Schummeln beim Doc

  • Ich fand sowieso blöd, dass die Ärztin dann immer irgendeinen Wert rausgesucht hat und wissen wollte, was da war.


    ...blöd nur, wenn man bei den erfundenen Werten ein Fehler gemacht hat, dann musste man diesen mit dem Diabetes erklären. ;(


    Ama-chan


    Ich bin ehrlich und sage, ich hatte keine Motivation.


    Was mich interessiert ist, wie reagiert Dein Arzt darauf, wenn Du sagst, dass Du unmotiviert warst?


    @Alle


    Allgemein interessiert mich noch, ob der Arzt Euch Ideen und Anregungen zur neuen Motivation mitgibt, wenn Ihr Ihm sagt, dass Ihr keine Lust hattet aufzuschreiben. Wenn ja, welche?


    Danke und Gruß nemo

  • Ich les hier raus, dass es mehrere Faktoren gibt, die für Schummeleien sorgen können. Menschen, die den Diabetes in jungen Jahren bekommen haben, und Menschen, die Ärzte hatten, die sich als alleinige Kontrollinstanz mit dem Recht zur harten Kritik sehen, neigen eher zum Schummeln. Kann ich nachvollziehen, hätt ich in dem Fall vielleicht auch gemacht.

  • Aaaalso:
    Ich war seit Anfang 2010 bei bei meinem neuen Arzt. Der hat ganz liebevoll versucht, mich zu unterstützen, hat kleine Ziele vereinbart, war stolz, wenn ich wenigstens 1x am Tag gemessen habe, mit der Zeit wurden 2x draus.
    Als es dann aber ins Stocken geraten ist, hat er psychologische Hilfe angeboten, es wurde etwas besser, aber nicht viel. Am Ende haben wir dann gemeinsam einen Antrag für eine Rhea fertig gemacht, für eine psychosomatische Klinik (das war Mitte 2012).
    Dann bin ich umgezogen, nach der Ausnildung, neue Arbeit, neuer Arzt. Der hat auch erst einen auf Moralapostel gemacht, hat dann gemerkt, dass das irgendwie nichts bringt, dass es nicht Faulheit ist sondern was tiefer sitzendes und hat dann Bad Mergentheim vorgeschlagen. Tjoa, da war ich jetzt im März, momentan ist die Motivation noch da und ich hoffe, dass sie es auch bleibt.
    Also kurz gesagt: Motivation durch Reha und Kur.

  • Motivation durch Reha und Kur.


    Ama-chan,


    vielen Dank für Deine Info's. Dass es die Möglichkeit gibt, eine Reha oder Kur zu machen, um die Motivation wieder zu finden, habe ich nicht gewusst. Ich finde es gut, dass es so etwas dafür gibt. Nochmals vielen Dank für die Info.


    Gruß nemo

  • Allgemein interessiert mich noch, ob der Arzt Euch Ideen und Anregungen zur neuen Motivation mitgibt, wenn Ihr Ihm sagt, dass Ihr keine Lust hattet aufzuschreiben. Wenn ja, welche?


    Noch reichen die Standarsätze wie "Sie haben noch so lange zu leben, da müssen Sie auch jetzt schon konsequent sein" in Kombination mit dem Gedanken an abgehackte Gliedmaßen und Erblindung vollkommen aus.
    So eitel bin ich dann doch :)



    Bzw. kann ich mir so die "kein Bock"-Phasen in kleinem Umfang halten. Mal sehen, wie lange das noch klappt.


    Und daher kommt dann die Folgerung, dass die Dokumentation unerlässlich ist und es sowieso nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. BZ & IE sind im Messgerät und Pen gespeichert, ich muss also nur mit dem PC-Tagebuch synchronisieren und die BE notieren, die ich mittlerweile immer sofort ins Handy eintrage. So ist das Tagebuch führen keine große Sache mehr, da wird dann 1-2 wöchentlich das PC-Tagebuch aufgefrischt.

  • Hobbit


    ...danke auch Dir für Deine Antwort.


    "Sie haben noch so lange zu leben, da müssen Sie auch jetzt schon konsequent sein


    .. dumm nur wenn man nach 40 oder mehr Jahren immer noch keine relevanten Folgeschäden hast. Der eindringlich Hinweis auf zukünftige Folgeschäden als Motivation funktioniert dann einfach nicht mehr. Viele Ärzte kennen nur diese eine Möglichkeit zur Motivation.


    gruß nemo

  • Ja, das ist wirklich dumm, wenn man um's Verrecken ständig gute Werte und keine Folgeschäden hat :D :rofl


    Soweit ich das von den tausenden Diabetologen, die ich kenne (=exakt 2) mitbekomme, findet aber tendentiell ein Umdenken statt: v.a. ältere Diabetiker werden nicht (mehr) "mit Gewalt" in eine neue Therapie gedrängt, nur weil der HbA1c mal über 7% liegt. Da werden die Maßstäbe schon deutlich aufgeweicht und der Komfort des Patienten steht absolut im Vordergrund.
    Ich persönlich fühle mich einfach nicht wohl, wenn meine Werte zu hoch werden (wenn zB mein Durchschnittswert über 2-4 Wochen von größenordnungsmäßig 120 auf 140 ansteigt, habe ich ein komisches Wärmegefühl in Händen & Füßen). Wenn es dem Patienten aber auch mit solchen höheren Werten (zB HbA1c = 8%) gut geht und wenn er keine Langzeitschäden fürchten muss, warum soll er sich dann mit seiner Therapie und der dazugehörigen Dokumentation stressen? Dann sollte man ihn halt einfach "leben" lassen. Das ist mein Standpunkt und ich meine, dass diese Meinung auch beim Fachpersonal so ist.

  • um's Verrecken ständig gute Werte


    ... schön wäre es ja, wenn ich ständig gute Werte hätte. Mein letzter Dialektologie sagt zu mir, wenn man nach 30 Jahren noch keine Folgeschäden hat, bekommt man keine mehr. Na ja, motivierend ist das nicht gerade. So 'ne Aussage geht eher nach hinten los. Ich will nur hoffen, dass sie wenigstens stimmt. :)


    Ansonsten gebe ich Dir vollkommen recht.


    Gruß nemo

  • In meiner Teenie-Zeit (also schon sehr lange her) hat meine Mutter mir erzählt, dass die alten Damen aus meinem Ort immer einen Schnaps trinken, bevor sie zur BLZ-Kontrolle zum Arzt gingen. Ich war dann beim nächsten Termin beim DiaDoc halb betrunken vom Schnaps meines Großvaters. Blöd war nur, dass bei mir der HbA1C wichtig war. Ansonsten habe ich damals alle Register der Schummelkunst gezogen: Falsche Werte ins Heftchen eingetragen, immer wieder Termine verschoben, damit viel Zeit bis zum nächsten Donnerwetter verging. Mein Arzt hatte gute Werte verlangt, dann hat er sie auch bekommen...jedenfalls auf Papier. Ich finde Schummeln ist menschlich. Wer hört schon gerne Standpauken.
    Heute habe ich einen anderen Arzt, der auf schlechtere BLZ-Werte menschlich und verständnisvoll reagiert und mich zu motivieren weiß. Da habe ich auch nicht das Bedürfnis zu schummeln...Außerdem bin ich wohl etwas reifer geworden und die Technik hat Fortschritte gemacht, so dass die Möglichkeiten zu schummeln nicht mehr so groß sind.

  • Mein Diabetologe hat mal gesagt, er habe Patienten, die tatsächlich unabhängig vom Blutzucker (bei vergleichbaren BZ-Werten anderer Patienten) nach 10 Jahren Folgeschäden bekommen haben und welche, die nach 50 Jahren noch keine haben. Und die seit 50 Jahren DM haben, hatte ja zu Beginn ihrer Erkrankung keine Möglichkeit den BZ persönlich zu Hause zu kontrollieren. Von Angstmacherei hält er jedenfalls nichts. Ich auch nichts. Zuvor hatte ich aber Ärztinnen, die davon viel hielten, wo man mit jedem Gramm Zucker (außer bei UZ) auch mit dem Fuß im Diabetesgrab stand. "Sie werden ja sehen, wie es ihren bei ihren Werten in 10 Jahren geht." Jetzt habe ich knapp 30 Jahre Diabetes und nur eine leichte Veränderung an einem Auge. Mein letzter HbA1c-Wert lag bei 6,9.


    Ob man nun einen "erfundenen" oder tatsächlichen Wert kritisiert finde ich unnütz. (Auch wenn man sich direkt hintereinander misst, hat man abweichende Werte, je nach Höhe des Wertes um die 20-30 - welcher ist denn dann der Wert, über den gesprochen werden soll?) Denn tatsächlich ist bei Messen und Dokumentieren eine mögliche Tendenz über einen längeren Zeitraum interessanter als ein einzelner Wert. Und ich war auch nie der Typ, der zusätzlich zu Werten noch einen Roman notierte, wie welcher Wert möglicherweise zustande kam. Manche Ärztinnen wünschten sich auch das. Das man nicht nur schreibt, wie viele BEs man gegessen hat sondern was genau wegen dem glykämischen Index. Dann sollte man noch jede Art Sport aufschreiben und wann man sich warum geärgert hat - ich glaube da lebt man dann tatsächlich nur noch für den DM und hat nichts anderes zu tun.

  • Hallo,


    am besten klappt es, wenn man sich motivieren kann im privaten. Wenn ich früher Ziele erreichen wollte, war ich immer motiviert auch eine gute Einstellung zu haben. :)


    @ Tabata


    ich stimme Dir voll und ganz zu.


    Ob man Folgeschäden bekommt oder nicht, ist nicht unbedingt beeinflussbar sondern auch Veranlagung.


    Gruß nemo

  • Wirklich? Hat das noch jemand gehört??? Zählt ein wenig Eiweiß im Urin als Folgeschaden? Bin ich mit meinen knapp 34 Jahren jetzt raus? Keine Angst mehr haben zu müssen wäre glatt ein Traum...

    Wenn ich mich nicht verzählt habe, bin ich jetzt bei Plan t...

  • Ich hab vor kurzem mein Heft der letzten drei Monate ausgedruckt für den CGM Antrag und hab an zwei Tagen den Kommentar "Durchhänger" rausgelöscht. Ich hab ihn nach dem Ausdrucken dann wieder reingeschrieben.
    Zählt das als Schummeln? :D


    LG
    zuckerstück

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼

  • Nein ;-) ist ja positives Schummeln um ein CGM zu bekommen um deinen Diabetes noch besser einzustellen...

  • Mein letzter Dialektologie sagt zu mir, wenn man nach 30 Jahren noch keine Folgeschäden hat, bekommt man keine mehr.


    Zitat

    Wirklich? Hat das noch jemand gehört???

    Ach, das hat der in seiner ihm eigenen Dialektik mal so losgelassen.


    :whistling:

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Hallo Julika,


    ich versuche jetzt mal eine Antwort auf Deine Frage: Leider nein!
    Wenn man nach 30 Jahren keine Folgeschäden hat, ist es nicht ausgeschlossen, dass man noch welche bekommt. Da (bestimmte) Schäden aber sowohl auf hohen BZ Werten beruhen als auch auf einer Veranlagung dafür, stellen sie sich in der Regel innerhalb der ersten 30 Jahre ein. Danach meiste nicht mehr. Garantien gibt es aber nicht. Soweit ich mich erinnere, ist das vor allem bei Nierenproblemen der Fall.
    Die meisten Diabetikern sterben aber (wie auch Nichtdiabetiker) an Herzkreislauferkrankungen. Und ob es da einen solchen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht.
    Zu Deiner Beruhigung kann man aber auf jeden FAll sagen, dass Du wohl keine Veranlagung zu Folgeschäden hast. Der Rest ist gute Einstellung und an dem Aufwand dafür kommt man halt nicht vorbei.


    Grüße
    Ikebana

  • Hatte dieses Thema auch letztens mit meinen Doc. Mein DiaDoc meint ein großer Anteil keine Spätschäden zu bekommen liegt an der Veranlagung. Meine Werte waren in den letzten 25-30 Jahren nicht so gut und trotzdem bin ich verschont geblieben. Bin jetzt das 35. Jahr im Club und danke meinen Vorfahren für die guten Gene.


    Gesendet von meinem EVA-L09 mit Tapatalk

    Ich habe ein einfaches Rezept, um fit zu bleiben - Ich laufe jeden Tag Amok.

    Hildegard Knef

  • Mir fallen zum Thema schummeln zwei Sachen ein, meine längst verstorbene Oma hat von einer guten Freundin mal den Ratschlag bekommen, sie hatten beide Typ 2, vor dem Arztbesuch viel Sauerkraut zu essen, das senkt den BZ Wert. Damals in den 80ern konnte meine Omi nicht selber messen, das passierte einmal im Monat beim Hausarzt.
    Meine Oma hat den Ratschlag befolgt und ist ca. 20 Jahre später an diversen Spätfolgen gestorben, die gute Freundin wurde ein totaler Pflegefall und ist nicht mal 70 geworden.
    Das zum Thema schummeln, kann ich nicht verstehen und werde ich nie machen.


    PS: es lag sicher nicht nur am Sauerkraut, aber vor Arztbesuchen wurde generell "sauber" gegessen, am Tag danach gab es dannn wieder das ungesunde Zeug

  • Das mit dem "Gesundessen" haben sie mir auch versucht bei zu bringen und Insulin muss doch nicht sein oder?
    Ja ja, vor über 30 Jahren war das bei den 2ern an der Tagesordnung.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer