Möhren, Frischkäse und die Nacht danach

  • Ich verstehe folgendes nicht:

    Ich nehme öfters Rohkost und Frischkäse mit ins Büro zum Snacken, da das bei mir kaum Auswirkungen auf den BZ hat.


    Jetzt habe ich die 2. Nacht in Folge folgendes Phänomen gehabt:


    Zum Abendessen um 20 Uhr 30 g rohe Möhren und 20 g rote Paprika, 20 g Frischkäse (4 g Fett, 0,6 g Zucker, 1,2 g Eiweiß).


    3 Stunden lang passiert überhaupt nichts. Um 23 Anstieg, peak um Mitternacht mit knapp 150, erst um 03:00 Uhr war ich wieder auf Normalnull.

    Das gleiche mit dem gleichen Essen war eine Nacht zuvor aufgetreten.


    Den Zucker oder das Fett hätte ich jetzt viel früher und kürzer erwartet.


    Ist meine Erwartung falsch?

    Zur Info: kein Bolus, nur Basal.

  • Andere Uhrzeit, andere Wirkung.

    Möhren haben ca. 7g KH pro 100g

    Paprika ebenfalls


    Kann aber auch etwas ganz anderes sein, kann auch normal sein….

    LG
    Schaf

    Ypsopump mit CamAPS fx seit 08/2023 auf Motorola One Action

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  • mich wundert vor allem, dass der Anstieg erst 3 bis 4 Stunden nach der Mahlzeit kam.


    Sowas kenne ich bei mir bei grad gar nicht.


    Da ich keinen Bolus spritze, achte ich immer auf den Anstieg und versuche ihn nach Möglichkeit mit Bewegung zu kappen.


    In den 3 Monaten seit Diagnose habe ich noch nichts gegessen, was erst 3 Stunden später kam. Und das war jetzt auch Standardessen. Mich käst das an, weil ich nachts nichts dagegen tun kann.

  • - Deine Bewegung ist Abends/Nachts anders als tagsüber.

    - Wie Schaf schon schreibt, andere Tageszeit, andere Auswirkung auf den BZ.

    - Nachts (im Liegen, beim Schlafen) fährt der Körper den Stoffwechsel runter.

    - Fett kann sich bis zu 9 Stunden auswirken.

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Das ist mir schon alles klar. Aber ich esse sonst ja auch zu Abend. Und 4 g Fett aus dem Käse hätte ich jetzt nicht als viel angesehen.

  • Was Du leider vergißt, ist das wenn der Stoffwechsel langsamer ist, dauert es auch länger bis die Nährstoffe im Körper ankommen. Der Magen ist im gründe nur ein Reaktor, bei dem die Nahrung aufgeschlossen wird und zur Verdauung im Darm vorbereitet wird. Die Nahrung wird vor allem im Dünndarm aufgenommen.

  • Was sollte man denn dagegen tun? Genieße die Zeit in der du ohne Anstrengung solche Werte hast und verschwende deine Energie nicht auf solche Kleinigkeiten

    Ohne Anstrengungen würde ich meinen Alltag grad überhaupt nicht beschreiben :bigg


    Ich bin mir absolut bewusst, dass es anders anstrengend wird, wenn der Tag kommt, an dem ich die Bolusgaben berechnen muss. Aber das ständige Achten darauf, was ich wann esse und ob ich hinterher Zeit habe, genügend Bewegung einzubauen, finde ich tatsächlich ziemlich anstrengend.

    Nicht die Möglichkeit zu haben, mal unbeschwert etwas zu essen, das frustriert mich grad ziemlich. In den Thread "Was gibt es heute zu essen" darf ich gar nicht reinschauen, sonst packt mich der Frust.


    Will sagen: ich will gar nicht tauschen mit euch, die ihr ständig Berechnungen oder Schätzungen anstellen müsst, vorausschauend spritzen und hinterher doch korrigieren. Versteht mich da bitte nicht falsch. Ich weiß, dass der Tag früher oder später auch für mich kommt und bin natürlich froh, dass es noch so geht.


    Aber ein Leben ohne Anstrengung ist das für mich nicht. Und eine Kleinigkeit ist es für mich auch nicht, Uhrzeit und Lebensmittel nach einer Kurve auf meinem Handy auszurichten statt nach Lust und Genuss.

  • Was Du leider vergißt, ist das wenn der Stoffwechsel langsamer ist, dauert es auch länger bis die Nährstoffe im Körper ankommen. Der Magen ist im gründe nur ein Reaktor, bei dem die Nahrung aufgeschlossen wird und zur Verdauung im Darm vorbereitet wird. Die Nahrung wird vor allem im Dünndarm aufgenommen.

    Mir ist das schon klar. Aber wenn ich drei Monate lang eine ebene Linie zwischen 22 und 6 Uhr habe und plötzlich an zwei Tagen hintereinander etwas komplett anderes (unter gleichen Bedingungen), dann mache ich mir als Diabetesneuling tatsächlich Gedanken.

  • Ich sehe in deinem Beispiel zwei Sachen: ersten ist Rohkost schwer verdaulich und zweitens ist dein Basal in der ersten Nachthälfte etwas üppig und in der zweiten Nachthälfte etwas knapp. Das ist alles völlig normal, aber achte darauf, nicht mit zu knappem BZ ins Bett zu gehen.

    Just my 2 ct.

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • .. und nicht zu vergessen, dass es eine Rolle spielen kann, ob die Mahlzeit gut gekaut wurde oder eher "schnell hinuntergeschlungen" ...

    Absolut verständlich. Aber das habe ich nicht drei Monate lang so und jetzt anders gemacht.

  • Ich sehe in deinem Beispiel zwei Sachen: ersten ist Rohkost schwer verdaulich und zweitens ist dein Basal in der ersten Nachthälfte etwas üppig und in der zweiten Nachthälfte etwas knapp. Das ist alles völlig normal, aber achte darauf, nicht mit zu knappem BZ ins Bett zu gehen.

    Just my 2 ct.

    Ja, Rohkost ist schwer verdaulich. Fett wirkt sich über Stunden aus. Kohlenhydrate kann ich morgens und abends gar nicht essen. Eiweiß darf ich nach noch nicht vollständig erholtem Z. n. Nierenteilresektion nicht übermäßig viel essen.


    Am Bolus kann ich nichts ändern, der ist fest.


    Sorry, ich will hier eigentlich niemanden dumm angehen, das ist nicht meine Art. Aber ich bin heute sowas von gefrustet, ich hab einfach keinen Bock mehr auf den Müll. Tut mir leid fürs zujammern.

  • Wieso darfst du am Bolus nichts ändern?

    Isst du überhaupt genug? Ist das dein ganzes Abendessen?

    Frust entsteht, wenn man nicht eigenmächtig handeln kann und darf. Diabetes ist eine Krankheit bei der man viel einfach ausprobieren muss, aber dann kann man auch vieles (nicht alles!) so managen, dass es zum eigenen Leben und zu den eigenen Essgewohnheiten passt. Und das muss auch das Ziel sein, sonst kannst du das mental nicht gut bewältigen.

    Das Zweite ist eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Wo die TIR bei 100 Prozent ist musst du nichts optimieren, das ist dann einfach so. Gibt schon genug Dinge zu bedenken, da muss man sich einfach nicht weitere Baustellen generieren. Und BZ 150 ist absolut in Range. Du musst keine flache Linie haben und nicht die Werte erreichen, die jemand ohne Diabetes hat. Gute Einstellung ja, aber darüber nicht die Lebensqualität vergessen. Die ist genauso wichtig.

  • und zweitens ist dein Basal in der ersten Nachthälfte etwas üppig und in der zweiten Nachthälfte etwas knapp.

    Was beu Lantus oder so (1 x am Tag) für mich heissen würde, die Dosis um 6-8h nach HINTEN zu verschieben um eben in der zweiten Nachthälfte mehr davon zu haben. Bei mir wärs umgekehrt - ich muss morgens um 3 oder 4 Bolus nur angucken, es geht nach unten.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Wieso darfst du am Bolus nichts ändern?

    Isst du überhaupt genug? Ist das dein ganzes Abendessen?

    Frust entsteht, wenn man nicht eigenmächtig handeln kann und darf. Diabetes ist eine Krankheit bei der man viel einfach ausprobieren muss, aber dann kann man auch vieles (nicht alles!) so managen, dass es zum eigenen Leben und zu den eigenen Essgewohnheiten passt. Und das muss auch das Ziel sein, sonst kannst du das mental nicht gut bewältigen.

    Das Zweite ist eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Wo die TIR bei 100 Prozent ist musst du nichts optimieren, das ist dann einfach so. Gibt schon genug Dinge zu bedenken, da muss man sich einfach nicht weitere Baustellen generieren. Und BZ 150 ist absolut in Range. Du musst keine flache Linie haben und nicht die Werte erreichen, die jemand ohne Diabetes hat. Gute Einstellung ja, aber darüber nicht die Lebensqualität vergessen. Die ist genauso wichtig.

    Entschuldige bitte, ich hab mich verschrieben. Bolus spritze ich ja gar keinen, und am Basal kann ich nichts ändern. Tresiba soll ja ein ausgeglichenes Profil haben.


    Dass ich ausreichend esse, würde ich schon sagen. Ich bleibe immer leicht unter meinem Kalorienbedarf, damit ich noch weiter abnehme. Aber wirklich dezent, wir sprechen mittlerweile von 0,5 kg pro Woche. Ich esse halt sehr diszipliniert. Kohlenhydrate morgens oder abends nur dann, wenn ich noch Sport machen kann oder halt zur Arbeit laufe. Mittags Nudeln, Kartoffeln oder Reis wenig, ausreichend Gemüse und Eiweiß. Zwischen diesen Hauptmahlzeiten esse ich dann, wenn meine Kurve nicht über 110 und stabil ist, Obst, Naturjoghurt, Rohkost.


    Ihr schreibt hier ja öfter, dass man nicht für, sondern mit dem Diabetes leben soll. Ich lebe nicht mit ihm, er bestimmt mein Leben. Eben weil ich nur so wenig Einflussmöglichkeiten auf ihn habe.


    Und nur deshalb habe ich ja so gute Werte, ich weiß, dass 150 gut ist. Wenn ich morgens oder abends auch nur eine einzige dünne Scheibe Vollkornbrot esse, lande ich aber weit über diesen 150. Von zwei Scheiben Brot rede ich da schon gar nicht mehr. Oder von einem Stück französischen Baguettes.


    Was die TIR betrifft, stimme ich dir nicht zu. Wenn ich mich wie auf einer Achterbahn zwischen 70 und 180 bewege, dann habe ich 100 % TIR, aber das stresst mich einerseits und ich fühle mich durch die ständigen steilen Anstiege und vor allem Abfälle einfach nicht gut. Wenn sich meine Kurve zwischen 90 und 130 bewegt, bin ich zufrieden. Aber das tut sie halt nur mit enormen Anstrengungen. Das frustet mich eh jeden Tag und nach diesen zwei Nächten noch mehr.


    Mein Mann wird sich freuen, dass ich den Frust hier bei euch ablade und nicht bei ihm - Keks?

  • Ihr schreibt hier ja öfter, dass man nicht für, sondern mit dem Diabetes leben soll. Ich lebe nicht mit ihm, er bestimmt mein Leben. Eben weil ich nur so wenig Einflussmöglichkeiten auf ihn habe.


    Und nur deshalb habe ich ja so gute Werte, ich weiß, dass 150 gut ist. Wenn ich morgens oder abends auch nur eine einzige dünne Scheibe Vollkornbrot esse, lande ich aber weit über diesen 150. Von zwei Scheiben Brot rede ich da schon gar nicht mehr. Oder von einem Stück französischen Baguettes.


    Was die TIR betrifft, stimme ich dir nicht zu. Wenn ich mich wie auf einer Achterbahn zwischen 70 und 180 bewege, dann habe ich 100 % TIR, aber das stresst mich einerseits und ich fühle mich durch die ständigen steilen Anstiege und vor allem Abfälle einfach nicht gut. Wenn sich meine Kurve zwischen 90 und 130 bewegt, bin ich zufrieden. Aber das tut sie halt nur mit enormen Anstrengungen. Das frustet mich eh jeden Tag und nach diesen zwei Nächten noch mehr.

    Also wenn ich das so lese, würde ich dir dringend raten mit einem Bolusinsulin anzufangen, bevor dein Frust in einem Diabetes Burnout endet.

    Das was du da beschreibst ist doch keine Lebensqualität sondern nur Quälerei.

    Sorry, wenn ich das jetzt schreibe, eine Kurve zwischen 90 und 130 bei Diabetes ist nicht normal und versetzt einen in einen Dauerstress und Stress ist nicht gut für den Diabetes.

    Du solltest dringend mit deinem Diabetesteam sprechen!

  • Sorry, wenn ich das jetzt schreibe, eine Kurve zwischen 90 und 130 bei Diabetes ist nicht normal und versetzt einen in einen Dauerstress und Stress ist nicht gut für den Diabetes.

    Du solltest dringend mit deinem Diabetesteam sprechen!

    Meine Diabetesberaterin sagt, dass mich ein Bolus in die Hypo spritzen würde, weil ich noch eigenes Insulin produziere.


    Deshalb fühle ich mich irgendwie wie in einer Zwischenwelt X(


    Eine Kurve in dem Rahmen ist nicht normal? Ich hätte jetzt eher dauerhaft deutlich höhere Werte als nicht normal betrachtet. Ich rede ausdrücklich nicht von erhöhten Werten aufgrund von äußeren Einflussfaktoren. Sondern vom perfekten Alltag, wenn man weder krank noch gestresst ist, weder einen Schokoladenexzess gebraucht hat noch einen Marathon gelaufen ist.


    Dass der Alltag so nicht dauerhaft ist, geschenkt. Aber meiner ist eigentlich grad so. Und deshalb würde ich mir eine dauerhaft höhere Range erstmal gerne für schlechtere Tage aufheben.


    Klappt nur so semi gut, wie ich merke 🙈

  • In Punkto Diabetes gibt es keinen perfekten Alltag, es wechselt immer mal.

    Das was Eidechse geschrieben hat ist schon sehr gut.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer