Insulin wirkt "zu lange"?

  • Ich bin derzeit auf Novorapid und Levemir.
    Bei meinen Experimenten mit SEA, Dosis und Zeitpunkt des Essens am Tag fällt mir immer mehr auf, dass das Novorapid bei mir länger zu wirken scheint, als es "dürfte" für meine Verhältnisse.
    Bestes Beispiel heute Abend: Ich hab gegen 19 Uhr ca. 90g KH in Nudeln gegessen. 25 Minuten vorher wurden 20E Novorapid gesetzt. Zucker fing beim Essen an, leicht zu sinken (127 auf 115 nach 15 Minuten, Novorapid dürfte also da eingesetzt haben), dann zu steigen. Er stieg auf 136 maximal, und pendelte sich nach 1.5 Stunden auf 125 rum ein. Dort blieb er bis eben wunderbar stabil (22 Uhr). Dann ging er innerhalb 20 Minuten von ~120 auf 80 runter und löste erste, leichte Hyposymptome aus. Das hab ich vor 15 Minuten mit einem Müsliriegel abgefangen, weil ich schon wusste, was kommt.
    Die Frage ist jetzt: Was kann ich da machen? Senke ich die Dosis, steigt der Zucker erheblich mehr an (180-220), und pendelt sich dann aber nach 3-4h bei 120-150 ein, weil er logischerweise von "weiter oben" kommt.
    Effektiv müsste die Wirkung des Insulins nach ~3 Stunden enden bzw. abflachen, damit ich nicht zu weit runter komme.. aber wenn ich das richtig gelesen habe, wirkt Novorapid noch bis zu 5h nach.
    Ist das mit Fiasp kontrollierbarer? Das hab ich da, aber wegen Restampulle vom Novorapid noch nicht getestet.

  • Du hast also etwa 2IE je 10g KH? Ich würde die Mengen KH reduzieren, weil 20% "Fehler" durch Sensitivität/Faktor/Pech bereits ein Problem darstellt.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Bei kaum 50% Schwankung im Bolusfaktor wunderst du dich?!

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Mehr Insulin -> längere Wirkdauer


    Ich merk das auch immer mal wieder, wenn es mittags mal ne größere Portion gibt.
    Würde splitten auf 2 stellen helfen? Hab ich noch nicht getestet.

  • Ja splitten und nen ticken weniger spritzen. Nudeln haben nen peak bei 1h und gehen dann Recht zügig runter (bei mir).

  • Die Menge der KH ist stark unterschiedlich, das gleiche tritt auf, wenn die Mahlzeit nur 40 oder 50g KH hatte.
    Ich wohne in einer WG mit jemandem, und wir achten zwar auf ausgewogenes Essen, aber ständig nur low carb ist einfach nicht drin.
    Splitten probier ich mal.

  • wie die anderen schon sagte, wenn du 20IE in einem Rutsch an eine Stelle gesprtzt hast, kein Wunder. Die gängigen Zeiten sind wohl so bei 7IE ermittelt worden. Und dann gibt es die Faustregel(!): dreifache Menge = doppelte Wirk/Abbaudauer. Und das wäre hier da fast 3xMenge.


    Analogie: Nimm 1l Wasser, mach es zu einer Eiskugel. Numm nochmal 1l Wasser, mach aber 3 kleinere Kugeln draus. Was ist schneller geschmolzen?

  • Also bei mir sind auch 20 iE nach vier Stunden weg.


    Aber nicht, wenn du von der 4. Stunde an beginnst eine Stunde lang Fahrrad zu fahren. Dann isst du wahrscheinlich noch zwei Packungen Kekse ohne zusätzliches Insulin.

  • Also mit Humalog hatte ich auch die Erfahrung, dass in Stunde 5 nach der Injektion noch einiges ging, wenn die Insulindosen im Bereich 10-20 IE lagen.
    (Mittlerweile benutze ich das nicht mehr und meine Dosen sind jetzt auch kleiner.)


    Wobei Humalog nicht Novorapid ist. Aber beide schimpfen sich m.W. "schnellwirksame Insulinanaloga"


    Ich denke mal, die Absorptionsgeschwindigkeit ist was individuelles (und na klar auch abhängig von Bewegung, Durchblutung und Spritzstelle)

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Kann das sein das die Basalversorgung zu hoch ist? Ich hatte als T2er ein ähnliches Problem nachdem ich einige Parameter meiner Ernährung und damit auch meine Insulinresistenz verändert habe.Trotz reduziertem Bolus hatte ich einige male eine UZ etliche Stunden nach dem Bolus. Ich habe dann nach einem Ratschlag das Basalinsulin Schrittweise reduziert und die Hypos sind nun sehr selten.
    Nur so eine Idee...

  • Das Problem hab ich halt teilweise auch Mittags, wo ich nur 6-9 Einheiten spritze.. da hält sich der Level dann 3-4 Stunden und geht dann relativ schnell wieder bergab, sodass ich noch was nachessen muss.


    Basal hab ich auch überlegt, wobei ich, wenn ich gar nichts esse und spritze, in der Regel den Level recht lang halten kann. Ich hatte aber (eben wegen dieser Überlegung) heute morgen schon mein Basal mal um 2E reduziert.

  • Ich hatte den Effekt auch recht häufig und wir haben dann Basal reduziert.
    Jetzt hab ich es nur noch bei größeren Mahlzeiten, werde da aber auch mal ausprobieren zu splitten.


    Ich war aber auch immer sehr sehr gut Basal versorgt, da macht halt dann sowas gleich was aus.

  • Wirkt nicht zu lange. IMHO.
    Es wird einem doch allgemein gelehrt je größer die Dosis desto länger die Wirkung und 20 IE halte ich für eine Menge. Und ich behaupte mal 20 IE an eine Stelle gesetzt wirkt auch noch länger als 5 Stunden. Mal versucht das zu splitten. also 10 vor dem Essen und 10 danach und oder andere Stelle?


    Mal ehrlich wo ist das Problem nach 3-4 Stunden bei 120-150 zu landen? Dann aber nicht zu unterzuckern und sich nicht zuzätzlich was reinschieben zu müssen? Und nach dem Essen gibt's halt mal 'ne Spitze, die auch über der Nierenschwelle liegt. Leider hast Du nicht geschrieben, wann das nach dem Essen war.
    Jaja. ich weiß ihr wollt am liebsten alle einen HB1c Wert von 6,5 oder sogar darunter und BZ Werte zwischen 80 und 140. :devil:

    2 Mal editiert, zuletzt von House ()

  • Zwischen 30 und 60 Minuten nach dem Essen steigt es an, eben oft über 200, teils noch mehr, und hält sich da dann für 2-3 Stunden bevor es runtergeht. Ich brauch keinen perfekten Wert, aber mehrere Stunden am Tag bzw. evtl. sogar 2-3x mehrere Stunden über 200 liegen ist doof. Im schlimmsten Fall läuft das dann so ab, dass immer dann, wenn der Wert sinkt, die nächste Mahlzeit kommt und er dadurch gleich wieder hochgeht.

  • Zwischen 30 und 60 Minuten nach dem Essen steigt es an, eben oft über 200, teils noch mehr, [...]


    Ich sag nur willkommen im Club.
    Das mit den Spitzen nach dem Essen ist halt so. Man mißt sich in der Regel auch nicht eine Stunde nach dem Essen, es sei denn man hat ein Dexcom oder so. Wichtig ist der Wert 3-4 Stunden nach dem Essen. Oder bei 20IE auch noch später. Egal wie hoch er zwischenzeitlich war.


    Also ich benutze zwar kein Novorapid mehr, hab aber längere Zeit damit gepennt und wenn jemand (bzw Novo Nordisk) sagt das wirkt maximal 2-3 Stunden, halte ich das aus eigener Erfahrung für gelogen. Denn es kommt auf die Dosis an.


    Mein persönlicher Rat wäre spritz weniger und wenn du bei 120-150 nach 3-4 nach dem Essen landest ist das doch super. Aber wenn Du jetzt sagst das sich der hohe Wert noch 2-3 Stunden (also so 3-4 Stunden nach dem Essen) hält, macht mich das schon wieder nachdenklich und passt nicht zu dem:


    Senke ich die Dosis, steigt der Zucker erheblich mehr an (180-220), und pendelt sich dann aber nach 3-4h bei 120-150 ein,



    ..

  • Ich hab ein Dexcom.. das ist möglicherweise genau das "Problem".
    Und nein, ich meine schon, dass der Wert 30 Minuten nach dem Essen auf 200+ geht, dort dann 2-3 Stunden bleibt, und dann relativ rapide auf 150 oder so sinkt. Aber eben nicht immer.
    Man findet halt sehr viel Widersprüchliches.. die einen sagen, die Spitzen sind schlecht, evtl. sogar schlechter als ein gleichmäßig erhöhter Wert, die anderen sagen, alles über 180 ist generell ein Desaster, usw. Dexcom selbst bzw. auch dieser Arztbericht hat 180 als Alarmgrenze, d.h. sobald der Zucker darüber geht, schreit das Ding, wenn man sie nicht anhebt.. als ob man da auf Knopfdruck was gegen den hohen Wert machen könnte..

  • Klar sind hohe Werte nicht gut. Aber Spitzen nach dem Essen sind normal, selbst mit schnellwirkenden Insulin. Die Frage ist dann nur wie lange sie hoch bleiben und ob Du irgendwann im Normalbereich landest und das tust Du ja, zumindest mit 120-150.


    Und denk mal darüber nach 20IE zu splitten, sprich auch mal mit deinem Arzt darüber und oder Ernährungsberaterin.

  • Bei normaler Körperstatur und Typ1 wäre für gewöhnlich Novorapid nach 4 Stunden durch. Zu beachten ist aber auch der Ort der Spritzstelle und ob inzwischen an der Spritzstelle ein vermehrtes Zellenwachstum zu verzeichnen ist. Wenn möglich versuchen wir bei kleinen Einheiten (bis 2 IE) auch noch die Spritzstellen in den Oberarmen auszunutzen sowie auch den rückwärtigen Lenden-Bereich (durch externe Hilfe auch problemlos nutzbar). Hierbei sollte man aber auch berücksichtigen, dass die unterschiedlichen Spritzstellen dann aber auch etwas Abweichende Laufzeiten haben.


    Wenn Du nicht gerade mit Übergewicht zu kämpfen hast und Deine Spritzstellen noch "unbelastet", dann wäre die Laufzeit von 3,5 - max. 4,5 Stunden von Novorapid üblich.


    Vielleicht ist allerdings auch Deine Basiseinstellung zu hoch. Diesbezüglich kann die Diabetes-Regelung auch ein Stückchen wie eine 3-Punkt-Regelung betrachtet werden. Hier sind ein paar meiner in über 14 Jahre gewonnenen Erfahrungen bei der Justage von Diabetes Typ1 im Alter von 2,5 bis 16 Jahre.


    1. Einstellen der Basis: Diese ist meist vorteilhaft abends zuzuführen und sollte so dosiert sein, dass der Zuckerwert in der Nacht halbwegs stabil bleibt. (Nicht beunruhigen lassen, wenn das nicht jede Nacht klappt, da bei intensiven Träumen, Fieber, schwankende Zimmertemperatur aber auch später wirkende Einflüsse wie z.B. durch am Tage durchgeführte sportliche Aktivitäten,... hier stets mit reinspielen können). Somit also mehrere Tage betrachten und die Basis lediglich um minimale Werte abändern und dann wieder ein paar Tage beobachten. (Bitte aber auch Beachten das der monatliche Zyklus bei einer Frau hier auch innerhalb des Monats oftmals eine regelmäßige Anpassung benötigt).


    2. Die Tagesfaktoren sollten dann als zweites angepasst werden und auch hier gilt es keine großen Sprünge zu machen, sondern stets nur geringfügig zu adaptieren, wenn mal z.B. zwei Tage hintereinander feststellt, dass der gewählte Tageszeit-Faktor nicht passt.


    3. Die Grundvoraussetzung für eine Justage ist es allerdings mit recht genauen Messwerten arbeitet und sich auch notiert, wenn man beim Essen auch mal einen höheren Schätzanteil mit dabei hat. Einen Faktor sollte man möglichst auch nur modifizieren, wenn man sicher gehen kann, dass die Kohlenhydrate auch recht genau ermittelt werden konnten.


    4. Ebenfalls sollte man stets auch die "Laufzeit" der jeweiligen Kohlenhydrate im Hinterkopf mit berücksichtigen. z.B. von schnell wirkend bis langsam: Apfelsaft, Apfelmus, Apfel. -> extrem fetthaltige Lebensmittel wie z.B. Pizza können da auch schon mal eine Laufzeit von 6 bis 8 Stunden haben. Die Kurven von solchen Lebensmitteln passen dann oft in keiner Weise mit der Insulin-Wirkkurve zusammen. Bei nicht vorhandener Pumpe könnte man da mit der ICT-Methode vielleicht besser die Insulinmenge irgendwie aufteilen und die zweite Insulinmenge um ca. 2 bis 3 Stunden verzögert zu geben.


    5. Jeder menschliche Körper scheint allerdings individuell auf Insulin, Kohlenhydrate und sportliche Aktivitäten zu reagieren, so dass es keine Standardeinstellung gibt. Die meisten Typ1er mit ICT benötigen allerdings in der Früh einen deutlich höheren Faktor, aber auch teilweise abends, wenn das 24h-Langzeitinsulin z.B. bei nächtlicher Gabe dann nach 16 bis 18 Stunden schon schwächer geworden ist und somit der Bedarf an Kurzzeitinsulin automatisch wieder steigt.


    Vielleicht helfen ja diese Erfahrungen ein wenig die Komplexität des "Systems Mensch" besser zu verstehen.


    Viele Grüße