"Zucker und seelische Probleme" (FAZ)

  • nikp: Ich glaube, die Schiene Immunsystem, Entzuendungsstoffe, Zytokine, Diabetes wird vorrangig bei Typ-2-Diabetes vermutet. Ich möchte nicht behaupten, dass eine Depression zu Typ 1 führt.
    Der Typ 2 steht ja auch immer mal wieder im Blickpunkt der Forscher in dem Sinne, dass dort eben schon lange Jahre vor Dm-Diagnose chronische Entzündungen ablaufen. Da spielt dann ein ständig in Alarmbereitschaft befindliches Immunsystem eine Rolle.
    Na ja, aber das ist alles ja auch nicht genau geklärt.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Positiv an den Artikel ist, dass sie den "Experten" sagen lassen, dass nicht klar ist was Ursache und was Wirkung ist .


    Eventuell erwarte ich von einer altehrwürdigen Zeitung wie der FAZ mehr Sachlichkeit und Exaktheit als von der Yellow-Press. Genau deswegen werde ich aber von der FAZ immer wieder enttäuscht. Und das nicht nur beim Thema Diabetes, wie hier zu vermuten ist.

  • Floh, zwischen Beipackzetteln und FAZ-Artikeln gibt es aber einen Unterschied.


    Bei Ersterem kann ich mich auf medizinische Erkenntnisse stützen, die aber auch oft genug darauf verweisen, dass Zusammenhänge nur VERMUTET werden und man deshalb bei bestimmten Konstellationen von der Einnahme des Medikaments abrät.


    Bei Zweiterem kommt es darauf an, in welcher Form ein uninformierter Journalist etwas darstellt. Begriffe wie "zuckerkrank" und dieses Foto müssen nicht sein und mir ist das Ganze etwas zu plakativ dargestellt. Beim Leser bleibt dann nur das Plakative im Kopf hängen.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Bei einer Depression ist es zunächst egal obs eine Korrelation oder Kausalität ist. Wers hat, der muss auch damit klarkommen. Und dass kaputte BZ Werte nicht helfen fröhlich zu werden ist irgendwie auch klar.


    Trotzdem wärs fürs Verständnis wichtig herauszufinden, ob die DIA eine physiologische Ursache der Depression sein kann. Weil ne Dia in den Griff zu bekommen ist auf Dauer sicher gesünder als sich das Leben mit bunten Pillen erträglich zu gestalten. Die Pillen bekämpfen Symptome, keine Ursachen.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Hallo,


    ich denke der Diabetes kann gewaltige psychische Probleme verursachen, so dass mir eine Korrelation nicht langt. Es besteht schon eine echte Kausalität. Dazu muss man nur die Stimmungsschwankungen beim Fallen des Blutzuckers in eine Hypo beobachten oder beim Anstieg nach einem falsch kalkuliertem Essen auf 300 und mehr. :) Wenn man bedenkt, dass viele gastroenterologische Hormone der Verdauung, auch der Mineralstoffwechsel durch den Blutzucker und das Insulin beeinflusst werden, so ist es doch nicht von der Hand zu weißen, dass auch mentale Stoffwechselprozesse des Hirns leiden und als Folge Depressionen verursachen. Da ist vieles nicht erforscht. Eine Analyse der DNA würde auf eine Veranlagung zu Depressionen hindeuten. Das ist mir zu wenig. In meiner Einschätzung sind Depressionen eher eine Langzeit Folge von Diabetes.


    Aber nicht jede Depression kommt beim Diabetiker damit automatisch vom Diabetes.


    Ja, ich denke die Gesellschaft geht anders mit psychischen Problemen bei Frauen um im Vergleich zu Männern. Das Thema psychische Probleme beim Mann ist mindestens so tabuisiert wie das homosexuell sein bei Fußballern. Und dass Männer solche Probleme auch haben, sieht man dann höchstens an den Auswirkungen der fehlenden Behandllung durch Flugzeugabstürze oder Amogläufe.


    Gruß thomas

  • Ich wiederhole mich hier gerne: Reflexartig zu sagen: "Das ist kein kausaler Zusammenhang, weil den kenne ich nicht" ist genauso wenig sinnvoll wie zu sagen: "Hättest du mal weniger Zucker gegessen, dann hättest keinen Diabetes".


    Ich denke "aneinander vorbeireden" dürfte die Situation sehr gut beschreiben.
    Der Kausale Zusamenhang Zuckerwürfel produzieren die Zuckerkrankheit ( Diabetes) bleibt mir verschlossen. Zumindest war das erst einmal meine Kritik.

  • Die bunten Pillen werden ja in aller Regel von Psychiatern verschrieben, nicht von Psychotherapeuten. Ich habe auch mit 18 eine Therapie gemacht (ohne Pillen) und mich hat diese Therapie selbstbewusster gemacht - auch im Hinblick auf Diabetes. Denn damals gab es noch rigiede Essensvorschriften. Zuckerhaltiges jeglicher Art außer Trabenzuckerplättchen bei UZ war verboten. Und als Teennager missachtete ich natürlich dieses Verbot, was zu ewigen Diskussionen mit meinen Verwandten führte, die mich heutzutage längst im Grab sahen (selbst aber nicht mehr leben...) Ich habe jedenfalls gelernt dazu zu stehen, mal ein Eis oder ein Stück Kucken zu essen und inzwischen esse ich sogar lieber Salat... Durch meine tägliche Arbeit sehe ich nicht, dass ein bestimmtes Geschlecht eher Hilfe benötigt. Ebenso viele Männer wie Frauen erkundigen sich noch Psychiatern oder Psychotherapeuten und bei keinem hatte ich bisher das Gefühl, es sei ihnen peinlich sei...

  • Denn damals gab es noch rigiede Essensvorschriften. Zuckerhaltiges jeglicher Art außer Trabenzuckerplättchen bei UZ war verboten.


    Sehr interessant, was du da schreibst. Ich habe in der Tat Mitte der Achziger-Jahre eine Psychotherapie wegen eigentlich ganz was Anderem gemacht. Als 'Nebeneffekt' kam dabei raus, dass ich mich auch Medizinern gegenüber ganz anders verhalten habe. Ich bin zu sämtlichen 'Kapazitäten' (damals in München) gelatscht und habe Ihnen quasi das metaphorische Messer auf die Brust gesetzt mit der Frage: "Jetzt begründen Sie mir doch mal wissenschaftlich, warum Zucker bzw. zuckerhaltige Speisen für (Typ1-)DM so absolut tödlich sein soll!"
    Als Doktorand mehrerer formal- und naturwissenschaftlicher Fächer hatte ich da auch keine Probleme mehr, solche Fragen zu stellen.


    Und was kam dabei heraus: Alles Humbug, zumindest in dieser pseudoreligiösen Art, Zuckeressen = "Sünde" und all dieser Mumpitz!


    Fazit (bis heute): Kontrolliertes Essen, das bleibt uns als DM1 leider nicht erspart, aber man 'darf' im Prinzip alles!


    Also für mich liegt ein Knackpunkt der Depression (an der ich damals sicher auch starkt gelitten habe) in diesem manipulativen Gesamtzusammenhang eines (pseudo-)religiösen Bevormundungssystems.


    Dieses Problem ist heute für mich gelöst. So manche Diskussionen im Zusammenhang mit dem Libre unlängst haben mich an so manche absurde Diskussionen von damals erinnert. :cursing:

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Also für mich liegt ein Knackpunkt der Depression (an der ich damals sicher auch starkt gelitten habe) in diesem manipulativen Gesamtzusammenhang eines (pseudo-)religiösen Bevormundungssystems.


    Genauso sehe ich das auch. Wenn ich dran denke, was mir als Kind (damals noch DDR) alles verboten war zu essen. Auch im Sportunterricht durfte ich vieles nicht mitmachen. Da fühlte ich mich oft als Außenseiter.


    Aber dann auch die ganze Schwarzmalerei von Leuten, die es besser wussten, dass ich ja nie alt werden würde, da ich ja so "bösen Zucker" habe. Für mich gibt es weder bösen noch schweren Zucker.


    Als Teenager habe ich dann natürlich rebelliert und meinen Zucker auch mal für zwei Jahre schleifen lassen. Die Konfrontation mit den Spätschäden hat mich dann aufwachen lassen, endlich was zu tun - denn man ist ja selber für seinen Zucker mitverantwortlich.


    Ich habe mich, als ich zwischendurch mal ohne Job war, intensiv mit meiner Krankheit auseinandergesetzt. Da bin ich erst recht in eine depressive Stimmung verfallen. Dazu dann noch die ständigen dummen Sprüche vom Dia-Doc, wenn mal was nicht so lief (hatte gerade auch die Pumpe bekommen). Dann kam ein neuer Job - den ich fast wieder aufgegeben hätte, da ich nur mit mir selber beschäftigt war. Die Pumpe - der neue Job - und der schwankende BZ - das war für mich alles ein bisschen viel auf einmal. Aber ich habe durch den Job und meinen Diabetes-Team diese Krise gut überstanden.


    Aber wenn man ständig vorgeworfen bekommt, dass man seinen Arbeitstag auch im Zusammenhang mit der Pumpe planen soll, dass geht an die Substanz. Zumal ich in einem Unternehmen arbeite, wo ich meinen Arbeitstag nicht planen kann. Ich kann nur spontan auf den Ablauf Einfluss nehmen. Das wollte der Doc nicht so ganz hinnehmen. Mittlerweile habe ich die Pumpe 16 Jahre und es ist alles soweit okay. Es gibt immer mal Höhen und Tiefen, aber dank meiner Family, meinen Kollegen (auch meinem Chef) und meinen Freunden und Bekannten, kann ich sagen: Mir geht es auch mit Zucker gut!

    Satt heißt nicht, dass keine Schokolade mehr reinpasst. :rolleyes:


    8o Schokolade löst keine Probleme, aber das tun Äpfel ja auch nicht.

  • Für mich bedeutet der Artikel, dass mal ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird, dass Diabetes eben auch eine psychologische Komponente hat und ziemlich stark - bis hin zur Depression - psychologisch auf uns wirken kann.
    Zu viele Menschen scheinen nämlich immer noch der Meinung zu sein, mit etwas Selbstdisziplin wäre Diabetes (Typ 1 oder 2) ja kein großes Problem. Mag für manche stimmen, aber eben lange nicht für alle.
    In Anbetracht der Tatsache, dass Krankenkassen die Erhöhung von Lebensqualität als Begründung für die Verschreibung von Pumpen etc. nicht zulassen, finde ich das durchaus ziemlich relevant.

  • Schlechte Aussichten auf eine Fluglizenz.


    Ne aber mal im Ernst. Wer chronisch Krank ist hat (zumindest manchmal) einen eher düsteren Blick auf die Welt. Das hat zwar noch nichts mit Depression zu tun, kann aber ein Einstieg sein. Hinzu kommt sich vermehrt ausgegrenzt fühlen (ich sag absichtlich nicht "sein"). Minderwertigkeitsgefühle. Wenn dich das in die gruslige Abwärtsspirale führt, kannst du in der Depre landen. Wie Arme, Arbeitslose, unfreiwillig Geschiedene, Adipöse, Schwarze, Alte, Albinos und chronisch 2. Plazierte :huh: auch.
    Besonders zu tragen kommt dann auch ein gesellschaftliches Problem. Man ist ständig in einer Selbstoptimierungspflicht. Schalt die Glotze an und dir wird eingeredet das du nicht nur superschön, superreich, supererfolgreich und mit einem Grinsen wie bei einem Dauerorgasmus durch den Alltag schweben mußt, sondern dazu auch noch einen neues Auto, ne ApfelUhr und Nespresso Kapseln brauchst. Wenn du diesen ganzen Müll dann angehäuft hast, fühlst du dich trotzdem nicht besser. Und zur Krönung hörst du dann in den Nachrichten, das ein Pilot, wohl mal Depressiv, paar Dutzend Leute an die Wand geflogen hat, obwohl die Depre mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht Ursache war, aber prima wieder paar Leute in die Ecke stellt, die auch SCHULD sein KÖNNTEN und sich dadurch noch beschissener fühlen und wohl nie zum Arzt gehen.
    Also lest den Artikel mit bisschen Abstand und sucht euch hauptsächlich das GUTE dort raus. Vielleicht gibt es wirklich mehr Praxen in denen man über die schwarzen Seiten von D&D erzählen kann?! Bis dahin: Wendet euch auch an Foren und andere Betroffene :rolleyes: