Krankenkassen, die das FreeStyle Libre (nicht) übernehmen & Argumentationshilfen für Anträge

  • Mein Fall ist weiter fortgeschritten:
    - der Widerspruch wurde innerhalb weniger Tage vom Widerspruchsausschuss der KK als unbegründet bewertet
    - ich warte gerade auf die Bestätigung der Übernahme der Kosten für eine Klage beim Sozialgericht, durch meine Rechtsschutz


    Sollten die Kosten übernommen werden, begleitet mich meine Rechtsschutz zu bis zu drei Gerichtsinstanzen.
    Ich war heute bei der Anwältin meines Vertrauens und habe meinen Fall vorgelegt. Sie kann natürlich nichts versprechen, für schlecht hält sie die Chancen allerdings nicht.


    Sie bezweifelt übrigens, dass, obwohl notwendig und auch angesagt, der Widerspruchsausschuss meinen Widerspruch abermals geprüft hat (wegen der kurzen Zeitspanne zwischen Widerspruch und erneuter Ablehnung).


    Auch wenn das ganze am Ende vor Gericht nichts werden sollte: Die 150€ Selbstbeteiligung meiner Rechtsschutz sind mir das Zeichen und der Aufwand alle Male wert.
    Zumindest das Gericht wird auf meine Argumentation eingehen müssen - im Gegensatz zu meiner Krankenkasse, die sich hinter in meinen Augen nicht direkt abbildbaren CGM-Urteilen versteckt.

  • Lohnt es sich eigentlich, mit seiner KK über den Eigenantei für die Sensoren zu streiten. Meine KK zahlt die Sensoren plus die Portokosten. Einzig den Eigenanteil i. H. von 10 Euro pro Monat muss ich selbst tragen.


    Jetzt habe ich gelesen, dass die DAK-Versicherten die Sensoren völlig kostenfrei zugeschickt bekommen.


    Besteht Aussicht darauf, dass einem der Eigenanteil erlassen wird und wie könnte man da argumentieren?


    Ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau aber vielleicht geschieht ja doch noch einmal das Wunder, dass alle Versicherten in Bezug auf das Libre gleich behandelt werden, egal bei welcher KK sie versichert sind.

  • Ob die DAK tatsächlich kostenfrei Sensoren zur Verfügung stellt, ist wohl in der Praxis noch nicht ganz raus...



    Auch wenn die Höhe des Betrages wegen der Zuzahlungsgrenze nicht stimmen wird, scheint es aber doch eine Zuzahlung zu geben.


    ?(

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Hallo Freestyle Libre Interessenten. ich habe das Gerät bei meiner AOK beantragt. Man fragte noch nach Rezepten und Tagebuch-Verlauf und ich dachte hui, das scheint ja gut zu gehen, da erreichte mich unerwartet folgende Antwort:


    zu Ihrem Leistungsantrag teilen wir Ihnen mit, dass eine Kostenübernahme nicht möglich ist.
    Im Folgenden möchten wir Ihnen unsere Entscheidung begründen:


    Bei dem Blutzuckermesssystem Freestyle Libre handelt es sich um ein System zur Glukosemessung mit einem Scannergerät. Der Scanner liest die Messwerte auf den Messsensor, der in der Regel am Oberarm platziert wird, ein. Bei dieser Messart handelt es sich um eine neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode, da der gemeinsame Bundesausschuss bisher noch keine Stellungnahme im Sinne der Anerkennung dieser Methode abgegeben hat. Die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung für eine solche Methode ist entsprechend des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts vom 06.12.2005 (1BvR 347/98, sogenannter "Nikolausbeschluss") und § 2 Abs. 1a SGB V gegeben, wenn kumulativ 3 Voraussetzungen erfüllt sind.
    1. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche oder regelmäßig tödlich verlaufende Erkrankung oder zumindestens wertungsmäßig vergleichbare Erkrankung.
    2. Bezüglich dieser Erkrankung steht eine allgemein anerkannte dem medizinischen Stand entsprechende Behandlung nicht zur Verfügung und
    3. Bezüglich der neuen Behandlungsmethode besteht eine "auf Indizien gestützte", nicht ganz fernliegender Aussicht auf Heilung oder wenigstens auf eine spürbar positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf. Diese Voraussetzungen sind im vorliegenden Fall nicht erfüllt. Eine allgemein anerkannte dem medizinischen Standard entsprechende Behandlung steht in Form von konventionellen Glukosemessungen aus Kapillarblut zur Verfügung. Diese Methode ist Ihnen als Versicherten zumutbar.
    Gegen diese Entscheidung kann innerhalb eines Monats Widerspruch erhoben werden.


    Was wäre ein passender Widerspruch?


    Liebe Grüße

  • Hallo Hig.s80, willkommen im Forum!
    Ein Argument wäre, dass das Freestlye Libre keine neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode ist, da es genauso wie konventionellen Glukosemessungen mit Kapillarblut mittels einer chemischen Reaktion mit Glukose die entstehende Spannung misst. Ich meine auch, dass die NUBs für vom Arzt zu überwachende Methoden reserviert sind.
    Such am besten mal in diesem Thread nach den Beiträgen von Grounded, der hat jede Menge Argumentationen für die Übernahme des Libres verfasst.

  • Dir bleibt nichts anderes übrig, als einem schriftlichen Bescheid zu widersprechen. Begründe, wieso sich an deiner Behandlung NICHTS ändert, einzig das Messgerät ist ein anderes. Eine NUB bedingt, dass der Arzt involviert ist. Was bei einem (teuren) CGM mit dem "Hypo-Alarm" nebst massiven Einstellungsproblemen des Patienten so gesehen werden kann. Bei einem (billigen) FGM ohne solche Alarme und stabiler Einstellung auch ohne Zirkustanz IMHO eher nicht. Die werden es wieder ablehnen, du widersprichst erneut, dann gehts vor den Widerspruchsausschuss. Dort bekommst du einen rechtsmittelfähigen Bescheid, gegen den du binnen 4 Wochen vorm Sozialgericht Klage erheben musst. Keine Anwaltspflicht, die erste Instanz ist kostenlos.


    Begründe möglichst sauber, wieso das System in deinem Fall wirtschaftlich ist (zahl der Messungen zum Beispiel), wieso es gemäß §4 SGB-IX für dich beruflich sehr hilfreich sein sollte. Und beantrage, dass die Kasse wenigstens die Kosten übernimmt, die bei dir für Teststreifen sonst anfallen. Berufe dich dabei auf §6(6) der Hilfsmittelverordnung. Und ich drücke dir die Daumen, bin selbst auf dem Weg durch den Widerspruchsausschuss. Seit meiner Bitte die gesamte Argumentation diesem zukommen zu lassen stellt sich meine Kasse tot. Nicht mein Problem.


    Zitat aus der Bedienungsanleitung des Libres:

    Zitat

    Das FreeStyle Libre Flash Glukose Messsystem ist zur Messung von Glukosespiegeln in der interstitiellen Flüssigkeit bei Erwachsenen im Alter von mindestens 18 Jahren angezeigt. Mit Ausnahme der unten beschriebenen Situationen soll es die Blutzuckermessung bei der Selbstbehandlung von Diabetes ersetzen.

    Stichwort "Selbstbehandlung", somit kein ärztliches Hilfsmittel, sondern deins. Zudem ists CE geprüft, somit ist ein Funktionsnachweis gemäß Medizinproduktegesetz erbracht worden. Berufe dich auf den positiven Zwischenbericht des IQWIG zu CGM Systemen, siehe https://www.iqwig.de/download/…ssgeraeten.pdf/download/1 bzw. im Volltext https://www.iqwig.de/download/…ssgeraeten.pdf/download/1


    Es steht also erstmal formal außer Frage, dass dieses System funktioniert. Das Messprinzip an sich ist das selbe elektrochemische Prinzip wie bei Streifen, einzig die Sonde unterscheidet sich. Blut zerstört den Sensor des Streifens nach einer (Blut)Messung durch gerinnende Proteine, während die Gewebsflüssigkeit eben keine Gerinnungseffekte hat und somit eine kontinuierliche Messung ohne Zerstörung des Sensors gestattet. Der Zucker wird halt über Diffusion aus dem Blut ins Gewebe transportiert, was keine wirkliche Neuentdeckung ist. Das Fick'sche Gesetz ist nicht sooo neu. Blutzucker steht im Gleichgewicht mit Gewebszucker und du misst letzten in einem gut durchbluteten Gewebe.


    Wichtig ist (nach meiner Meinung) zu zeigen, dass DEIN Hilfsmittel ist und es zudem keine erwähnenswerten Mehrkosten gibt. Mache klar, dass du nachweisliche Mehrkosten (z.B. oberhalb einer plausiblen Grenze) gerne selbst übernimmst (nochmal verweis auf Paragraph 6 Absatz 6 Hilfsmittelrichtlinie). Und du hast gemäß dieser Hilfsmittelrichtlinie ein Wahlrecht bei der Wahl eines geeigneten Hilfsmittels. DU, nicht die Kasse. Und mit deinem Arzt hat das gar nichts zu tun, versuch den "formal" so gut es geht draußen zu halten - egal wie viel sich deine Einstellung verbessert hat. Denn sobald es deinem Arzt hilft bist DU wieder bei der "Neuen Untersuchungs- und Behandlungmethode" angekommen.


    Eigentlich ein Armutszeugnis, dass man für weniger als 30€ im Monat (und damit den Gegenwert von 60 Messungen) so einen Aufwand treiben muss.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    5 Mal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Hi zusammen,

    Ich war heute bei der Anwältin meines Vertrauens und habe meinen Fall vorgelegt. Sie kann natürlich nichts versprechen, für schlecht hält sie die Chancen allerdings nicht.

    ich habe in einem anderen Falls (Kostenübernahme zweier ambulanter Avastin-Injektionen) auf Anraten meiner Augenärztin schon mal gegen meine GKV geklagt, da ihrer Erfahrung nach die Sozialgerichte in der Regel recht patientenfreundlich entscheiden ! Es hat funktioniert, die Kasse hat sich zwar gewunden, als es zum Anhörungstermin vor Gericht gehen sollte jedoch den Schwanz eingezogen und sowohl die medizinischen als auch die anwaltlichen Kosten übenommen :rofl


    Mal sehen, wie sie sich beim Libre anstzellen - telefonische Anfrage inklusive der Standard-Ablehnung habe ich schon, sobald ich das Gerät habe, werde ich den offiziellen Weg einschlagen ... denke auch, daß die Chancen nicht schlecht stehen ...



    Gruß, Don.P

  • Hallo !


    Ich habe hier nicht alles komplett durchgelesen, wollte euch aber gerne mal Stand der Dinge bei mir mitteilen.


    Im Juni war es nach ca 6 Monaten Wartezeit soweit und ich hatte das Libre Starterset in der Hand. Bevor ich an die KK herantrete wollte ich erstmal die Verträglichkeit testen. Bei mir lief alles ohne Probleme und somit rief ich bei der KK einfach mal wegen einer Kostenübernahme an. Die schickten mir per Mail ein Formular zu, dass sie die Kosten erstmal befristet auf 1 Jahr ( 26 Sensoren) übernehmen. Nach einer Übergangszeit (2-3) Monate würden sie Teststreifen allerdings nur noch nach vorheriger Genehmigung bezahlen. Mein Eigenanteil bzw Zuzahlung würde dann 10€ pro Monat betragen.
    Das Formular haben ich unterschrieben zurückgeschickt, zusammen mit einem Privatrezept.
    Ich bekam dann erstmal 7 Sensoren als Quartalsbedarf zugeschickt. Die Restlichen sollen dann nach u nach kommen.


    Viele Grüße
    Augusta Luise

  • vielleicht geschieht ja doch noch einmal das Wunder, dass alle Versicherten in Bezug auf das Libre gleich behandelt werden, egal bei welcher KK sie versichert sind.

    Oh, wenn keiner einen einzigen Cent bekäme, WÄRE das Gleichbehandlung.
    Und kein Wunder. ;)

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • [size=12] Nach einer Übergangszeit (2-3) Monate würden sie Teststreifen allerdings nur noch nach vorheriger Genehmigung bezahlen.


    Nette Argumentation. Wenn der BZ bös im Keller oder an der Decke ist, dann misst aktuell JEDER zur Sicherheit noch mal nach. Egal mit welchem messgerät dieser Wert erfasst worden ist.


    Komme statistisch zwischen 0,5 bis 1 Streifen / Tag aus, das entspricht entweder der Überbrückung zwischen "alter Sensor abgelaufen, neuer noch nicht aktiviert" bzw. "komisch, das will ich jetzt wirklich wissen."

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Hallo allerseits,


    habe paar wichtige Fragen. Habe seit 17 Jahre Typ 1 Diabetes, bin 28 Jahre und spritze Levemir/Novorapid. Ich möchte mir nun auch unbedingt das Freestyle Libre holen, bin mir unsicher wie ich das angehen soll. Ich bin bei der DAK versichert.


    Meine Diabetologin hat mir einen ärztliche Bescheinigung rausgeschrieben und gesagt ich soll direkt zur Krankenkasse hingehen. Das wäre am Besten. Geh ich jetzt einfach hin und sage, " ich habe hier ein ärztliches Attest für das Freestyle Libre, ich möchte das bei Ihnen beantragen?" Bin leider nicht so so super gut im argumentieren :huh: Viele schreiben hier sie haben ein "Rezept" ausgeschrieben bekommen. Ja oder muss ich das Freestyle Libre erst im Vorfeld kaufen und gehe dann zur Krankenkasse hin? Hier hören sich alle so super informiert an, bin ich glaube nicht. Meine Diabetologin hat mir halt auch nicht mehr gesagt, wie dass ich direkt hingehen soll, das sowas immer am Besten ist. War letztes Jahr bei einer Schulung dort wurde das Freestyle Libre vorgestellt. In der ärztlichen Bescheinigung steht alles mögliche über die Kosten drin, dass man z.B. Blutzuckerstreifen spart, da man ja die Sensoren hat. (Sie schreibt etwas von vierteljährlichen Kosten von ca. 360 Euro) Angerufen habe ich noch nicht bei der DAK.


    Viele Grüße

  • Als erstes solltest du dich ohnehin bei der Homepage von Abbott anmelden/registrieren, damit du auf die Warteliste für das Freestyle Libre kommst. Wenn du das noch nicht gemacht hast, dann hol es am besten heute noch nach. Du wirst dann einige Monate warten müssen, bis Abbott dir schreibt, dass du bestellen darfst. Die Nachfrage ist einfach zu groß und die kommen mit den Lieferungen nicht mehr hinterher.


    Im nächsten Schritt kannst du die Kostenübernahme bei der DAK beantragen. Wenn die ärztliche Bescheinigung schon etwas ausführlich ist, genügt sicher ein formloses, kurzes Schreiben an die entsprechende Stelle bei der KK (ggf. telefonisch nachfragen, welche Stelle für Anträge auf Kostenübernahme zuständig ist).


    Anschließend kannst du nur warten auf die Zustimmung der KK und die Bestätigung von Abbott. :)

  • vielen dank für die schnelle Antwort :) Habe mich gleich registriert (hätt ich ja selbst auch mal drauf kommen können!!!)
    Also soll ich jetzt gar nichts zu machen, solange mir Abbott nicht geschrieben hat, dass ich bestellen darf?

  • Ich würde ruhig schon mal den Antrag bei der KK stellen, denn das kann mitunter auch Wochen dauern, bis sie antworten und schlimmstenfalls verzögert sich das noch wegen Widerspruch etc.
    Die Zusage von meiner TKK habe ich auch bereits. Jetzt warte ich nur noch auf das grüne Signal von Abbott. :)


    Genau. Die kommen wie gesagt nicht mit der Lieferung hinterher und daher muss man sich brav anstellen... Abbott schreibt dir dann eine E-Mail und meldet dir, ab wann du bestellen kannst. Und dann wohl leider nebst Gerät nur zwei Sensoren. Die nächsten Sensoren dann erst später, statt gleich einen Vorrat bestellen. Dazu können dir andere Foris mehr sagen, denn so weit bin ich ja selber noch nicht gekommen. :D

  • Ich würde ruhig schon mal den Antrag bei der KK stellen, denn das kann mitunter auch Wochen dauern,


    verzeih die dumme Frage - aber hier muss doch bestimmt auch ne Stellungnahme des Arztes/der Ärtzin beigelegt werden?? Oder kann ich das einfach so alleine und privat?? Ich hatte vor einiger Zeit mal bei meiner KK so ganz locker per Mail angefragt und am selben Tag eine Anruf zurückbekommen, dass das ja noch gar kein System sei, dass anerkannt sei. ... ich habe etwas unhöflich reagiert :devil:

    Wann eigentlich wurde aus Sex and Drugs and Rock and Roll


    Veganismus und Lactoseintoleranz und Helene Fischer???

  • Hm, ich hatte so eine Stellungnahme von meinem Arzt und weiß daher nicht, ob manche KK das auch ohne diese annehmen. Ich würde immer auf Nummer sichergehen und alles dazulegen, was geht. Kann dein Arzt dir das nicht ausstellen? Muss ja nicht mal ausführlich sein, sondern einfach nur eine Bestätigung, dass sich das Libre definitiv lohnen würde.

  • Hallo bin neu hier und meine erste
    frage ist , wie lange muss man den nach dem registrieren warten bis
    man eine Antwort bekommt das man bestellen kann. Danke

  • Das wüssten wir hier alle auch gern. Ich habe mich im November letzten Jahres registrieren lassen und habe mit anderen Mailadressen noch mal im April und Juni dieses Jahres mich registriert - NIX! Einige Glückliche haben das Libre schon bekommen - ein anderer Teil guckt nach wie vor in die Röhre. Meine Diaberaterin hat diese Woche erzählt, der Stau soll angeblich bis Ende des Jahres abgebaut sein...

    Wann eigentlich wurde aus Sex and Drugs and Rock and Roll


    Veganismus und Lactoseintoleranz und Helene Fischer???