Neue Diagnose- keine Ahnung !!!

  • Hallo,


    unser Sohn hat vor 2 Wochen die Diagnose Typ 1 bekommen - war kurz vorm Koma!
    Wir erwachen langsam aus dem Schockzustand und stellen fest, dass der Alptraum andauert! Daher habe ich mich hier angemeldet, in der Hoffnung, dass Betroffene uns weiterhelfen können, bei der Vielzahl von Fragen, die sich stellen.
    Problem ist, dass unser 19jähriger Sohn am liebsten garnicht über seine Krankheit reden möchte und sich - er ist eh schon der pessimistische Typ - davon weiter runterziehen lässt ( kein Wunder!).


    Ich fang mal einfach an mit meinen Fragen, okay ?


    Habt Ihr Euch psychologische Hilfe geholt ? Habt Ihr - vorallem die Betroffenen in seinem Alter - Kontakte zu anderen jungen Diabetikern ? Er ist in Ausbildung - kann er deswegen gekündigt kriegen ( Bürotätigkeit )? Wie ist das mit den Zuzahlungen - kriegt man die irgendwoher wieder ( Einkommenssteuer?) - die Krankenkasse schickt nur 1000 Blätter im Amtsdeutsch.... Freue mich über Antworten


    Danke schonmal


    Christine62

  • Ich versuch mal zu antworten. Solange bin ich auch noch nicht dabei;)


    Wegen Diabetes sollte Dein Sohn nicht gekündigt werden bei einer Bürotätigkeit. Ich sitze selber im Büro und habe keinerlei Probleme mit der Krankheit. Ich bin sogar ehrlich gesagt froh so einen Job zu haben, denn so habe ich alles immer am Schreibtisch bei mir. Also Pen, BZ Messgerät und Hypohelfer.


    Ob Dein Sohn Zuzahlungen für Insulin und die Praxisgebühr wieder bekommt, hängt vom Einkommen ab. 1% des Bruttoenkommens muss man generell zu zahlen.

    LG Heike
    ________________
    Der Kluge läßt sich belehren, der Unkluge weiß alles besser.

  • Hallo Christine,


    erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.
    Du findest hier sicherlich schon ganz viele Informationen und je mehr sich der erste Schock legt, desto mehr werdet ihr merken, dass ein Leben mit Typ I kein Albtraum ist, sondern es einfach ein paar Dinge zu beachten gilt.


    Psychologische Hilfe kann gut sein, vielleicht muss dein Sohn sich auch erstmal an die neue Situation gewöhnen. Sehr hilfreich kann tatsächlich der Kontakt zu Gleichbetroffenen sein, um sich austauschen zu können. Das hilft gerade in der Anfangszeit und nimmt so manchen Schrecken.
    Du findest hier im Forum einige Stammtische, vielleicht ist was in eurer Nähe dabei und ihr könnt euch anschließen.
    Diabetes ist kein Kündigungsgrund und nach der Einstellung wird dein Sohn sicher genau so weiterarbeiten können wie vorher.
    Zuzahlungen könnt ihr, falls keine Befreiung vorliegt, natürlich bei der Einkommenssteuer angeben, ich reiche auch immer alle Belege ein, also gut aufheben.


    Das allerwichtigste ist eine gute Schulung und Aufklärung am Anfang, ist das gegeben?
    Ist dein Sohn noch in der Klinik? Vielleicht mag er sich hier ja auch sebst mal melden, Altersgenossen gibts hier einige und vielleicht mag er seine Ängste ja lieber schreiben, als drüber
    zu reden.


    Also das wars erstmal für den Anfang, frag uns ruhig Löcher in den Bauch.


    LG Charlotta

    Leben heißt nicht, zu warten dass der Sturm vorüberzieht. Man kann lernen, im Regen zu tanzen.

  • Hallo und :willkommenimforum: Christine,

    natürlich ist es erst einmal ein Schock die Diagnose zu erhalten, aber das bedeutet sicherlich nicht das Ende.
    Sowohl ihr als auch euer Sohn müssen sich an die neue Situation gewöhnen, sprich Schulungen erhalten, viel über Diabetes lesen und das neue Wissen auch umsetzten. Anfangs sicher nicht ganz einfach, aber mit Diabetes kann man (bis auf wenige kleine Einschränkungen) ein ganz normales Leben führen; sprich arbeiten, Sport, Ausgehen etc.
    Sobald die Insulineinstellung deines Sohnens stimmt und er gelernt hat, sein Essen zu berechnen dann kommt das normale Leben zurück.

    Wegen Diabetes kann er in seinem Job sicher nicht gekündigt bekommen, macht euch diesbezüglich mal keine Sorgen.
    Sicherheitshalber sollte er immer !!!! Traubenzucker oder schnelle Kohlenhydrate bei sich haben (sprich in der Hosentasche), für den Fall einer Unterzuckerung.

    Vielleicht schaut er sich auch mal hier im Forum um, er findet ganz sicher viele Gleichgesinnte.

    Ich wünsche Euch erst einmal alles Gute. Die Zeit wird kommen, wo auch er darüber reden möchte, lasst ihm die Zeit die er dazu benötigt.

    LG PumpenKati


    „Es ist hier die Rede nicht von einer durchzusetzenden Meinung, sondern von einer mitzuteilenden , deren sich ein jeder als eines Werkzeuges nach seiner Art bedienen möge.“

    J. W. v. Goethe

  • Hallo Christine!
    So eine Diagnose ist für einen 19jährigen bestimmt nicht leicht. Ich hatte in diesem Alter keine anderen Diabetiker um mich und wollte nicht "anders sein" als meine Freunde, sprich: Ohne nachzudenken essen, alkoholtrinken,... Naja, das war natürlich nicht besonders gut für eine DM-Einstellung. Es wäre für mich damals sehr hilfreich gewesen, wenn ich andere Diabetiker in meinem Alter gekannt hätte, nur um zu erkennen, dass ich nicht der einzige bin, der auf sich achten muss und v.a. auch, dass andere damit auch gut Leben.
    Bei den heutigen Behandlungsmöglichkeiten ist DM zwar oft lästig und nervig, aber sehr gut lebbar und nicht mehr sehr einschränkend. Aber das muss man erst erfahren und erkennen. Am Anfang erscheint einem die Therapie mit allem Drum und Dran, wie BE-Berechnung, Insulindosis, Do´s und Don´ts als Fulltime job. Aber das lässt nach und der DM wird nebensächlicher, weniger zeitaufwändiger, denn man wird routinierter.
    Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Hoffnung machen.

    Billemaus

  • Hallo Christine,


    ich war bei der Diagnose 16 Jahre und hatte keinen Kontakt zu anderen Diabetikern. Ich wollte es auch gar nicht, weil ich halt nicht anders sein wollte und ich sah keinen Grund, andere Diabetiker kennenzulernen. Die Einstellung hat sich zwar geändert, aber ich denke nicht, dass es wichtig ist, dass er Kontakt zu anderen Diabetikern hat, wenn er es nicht möchte.


    Er kann in seiner Ausbildung deswegen nicht gekündigt werden. Ich habe auch eine kaufmännische Ausbildung gemacht; das ist gar kein Problem und er darf auch deswegen nicht gekündigt werden. Er kann ja auch alles so machen wie vorher.


    Psychologische Hilfe habe ich damals nicht in Anspruch genommen, aber ich hatte die Möglichkeit. Das muss auch von deinem Sohn aus kommen, ob er das möchte. Du kannst es ihm ja anbieten, aber er muss es auch wollen.


    Ich habe mir damals gesagt, je mehr und schneller ich jetzt über den Diabetes lerne, desto weniger belastet es mich später und läuft halt so nebenbei. Ich habe mir immer gesagt, dass ja nichts dabei ist, sich vor dem Essen zu spritzen. Meine Eltern haben sich auch sehr gesorgt und sich mehr Gedanken um alles gemacht als ich. Es braucht ein bisschen Zeit, bis er das Ganze in die Hand nimmt; erstmal muss es ihm auch körperlich besser gehen. Dass er kurz vor dem Koma war, ist nicht zu unterschätzen; dann hat mein noch keine Kraft und Motivation.


    Liebe Grüße
    Ophelia

    Du verlierst nichts, wenn du mit deiner Kerze die eines anderen anzündest.

  • Hi Christine!


    Im Schockzustand waren wir alle mal. Der eine mehr, der andere weniger. So eine Diagnose ist ja was für`s Leben und deswegen gibt es auch kein Allheilmittel wie man damit umgehen kann....
    Wichtig ist erst mal das du deinen Sohn nicht auf seine Krankheit reduzierst. Der Alltag sollte recht schnell wieder einkehren und der DM "beiläufig" so mit laufen. Es ist zwar etwas neues, aber auch nicht so schlimm das man alles komplett über den Haufen werfen müsste. Das muss einem erst einmal bewusst werden und das dauert seine Zeit. Eine ordentliche Schulung ist dabei aber sehr wichtig!
    Versuche deine Sohn so gut es geht dabei zu begleiten, aber lasse ihm Freiräume!


    Ich weiß aber auch, dass es als Mutter besonders schwierig ist....


    Wegen der Ausbildung würde ich mir keine Sorgen machen, da gibt es körperlich anstrengenderes als einen Stift zu halten...;)
    Hier sind viele Berufsgruppen vertreten und die allermeisten gehen einer geregelten Tätigkeit nach!


    Wegen der Zuzahlung kann man im allgemeinen Sagen das Die Hilfsmittel frei sind und das Insulin, also die benötigten Medikamente, die normale Rezept gebühren kosten. Näheres sagt dir deine Krankenkasse.

    >auf Kohle geboren<


    Wenn jemand zu dir sagt "die Zeit heilt alle Wunden", hau ihm auf die Fresse und sag´: "Warte, gleich wird`s besser!"

  • Hallo Christine und herzlich willkommen

    es ehrt dich, dass du so viel wie möglich über den DM lernen willst. Noch wichtiger ist es, dass dein Sohn das auch will. Dahingehend solltest du ihn unbedingt unterstützen.

    Aber zunächst einmal: ihr solltet unbedingt Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Lasst euch über den Umgang mit dem DM und allem was dazugehört intensiv schulen.

    Und lass ihn dann auch ruhig mal etwas ausprobieren. Ja ermutige ihn sogar dazu. Aber natürlich Ekzesse vermeiden ;)

    Du kannst ihn auch dahingehend beruhigen, dass seine Ausbildung in keinster Weise gefährdet ist. Ich bin selbst Ausbilder für Elektroberufe und hatte auch schon Azubis mit DM bei mir. War nie ein Problem. Der schon genannte Rat mit Traubenzucker und anderen schnellen KHs (zB Cola) kam ja schon und sollte auch unbedingt beachtet werden.

    Auch sein Freizeitverhalten ist "fast" bedenkenlos. Auch da gilt: Probieren und Studieren ;)

    Auch Mädchen sind kein Problem ;)

    Zu den Nebensächlichkeiten (die obigen Dinge sind bei weitem viel wichtiger):

    Zu den Zuzahlungen wurde ja auch schon geantwortet. Für das Insulin wird die Rezeptgebühr von 10€ fällig. Die BZ-Teststreifen gibts im Versandhandel auch ohne. Die Praxisgebühr kommt auch noch dazu.
    Für chronisch Kranke gibts diese 1% Grenze des Bruttojahresgehalts. Wird diese überstiegen kann das Einreichen der Belege und der Antrag auf Zuzahlungsbefreiung positiv von der KV bewertet werden. Zur Berechnung könen aber nur die Kosten verwendet werden, die für die chronische Erkrankung erforderlich sind.

    Beispiel:

    monatl. Bruttolohn (azubi): € 600,00
    Jahresbruttolohn (azbi): € 7200,00
    1%: € 72,00

    Praxisgebühr: 4x10€ = 40 €
    ZZ f. Insulin: 4x10€ = 40 €
    Summe: € 80,00

    --> Antrag stellen

    Beispiel 2:

    monatl. Bruttolohn (azubi): € 690,00
    Jahresbruttolohn (azbi): € 8280,00
    1%: € 82,80

    Praxisgebühr: 4x10€ = 40 €
    ZZ f. Insulin: 4x10€ = 40 €
    Summe: € 80,00

    --> Antrag wird sehr wahrscheinlich abgelehnt

  • Zitat von UlrichBlanke;414228


    Beispiel:

    monatl. Bruttolohn (azubi): € 600,00
    Jahresbruttolohn (azbi): € 7200,00
    1%: € 72,00


    Zu beachten: Bei der Berechnung des Bruttolohns zählen alle Bruttolöhne der im Haushalt Lebenden mit. Ausnahme: Im Kalenderjahr der Beantragung wird das 19. Lebensjahr vollendet und es besteht keine Familienversicherung.

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Bei der Ikk ist man als Auszubildender befreit. Ich würde einfach bei der Krankenkasse nachfragen.
    Job technisch sollte man sich keine Sorgen machen. Ich habe Diabetes schon seit frühester Kindheit und bin Elektromeister im Handwerk. Alles problemlos.
    Und bei fragen immer raus damit, hier wird euch geholfen.


    Cu Jan

  • Hallo Christine,


    ich bin auch noch frisch dabei und habe meine Diagnose vor 3-4 Wochen erhalten. Natürlich ist das eine unangenehme Überraschung und je nach Typ Mensch verarbeitet man es unterschiedlich. Ich hab mir erstmal viele Informationen zum DM beschafft um möglichst schnell wieder in den Alltag hereinzukommen.


    Das wichtigste war und ist für mich eine Diabetologie wo ich mich wohlfühle, mit Beratern die sich Zeit für einen nehmen, sowie jegliche Fragen beantworten. Am Anfang kam mir der DM eher als Feind vor doch mitlerweile sehe ich Ihn mehr als Begleiter. Die Frage nach der psychologischen Hilfe wird dir nach meiner Meinung nach keiner Abnehmen können, da wir deinen Sohn und sein Umfeld nicht kennen. Wichtig ist nur das er irgendwo eine Anlaufstelle hat, mit der er über seine Situation reden kann.


    Momentan bin ich für kurze Zeit wieder Zuhause eingezogen und meine Eltern machen sich zum DM mehr Sorgen als ich mir selbst. Deswegen erlebe ich auch gerade die Situation, nicht gerade mit meinen Eltern über persöhnliche Sachen zum DM zu reden, jedoch ist das Bedürnis da und ich Rede mit meinem DiaDoc darüber.


    Wegen der Kündigung würde ich mir keine Sorgen machen, da es sich ja um keine Krankheit handelt, bei der er seine Bürotätigkeit nicht mehr vollständig ausüben kann.
    Er ist bei zukünftigen Bewerbungen noch nichtmal gezwungen DM mit anzugeben.
    Mehr dazu Hier.


    Die Zuzahlungsbefreiung richtet sich nach dem Bruttoeinkommen alle im Haushalt lebenden Personen. Bei der Barmer ist es so, dass die Zuzahlungsbefreiung im ersten Jahr nach der Diagnose nach Überschreitung von 2% beantragt werden kann und nach dem 1. Jahr nach 1%.
    Wenn die Hürde überschritten ist, zahlt die KK laut Internetseite aber auch nach Antrag zuvielgezahltes wieder zurück.
    So hab ich meiner Apotheke gebeten, eine Liste für mich Anzulegen, in der alle Zuzahlungen aufgelistet werden.


    Ich hoffe dein Sohn schaut hier selbst mal irgendwann vorbei, damit er sich ein Bild von anderen Menschen mit Diabetes machen kann, um zu erkennen, dass ein fast normales Leben möglich ist.


    LG

  • Grüß dich!


    Ich habe meinen Begleiter letztes Jahr mit 22 bekommen.
    Natürlich wird er seinen Job auch weiterhin ausüben können, zumal es eine Bürotätigkeit ist. Ich arbeite als Feinmechanikerin in einer großen Firma und schaff es auch ;).


    Belze hat Recht, er wäre nicht gezwungen, den DM in späteren Bewerbungen anzugeben, jedoch ist es immer gut, wenn ein oder zwei Kollegen Bescheid wüssten, falls mal was sein sollte.


    Mein Chef hätte es gern gehabt, wenn ichs gesagt hätte, er hat jedoch Verständnis dafür gehabt, dass ichs nicht sagen wollte, falls Vorurteile entstehen etc. Ich konnte ja nicht wissen, dass es in seiner Familie auch jemanden gibt :).


    Alles in allem wünsch ich euch viel Glück, das Wichtigste ist, dass er seinen neuen Begleiter zu akzeptieren lernt und im Zaum hält, dann ist alles super :6yes:.