Diabetes und Betablocker

  • Hallo,


    in einem Bericht der Zeitschrift "Deutsche Herzstiftung" wurde berichtet, dass Betablocker wie Bisoprolol, Metoprololsuccinat, Carvedilol, Nebivolol für Diabetiker Typ 1 ungeeignet sind, da diese Mittel die Symptome der Unterzuckerung unterdrücken.


    Da ich Bisoprolol nehme, wäre für mich wichtig, ob diese Behauptung stimmt


    Gruß Josef

  • In Deiner Liste erscheinen auch meine Nebivolol, die ich seit Jahren in einer eher homöopathischen Dosis zu mit nehme.


    Auswirkungen auf eine Hypowahrnehmungsstörung kann ich dabei nicht feststellen.

  • Hallo JosefB,


    bin selbst betroffen und nehme auch Betablock mit Metoprololsuccinat.
    Konnte aber bei mir keine Unterschiede in der Hypowahrnehmung erkennen, d.h.
    einwandfreie Erkennung von Hypos.
    Naturlich kann das bei jeden anders sein. Deshalb gilt es das zu Beobachten.


    gruß
    Frank

  • Bisoprolol steht auch auf meiner Verwendungsliste seit über 15 Jahren. Kann keine Wahrnehmungsveränderungen feststellen.


    LG

  • Interessant. Ich habe jetzt ganz frisch Blutdrucksenker verschrieben bekommen. Meine Hausärztin/Internistin meinte explizit, dass sie mir Betablocker nicht verschreiben könne, weil die Gefahr bestehen würde, dass sich meine Hypowahrnehmung verschlechtert. Grund ist (nachdem, was ich verstanden habe), dass die Betablocker die Adrenalinausschüttung hemmen.
    Das findet meine Zustimmung, darauf möchte ich nicht verzichten, solange auch andere geeignete Medikamente in Frage kommen.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Grund ist (nachdem, was ich verstanden habe), dass die Betablocker die Adrenalinausschüttung hemmen.


    ... das würde dann aber doch nicht nur die Wahrnehmung sondern auch die körpereigene Gegenregulierung betreffen oder, was ich als mindestens mal ungünstig einstufen würde.


    Gruß thomas

  • Menschen, die eine Hypoglykamie vorrangig am Symptom der Palpitation feststellen, können entsprechend durch Betablockade ihr Leitsymptom für Hypoglykamie verlieren bzw. die Wahrnehmung dessen deutlich verzögern.


    Nun muss sich jeder einzelne Fragen, woran genau er Hypoglykämien wahrnimmt, wenn eine Therapie mit Beta-Blockern angezeigt ist...

    Kann das jemand genau auseinander dividieren?
    In den allermeisten Fällen reagiere ich recht empfindlich auf die adrenergene Stufe einer Hypo. Ob da nun genau Herzklopfen mehr oder weniger relevant ist, könnte ich so (hypofrei ;) ) gar nicht sagen. Es ist halt so ein Stressgefühl mit kaltem Schweiss und zittrigen Händen, Nervosität. Kennt ja jeder.
    Ich traue mich da jedenfalls nicht ran (sofern Alternativen da sind), weil eine meiner psychologischen Stützen ist, dass ich vor Hypos keine Angst haben, weil ich sie rechtzeitig mitkriegen.
    karlhof: bei welchem BZ-Niveau merkst du denn deine Hypos?
    @Nemo: das die Gegenregulation betroffen wäre, würde ich nicht vermuten. Bislang dachte ich, die wird vom BZ-Level geregelt.
    Aber bitte die Experten vor.... :)


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • ... ein ganz ganz wage Info, die ich seit Jahrzehnten ungeprüft mit mir herumtrage zur Gegenregulation mit Stress Hormonen.


    Soviel ich weiß, stimuliert nicht nur das Stress Hormon Glukagon sondern auch Adrenalin die Leber zur Glukoseabgabe. Gleichzeitig hemmt ein weiteres Stress Hormon, Cortisol, aus der Nebennierenrinde, die Aufnahme das Insulins in die Zelle irgendwie über Phosphat. Diese wirkt ziemlich lang, bestimmt einen ganzen Tag. Ich bekomme das allerdings nicht genau zusammen.


    Es gibt noch mehr Stress Hormone. Wenn der Beta-Blocker die Ausschüttung der Stress - Hormone reduziert, dachte ich halt, dass die Gegenregulierung vermindert wird.


    Bei den Hormonen ist das eh so, dass diese nicht reproduzierbar auf gleiche Situationen erzeugt werden. Die Drüsen können sich nämlich erschöpfen. Bis dann wieder Hormone in ausreichender Menge erzeugt werden, können schon Wochen vergehen.


    Soviel am späten Abend von meinem Halbwissen,


    Gruß thomas

  • Seit mehreren Jahren nehme ich Metoprololtartrat u. Störungen in der Hypowahrnehmung habe ich wegen diesem Medikament nicht.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Da ich Bisoprolol nehme, wäre für mich wichtig, ob diese Behauptung stimmt


    Auch ich habe eine Zeit lang Bisoprolol nehmen sollen. Die Warnehmung von Hypos hat sich nicht verschlechtert, aber ich hatte anfangs Probleme zwischen Hypos und einfacher "Schummrigkeit" zu unterscheiden. Z.B. wurde mir unter der Einnahme von Bisoprolol anfangs manchmal etwas schummrig, leicht schwindelig und ich zitterte dann auch leicht. Das trat vor allem bei Bewegung/körperlicher Belastung auf. Und ich dachte dann halt immer, es wäre eine Hypo - gemessen: Wert war dann meist völlig ok.
    Also: Die Hypo-Warnehmung war gleich gut, nur war es eben nicht immer eine Hypo.


    Ich weiß, dass Vielen keine Alternative bleibt, aber ich habe mich unter den Betablockern mehr als unwohl gefühlt. Nachts so kurz vorm Einschlafen hatte ich manchmal das Gefühl, jemand würde sich auf mich legen oder meine Brust nach unten drücken. Da sogar eine halbe Tablette mir schon Probleme mit Schwindel machte, sollte ich diese noch mal teilen und 1/4 morgens und 1/4 abends nehmen. In folge konnte ich ein noch stärker ausgeprägtes Dawn-Phänomen beobachten. Ich denke, dass alles, was in den Kreislauf und Stoffwechsel eingreift, eben halt auch seine Wirkung auf die BZ-Einstellung hat. Das sollte man hier auch bedenken.


    Ich bin mittlerweile wieder davon runter. Muss aber sagen, dass der Grund bei mir, weshalb ich die nehmen sollte, nicht erhöhter Blutdruck war. Der war am oberen Ende des Normbereichs. Aber mein Ruhepuls war sehr hoch. Das ist mir angeboren, meine Mutter hat es auch und mit ihren mittlerweile 57 Jahren nie auch nur ein größeres Gesundheitsproblem gehabt. Die Ärzte in Bad Mergentheim waren aber der Meinung, dass sie eine Diabetikerin nicht so "rumlaufen lassen" können, wegen dem erhöten Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko.
    Dazu sei gesagt: Ich landete in Bad Mergentheim nach einem Jahr Depressionen und Couch-Potato-Dasein. Sobald ich wieder anfing zu arbeiten und Ausdauersport zu treiben, ging auch mein Puls runter (Trainingseffekt) und damit konnte ich die Betablocker absetzen.


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Hallo,


    zur eigentlichen Frage des Münchner Kollegen ;) (sei herzlich gegrüßt) kann ich nichts beitragen aber eine Frage hätte ich. Weshalb nehmt Ihr denn Betablocker? Hat das was mit eurer Diabetes zu tun und wenn ja nach wie viel Jahren wurdet Ihr denn darauf eingestellt?


    Seit Ihr Übergewichtig also merklich? Mindestens 20 KG über BMI


    Die Frage die sich ebenfalls stellt wäre ob man Unterzuckerung nicht einfach durch den Streifentest feststellen kann? Das passiert doch nicht einfach so sondern eher wenn man z.B sich gleich nach dem Essen bewegt usw...


    Gruß


    Stefan

  • Die Frage die sich ebenfalls stellt wäre ob man Unterzuckerung nicht einfach durch den Streifentest feststellen kann? Das passiert doch nicht einfach so sondern eher wenn man z.B sich gleich nach dem Essen bewegt usw...


    ... oder sich beim Essen verschätzt hat
    ... oder eine Entzündung gerade abklingt
    ... oder eine andere Infektion gerade abklingt
    ... oder man die letzten tage etwas weniger Insulin gebraucht hat (gewöhnen an weniger Insulin -> Basal relativ zu hoch)
    ... oder sich der Biorhythmus etwas verschiebt (doch schon mal für ein paar Sekunden vor dem Fernseher eingeschlafen)
    ... oder man eine Ader getroffen hat
    ... oder das Messgerät vor der Korrektur einen falsch hohen Wert angezeigt hat
    ... oder die Verdauung nicht mitspielt
    ... oder man sich auch ohne Essen bewegt
    ... oder weil man sich mal hinlegt (Unterzuckern auf dem Zahnarztstuhl, da weniger Hormone zur Kreislaufstabilisierung im Blut)
    ... oder weil monatliche Hormonschwankungen dazwischenfunken.
    ... oder ...


    ... oder man auf Wassermelone Fahrräder repariert ;)



    Da ist schon noch ziemlich viel "usw...", das hinter deinen Satz folgen könnte.

  • Ich nehme seit dem Klinikaufenthalt auch Betablocker (Metroprolol), weil ich einen Ruhepuls von 125 habe. Die Ärzte haben gewarnt, dass bei dem dauerhaft erhöhten Puls ein Herzinfarkt droht. Mein BMI liegt übrigens bei 22 - ich bin also recht schlank. Vermutlich wird der hohe Puls durch (Arbeits-)stress ausgelöst u. natürlich auch die Neu-Diagnose Diabetes, die ich auch erst wegstecken muss.


    Falls der Puls sich langfristig wieder normalisieren sollte, werde ich die Betablocker natürlich gleich absetzen. Aber dieser hohe Puls ist wirklich sehr unangenehm, so dass mir die Tabletten im Moment mehr nützen, denn schaden.


    Viele Grüße
    Petzi

  • Ich nehme seit dem Klinikaufenthalt auch Betablocker (Metroprolol), weil ich einen Ruhepuls von 125 habe. (...) Vermutlich wird der hohe Puls durch (Arbeits-)stress ausgelöst u. natürlich auch die Neu-Diagnose Diabetes, die ich auch erst wegstecken muss.

    Könnte es sein dass der hohe Puls vom Blutzuckerwert abhängt, also normaler Blutzucker zu hohem Puls führt?
    Bei mir war es während der Gewöhnung an normale Blutzuckerwerte so. In der Zeit war der Kreislauf gehörig durcheinander. Herzrasen (hoher Puls), Herzklopfen (sehr langsamer Puls, dafür sehr kraftvoller Schlag) und in Folge ein paar schlaflose Nächte bereiteten jede Menge "Spass" :arghs:
    Inzwischen hat sich das alles wieder gelegt. ^^
    Gute Besserung!

  • Das ist auch der einzige NAchteil bei Betablockern (Wahrnehmung von Unterzuckerungen)
    Ich habe aber damit nie ein Problem gehabt. Problem ist, dass andere Blutdrucksenker wie z.B Ramipril mich unglaublich müde machen. Ich habe viel herumexperimentiert und bin immer wieder bei Betablockern gelandet.
    Mein äußerst fähiger Diabetologe sagte, dass ich ruhig weiter Betablocker nehmen könne.

  • Da anfänglich nur von Beta Blockern die Rede war, hatte ich nichts dazu geschrieben, da ich Ramipril seit 1 Jahr nehme.
    Nun nach Euren Erklärungen, vielen Dank dafür, ist mir jetzt klar geworden, das es doch diese Ramipril sind oder sein müssen, weshalb ich erst bei einem BZ Wert von unter 1,5 mmol anfange zu zittern oder zu schwitzen.
    Vor der Einnahme war noch alles ok. starkes Herzklopfen usw. das habe ich wahrscheinlich auch erst seit meine BZ Werte relativ gut laufen und mein Hb1c sich um 3mmol gebessert haben.
    Ich nehme Ramipril da meine Nieren einen Blutdruckschaden haben, und dieses Medikament wohl besser für die Nieren sein soll.
    Ich werde auf jedenfall mal beim nächsten Arztbesuch den Doc darauf ansprechen, ob es da nicht eine Alternative gibt

    Ach und ich bin nicht übergewichtig ;)BMI liegt bei 23,5 Normalgewicht.


    Wegen der Gegenregulationen, ja das was @ Nemo geschrieben hat, kann ich bestätigen. Oft sind Stundenlang meine BZ Werte nach einer UZ von unter 3,0mmol völlig normal und dann irgendwann kommt dann das dicke Ende...
    Ich konnte leider kein System oder Stunden festmachen, es kommt aber auf jedenfall.
    Schön wäre es wenn ich das irgendwie mal an etwas fest machen könnte...
    Vor allem mit einmaligen Korrekturen ist es dann wirklich nicht getan, der erhöhte BZ hält dann schon auch mal 2-3 Stunden an. Trotz Bewegung oder SEA oder nur Korrektur.
    Hat da jemand ähnliche Erfahrungen?

  • Hallo Nimla,


    deine Vermutung könnte stimmen. Ich wurde mit über 500 mg/dl in die Klinik eingeliefert und nur vier Wochen später lag mein Hba1c bei 7,8 inzwischen sogar bei 6,0 (Mitte Juni). Ich nehme nach wie vor die Betablocker, will aber irgendwann davon wegkommen. Wenn es also die Gewöhnung an die niedrigen Blutzuckerwerte sind, die meinen Puls hochjagen, dann werde ich die Betablocker ja irgendwann wieder absetzen können.


    Viele Grüße
    Petzi

  • Ich nehme seit 4 Wochen ein Sartan (ein AT1-Hemmer, Variante Candesartan), Nebenwirkungen sind null. Die sind ebenfalls nierenschützend und eine Alternative, falls die ACE-Hemmer zuviele Nebenwirkungen haben.
    Im übrigen bin ich auch nicht übergewichtig, es ist nur der blöde Stress, der sich offenbar verselbständigt hat. Bis letztes Jahr ging der BD in ruhigeren Phasen wieder runter, jetzt nicht mehr. Meine Internistin meint, dass käme vor, wenn man ziemlich leicht Stresshormone ausschüttet und auf diese dann sensibel reagiert. Ich muss wohl irgendwo auf ne Alm...oder Schäferin werden. Oder doch mit einem Segelboot abhauen? :love:



    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)