Vollautomatische Insulinpumpe

interzone · 14. Januar 2013

Steirische Revolution für Diabetiker

Quelle: http://steiermark.orf.at/news/stories/2566938/
Warum gibt es eigentlich nicht schon länger vollautomatische Insulinpumpen? Die Berechnung kann ja nicht das komplizierte dran sein - im Prinzip macht ja der Bolusrechner genau das und in meinem Fall oft punktgenau. Ich denke da geht's hauptsächlich um die Verantwortung oder?

Bitte keine Beiträge, ein Link ist Ok
ECO-Mod

sugarguy · 14. Januar 2013

Ich denke, dass das Problem vor Allem bei der Messung des BZ besteht. Die gängigen CGMS haben zum einen eine gewisse Latenz und zum anderen müssen die Sensoren regelmäßig gewechselt werden. Für ein echtes closed-loop-System, müsste das System zudem in der Lage sein Glukose oder Glukagon abzugeben, um bei einer starken Hypotendenz den BZ auch steigern zu können.
Mit dem Punkt der Verantwortung hast Du auch recht, denke ich. Auch bei einem solchen System müsste ja ein Bolus angefordert werden, weil kein Sensor so schnell reagieren kann wie die "echte" Bauchspeicheldrüse. Wenn dann Sport bei laufendem Bolus angesagt ist, könnte ein ungefragt abgegebener Bolus schon Probleme machen.

Cindbar · 14. Januar 2013

Die "Verantwortung" ist nicht nur die vom Hersteller freiwillig beabsichtigte Verantwortung, sondern die, die von einer Zulassungsbehörde gefordert wird. So ein Gerät darf ein Wissenschaftler im Labor oder Krankenhaus zwar testen und verbessern. Ehe man es verkaufen darf, reicht es aber nicht einfach zu sagen: "Es funktioniert". Dazu muss der Hersteller im Zulassungsverfahren beweisen, dass es unter allen Bedingungen, die vorgeschrieben sind, funktioniert.

Es hat in der Vergangenheit schon viele tolle Diabetes-Hilfsgeräte gegeben, von denen es hieß, dass sie in wenigen Jahren gekauft werden könnten. Ganz viel ist davon aber wieder in der Versenkung verschwunden. (z. B. verletzungsfreie Blutzuckermessung).

Kontinuierliche Blutzuckermessung und Insulinpumpen bieten ja renomierte Hersteller bereits an, und haben die beiden Tätigkeiten sogar schon soweit verbunden, dass sich die Pumpe bei einer Hypo für einige Zeit automatisch abschaltet. Das automatische Pumpen von Insulin ist bis jetzt aber noch nicht zertifiziert. Das wäre bei dem genannten Gerät dann die einzige Neuigkeit.

FelixB · 14. Januar 2013

Also sowas wie die Pancreum: http://www.pancreum.com/ . Pumpe mit CGM und Glucoser in einem, 50mm Druchmesser, 12mm hoch. Aber die kommen auch nicht voran, dabei ist das Konzept doch ok. Alles mit dem Smartphone per App steuerbar.

Blechmann · 14. Januar 2013

Wenn die Verordnungsfähigkeit eines CGM heute noch ein wahrer, fast nicht zu überwindender Akt ist, wann wird dann die nächste voll automatische Variante soweit sein???

FelixB · 14. Januar 2013

Das mag sein Blechmann, aber wenn so etwas wie die Pancreum auf den Markt kommt, würde ich mir sowas unabhängig davon zulegen vorrausgesetzt ich finde den Preis nicht arg übertrieben. Mit sowas hätte man wenigstens alles in einem und mit einem Gerät steuerbar. Das würde mir das Leben schon Mal erleichtern.

podimutti · 14. Januar 2013

Das hört sich klasse an.......

Ina · 14. Januar 2013

Na toll. Und das Ding weiß, wieviel ich essen möchte, passt die Insulindosis an den jeweiligen Fett-Eiweiß-Gehalt der Mahlzeit an, erahnt, wieviel ich mich in welchem Abstand vom Bolus bewegen möchte, erkennt, dass ein erhöhter Wert z.B. von einer posthypoglykämischen Resistenz herrührt und reduziert das Insulin am nächsten Tag passgenau, hat selbstverständlich auch Up- und Downregulationen, Infekte und zyklusbedingte Insulinbedarfs-Schwankungen im Griff…

Nee. Da warte ich lieber auf Teupes Advice Device.

Ade, Ina

PumpenKati · 14. Januar 2013

Bis es so etwas - für die DM´ler,auf dem Markt geben wird, wird es wohl noch eine Weile dauern.

Die Realisierung des gewünschten Closed-Loop-Systems wäre eine Steuerung der Insulinzufuhr/ Glucagonzufuhr unter Alltagsbedingungen.

" Die große Herausforderung besteht in der Software, also der Entwicklung des Algorithmus, der die Insulinabgabe aufgrund der Glukosewerte berechnet. Das ist einerseits dadurch bedingt, dass das Insulin anders als im gesunden Organismus über das Unterhautfettgewebe abgegeben wird. Andererseits wirkt es entsprechend seiner pharmakologisch bedingten Freisetzung - das heißt, es muss im Grunde vorausbestimmt werden, wie das Insulin in den nächsten zwei bis drei Stunden den Glukosespiegel beeinflusst. Das ist auch davon abhängig, was der Insulinpumpenträger bisher getan und gegessen hat und was er in den kommenden zwei bis drei Stunden tun wird. Diese vorausschauende Berechnung der Glukoseregulierung ist schwierig und bedarf ausgeklügelter Algorithmen".

Aber leider ist das nicht so einfach:

"Die Algorithmen sind zwar bekannt, es gibt aber zwei Limitierungen: Die Unterbringung der Rechenkapazität in einer kleinen Recheneinheit, die in die Pumpe oder in einen Handcomputer passt, und die zu lange Wirkung der derzeit auf dem Markt verfügbaren Insuline. Letzteres verlängert die notwendige Voraussagezeit und erhöht damit die Unsicherheit. Möglicherweise bietet die zusätzliche Zufuhr des den Glukosespiegel erhöhenden Hormons Glukagon eine Lösung, was das System aber verkompliziert. Derzeit gibt es mehrere internationale Forschungsprojekte (z. B. das europäische Projekt AP@home), die sich hauptsächlich mit der Entwicklung der Algorithmen für das System befassen. Auch Unternehmen wie Medtronic und Johnson & Johnson arbeiten daran als Forschungsschwerpunkt".
http://www.schattenblick.de/in…in/krankhei/mz4dt406.html

Wildrose · 14. Januar 2013

Zitat von Ina;278982



Nee. Da warte ich lieber auf Teupes Advice Device.

Wenn es nicht vorher "die Heilung" gibt;). Sehen wir das mal realistisch. Ein Anweisungsgerät ersetzt keine funktionstüchtige BSD und ist nur so gut, wie der Bediener der es füttert . Bis zu einer Marktreife + Zulassung vergehen min. 5 Jahre.
Den BSD-ersatz entweder elektronisch oder biologisch gibt es in 5-10 Jahren.

LG Wildrose

Cindbar · 14. Januar 2013

Zitat von Ina;278982

 Na toll. Und das Ding weiß, wieviel ich essen möchte, passt die Insulindosis an den jeweiligen Fett-Eiweiß-Gehalt der Mahlzeit an, erahnt, wieviel ich mich in welchem Abstand vom Bolus bewegen möchte, erkennt, dass ein erhöhter Wert z.B. von einer posthypoglykämischen Resistenz herrührt und reduziert das Insulin am nächsten Tag passgenau, hat selbstverständlich auch Up- und Downregulationen, Infekte und zyklusbedingte Insulinbedarfs-Schwankungen im Griff…

Nee. Da warte ich lieber auf Teupes Advice Device.

Alles nicht nötig. Wenn die kontinuierliche BZ-Messung noch ein bisschen schneller wird, so dass sie dem Blutzucker möglichst nicht mehr nacheilt, und wenn das noch schneller wirksame Insulin erfunden ist, bzw. der Katheter in der Bauchhöhle bzw. direkt in der Vene steckt, dann ist das alles nur noch "einfache" Regelungstechnik. Der Blutzucker wird dann direkt geregelt, ohne dass die Regelungstechnik Ahnung von Fettsäure, von den Hormonen und von Insulinresistenz haben muss. All die Regeln des Advice Devices werden ja nur gebraucht, weil wir noch keine schnelle BZ-Messung und kein sofort- und kurzwirendes Insulin haben.

Das ist wie mit dem Tempomaten im Auto. Der gibt einfach mehr Gas, wenn man den Berg hochfährt. Die BZ-Regelung unter idealen Bedingungen bräuchte nur vorsichtig etwas mehr Insulin zu pumpen, wenn der BZ steigt, egal ob er steigt, weil du etwas gegessen hast, oder weil du gerade im Down-Regulations-Buckel bist oder ob weil du gerade deine Tage bekommen hast oder weil deine Insulinresistenz wegen einer Erkältung gestiegen ist.

Joa · 14. Januar 2013

Zitat von Cindbar;279064

... und wenn das noch schneller wirksame Insulin erfunden ist, bzw. der Katheter in der Bauchhöhle bzw. direkt in der Vene steckt, dann ist das alles nur noch "einfache" Regelungstechnik. Der Blutzucker wird dann direkt geregelt, ohne dass die Regelungstechnik Ahnung von Fettsäure, von den Hormonen und von Insulinresistenz haben muss.

Schön wäre es ja. Aber der Stoffwechsel funktioniert leider nicht ganz so einfach. :o
Wer erst auf den gemessenen Blutzuckeranstieg hormonell bedingter Insulinbedarfe reagiert, steckt schon mehr oder weniger stark in der Resistenz drin.
Nicht umsonst gilt die Regel, dass eine Basalratenerhöhung i.d.R. ein bis zwei Stunden vor dem Erscheinen des BZ-Anstieges erfolgt.

Nu ja. In der Steiermark scheint die gefürchtete "sauere-Gurken-Zeit" wohl schon zwischen Weihnachten und Karneval zu beginnen? Haste keine Meldung, bastelste Dir eine?

Gruß
Joa

Cindbar · 14. Januar 2013

Zitat von Joa;279068

Nu ja. In der Steiermark scheint die gefürchtete "sauere-Gurken-Zeit" wohl schon zwischen Weihnachten und Karneval zu beginnen? Haste keine Meldung, bastelste Dir eine?

Oder die brauchen gerade Geld und hoffen jetzt, Erfinderförderung zu bekommen.

Aber warum musst du denn die Basalrate zwei Stunden vorher erhöhen? Doch nur wegen der Nachteile des gespritzen oder gepumpten Insulins. Die Lösung, die oben beschrieben, in vier Jahren fertig sein soll, muss natürlich auch mit diesen Nachteilen zurechtkommen, denn das werden sie in der Zeit nicht erfinden können: Eine schnelle kontinuierliche Messung und ein sofortwirksamen Insulin.

Joa · 14. Januar 2013

Zitat von Cindbar;279073

Aber warum musst du denn die Basalrate zwei Stunden vorher erhöhen? Doch nur wegen der Nachteile des gespritzen oder gepumpten Insulins.

Nö. Die Resorption von normalen Dosierungen auf Niveau der Basalrate unter CSII ist in Minuten zu rechnen.

Jedoch benötigen die sogenannten kontrainsulinären Hormone "ihren" Insulinmehrbedarf i.d.R. mit ihrem Erscheinen direkt.
Das hat der liebe Gott so geplant und ihnen entsprechende Mechanismen verpasst, die dafür sorgen.

Beispiel WH (Wachstumshormon). WH benötigt für seine Wirkung (Zellwachstum/Zellerneuerung anregen) u.a. IGF-1. IGF-1 wird aber seinerseits von Insulin getriggert (ausgelöst).
Was also macht das WH? Es triggert selber die Betazellen dazu Insulin abzugeben. So kommt das WH mit seinem Erscheinen zeitgleich an sein Hormon, nämlich IGF-1.
Fehlt es an Insulin, dann fehlt es an IGF-1. Das WH weiß dann nix besseres zu tun, als Unsinn zu veranstalten. Es aktiviert Zellkernrezeptoren die aber mangels IFG-1 Wirkung in's Leere agieren, wodurch dann wieder andere Abläufe der Zelle, z.B. hinichtlich des Glucosetransportes, geblockt werden.

D.h. kontrainsulinäre Hormone werden erst dann kontra, wenn sie eine Resistenz nach sich ziehen. Und das tun sie dann, wenn das Insulin bereits gefehlt hat.

Insulinierst Du erst den BZ-Anstieg selbst, kommt die Insulinwirkung für diesen zu spät, da er bereits eine Resistenzfolge ist.
Radfahrermentalität. Erst die Oma umfahren, dann klingeln und dann Vorsicht rufen. :eek:

Da siehst Du schon mal eines der Probleme, einen sinnigen Closed-Loop Algorithmus zu entwickeln, der erst auf den Anstieg des BZ reagieren kann.

Gruß
Joa

Cindbar · 15. Januar 2013

Na, dann muss man die Ankündigung wohl mit noch mehr Skepsis lesen. Schade auch.

Es wäre ja auch komisch, wenn Hersteller, die die technischen Dinge, wie Insulinpumen und Blutzuckermessen bereits auf dem Markt haben, den Regelalgorithmus nicht viel schneller programmieren könnten, als so ein neu hinzugekommener Ankündigerer, der das Drumherum noch nicht einmal beherrscht.

Niederrheiner · 2. Februar 2013

Zitat von Cindbar;279064

, bzw. der Katheter in der Bauchhöhle bzw. direkt in der Vene steckt, dann ist das alles nur noch "einfache" Regelungstechnik

Cool, eine permanente Eröffnung der großen Bauchhöhle. Zumindest ist dann ne Infektion sehr schnell durch und sehr schnell tödlich. Ebenso wie ein permanenter Zugang in einer peripheren Vene. Mal abgesehen von dem selten wirklich sterilen Zugang müsste das regelmässig ein Pflegedienst machen. Von der Organ- und Gefäßreizung mal ganz abgesehen ist auch das ein Einfallstor für jeden Erreger. Wenn ich mir überlege, dass wir alle Staphylokokkus aureus auf der Haut haben und der schon gegen etliche Medikamente resistent ist... Ne danke :confused:

Joa · 2. Februar 2013

Zitat von Cindbar

... Katheter der direkt in der Bauchhöhle steckt ...

Zitat von Niederrheiner;282371

Cool, eine permanente Eröffnung der großen Bauchhöhle. Zumindest ist dann ne Infektion sehr schnell durch und sehr schnell tödlich.

Die meisten Menschen mit einem intraperitonealen Katheter (=Katheter der direkt in der Bauchhöhle steckt) überleben das recht lange.
Ein Beispiel für einen ip-Katheter ist der "Diaport". Ein Insulinkatheter, der über einen Port in die Bauchhöhle geführt ist und an den von außen ein Zuleitungsschlauch angedockt wird, der von einer Insulinpumpe kommt.

Manchmal ist es besser mit dem Besserwissertum nicht ganz so aufzudrehen, zumal wenn wir gar nicht besser wissen tun?

Gruß
Joa

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