Umstieg auf die Pumpe ...

  • Justine geht noch zur Schule, ich glaube es gibt wesentlich bessere Ratschläge.

    Ja.. z. B. erst einmal mit dem Diabetes so beschäftigen, dass ICT blind sitzt. Erst einmal die Krankheit akzeptieren und nicht verheimlichen wollen.


    Davon ab ist Schulpflicht kein sicheres Verhütungsmittel.... Und es gibt sicherlich die eine oder andere Frau, die in diesem Zusammenhang ihre Familienplanung forciert haben dürfte :pupillen:

  • Hallo Justine,


    unter medizinischen Gesichtspunkten und auch unter Berücksichtigung deines Alters ist die Pumpentherapie ganz klar zu befürworten. Da gibt es nichts zu rütteln. Wie so oft im Leben gibt es leider ein (ziemlich großes) ABER:


    Ich bin aber noch ziemlich demotiviert vor dem Essen auf die Toilette zu gehen und da zu messen und zu spritzen, während alle anderen gleich in die Mensa gehen können. Zum Glück habe ich aber Freundinnen, die größtenteils auf mich warten. Ich wäre froh, wenn ich das auf Toilette gehen ersetzen könnte durch die Pumpe.


    Ist das deine Hauptmotivation für die Pumpe mit CGM? Weil dann das Messen/Spritzen auf der Toilette wegfallen würde? Ich kann das zwar gut nachvollziehen, aber damit verdrehst du den Sinn einer Pumpentherapie vollkommen. Du willst die Pumpe, um ein Problem zu lösen, das du dir (unnötigerweise) selber schaffst. Messen und Spritzen in der Mensa hab ich auch nie gemocht, doch so sollte es eigentlich sein. Die Pumpe kostet viel Geld und ist nicht dazu da, sagen wir, deine Marotten zu unterstützen. Die Pumpe ist aber dazu da, eine bessere BZ-Einstellung zu erreichen als mit ICT möglich wäre und das bedeutet auch, dass du dich noch mehr mit den DM auseinandersetzen musst, z.B. auch häufiger messen. Und dann noch häufiger auf's Klo gehen? Ach so, willst ja ein CGM praktischerweise dazu. Dann solltest du bedenken, dass beide CGM und Pumpe Warn- und Signaltöne abgeben. Und nun stell dir vor: Deine Pumpe schlägt Alarm, alle hören es und du musst mitten am Tag den Katheter wechseln (dauert wesentlich länger als messen und spritzen auf'm Klo).


    Ironischerweise herrscht bei vielen die Illusion, die Pumpentherapie würde alles einfacher machen. Sie erleichert einiges, ja. Aber dafür kommen andere Dinge hinzu, die Probleme machen können. Die Pumpe verzeiht weniger Fehler, z.B. bei einer Fehlfunktion oder einem Verschluss, d.h. es kann dir im schlimmsten Fall ganz schnell ganz dreckig gehen und das ist ja wohl 1000 Mal unangenehmer in der Öffentlichkeit, als sich mal kurz mal in den Finger zu pieken. Ich habe dieses Jahr auf die Pumpe gewechselt und ich versichere dir: Auch wenn die BZ-Einstellung besser ist - ich habe noch nie (auch nicht nach der Diagnose) so viel Arbeit und Anstrengung in meinem BZ investiert.


    .... also ich denke nicht, dass sich daran etwas ändern wird mit dem auf Toilette gehen. .... Aber wenn ich nächstes Jahr ne Ausbildung mache, dann werde ich versuchen das zu ändern.


    Glaub mir einfach. Aus eigener Erfahrung: Es wird sich nicht ändern. Wenn du hier einmal kneifst und dir das Toiletten-Alibi verschaffst, kneifst du immer. Ich habe fast 10 Jahre gebraucht, das zu raffen und endlich in der Öffentlichkeit zu spritzen. Gemessen habe ich allerdings immer offen.


    Ich bin mir ziemlich sicher, die ICT zu beherrschen.


    Ich zweifel keine Sekunde daran, dass du die Inhalte der ICT drauf hast und sie bisher anwenden konntest. In der Remission war das auch wirklich kinderleicht (auch für mich). Von "beherrschen" kannst du wohl kaum sprechen, wenn du nie wirkliche Anpassungen vornehmen und ausprobieren musstet. Die von der Klinik/Schulung festgelegten BE-Faktoren und Basaleinheiten einfach übernehmen ist wirlich easy. Sieh es mal so: Jemand, der gerade seinen Führerschein gemacht hat, kann auch nicht wirklich Autofahren, denn dazu braucht es Praxis.
    So oder so:
    Jemand, der - aus welchem Grund auch immer - nicht in der Lage ist, die Gundlagen der ICT auch wirklich umzusetzen, kann nicht von sich selbst behaupten, er würde diese wirklich beherrschen. Dazu gehört:
    - falschges Timing der Isulindosis durch das Spritzen auf dem Klo voher (oder noch schlimmer: hinterher), dadurch unkontrollierte BZ-Verläufe, keine verlässlichen Aussagen zu BE-Faktoren, etc. (Das wird momentan alles noch die Remission ausbügeln.)
    - Messen nur wenn keiner zusieht, was zu Problemen bei Unterzucker führen kann, z.B. wenn man die Hypo zu spät merkt und dann noch aufs Klo rennen muss, um den BZ zu checken.
    - Falsche Anpassung der Insulindosis: wenn dein "Schätzwert" ok ist, der wahre Wert aber über 200 liegt, du aber grad nicht messen willst, weil du ja aufs Klo gehen müsstest.... (Wenn du jetzt denkst, das dir das nie passiert, dass ein Wert unvorhergesehen so hoch ist, dann hast du die ICT wirklich nicht kapiert.)


    Ich habe mir vorgenommen, nicht so negativ und Oberlehrer-mäßig rüberzukommen, wie manch andere Poster hier, aber nun isses wohl doch so geworden....


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Hallo Justine,


    auf der Toilette messen und spritzen - na toll. Das ist nicht nur unhygienisch, sondern zeugt auch von geringem Selbstwertgefühl. Einerseits schreibst du, dass du in der Klinik gut auf den Alltag vorbereitet wurdest. Das kann ich mir nicht vorstellen, denn dann würdest du zu deiner Krankheit stehen. Warum soll es keiner wissen, dass du Diabetes hast? Im Notfall kann dir dann auch niemand helfen.


    Und schlag dir aus dem Kopf, dass die Pumpe für dich denkt und dir den BZ selbst regelt. Da liegst du vollkommen falsch. Diese Therapieform verlangt ein gutes Management. Das ist nicht nur mal schnell BZ messen und aufs Knöpfchen drücken.


    Wie Veri183 schon ausführlich dargestellt hat, möchtest du nur Probleme umgehen, die du selber schaffst.

    Satt heißt nicht, dass keine Schokolade mehr reinpasst. :rolleyes:


    8o Schokolade löst keine Probleme, aber das tun Äpfel ja auch nicht.

  • Hallo Justine,


    ob man offen den BZ misst und sich Insulin spritzt, das muss man immer von der konkreten Situation abhängig machen. Ich denke es geht jedem einfacher von der Hand, wenn er dies vor Freunden und Familie tut, die damit vertraut sind. Aber es geht auch vor Fremden: Wenn ich z.B. beim Essen mit Geschäftspartnern zusammensitze, die von meiner Krankheit nichts wissen, dann habe ich auch immer einfach mein Hemd ein bisschen hochgemacht, mir den Pen gesetzt und dabei nach Möglichkeit das Gespräch einfach fortgeführt. Ich warte z.B. gar nicht darauf, dass sich andere an unserem Tisch gerade unterhalten und ich so für die Injektion ein bisschen "abtauchen" kann. Die beste Art und Weise ist es meines Erachtens, das Insulinspritzen einfach selbstbewusst in die Routine am Tisch einzubinden und damit eine gewisse Selbstverständlichkeit zu demonstrieren. Teilweise wird man dann angesprochen, teilweise auch nicht. Ich überlasse es da den anderen, das Gespräch darauf zu bringen.


    Ein bisschen anders, und da gebe ich dir Recht, ist es mit der BZ-Messung. Das mache ich fast nie am Tisch. Wenn Blut ins Spiel kommt, wird es zwingend etwas unhygienisch. Wir Diabetiker wissen zwar, das ist nur ein kleiner Tropfen. Der lässt sich am Tisch in der Regel aber auch vermeiden. Ich messe z.B. im Büro noch den Zucker, bevor ich in die Kantine gehe. In den 10 bis 20 Minuten, die zwischen Messen und Mahlzeit liegen, ändert sich der Wert nicht maßgeblich. Du könntest z.B. deinen Zucker nach dem Ende der Stunde messen und bevor du die Klasse verlässt. Wenn alle im Aufbruch sind und ihre Sachen packen, stehst du mit deiner Messung auch nicht im Mittelpunkt.


    Noch ein paar Tips von mir:
    - Die erste Zeit mit dem Diabetes ist noch sehr dankbar. Wegen der Remission klappt das Einhalten des Zielbereichs häufig ohne große Probleme. Deshalb würde ich hier besonders darauf achten, Unterzuckerungen zu vermeiden. Die werden, wenn du zuviele davon hast, später noch zum Problem. Dann merkst du sie nämlich nicht mehr. Und dann kann es brenzlig weren. :hechel:
    - Eine Pumpe zu beantragen ist idR keine große Sache. Klar, du kriegst sie erst nach einer gewissen Zeit. Wenn hier aber darauf hingewiesen wird, dass man deshalb eine Schwangerschaft in Betracht ziehen sollte, kannst du das getrost überlesen. Wichtig ist hier, dass du diese Dinge mit deinem Arzt besprichst. Der verordnet die Pumpe und hat Erfahrung damit.
    - Das Ablesen von Glukosewerten in der Pumpe ist sehr angenehm und kann in vielen Bereichen, dass In-den-Finger-Stechen verhindern. Einige Pumpen bringen diese Funktionalität mit und benötigen nur noch zusätzliche Geräte. ABER!: Die Krankenkassen finanzieren diese Kontinuierliche Glukosemessung über die Pumpe oder ein sonstiges Gerät in fast allen Fällen nicht! Deshalb würde ich mich an deiner Stelle noch nicht näher damit beschäftigen.
    - Ich bin 2007 an Diabetes erkrankt, habe dann bis 2014 mit Novorapid/Lantus-Pens gearbeitet (kurze Omnipod-Testphase 2012, hat mir nicht gefallen) und trage nun seit einem Monat die MiniMed Veo von Medtronic, zu der ich zusätzlich auch einen Sensor trage, sodass ich meinen Gewebezucker jederzeit kontrollieren kann. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen: Bleib bei den Pens, solange du damit zurechtkommst. Die Pumpe bringt viele neue Probleme mit. Pens sind schlicht einfacher in der Handhabung.


    Viele Grüße und alles Gute!
    HB

  • Zu dem Messen und Spritzen auf der Toilette:
    Der Diabetes ist nun ein wichtiger Teil von dir, mit dem du dich nicht verstecken brauchst. Vor vielen vielen Jahren wurden Leute mit Brillen komisch angeschaut und verachtet, heute können Brillen sogar ein modisches Accessoire sein. Oder zum Beispiel auch Hörgeräte, absolut nichts schlimmes dran, vor einigen Jahren aber noch verpöhnt. Genau den gleichen Wechsel kann man manchmal auch beim Diabetes feststellen, wenn auch noch sehr zögerlich. Durch offenes Messen und Spritzen kann man diese Akzeptanz fördern.
    Früher habe ich mich dazu auch immer verkrochen, seit ein paar Jahren versuche ich möglichst offen damit umzugehen. Wenn mich jemand beim Messen anstarrt starre ich zurück und lecke mir genüßlich das Blut vom Finger. Kann, muss aber nicht helfen. ;)

  • Hallo,


    ich muss mal Partei für Justine ergreifen. Irgendwo hab ich, glaub ich, auch schon mal auf eine solche Thematik geantwortet.


    Ich denke für eine Pumpe und CGM ist ausschließlich die medizinische Indikation ausschlaggebend. Ob eine Pumpe, CGM sinnvoll ist oder nicht, liegt an der medizinischen Notwendigkeit nicht aber an der Diabetes Dauer oder anderer Parameter.


    Etwas provokativ:


    Man muss nicht, wie ich erst 15 Jahre seinen Blutzucker via Urinmessstreifen bestimmt haben, um dann mit einem Blutzuckermessgerät umgehen zu können. Wenn jemand Diabetes bekommen hat, nachdem es Blutzuckermessgeräte gab, hat derjenige zwar keine Erfahrungen mit Urinmessstreifen, kann seine Einstellung aber genauso, wenn nicht sogar noch besser beherrschen, als ich damals. Genauso verhält es sich mit der Pumpe. Viele von uns, die schon länger dabei sind, haben sich mit dem Diabetes lange auseinander gesetzt, bis sie sich manchmal auch ungern zur Pumpe hinbewegt haben. Aber alles, was wir ohne Pumpe an Erfahrungen gesammelt haben, kann man auch mit Pumpe an Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen braucht man nicht a priori vorher. Die Pumpe hindert einen nicht, gleiche oder ähnliche Erfahrungen mit der Diabetesbehandlungen zu sammeln. Wenn ich an die mit NPH oder Lantus erstellte Basalrate denke, ist eine Pumpe auch nicht komplizierter zu handhaben als Insulin.


    Es kommt auf den medizinischen Sachverhalt an, und der wiederum ist auch vom Menschen abhängig. Ich kannte eine Diabetikerin, die persönlich Probleme hatte in der Öffentlichkeit zu messen und zu spritzen. Das ist bestimmt über 20 Jahre her. Wenn wir damals etwas essen waren, konnte man beobachten, wie Sie gerne spritzen würde, sich nicht getraut und stundenlang total angespannt war. Irgendwann hatte sie sich dazu durchgerungen zu essen ohne zu spritzen. Aus einer motivierten Diabetikerin mit einem Gewissen wurde jemand der den Diabetes verdrängte. Einmal habe ich mir das Blutzuckermessgerät von Ihr angeschaut. Lauter Werte von 350 bis 500. Auf Diabetes durfte ich sie nicht ansprechen. Leider gibt es eine ausgereifte psychologische Diabetes Behandlung (noch) nicht. Die dann in der Klinik verordnete Pumpe half damals wirklich gut.


    Ich denke in einem solchen Fall ist vor allem eine Pumpe äußert sinnvoll. Das mit der Pumpe zu erreichende Ziel kann zu 100% auch erreicht werden. Das schafft man bei anderen Indikationen für die Pumpe nicht. Ich persönlich denke, dass Justine schon Probleme mit dem Diabetes in der Öffentlichkeit hat. Bei mir hatte es lange gedauert, bis ich in der Öffentlichkeit damit umgehen konnte. Es ist eine Persönlichkeitsfrage. Und ich denke jeder, egal welchen Charakter und Persönlichkeit er oder sie hat, sollte die Chance haben, seinen Diabetes adäquat zu managen und ich denke nicht, dass hier jemand nur an eine Pumpe kommen möchte.


    Dann finde ich es noch ausgesprochen gut, wie Dein Dia Doc dazu steht.


    Gruß thomas

  • Ich kannte eine Diabetikerin, die persönlich Probleme hatte in der Öffentlichkeit zu messen und zu spritzen. Das ist bestimmt über 20 Jahre her. Wenn wir damals etwas essen waren, konnte man beobachten, wie Sie gerne spritzen würde, sich nicht getraut und stundenlang total angespannt war. Irgendwann hatte sie sich dazu durchgerungen zu essen ohne zu spritzen.

    Da möchte Ich mal was zu sagen, und sei es nur um Justine ein wenig das Gefühl von Verständnis zu geben.


    Ich denke auch, das Ihr Motiv ehr sozial bedingt ist.
    Ich betone daher nochmals, das es immer auf das soziales Gefüge ankommt und gerade in der heutigen Zeit der Mobbingfaktor nicht zu unterschätzen ist.
    Niemand hier kann einschätzen in welchen Umständen Justine sich beweisen muß.


    Das obige Beispiel kenne ich auch. Es ist grausam weil der Betroffene sein eigenes Wohlergehen bis zum Äußersten zurückstellt um der Allgemeinheit keine,
    im weitesten Sinne, "Angriffsmöglichkeit" zu bieten.


    In jeder 1.en Situationen (Klassenfahrt, Eisessen, Betriebsfeier, Vorstellungsgespräch, 1.Arbeitstag ...etc pp) muß ein Diabetiker halt u.U. seine Acillesverse präsentieren
    und so tun als wenn das alles Pillepalle wäre. Da gibts gar nichts Drum herum zu reden und ist mir persönlich bis heute immer unangenehm.


    Richtig spaßig wirds , wenn med. Personal oder Familienangehörige eines anderen Diabetikers anwesend ist,
    und dann am Nachbartisch über mich geredet wird und gefährliches Halbwissen unters Volk kommt.


    Da sieht man ganz schnell ganz blöd aus.


    Wie reagiert ein Mensch also in solchen Situationen ??


    Es gibt Beutegreifer und Beute, ähm ich meinte -Fluchttiere.... aber das triffts schon sehr gut.
    Nicht jeder hat die natürliche Stärke, und kann und geht auch, in die Offensive. Mancher zieht sich zurück und sucht Auswege.


    Ich bewundere jeden, der wie selbstverständlich, vor Fremden seinen BZ-Test machen und spritzen kann. Fällt mir ausgesprochen schwer und gibt mir mit der Pumpe mehr Spielräume.


    Leider hilft das der Justine in der Sache nicht weiter. Aber ich kann Sie verstehen.

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • Ich bezweifle dass ein Pumpenbenutzer in der Öffentlichkeit weniger auffällt als ein Penbenutzer.


    Eine Pumpe macht auch mal zu unpassenden Zeiten Geräusche und ich muss sie je nachdem unsichtbar anbringen oder bei mir tragen. Meine Insulinpens kann ich irgendwo in der Tasche unterbringen und nur dann hervorkramen wenn ich sie benötige.


    Das Blutzuckermessen bleibt einem auch mit Pumpe nicht erspart.


    Ich denke wir haben hier alle mit der Einschränkung Diabetes zu leben. Ein junger Mensch muss sich halt noch das nötige Selbstvertrauen erarbeiten, um damit in der Öffentlichkeit umgehen zu können. Aber auch das gehört zum erwachsen werden. Wer mich nicht so akzepiert wie ich bin, dessen Bekanntschaft will ich auch nicht machen.


    VG

  • Es ist grausam weil der Betroffene sein eigenes Wohlergehen bis zum Äußersten zurückstellt um der Allgemeinheit keine,
    im weitesten Sinne, "Angriffsmöglichkeit" zu bieten....


    Wie reagiert ein Mensch also in solchen Situationen ??...


    Ich bewundere jeden, der wie selbstverständlich, vor Fremden seinen BZ-Test machen und spritzen kann. Fällt mir ausgesprochen schwer und gibt mir mit der Pumpe mehr Spielräume.


    Danke für diesen Post, ich sehe das ganz genauso.
    Als ehemaliges Mobbingopfer in der Schule, habe ich genau das Gleiche wie Justine gemacht, als mit 17 der DM entdeckt wurde: Ich bin auf die Toilette gegangen. Gemessen habe ich zwar offen, aber weil mir das auch sehr unangenehm war, habe ich hin und wieder Messungen ausfallen lassen. In der Ausbildung dann das Gleiche: Ich war mir unsicher (weil neue Situation), doch statt mich mit dieser wirklich auseinanderzusetzen, griff ich auf das gelernte Toiletten-Verhalten zurück. Im Studium wieder das Gleiche, beim ersten Besuch bei meinen Schwiegereltern das Gleiche, im Beruf das Gleiche usw. usf...
    Und dann entstanden echt total blöde Situationen, z.B. ich habe in der Mensa mit meinen Kommilitonen gegessen, wir saßen noch gemütlich zusammen und quatschten, ich wollte einfach nicht aufstehen und zur Toilette gehen (aus Angst, ich könnte was verpassen). Resultat: Spritzen fiel aus, messen vorher sowieso --> Werte schlecht, schlechtes Gewissen deswegen und noch weniger Selbstwertgefühl --> noch mehr Unsicherheit gegenüber Anderen --> ...


    Wir können Justines Situation nicht wirklich beurteilen, doch ich fürchte, dass sie am Anfang eines solchen Teufelskreises stehen könnte. Vielleicht kann sie, wenn sie sich dessen bewusst ist besser gegensteuern. Neben dem Gang zur Toilette gibt es so viele andere Möglichkeiten diskret zu messen und zu spritzen. Dazu braucht es etwas Kreativität, Mut und die Fähigkeit auf unterschiedliche Situationen einzugehen. Nicht zur Toilette gehen heißt ja nicht gleich, es super offen zu machen, so dass alle es sehen können.


    Zwei Argumentationen:
    1. Eine Pumpe ist besser für sie. Wieso soll ein junger Mensch sich erst mal jahrelang mit ICT und miesen Werten aufgrund ihres Mess- und Spritzverhaltens rumschlagen? Gefahr: Die persönliche Unreife auch im Bezug auf den DM kann auch unter Pumpentherapie zu Problemen führen.
    2. Eine Pumpe ist hier nicht die Lösung. Die Pumpe dient einer sehr guten BZ-Einstellung, erfordert ein hohes Maß an Verantwortung und dient nicht dazu, persönliches Unvermögen zu umgehen. Gefahr: Jahrelanges halbherziges "Basteln" unter ICT mit entsprechenden Werten.


    Um sagen zu können, welche Argumentation richtig ist, müssten wir Justine viel besser kennen (vielleicht sogar besser, als sie sich selbst)....


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Wieso soll ein junger Mensch sich erst mal jahrelang mit ICT und miesen Werten aufgrund ihres Mess- und Spritzverhaltens rumschlagen?

    Nicht unbedingt jahrelang, aber falls die Pumpe z.B. mal im Urlaub ausfallen sollte und kein zügiger Ersatz da ist sollte man doch auf die ICT zurückgreifen können.

  • Nicht unbedingt jahrelang, aber falls die Pumpe z.B. mal im Urlaub ausfallen sollte und kein zügiger Ersatz da ist sollte man doch auf die ICT zurückgreifen können.


    Na, das sollte kein Thema sein. Sie macht ja schon ICT im Moment. Und der Umstieg auf ICT im Notfall dient dann ja auch nicht dem Zweck, Bilderbuchwerte zu haben, sondern das Schlimmste zu verhindern. Im Übrigen wird jeder Diabetologe dir vor dem Urlaub auf Anfrage ein Schema geben, wie der Umstieg auf ICT im Falle eines Falles gehandhabt werden soll. Da wäre Justine nicht weniger gut gerüstet als ein Pumpi, der schon 20 Jahre lang keinen Pen mehr benutzt hat.

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Also ich muss sagen ich habe nicht erwartet so eine Art von antworten hier zu lesen! Ich glaube niemand von euch kann richtig einschätzen wie ich zu meinem diabetes stehe, da mich niemand hier persönlich kennt! Ich habe nicht gefragt, ob eine Pumpe gut oder schlecht für meine jetzige Situation ist. Das lasse ich einzig und allein meinen Diabetologen entscheiden.
    Ehrlich gesagt finde ich manche Antworten ganz schön unverschämt, von wegen ich soll schwanger werden dann kriege ich schon eine Pumpe.
    Für solche Kommentare registriere ich mich nicht in so einem Forum.


    Anscheinend haben sich einige meinen ersten Kommentar nicht mal durchgelesen sondern einfach wie die anderen weiter gemacht, sonst hätten sie gelesen dass ich nach einer lautlosen Pumpe gefragt habe. Ich finde das traurig. Nur weil einige hier schon Jahrzehnte lang diabetes haben und in ihren Anfangszeiten vielleicht auch so behandelt wurden heißt das nicht dass das heute auch noch so ist.


    Ich habe einzig und allein ein paar Erfahrungsberichte über verschiedene Pumpen lesen wollen und jetzt endet es mit Diagnosen von anderen Leuten, wie ich dann mein diabetes führen sollte oder wie?!


    Ein großes danke für all das Verständnis.
    Ich weiß ich bin nicht die älteste, erfahrenste oder sonst was. Aber ein bisschen Respekt habe ich doch auch verdient !!

  • Justine, es erstaunt mich, dass Du hier niemanden persönlich kennst. Das Lesen der bisherigen Antworten zeigt doch, dass Dich mindestens die Hälfte der Leute hier besser kennt als Deine allerbeste Freundin. Einige wissen sogar wie Du mit der Krankheit umgehst, wie oft Du misst, wie die Werte sind und was Du schon alles ausprobiert hast. Und sogar was Du in Deiner Freizeit machst und wie Du Dich informierst. Wie könnten sie Dir auch sonst so tolle, überhaupt nicht sexistisch klingende Ratschläge für die Familienplanung geben?


    Höre bitte nicht auf Leute wie den Weltreisenden, sondern gehe ruhig offen mit Deiner Krankheit um. Du siehst doch wie offen, werte- und vorurteilsfrei die Leute sind. Diese Diskussion hier ist das beste Beispiel dafür. Hier kannst Du offen erwähnen, dass Du zum Messen auf die Toilette gehst. Niemand hier würde Dich deshalb als eine von der Remission verwöhnte Göre abstempeln, die noch grün hinter den Ohren ist, sich verkriecht, ihre Krankheit nicht akzeptieren kann und mit einer Pumpe ihren Marotten frönen will. Wir sind ja schliesslich alle Leidensgenossen. Vorurteile gibt es nicht. Wir kennen Dich alle!


    Allerdings solltest Du Dich wegen dieser Toilettengeschichte sofort in psychologische Behandlung begeben! Denn Du weisst ja:


    Zitat

    auf der Toilette messen und spritzen - na toll. Das ist nicht nur unhygienisch, sondern zeugt auch von geringem Selbstwertgefühl.

    Hände waschen vor dem Essen und Messen ist unhygienisch?! ?(
    Oh, oh, ich mach das immer! :pupillen:
    Oh nein! Deshalb bin ich so klein und häßlich ;(


  • Ein großes danke für diese Antwort. Anscheinend gibt es doch noch Menschen die nicht unter dem ich-weiß-es-besser-Syndrom leiden.
    Bist der Held meines Tages, danke!❤️

  • Also erstmal danke für die Antworten. :)


    Vorab noch: Ich habe schon mit meinem Diabetologen darüber geredet und er meinte, dass wir es versuchen können. Mir wurde gesagt, dass man nach 6 Monaten ICT zur Pumpe wechseln kann und mein Diabetologe meinte dann, dass das jetzt gerade in diesem Zeitraum ja gut ist, denn wenn wir jetzt schon anfangen uns mit der Kasse auseinander zu setzen, habe ich die Pumpe vielleicht schon wenn ich die 6 Monate ICT hinter mir habe.


    An Weltreisender: Danke für die Nachfrage. Meine ersten Tage und Wochen in der Schule laufen ok. Ich bin aber noch ziemlich demotiviert vor dem Essen auf die Toilette zu gehen und da zu messen und zu spritzen, während alle anderen gleich in die Mensa gehen können. Zum Glück habe ich aber Freundinnen, die größtenteils auf mich warten. Ich wäre froh, wenn ich das auf Toilette gehen ersetzen könnte durch die Pumpe.

    Händewaschen vor dem Essen ? Gibt es das heute nicht mehr ? Gibts dafür ne App sowie fürs Klopapier im papierlosen Büro?


    Gut daß keine echten Probleme habt. Schön für euch. Also geniest das Leben und macht euch nicht soviele Gedanken was der Nachbar von der Nachtbar denkt wenn bei euch Nachts Licht brennt.

    let the sun shine

  • Hallo Justine,


    damit Du siehst, dass ich Deine Fragen wirklich ernst nehme, möchte ich nun nochmal genau auf Deinen Eingangs-Post antworten:


    Mir persönlich ist es wichtig, dass die Pumpe auch selber den Blutzucker misst und ich davon (fast) befreit werde (sofern dies möglich ist)...


    Es gibt keine Pumpe, die das (von selbst) kann. Es gibt jedoch Pumpen (z.B. Veo, Vibe), die mit CGM-Systemen verlinkt werden können. Ein CGM zu bekommen ist noch schwieriger, als eine Pumpe zu bekommen, denn hier muss ein wirklich wichtiger Grund vorliegen, z.B. Störung der Hypo-Wahrnehmung. Alternativ, kannst Du es selbst finanzieren - ist aber mächtig teuer und verursacht laufende Kosten für Sensoren/Transmitter, die regelmäßig gewechselt werden müssen.


    ... und diese man auch auf lautlos einstellen kann, so also, dass sie bitte keine Geräusche von sich gibt.


    Alle Pumpen geben Geräusche von sich und alle haben Töne, die man nicht lautlos stellen kann.


    Also ich habe schon ein Paar gesehen die ja irgendwie mit einem Pflaster heften und gelesen habe ich, dass es auch welche mit Schläuchen gibt. Keine Ahnung was da die bessere Wahl ist, deswegen habe ich gehofft ein paar Informationen von euch zu bekommen.


    Schlauchpumpen (z.B. Veo, Animas Vibe, AccuCheck Combo) sind am häufigsten verbreitet und die Systeme sind bewährt. Hier kannst/musst Du nach persönlichen Vorlieben bestimmte Katheter-/Schlauchlängen wählen; es gibt Teflon- und Stahlkannülen, unterschiedliche Pflaster, Einführhilfen, etc. pp.
    Die einzige in Deutschland erhältliche Patch-Pumpe (zum aufkleben) ist derzeit der Omnipod. Hier wird der Pod auf die Haut geklebt, die Kannüle wird unter die Haut geschossen und nach drei Tagen wandert das ganze Ding ins Recycling und ein neuer Pod wird gesetzt. Hier musst Du mit dem mitgelieferten Pflaster und der Kannüle leben (können).


    Infos zu Erfahrungen mit den einzelnen Pumpen findest du hier im Forum im Pumpen-Unter-Forum oben angeheftet. Es ist etwas mühsam, sich da durch zu lesen, aber sehr hilfreich und besser, als jede Empfehlung, die dir User hier geben können. Denn, ob eine Pumpe für einen gut oder sub-optimal ist, ist eine sehr subjektive, persönliche Sache. Du kannst übrigens die meisten Pumpen probetragen (Schlauchpumpen mit Kochsalzlösung oder einen Demo-Pod, der nur aufgeklebt wird).


    Im Januar steht meine Abschlussfahrt an: Ski fahren in Österreich. Ist eine Pumpe da sinnvoller? Wenn ja wieso weshalb warum ...?


    Bis Januar wirst Du Deine Pumpe noch nicht haben, aber ganz allgemein würde ich sagen, dass es mit Pumpe einfacher ist, weil man sie am Körper hat und unter der Ski-Wäsche ist sie ausreichend geschützt. Einen Pen wird man zwangsläufig immer irgendwo unterbringen müssen - allerdings, muss man das mit dem Messgerät/Pumpenfernbedienung auch...



    Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.
    Ich bin - ehrlich gesagt - in einer kleinen Zwickmühle bei der ganzen Sache hier. Ich kenne Deine Posts in einem anderen Thread, wo Du sehr offen über Deine Unsicherheit im Bezug auf das Messen und Spritzen vor Anderen sprichst. Auch dort habe ich geschrieben, dass ich Deine gewählte "Vermeidungs-Strategie" mit dem Messen/Spritzen auf dem Klo zwar nachvollziehen kann (hab's ja selbst so gemacht). Andererseits weiß ich aus eingener Erfahrung, welche Probleme diese Strategie mit sich führt. Das hat nix mit Besserwisserei zu tun - ganz im Gegenteil: ich hoffe, Dir damit wirklich zu helfen, in dem ich Dir aufzeige, welche Probleme Du Dir auf lange Sicht selbst schaffst. Mit dem Wissen um diese Probleme musst Du schon selbst umgehen. Ich kann und werde Dir nicht vorschreiben, was Du tun oder lassen sollst.
    Hat man diese "Vorgeschichte" im Kopf und liest Deine Fragen zur Pumpe hier (möglichst nicht mehr selbst messen müssen, möglichst keine Geräusche), dann liegt nahe, dass Du Dir von der Pumpe erhoffst, Dein Problem mit dem öffentlichen Messen/Spritzen umgehen zu können. Und das verstehe ich vollkommen. Es ist mit ein Grund, weshalb ich mitlerweile eine Pumpe habe - wenn auch nicht der Hauptgrund, denn es ist die falsche Motivation. Eigentlich sollte man sich erst mal darum kümmern, dass man selbst so sicher wird, dass man in der Öffentlichkeit messen/spritzen kann, bevor man an eine Pumpe aus diesem Grund denkt. Die Pumpentherapie erfordert mehr Verantwortung und überspitzt lässt sich fragen, ob jemand, der nicht mal so verantwortungsbewusst ist, sich ordentlich zu messen/spritzen, ausreichend verantwortungsbewusst für eine Pumpentherapie sein kann. Meine Antwort: Ja, er/sie kann!
    Ich zietiere mich mal selbst:


    1. Eine Pumpe ist besser für sie. Wieso soll ein junger Mensch sich erst mal jahrelang mit ICT und miesen Werten aufgrund ihres Mess- und Spritzverhaltens rumschlagen? Gefahr: Die persönliche Unreife auch im Bezug auf den DM kann auch unter Pumpentherapie zu Problemen führen.
    2. Eine Pumpe ist hier nicht die Lösung. Die Pumpe dient einer sehr guten BZ-Einstellung, erfordert ein hohes Maß an Verantwortung und dient nicht dazu, persönliches Unvermögen zu umgehen. Gefahr: Jahrelanges halbherziges "Basteln" unter ICT mit entsprechenden Werten.


    Um sagen zu können, welche Argumentation richtig ist, müssten wir Justine viel besser kennen (vielleicht sogar besser, als sie sich selbst)....


    Mit anderen Worten: Ich kann Dir nicht sagen, was besser für Dich wäre. Wahrscheinlich wirst Du es selbst erst später rausfinden (hinterher ist man immer schlauer). Und eben weil man hinterher schlauer ist, können die "alten Hasen" wie ich Dir hier auch schreiben, das messen/spritzen aufm Klo scheiße ist und eine Pumpe nicht die Lösung des (eigentlichen) Problems.


    Was Du draus machst, ist Dein Bier.



    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

    Einmal editiert, zuletzt von Veri183 ()

  • Dankeschön für deine Antwort Veri.
    Ich bin unsicher, ja. Aber ich hab glaube ich auch schonmal geschrieben, dass das vor allem so ist, weil ich mich auf meiner Schule, auf der ich zum Glück nur noch ein knappes halbes Jahr bin, überhaupt nicht wohlfühle. Das hat viele Gründe aber eigentlich nichts mit dem Diabetes zutun.
    Du hast natürlich recht wenn du sagst, dass die Pumpe nicht gerade unauffälliger ist. Aber ich glaube wenn ich erstmal eine habe, dann kann ich offener damit umgehen. Ich meine sich selbst zu Spritzen vor anderen ist noch ein Thema für sich. Nicht jeder kommt damit klar und ich glaube ich muss auch niemanden mein Bauchspeck zeigen. ^^
    Das Blutzucker messen mache ich auch manchmal schon offen, das ist ja nicht das Problem.
    Tut mir leid dass deine erste Antwort so untergegangen ist aber ich finde echt, dass manche Kommentare unter der Gürtellinie sind.
    Ich lasse mir gerne was sagen aber nicht auf so eine Art und Weise.
    Deshalb danke an dich. :)

  • Hallo Justine,


    hatte bei meiner ICT Zeit das gleiche Problem wie du. Messen in der Öffentlichkeit war kein Problem aber spritzen schon. Mit der Pumpe ist das jetzt viel einfacher sehe nur Vorteile für eine Pumpe. Wünsch dir viel Erfolg bei deinem Pumpenantrag.


    Gruß Christian