noch etwas schwieriger, plötzlich eingeschränkt zu sein. Am Anfang ist man das ja. Bis man sich daran gewöhnt hat und weiss, wie man damit umgehen muss. Dazu kommt dann noch die Pubertät, die vielleicht auch etwas Beschwerden verursacht.


    Aber es ist zu schaffen, keine Sorge.

  • es ist aber schon schwierig das alles unter einen hut zu bringen. drei wochen schnell kurs für die eltern und dann macht mal. is sicher nich wirklich eine leistung. man kommt schnell an seine grenzen und pubertät und noch ein anderes krankheitsbild schlaucht ziehmlich. ich suche immernoch nach etwas was meinem jungen die ernsthaftigkeit seiner erkrankung vor augen führt und mir fällt nix ein.

  • Zitat von Jamuna;409769


    Ich habe im nächsten Bekanntenkreis Menschen in meinem Alter, denen es gesundheitlich viel schlechter geht und die wirklich verzichten müssen, ob sie wollen oder nicht. Im Vergleich dazu sind die Probleme von DMlern (vorausgesetzt sie sind nicht schwer einstellbar) Luxusproblemchen. Verzichten muss niemand mit gut einstellbarem DM und wer es doch tut, weil er so viel Angst hat, ist selber schuld.


    Na ja. Ich finde es eigentlich nicht angebracht, in einen Wettbewerb zu gehen, wem's denn am schlimmsten geht. Dass man da mit einem gut eingestellten DM ohne Folgeschäden noch einiges Glück im Unglück hat, dürfte so ziemlich allen hier klar sein.
    Die Frage war ja auch, was man vermisst und nicht, was man "total schlimm" findet. Dass da viel Luxusprobleme drunter sind, dürfte logisch sein. Aber auch die sollte man mal nennen dürfen.
    Dass das niemanden interessiert oder aufbaut, der gesundheitlich mehr am Hals hat als DM, ist halt mal so.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ich hab meinen D.m. mit 13 bekommen und zwar zu ner Zeit wo die Pumpentherapie wie auch die ICT noch in den Kinderschuhen steckte. Mit 13 ist alles wichtig nur der D.m. nicht. Damals gab es 2x tägl. Mischinsulin und dann mußten nach Uhrzeit bestimmte BE-Mengen gegessen werden, egal ob man Hunger hatte oder nicht. Und immer mußte eine Tasche mit den Mahlzeiten mit. Das ist als Teenie nicht besonders Klasse. Ich war froh als die ICT kam und ich wieder dann essen konnte, wann ich das wollte.... Mit Pumpe kannich mir den Luxus des Ausschlafens gönnen... Ich habe mein DAWN-Phänomen im Griff und ich kann einen Beruf mit 3 Schichten ausüben.


    Ich vermisse mehr das Holen eines Croissant´s in der Bäckerei, da ich aufgrund einer weiteren chronischen Erkrankung in meiner Ernährung sehr stark eingeschränkt bin. Aber auch da gibt es mittlerweile mehr Auswahl als noch Ende der 80er Jahre.

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Apfelsaftschorle.
    Im Halbliterglas.
    Voll bis auf zwei Fingerbreit mit Apfelsaft (trüb natürlich, kennt hier jemand Kumpf? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass derjenige schon Saft aus Äpfeln getrunken hat, die ich aufgelesen habe ;) ), dann mit "Sport"-Sprudel (extra viel Kohlensäure) aufgefüllt.
    Das hatte ich seit jetzt sechs Jahren nicht mehr …


    Aber mal ehrlich: Die meisten sind doch der Meinung unsterblich zu sein. Klar, mein "weiss" man ist es nicht. Aber irgendwo, tief drin, glaubt man doch an die eigene Unsterblichkeit. Und dieses Gefühl nimmt einem der DM ein Stück weit. Und ich vermisse es.

    Nexus6

  • Zitat von nexus6;409864


    Aber mal ehrlich: Die meisten sind doch der Meinung unsterblich zu sein. Klar, mein "weiss" man ist es nicht. Aber irgendwo, tief drin, glaubt man doch an die eigene Unsterblichkeit. Und dieses Gefühl nimmt einem der DM ein Stück weit. Und ich vermisse es.


    Das kenn ich. Hab ja bis kurz vor der Blaulichtfahrt ins Spital gedacht, mein DM sei ein kleiner Schnupfen. Weil, mir passiert nichts.


    Ich vermiss es aber nicht. Das Bewusstsein der eigenen Verletzlichkeit kann vor schlimmerem Bewahren. In Zukunft weiss ich, dass ich auch mal zum Arzt gehen darf, wenns mir mies geht. Vor dem DM hab ich mich immer selbst therapiert. Was auch ok war, weil ich nie was Schlimmes hatte.

  • Zitat von cuspid;409725


    ...es, ohne das ganze Zubehör (Technik und Essen!) mitschleppen zu müssen einfach loszulaufen.


    Ich wandere gerne. Muss eben neben der Regenjacke und dem Blechnapf noch der DM-Rotz nebst ein paar Kindergeburtstags-Gummibärchentüten mit in den Rucksack. Kein Problem. So ein klein wenig Sorgfalt gönne ich mir vor dem Loslaufen :p

    Nexus 6

  • Die Befreiung sämtlicher Arztbesuche habe ich vergessen zu erwähnen.
    Einen Monat mal nicht zum Arzt zu müssen.:rolleyes:

  • Hallo Hubi,


    ich möchte die Einschränkungen durch den Diabetes nicht schönreden. Aber ich finde, es sollte schon unterschieden werden, ob auf etwas verzichtet werden muss oder ob es (mehr oder weniger) freiwillig geschieht.


    Wer Angst hat, sich ins Auto zu setzen oder auf seinen geliebten Sport verzichtet, weil er Angst vor der Unberechenbarkeit des BZs hat, geht eher einem Problem aus dem Weg statt es als Herausforderung zu betrachten. In diesem Fall ist der Verzicht doch eher freiwillig.


    Was anderes ist es, wenn du z.B. wegen einer tatsächlichen körperlichen Einschränkung auf deinen Sport oder das Autofahren verzichten musst.


    Bei DM-Frischlngen sind die Ängste alle sehr gut nachvollziehbar, ebenso bei allen DMlern, deren BZ-Wahrnehmung gestört ist.


    Aber manche Ängste sind einfach selbst erzeugt und bleiben bestehen, weil man nicht den Mumm hat, sich damit auseinanderzusetzen.


    Ich nehme mich übrigens da nicht aus. Ich mache auch einige Abstriche, aber ich bin mir bewusst, dass ich mir das so ausgesucht habe und dann jammere ich auch nicht darüber bzw. ich empfinde es nicht als Verzicht. Ohne Diabetes ist es angenehmer und einfacher, keine Frage.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Zitat von Jamuna;409970

    Aber ich finde, es sollte schon unterschieden werden, ob auf etwas verzichtet werden muss oder ob es (mehr oder weniger) freiwillig geschieht.


    Aber der Thread lautet doch nicht, was jemand jetzt tun oder lassen MUSS, sondern was man vermisst. Man kann doch Dinge vermissen, die man aus persönlichen Gründen mit DM bleiben lässt und die andere Leute trotzdem tun (oder sich antun).

    Zitat


    Wer Angst hat, sich ins Auto zu setzen oder auf seinen geliebten Sport verzichtet, weil er Angst vor der Unberechenbarkeit des BZs hat, geht eher einem Problem aus dem Weg statt es als Herausforderung zu betrachten. In diesem Fall ist der Verzicht doch eher freiwillig.


    Na und? Es bleibt aber ein Verzicht, weil der Betroffene es so empfindet. Mal abgesehen davon, dass echte Angstprobleme auch keine Kleinigkeit sind, auch wenn sie anderen Menschen als Kinkerlitzchen erscheinen mögen.

    Zitat


    Was anderes ist es, wenn du z.B. wegen einer tatsächlichen körperlichen Einschränkung auf deinen Sport oder das Autofahren verzichten musst.


    Was muss man schon wirklich? Es gibt Menschen, die ganz Erstaunliches leisten können, was man aber nicht auf die Allgemeinheit übertragen kann. Wer ist denn die Norm und bestimmt, wer wann was kann und wer sich nur anstellt? Wie gesagt, es geht doch eher um gefühlte Einschränkungen.

    Zitat


    Bei DM-Frischlngen sind die Ängste alle sehr gut nachvollziehbar, ebenso bei allen DMlern, deren BZ-Wahrnehmung gestört ist.
    Aber manche Ängste sind einfach selbst erzeugt und bleiben bestehen, weil man nicht den Mumm hat, sich damit auseinanderzusetzen.


    Darüber würde ich mir kein Urteil erlauben.

    Zitat


    Ich nehme mich übrigens da nicht aus. Ich mache auch einige Abstriche, aber ich bin mir bewusst, dass ich mir das so ausgesucht habe und dann jammere ich auch nicht darüber bzw. ich empfinde es nicht als Verzicht. Ohne Diabetes ist es angenehmer und einfacher, keine Frage.


    ...und deswegen sollen wir uns jetzt auch alle mal zusammenreißen, oder wie? :confused:
    Ach herrje.


    Lg, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Zitat von Seb84;409884

    Die Befreiung sämtlicher Arztbesuche habe ich vergessen zu erwähnen.
    Einen Monat mal nicht zum Arzt zu müssen.:rolleyes:


    *g*
    Oh, ja die können nerven :D

    Easy come, easy go.

  • Da mein Leben vor DM nur 12 Jahre lang dauerte gibts nicht viel was ich aus dieser Zeit jetzt und heute vermissen könnte. Die folgenden 18 Jahre... da gabs einiges an Entbehrungen. Irgendwann hab ich das gemacht, gegessen und ... Der DM war mir echt egal. Ich wollte Essenstechnisch nicht verzichten. Seit etwas über 14 Jahren kann ich endlich so leben, essen oder trinken wie ich will.


    Noch ein Rat an die DM-Frischlinge, Es bringt nichts der Zeit zuvor nachzutrauern. Sie kommt nicht wieder. Ihr habt noch das ganze Leben vor euch. Es ist nicht mehr so, das ein Diabetiker nicht älter als 30 oder 40 Jahre alt wird. Macht was aus dem neuen Leben. Klar der DM verändert das Leben total, aber heute kann man damit leben. Bis vor ca 90 Jahren hätten wir keine Chance auf Leben gehabt.

    Stolpern und Hinfallen ist keine Schande.
    Nicht wieder Aufstehen und Liegenbleiben schon.

  • Wirklich etwas vermissen tu ich nicht, ein klein wenig fehlt mir einfach so mal eine Tüte Gummibären essen zu können. Die treiben bei mir so hoch, da kann ich nicht wirklich gegen spritzen. Also nur was wenns zu tief ist.


    Was mich ein wenig nervt, ist wie bei den meißten, dass man nicht ohne seinen Kram aus dem Haus kann, nicht spontan etwas essen kann oder Sport machen kann.


    Aber wenn ich dann den Mann meiner Mutter sehe, der halb blind im Rollstuhl sitzt, sage ich mir es gibt weitaus schlimmeres als meinen DM. Die kleinen Einschränkungen sehen neben so etwas einfach nur winzig aus.
    Ich und der Herr DM haben uns angefreundet und wir haben gelernt miteinander zu leben, auch mit den Einschränkungen.

    LG Heike
    ________________
    Der Kluge läßt sich belehren, der Unkluge weiß alles besser.

  • Seit der Prognose mache ich mir mehr Sorgen um das Alter bzw. wie mein Leben in ein paar Jahren aussehen wird und welche Folgekrankheiten noch kommen werden.
    Vorher lebte man eher in den Tag hinein und war unbeschwert-man hat einfach gelebt; heute hat man unterbewusst immer noch etwas bei sich, das mal mehr und mal weniger die Seele belastet.

  • Zitat von Flolander;409686

    Weicht jetzt zwar etwas vom eigentlichen Thema ab, aber da es eh andiskutiert worden ist habe ich noch eine Frage zum Gin Tonic. Spritzt ihr dazu Insulin oder baut ihr auf den Abbau des BZ durch den Alkohol?


    ich spritz nichts dafür, wenn dann wird danach korrigiert. Also vor dem ins Bett gehen.

    Denn es ist nicht genug, einen guten Kopf zu haben; die Hauptsache ist, ihn richtig anzuwenden.

    René Descartes, 31.03.1596 - 11.02.1650
    frz. Philosoph und Mathematike

  • Zitat von Milchstrasse;409905

    Ganz ehrlich?

    Spontanen Sex ohne Unterzuckerungen oder zu hohem BZ.

    :D


    Bei zu hohem BZ habe ich eigentlich keine Probleme.
    Ist er zu niedrig macht "er" natürlich schlapp und das schockt weniger.:mad:

  • Zitat von karina;410063

    Seit der Prognose mache ich mir mehr Sorgen um das Alter bzw. wie mein Leben in ein paar Jahren aussehen wird und welche Folgekrankheiten noch kommen werden.
    Vorher lebte man eher in den Tag hinein und war unbeschwert-man hat einfach gelebt; heute hat man unterbewusst immer noch etwas bei sich, das mal mehr und mal weniger die Seele belastet.


    Naja denke aber auch mal von der anderen Seite. Wir kümmern uns natürlich mehr um unsere Gesundheit (verzichten viel auf diverse Lebensmittel bzw. vertilgen nicht unbedingt inflationär viele Süßigkeiten, Kuchen o. ä.), wir rennen oft zum Arzt machen ggf. Sport für gute Werte etc. etc.
    Viele andere gesunde Menschen die einfach in den Tag hineinleben, kümmern sich halt nicht darum, lassen nicht regelmäßig ihre Werte checken und verzichten halt auch nicht, was bei denen leicht zu anderen Erkrankungen führen kann von denen sie jahrelang nichts mitbekommen!
    Wie oft hört man von Herzinfarkten, Schlaganfällen usw. und das sind garantiert nicht alles Typ 1er! Ich arbeite im Lebensmitteleinzelhandel und wenn ich sehe was die Leute kaufen (und vor allen Dingen in welchen Mengen) wundert es mich überhaupt nicht wenn der/die eine oder andere davon später kopeister geht.
    Viele bestätigen halt ihre Klischees nach dem Motto "Du bist was du isst!".

  • Zitat von Seb84;410096

    Naja denke aber auch mal von der anderen Seite. Wir kümmern uns natürlich mehr um unsere Gesundheit (verzichten viel auf diverse Lebensmittel bzw. vertilgen nicht unbedingt inflationär viele Süßigkeiten, Kuchen o. ä.), wir rennen oft zum Arzt machen ggf. Sport für gute Werte etc. etc.
    Viele andere gesunde Menschen die einfach in den Tag hineinleben, kümmern sich halt nicht darum, lassen nicht regelmäßig ihre Werte checken und verzichten halt auch nicht, was bei denen leicht zu anderen Erkrankungen führen kann von denen sie jahrelang nichts mitbekommen!
    Wie oft hört man von Herzinfarkten, Schlaganfällen usw. und das sind garantiert nicht alles Typ 1er! Ich arbeite im Lebensmitteleinzelhandel und wenn ich sehe was die Leute kaufen (und vor allen Dingen in welchen Mengen) wundert es mich überhaupt nicht wenn der/die eine oder andere davon später kopeister geht.
    Viele bestätigen halt ihre Klischees nach dem Motto "Du bist was du isst!".


    Man hört oft, dass chronisch Kranke insgesamt "gesünder" sind, weil sie eben grad oft beim Arzt sind. Bei den Kontrollen kommen daher auch andere Sachen frühzeitig ans Licht und man kann besser reagieren.
    Kommt natürlich stark darauf an, woran man leidet. Bei einer gut behandelbaren Krankheit wie Diabetes ist dies sicher gegeben.