Folgen einer schweren Hypoglykämie

  • Ab wann sollte ich mir denn ernstliche Sorgen machen? Sagen wir es 14 Tage nach der Hypo immernoch nicht besser. Spätestens dann sollte ich aber doch mal ins Krankenhaus oder?


    Wirklich großes Lob an Deinen Mitbewohner und die Sanitäter, da reagieren manche noch ganz anders und Du must dann wirklich ins Krankenhaus. Hake es ab als eine Erfahrung, die sich natürlich nicht wiederholen sollte, aber es ist passiert. Der größte "Schreck" oder die Sorgen, die Du Dir machst, sind ja die, wie hilflos man in einer solchen Situation sein kann, ich habe mich gleich als Versager gefühlt. Das ist aber Quatsch, ist hier auch schon vielen passiert, aber brauchen tut es wirklich keiner.


    Ich würde es auch noch mal Deinem Diabetologen berichten, damit er/sie auch sieht, dass Du die Sache ernst nimmst, aber Dir nicht noch länger Sorgen machen must. Dafür ist er/sie doch da.


    Liebe Grüße


    Annette

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Hallo touhl001,
    normalerweise bin ich nach solch einer Hypo für einen Tag zu nichts zu gebrauchen. Das schlimmste finde ich, dass man in der Situation dazu neigt, unsinnige Dinge zu tun. Also z.B. rumzuwandern, statt sich einfach hin zu legen und was zuckerhaltiges zu trinken oder zu essen. Da ich allein lebe, habe ich auch niemanden, der mich davon abhalten könnte. Da bin ich schon übel gestürzt und habe mir den Kopf und andere Körperteile angeschlagen. Am nächsten Tag war ich dann überrascht, was ich in meiner Wohnung veranstaltet habe. Alles umgeschmissen, runtergerissen, Blutflecken, usw., unerklärliche blaue Flecken und Abschürfungen. Zum Glück passiert mir das nicht oft, aber wenn, dann ist es immer ein bleibendes Erlebnis. Ich würde gerne auf so was verzichten :thumbdown: .

    -Please stand by-

  • Ja, die emotionale Komponente spielt auch eine große Rolle. Bei mir sind es uberwiegend Sorgen, dass ich mich nicht regeneriere und ein damit verbundenes Ohnmachtsgeühl. Da ich weiterhin Symptome (Müdigkeit, vllt etwas unkonzentriert) habe, kann ich es auch noch nicht so einfach abhaken.


    Liebe Grüße

  • Bei meiner schwersten hypo war ich zwar nicht bewusstlos aber ich wusste nicht welches Ende zuerst übers Klo kommt. Nach einem Tag war ich wieder halbwegs dabei aber bis ich wieder 100% da war hat es schon 2-3 Tage gedauert.


    Auch meine Meinung ist das die psychologische Komponente nicht zu vernachlässigen ist.

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Ich hatte schon 2 schwere Hypos, wo mein Mann mir die Glucagon- Spritze verpassen musste und mir am nächsten Tag berichtete, dass er wach wurde weil ich gekrampft habe. RTW hat er nicht gerufen, das hatte ich ihm mal gesagt, dass er das nur tun soll wenn die Spritze nichts bringt.


    Der nächste Tag war ganz übel, nur müde, überall Schmerzen im Körper, Kopfschmerzen, Durst, Verwirrung. Hat noch einige Tage gedauert bis sich das wieder eingependelt hatte.. In Kombination mit Alkohol wird dein Körper noch wesentlich länger brauchen um das zu verarbeiten, würde das auch mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralien versuchen zu unterstützen.


    Mach einen Termin bei deinem DiaDoc um mit dem über deine Ängste zu sprechen. Langzeitschäden sind in der Situation aber eher nicht zu erwarten, denke ich und gerade eine Hirnschädigung hättest du längst an wesentlich schwerwiegenderen Symptomen bemerkt und dann wärst du definitiv noch im Krankenhaus. Je mehr Gedanken du dir darum machst, desto länger wird es wohl dauern bis du wieder fit bist, die Psyche hat da einen enormen, nicht zu unterschätzenden Einfluss.


    Gute Besserung!

  • Hallo,


    also ich hatte schon diverse schwere Hypos mit Bewusstlosigkeit, vor allem in der Zeit, in der mein Insulin nicht korrekt gewirkt hat, wegen Fetteinlagerungen der Haut. Musste teilweise den doppelten Faktor wie normal spritzen und dieser wirkte entweder schlechter oder normal. Wenn er allerdings gut wirkte (was er ja ohne Einlagerungen immer tut) dann kam die Hypo. Immer mit Krämpfen, von denen ich eine gute Woche durch Muskelkater Gelenk- und Gliederschmerzen hatte. (Das Kopfweh nicht zu vergessen!) Aber es ging immer wieder Berg auf.


    Daher meine Meinung:
    1. Mach dich da nicht kirre. Scarlett hat recht. Die Psyche macht einen Großteil subjektiven Empfindens aus. Das wird wieder.
    2. Lass dir nicht die Lebensfreude vom Diabetes nehmen. Wenn du feiern willst, geh feiern! Und an so Tagen denke ich mir immer: Lieber 10 Stunden 200 Zucker, als 1 Minute 20 Zucker.


    Viele Grüße
    grosb

    Using FSL

  • Übringens lag der Wert, den die Sanitäter gemessen haben bei 32mg/dL

    Selbst gemessene 37mg/dl hatte ich vor langer Zeit, damals noch mit BSD, auch mal. Aber mit allen Organen im Körper war das was ganz anderes. Zwar bin ich schlapp gewesen, zitterig u. mit Schweißausbrüchen..... sehen konnte ich ebenfalls nicht mehr so gut.
    Nur ich konnte mir eben selbst ohne fremde Unterstützung behelfen.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)


  • Ich habe deshalb Alkohol und Drogen immer stehen lassen, aus Angst die Menschen würden mir in der Disko/Kneipe o.ä. liegen lassen weil "eh nur besoffen..."


    Naja, das kann Dir aber auch passieren, wenn Du keinen Alkohol getrunken hast. Bewusstlos ist bewusstlos, das Umfeld wird u.U. in einer Disko/Kneipe automatisch annehmen, dass Du betrunken bis. Hab ich selbst erlebt, als ich auf einem Bahnhof bewusstlos wurde.



    Ansonsten könnte vielleicht auch die psychische Komponente noch eine Rolle spielen (dieses Gefühl der Hilflosigkeit nach schweren Hypos finde ich eigentlich am schlimmsten)?


    Das ist auch bei mir das Schlimmste. Besonders, wenn einem keiner hilft, im Gegenteil, eine Menschentraube um einen steht, die lacht und lästert.


    touhl001
    Wenn Deine Speicher völlig leer waren, egal ob Du Alkohol oder bpsw. körperliche Aktivität und Du ggf. nicht nur eine unbemerkte Hypo hattest, dann muss dem Körper Zeit geben, sich zu erholen. Es findet eben keine Gegenregulation statt, entweder, weil nix da ist oder weil die Leber mit etwas anderem beschäftigt ist oder beides. Ich würde fast vermuten, dass sich da mehrere Hypos potenziert haben. Gib Deinem Körper Zeit. Das wird schon wieder. :)

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Vielleicht hilft dir ein sogenanntes "Notfallarmband"? Gibt es zum Beispiel bei mySchmuckID.de. Da kann man entweder ein fertiges Armband oder einen Anhänger bestellen oder aber selber entscheiden was eingraviert werden soll. Habe ich mich zu entschieden, weil ich davon ausgehe dass einem das nicht abgenommen wird wenn man doch mal irgendwo liegen sollte. Ich bin dadurch beruhigter wenn ich alleine unterwegs bin.

  • Sollen die Leute auf der Straße doch reden, was sie wollen. Die Rettungssanitäter sehen dann schon, was los ist.
    Als Single habe ich eher Befürchtungen, wenn sowas wie mit der Bewußtlosigkeit mal daheim passiert u. man allein in der Bude ist.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • So eine schwere Hypo macht einen schon ziemlich fertig. Vor dem erhalt von CGM hatte ich mindestens ein mal jährlich eine. Am schlimmsten sind die Hypos nach einem Koma wenn man sich nur noch an seinem Vornamen erinnern kann, und es 2 bis 3 Wochen dauert bis man seine Erinnerungen wieder komplett zusammen hat. Genau so lange dauert es bis der durch die Krämpfe der Muskelkater sich legt und die Zunge aufhört zu schmerzen. Aber man kommt wieder auf die Beine, es dauert zwar aber es geht.

  • ...2 bis 3 Wochen dauert bis man seine Erinnerungen wieder komplett zusammen hat.

    Das war bei mir zum Glück nicht der Fall. Eine Weile im Oberstübchen durcheinander nach dem Erwachen, dann ging es wieder.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • In meinen 39 Jahren als Diabetiker hatte ich es einmal das ich Bewusstlos wurde und das dank eines Magen Darm Infekts kann mich nur noch an den Notarzt erinnern der mich zurückholte ;(
    Zum Thema Alkohol, nie unter 170mg/dl (letzte Insulin Dosis min. 4h vorher) schlafen gehen hat bei mir immer funktioniert :gutenmorgen:

  • Hallo zusammen,



    hatte auch schon 2 mal eine schwere Hypo, sodass der RTW kommen musste.


    Beim letzten Mal war der gemessene Wert bei 19 (auch bewusstlos). War über Nacht dann im Krankenhaus. Habe mich am nächsten Tag dann selbst entlassen. Als der Blutzucker durch den Tropf wieder normal war, gings mir wieder völlig gut. Hatte noch ein paar Tage Beschwerden, da ich durchs Krampfen mir auf die Zunge gebissen hatte. Wie gesagt, ansonsten war alles wieder okay. Hat mich selbst überrascht, weil es an sich ja schon echt heftig war. Mit Werten von 32 bin ich noch auf den Beinen. Das mit den Langzeitschäden kann dir wohl (wenn überhaupt) nur ein Arzt sagen, aber ich denke, dass durch eine kurze Bewusstlosigkeit nicht wirklich was passiert ist. Du lagst ja nicht wirklich stundenlang total weggetreten rum. Mach dir da nicht zu viele Gedanken.


    Wenn ich vom Feiern komme, haue ich mir vorm Schlafen gehen in der Regel noch 2-3 Eier in den Magen, da diese den BZ nach ein paar Stunden (leicht) ansteigen lassen (FPE), sodass das noch eine weitere Absicherung gegen einen Abfall des BZ durch Alkoholkonsum ist. Nochmal gemessen vorm schlafen wird sowieso.


    viele Grüße


    Chris

  • Super das dein Mitbewohner zuhause war, und den Krankenwagen angerufen hat. Großes Lob !
    Er hätte dich auch als "noch immer Sturzbesoffen" liegen lassen können :)


    Ich habe deshalb Alkohol und Drogen immer stehen lassen, aus Angst die Menschen würden mir in der Disko/Kneipe o.ä. liegen lassen weil "eh nur besoffen..."

    Also bei um die 30 mg/dl bin ich immer noch handlungsfähig, so zur Selbsthilfe. Nur da ich beidseitig Oberschenkel amputiert bin, nicht vom Diabetes sondern Pyoderma gangraenosum als Folge von Colitis ulcerosa, kriege ich keine weichen Knie aber so wie Muskelkater in den Oberarmen. Und man erholt sich von allem recht flott. Ich hab w@hrend der letzten OP 2'Liter Blut verloren, lag 4 Tage auf Intensiv und hatte erst fast Nierenversagen und sie brüllten ständig ich soll Luft holen. Am Tag 2 sass ich zufrieden auf der Bettkante zum Essen, wusch mich in der Schüssel und die ganzen Tage habe ich selbst gerechnet was die mir spritzen sollen. Drogen? Na Piritramid, Oxycodon und Capros sind auch kaum was anderes. Das Gehirn tut trotzdem seinen Dienst. Nur die Verkehrstauglichkeit ist selbst im Rolli auf dem Stationsflur so lala. Also keine Angst der Körper ist doch schon was selbstreparierend.

  • Vor meiner schweren OP letztes Jahr hatte ich mir auch Gedanken gemacht, wie die das in der Klinik regeln werden. Auch für die Zeiten, wo ich in Narkose bin, unter starken Schmerzmitteln stehe usw.
    Da kam vorab für meine Begriffe nicht viel rüber.


    Wie ich im Nachhinein erfuhr, war ich über die enorme Gerätschaft am Bett auch BZ-mäßig dauerüberwacht u. es gab eine Insulinzufuhr nach ausgetüftelten Werten, die exakt eingestellt wurden.


    Anders dann später nach OP u. Intensivstation, als ich wieder oben auf der normalen Station lag. Da kam irgendeine Schwester, die was von Diabetes gehört hatte u. gab mir einen Pen mit Langzeitinsulin. Nur das, kein Bolus..... nüscht! Nach zwei, drei Fragen wußte ich jedenfalls, daß ich mit dieser Schwester darüber gar nicht reden brauch. Zwecklos.


    Naja, letztendlich hat es geklappt.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)