Blutzuckerspitzen nachts bzw. am frühen Morgen

  • Hallo zusammen,


    hier nun mal meine erste Suche nach Hilfestellung. Das Problem werden die meisten kennen und schon mal mehr oder weniger selbst gehabt haben.


    Meine Werte Morgens zum Teil sind in letzter Zeit echt zum verzweifeln. 200+ oder auch oft 250+. Gehe Abends zu Bett mit Zielwert 130-150, schlafe dann so in etwa 7 Stunden und dann gegen halb 6 morgens diese Spitzen. Aber auch nicht immer. Zwischendurch auch "normale" Werte. Wüsste aber nicht, was da dann anders oder "besser" gelaufen ist. Erste Vermutung sind Unterzuckerungen in der Nacht. Aber als ich dann mal um 1 / 2 Uhr nachts gemessen habe war alles in Ordnung oder zum Teil der Blutzucker schon bei 180.


    Esse auch sehr früh zu Abend, also die letzte Bolusinjektion liegt dann schon einige Zeit zurück. Wenn ich mal später zu Abend esse, hab ich meistens bessere Werte morgens. Ob die letzten Wirkungen des Bolusinsulins schon was abfängt? Kann da nur spekulieren. Wenn ich in der Woche mal Sport mache, ist es zum Teil besser, da der ich sag mal "Nachbrennungseffekt" vom Sport den Blutzucker niedrig hält, dann ist der Wert morgens insgesamt in Ordnung. Aber teilweise führt dann der Sport (logischerweise) Nachts auch zu Unterzuckerungen, die ich in der Regel aber merke und dann auch Abhilfe schaffe. Aber trotzdem ist der Wert teilweise auch morgens dann insgesamt zu hoch. Ob dann noch eine Unterzuckerung nachgekommen ist?


    Mich ärgert das alles ungemein, weil ich bis auf diese Geschichte super eingestellt bin. Noch mehr ärgert mich jedoch, dass ich kaum Erklärungen habe. Wie gesagt, das ist reine Glückssache. Mal einen guten Wert morgens, einen Tag später so eine Spitze. Die Tage liefen von Bewegung, Arbeit etc. aber deckungsgleich ab. Der Diabetologe konnte nicht wirklich Abhilfe schaffen. "Morgens sind die Werte halt hoch". Einzige Idee seinerseits war das Basalinsulin etwas zu reduzieren.


    Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen, oder auch Ideen woran das liegen könnte und Tipps um das alles besser zu händeln. Freue mich auf eure Hilfe.


    Vorab vielen Dank !


    LG Chris :thumbsup:

  • Hallo Chris!


    Erst einmal: Du bist nicht allein! Ich habe hin und wieder fast das identische Problem. Auch wenn sich der Blutzucker momentan morgens brav verhält und ich momentan eher mit Spitzen nach dem Frühstück zu kämpfen habe.


    Aber wie du auch noch keine echte Lösung. Zumindest aber bei mir den Verdacht auf unbemerkte nächtliche Unterzuckerungen.


    Folgende Erfahrungen bei der Suche nach der Ursache habe ich bereits gemacht:


    Es reicht meiner Erfahrung nach nicht aus, einmalig nachts den Blutzucker zwischen 01:00 und 02:00 Uhr zu messen. So wie das häufig empfohlen wird, Das muss man öfters machen. Wenn man der Sache wirklich auf den Grund gehen will. Eher alle muss man zumindest alle 2h messen. Was einer erholsamen Nacht entgegensteht. Weshalb ich mich dazu auch nur schwer durchringen kann. Aus dem Grund habe ich mir nun ein Freestyle Libre angeschafft. Und das zeigt schon, das ich öfters nachts mal zu tief bin. Wobei ich noch am herausfinden bin, wie genau das Libre an der Stelle misst und wie verlässlich die Werte hier sind (und ob z.B. auf dem Sensor zu liegen die Werte verfälscht).


    Aber zumindest ein gewisser Trend hin zu tiefen Werten in der Nacht ist erkennbar. Auch, dass bei mir die die niedrigen Werte eher um Mitternacht (ich spritze um 22:00 Uhr Lantus als Basal) und in den frühen Morgenstunden auftreten (grob zwischen 3:00 und 5:00 Uhr).


    Ich für mich habe momentan den Verdacht, dass das Basal doch noch etwas reduziert werden muss und dass die sporadisch auftretenden hohen Werte am Morgen auf eine Gegenreaktion zu einer nächtlichen Unterzuckerung zurückzuführen sind. Ein weiterer Verdacht sind sehr fettiges und eiweißreiches Essen am Vorabend. Und ich habe gemerkt, dass Korrekturen vor dem Schlafengehen sehr mit Vorsicht zu genießen sind.


    Vielleicht können ja andere noch von ihren Erfahrungen erzählen?!

  • Ich kenne das Problem auch.
    Zumindest während ich Lantus gespritzt habe, hatte ich immer wieder mit nächtlichen UZ und morgendlich hohen Werten zu kämpfen.
    Deswegen bin ich nach kurzer Zeit auch auf Protaphane gewechselt, das ist für mich besser.
    Jetzt reicht es, wenn ich morgens zwischen 5-6Uhr Bolus-Insulin spritze und etwas dazu esse, weil sonst mein BZ in dieser Zeit ansteigt, was aber nicht auf nächtliche UZ zurück zu führen ist. Protaphane hält meinen BZ über Nacht meist stabil, nur jetzt nach meiner OP und durch stärkere Schmerzen klappt es nicht immer.


    Die vielen Schwankungen sind m.E. normal. Zum einen nach Sport oder anderer körperlicher Aktivität, bei Infekten, Schmerzen, ... aber auch bei denen wie mir, die Neulinge mit einer Restaktivität sind, unser Körper reagiert immer wieder anders. So wird's mit dem DM1 nie langweilig :D ;)

    Die kleinen Freuden wärmen das Herz.
    (aus Italien)

  • Hallo zusammen,


    danke schon mal für eure Antworten.


    Protapahne hatte ich früher auch benutzt, bin dann aber auf Lantus gewechselt, da ich mir einmal Spritzen damit spare. Damit kommst du jedoch besser zu Recht? Könnte ich ja zumindest mal mit meinem Diabetologen besprechen.


    Ansonsten bin ich weiter ratlos, habe zum Teil echt Angst morgens zu messen, ist schon echt eine Kopfsache geworden. Finde in keinem Ansatz eine Erklärung respektive Lösung. Das meine Werte morgens nicht immer perfekt sind, erwarte ich nicht. Das bringt die Krankheit an sich leider nun mal mit sich. Aber ich möchte es jedoch sooft wie es geht vermeiden :huh:


    Viele Grüße


    Chris

  • Hallo,


    viele von "uns" (Typ-1er) kennen hohe Morgenwerte, so auch ich.
    Du schreibst, dass dein Diabetologe insgesamt keine wirkliche Abhilfe schaffen konnte.
    Es gibt viele Faktoren, die einen BZ-Wert am Morgen erhöhen können, viele wurden in diesem Nachrichten-Faden schon erwähnt. Aber ein entscheidender Faktor wird eigentlich "immer" vergessen bzw. außer Acht gelassen.
    Jede Insulinabsorption unterliegt Schwankungen von Tag zu Tag. Die kleinste Schwankungsbreite kann die kontinuierliche Zuführung von schnellem Insulin erreichen. Lantus-Insulin hat schon eine deutliche Schwankungsbreite, man geht von ca. 35% aus von Tag zu Tag. Das Protaphane hat die größte Schwankungsbreite von Tag zu Tag, man geht hier von 70% aus, aber es sind im Einzelfall auch über 100% möglich. Diese Zahlen stammen aus Studien und sind jedem Diabetologen bekannt.
    Im Weiteren hat jedes Verzögerungsinsulin auch ein Wirkprofil, sodass Schwankungen und Wirkprofil unerklärliche BZ-Werte produzieren können.
    Über Tag überlagert das Bolus-Insulin zudem diese Basal-Schwankungen und kann diese deutlich vermindern bzw. unmerklich machen.
    Dieser Hinweis, zu den Schwankungen von basalem Insulin, soll nur einen Denkansatz liefern.


    Mit Gruß und weiter viel Erfolg

  • Mir wurde gesagt, dass die hohen Morgenwerte durch den Glucagon-Abbau in
    der Leber kommen. Ich hatte das Problem in den letzten Wochen auch
    häufig. Abends mit einem BZ von 120 ins Bett und morgens mit 170
    aufgestanden. Ich spritze Toujeo als Basalinsulin und habe die 15 IE
    jetzt aufgestockt auf 16 IE. Und in der Tat: es klappt. Tagsüber muss
    ich natürlich den Bolus entsprechend anpassen.


    Übrigens habe ich dasselbe beobachtet, wie Nick schreibt: speziell bei eiweiß- und fetthaltigem Essen am Vorabend gibt es die hohen Werte am Morgen.

  • Moin petzi, Moin Nick,


    ich bin begeistert, weil ich mich immer über höhere NBZ Werte gewundert habe, die ich nicht nachvollziehen konnte.


    Nach dem Beitrag von petzi habe ich meine täglichen Eintragungen hinsichtlich Fett und Protein überprüft und tatsächlich war der NBZ am nächsten morgen zuverlässig erhöht, nach Fett bzw Protein reicher Kost.


    Wie gut, dass es das Forum gibt.


    Danke an Euch, die Erkenntnis wird in meine Therapie eingebaut.


    MlG


    Hinerki

  • Hallo zusammen,


    das Proteinreiche oder auch Kalorienreiche Nahrung den Blutzucker Stunden nach dem Essen ansteigen lässt, war mir zum Glück schon bekannt (FPE-Einheiten).


    Diese Ursache kann ich somit definitiv ausschließen. Ob die hohen Werte morgens tatsächlich an nächtlichen unbemerkten Unterzuckerungen liegen, bezweifel ich zum Teil schon, da wie zu Anfang beschrieben, die Werte morgens in der Regel besser sind, wenn ich abends relativ spät esse und somit auch spät das Bolusinsuliun spritze. Habe das Gefühl die Restwirkung davon, hält den morgendlichen Anstieg in Schach. Aber auch das ist natürlich nur eine Spekulation.


    Vielleicht liegt es auch einfach (leider) an unerklärlichen Schwankungen. Werde auf jeden Fall weiter forschen und versuchen das in den Griff zu kriegen und dann auch hoffentlich positiven Bericht geben.


    Viele Grüße


    Chris

  • Protapahne hatte ich früher auch benutzt, bin dann aber auf Lantus gewechselt, da ich mir einmal Spritzen damit spare. Damit kommst du jedoch besser zu Recht? Könnte ich ja zumindest mal mit meinem Diabetologen besprechen.

    Ja, ich komme mit Protaphane viel besser zurecht als mit Lantus. Aber das ist sicher auch von Mensch zu Mensch verschieden. Und klar, wenn man sich die Wirkkurve von Protaphane anschaut, ist das erstmal verwunderlich, aber nach der Kurve müsst Lantus ja auch sehr gleichmäßig verlaufen, tut es aber bei vielen nicht...


    Viel Glück beim Finden eines für Dich passenden Insulins und des passenden Schemas.


    Traute

    Die kleinen Freuden wärmen das Herz.
    (aus Italien)

  • Hallo zusammen,


    wird leider immer noch nicht besser. Gehe in der Woche weiterhin so gegen 22 Uhr ins Bett mit einem sehr guten Wert und bin dann zum Aufstehen gegen 5:30 bei 250+ :pupillen: Ist jetzt fast jeden Tag so.


    Keine der kleinen Tricks scheint zu helfen. Hatte Lantus schon mal etwas früher gespritzt um etwaige UZ vielleicht noch vorm Schlafen abzufangen, sodass die Gegenreaktion vom Körper nicht so stark auftritt.
    Teilweise auch einen etwas höheren Wert als 130-150 vorm Schlafen "zugelegt" um eventuelle UZ zu verhindern. Nichts hat geholfen. Ich mach mir langsam Sorgen. Den Tag über krieg ich die Werte dann (zum Glück !!!) relativ schnell gut in den Griff. Aber so gut wie jeden morgen mit so einer Spitze zu starten kann ja nicht gesund sein.


    Die Dosis vom Lantus immer weiter runtersetzen kann ja ab einem bestimmten Zeitpunkt dann auch nicht mehr richtig sein (da eventuell zu viel Basal nachts das wieder UZ hervorruft).


    Nach unserem bisherigen Austausch hier, sehe ich eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: Zum einen kann ich es mal mit Protphane versuchen und hoffen, dass mein Körper damit besser zu Recht kommt. Oder ich messe eine Nacht mal konsequent jeden Stunde den Blutzucker um genau zu sehen ob bzw. wann ich unterzuckere und ab wann der BZ hochgeht. Irgendwie muss das ja (zumindest in der Regel) in den Griff zu kriegen sein. :|


    Danke bisher für eure Zeit und Mühen.


    LG chris

  • Ich glaube, hier gibt es keine allgemein gültige Aussage, denn jeder reagiert anders. Deine Idee, eine Nacht zu "opfern" und stündlich zu messen, finde ich sinnvoll, weil du dann tatsächlich etwas herausfinden kannst. Ohne Zahlen rätselt man nur.


    Ich hatte früher auch morgens immer höheren BZ als über den ganzen Tag. Meine erster Versuch war, dass ich die Lantus-Einheiten geteilt habe (morgens und abends je 12 IE), weil ich beobachtet habe, dass Lantus für die letzten Stunden kaum Wirkung gezeigt hat. Das hat zwar schon was bewirkt, war aber doch nicht ganz ausreichend. Dann habe ich die Spritz-Zeiten verändert: morgens um 6 Uhr und abends nicht um 18 Uhr, sondern erst um 22:00. Die Ergebnisse waren schon wesentlich besser. Und zuletzt habe ich die abendlichen Basal-IE auf 13 erhöht (morgens immer noch 12). Jetzt habe ich nahezu perfekte Werte.
    Ich denke, das muss jeder selbst austüfteln, vorsichtig ausprobieren, die Reaktion des Körpers beobachten. Und wenn doch alles nichts hilft, dann ab zum Dia-Doc.

    - Cassiopeia -

  • Du hast ja geschrieben, dass wenn du später zu Abend ist, dass es dann besser läuft.


    Ich hatte auch ganz lange sehr schlecht Morgenwerte und es wurde vermutet dass es erst in der früh ansteigt. Aber bei mir steigt der BZ immer schon am späten Abend, wenn der letzte Bolus schon recht lange her ist! Wenn ich so um 21 Uhr noch 1-2 IE Novorapidspritze steigt der BZ nichtmehr an und ich komme in der früh gut raus, ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, hatte am Anfang immer ein schlechtes Gefühl bei einem normalen wert noch etwas zu spritzen! Ist vielleicht nicht optimal eingestellt aber ich bin zur Zeit nur froh dass ich die hohen Werte los bin!

  • Hallo Chris,


    hast du mich oder Grimmi gemeint?


    Also ich habe anfangs immer 1-mal morgens Lantus gespritzt. Bis zum nächsten Morgen hat es mir nicht mehr gereicht.
    Ich habe dann ein paar mal abends gespritzt, dann waren aber die Werte ab Nachmittag (15-16 Uhr) schon wieder hoch.
    Deshalb habe ich die Dosis aufgeteilt, somit gibt es eine gewisse Überlappung, wobei die Aufteilung zeitlich so aussieht:


    1. Dosis 12 IE 06:00-22:00 16 Std
    2. Dosis 13 IE 22:00-06:00 8 Std


    Wie gesagt, dass sind meine Erfahrungswerte, keinesfalls allgemein gültig!

    - Cassiopeia -

  • Hallo Chris,
    ich hatte auch lange sehr hohe NBZ Werte ich habe aber die Ursache gefunden, ich habe nicht gemerkt das ich das Levemir in Spritzbeulen gespritzt habe
    LG fett

  • Woran genau hattest du das gemerkt?


    Ich hatte Nachmittags einen Basaldosentest gemacht, also ab Mittags bis zum Abend nichts mehr gegessen und kein Bolusinsulin gespritz. Der BZ war aber in Ordnung.


    Allerdings hatte ich am nächsten Morgen beim Aufstehen einen BZ von 200+. Da mir das komisch vorkam, habe ich das ein paar Tage später wiederholt, mit dem gleichen Ergebnis: Morgens nach dem Basaltest BZ von 200+. Die einzigen Erklärung die ich hatte, war eine Basallücke am Nachmittag/Abend inkl. Insulin-Resistenz (durch freie Fettsäuren?), die sonst durch das Bolusinsulin verdeckt wurde.


    Daraufhin habe ich die abendlich Lantusgabe 50/50 gesplittet. Seitdem sind die Aufstehtwerte besser geworden, die waren vorher suboptimal: häufig 140+). Außerdem ist auch der BZ-Verlauf insgesamt stabiler.

    Living young and wild and free... :urlaub just having fun!

  • Meine erster Versuch war, dass ich die Lantus-Einheiten geteilt habe (morgens und abends je 12 IE), weil ich beobachtet habe, dass Lantus für die letzten Stunden kaum Wirkung gezeigt hat. Das hat zwar schon was bewirkt, war aber doch nicht ganz ausreichend. Dann habe ich die Spritz-Zeiten verändert: morgens um 6 Uhr und abends nicht um 18 Uhr, sondern erst um 22:00. Die Ergebnisse waren schon wesentlich besser. Und zuletzt habe ich die abendlichen Basal-IE auf 13 erhöht (morgens immer noch 12). Jetzt habe ich nahezu perfekte Werte.



    Mal probiert, die Basaldosis nicht (nur) zeitlich zu splitten sondern die abendliche Dosis an zwei Stellen zu spritzen? Vielleicht gehen auch basal zwei Depots in Summe schneller ins Blut und sind dann am Morgen rechtzeitig in hinreichender Menge aktiv?