20 Einheiten die Stunde

  • Guten Morgen,


    gestern im Wartezimmer beim Diabetologen erzählte mir eine Frau, welche ich schon bei der Schulung kennengelernt hatte, dass sie überhaupt nicht mit ihrem Diabetes klar kommt und jede Stunde 20 Einheiten Insulin spritzen muss, und trotzdem dümpelt sie konstant bei > 180 rum.


    Jetzt interessiert natürlich, was genau das für ein Fall ist? Davon habe ich noch nie gehört. Das ist ja unvorstellbar; die Frau isst nichts und schießt sich jede Stunde 20 Einheiten Insulin rein, mit Nahrung erhöht sich die Dosis natürlich.


    Hat jemand schon davon gehört?


    goodm

  • Hallo,

    also das kommt mir schon ein bissl extrem vor. Aber mag ja sein, erklären kann ich es nicht.

    Aber bei mir in der Pumpeneinstellung war ein junger Mann, der hatte eine Basalrate von ca. 80 Einheiten/Tag. Und dann noch einen Faktor von vier morgens und abends.....beruflich handwerklich unterwegs....da waren vier Brötchen mal nichts....das waren dann einfach mal 32 I.E. ohne irgendwas dazu.....

    ....was ich sagen will: So unterschiedlich sind die Bedarfe an Insulin eben.

    Viele Grüße,
    Christine


    Ein kleines Reh springt hoch und weit -
    warum auch nicht? - Es hat ja Zeit.

  • Boah, nein, von solchen Insulinverbrauchsmengen habe ich bisher noch nix gehört. :eek:

    "Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht."
    (Oscar Wilde)

  • Von so einem Insulinverbrauch habe ich noch nicht gehört, möchte aber nicht ausschlie0en, dass es so etwas gibt. Bei manchen Medikamenten steigt der Insulinverbrauch.


    Ich finde es etwas komisch, weil so etwas ja eigentlich das Basalinsulin abdecken sollte. Außerdem, was macht sie über Nacht? Jede Stunde den Wecker stellen?

    Liebe Grüße
    butterfly



    "Insulin is a remedy primarily for the wise and not for the foolish, whether they be patients or doctors."
    Elliot Proctor Joslin, 1923 (Pionier der Insulintherapie)

  • 20 IE pro Stunde, wow.
    Ich möchte nicht bestreiten dass es sowas gibt, aber es wird vermutlich eher selten sein. Ich hatte auch schon Phasen in denen mein BZ total verrückt gespielt hat und ich teilweise 30 IE zu den Mahlzeiten gespritzt habe und der BZ trotzdem nicht nennenswert runterging.



    Wer sein Leben so einrichtet,
    dass er niemals auf die Schnauze fällt,
    der kann nur auf dem Bauch kriechen.


  • Doch es muss solche Leute geben die so extreme viel Insulin brauchen, gibt ja auch U1000 Konzentrat.

    █══════████████████────────
    puɐʇsɟdoʞ uǝuıǝ ǝpɐɹǝƃ ʇɥɔɐɯ 'uuɐʞ uǝsǝl sɐp ɹǝʍ シ

  • Zitat von Typ1er;292783

    U1000 Konzentrat.


    ... ist wohl eher was aus der Experimentalabteilung, als Füllstoff für Mikro-Pumpen, auch impantierbar und so was. Dann muss die z.B. die implantierte Insulinpumpe nur etwa alle drei Monate minimalinvasiv nachgefüllt werden.


    Ist das denn unterdessen zugelassen?


    Ansonsten könnte man sich Insulinbedarfe dieser Größenordnung vielleicht denken, wenn jemand ein extremes Niveau an Antikörpern gegen Insulin entwickelt hat.


    Ein Typ 2er bringt es aber schon gelegentlich mal auf etliche hundert IE täglich. Bei entsprechend Körpergewicht, Down-Regulation und falschem Therapieansatz.


    Gruß
    Joa

  • Von solchen Mengen an Insulinverbrauch habe ich auch schon gehört.

    Laut meinem Diabetologen hat er ein Diabetikerin ( 1 oder 2 weiß ich nicht ), die pro Tag 700 Einheiten braucht !!!

    Wahnsinn ! Oder !?!?

  • Zitat von goodm;292737

    jede Stunde 20 Einheiten Insulin spritzen muss, und trotzdem dümpelt sie konstant bei > 180 rum.


    Jetzt interessiert natürlich, was genau das für ein Fall ist?


    Wenn man mal von der normalen Übertreibung absieht und es evtl nur 10 IU pro h sind - aber selbst wenn diese Angabe so stimmt - könnte man es fast eine "normale" Insulin-Resistenz nennen.


    Ist ist gar nicht so ungewöhnlich, fast jeder Diabetiker entwickelt mit der Zeit eine "leichte" Resistenz, in den meisten Fällen kann man diese mit gesteigerte Aktivität wider zurück fahren ... klingt plausibel was die gute Dame sagt.

  • Hallo Norbert,

    Zitat von DiabTeen;292817

    Wenn man mal von der normalen Übertreibung absieht und es evtl nur 10 IU pro h sind - aber selbst wenn diese Angabe so stimmt - könnte man es fast eine "normale" Insulin-Resistenz nennen.


    Und das ist jetzt ernst gemeint? :confused:

    Zitat

    Ist ist gar nicht so ungewöhnlich, fast jeder Diabetiker entwickelt mit der Zeit eine "leichte" Resistenz, in den meisten Fällen kann man diese mit gesteigerte Aktivität wider zurück fahren ... klingt plausibel was die gute Dame sagt.


    Ähm, den 1. April haben wir heute aber nicht? Oder etwa ...:D


    Gruß
    Joa

  • Ich glaube das habe ich in einem anderen Thread schon mal erzählt - bei mir damals in der Schulung im KH saß ein Typ 2 (ich würde sagen 2x2:7no:)
    der mußte einen Infusor/perfusor (wie heißt das Ding?- überdimensionale Insulinpumpe) mit sich herum tragen und dem liefen auch riesige Mengen Insulin in den Körper... also 20IE/h bei einen Typ2 +großer Resistenz garnicht so unnormal. Wie das dann außerhalb des KH gehandhabt wird, keine Ahnung - wenn ich mir überlege was daß dann kostet....täglich 1-2 Ampullen....
    Lg Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;292855

    ... bei mir damals in der Schulung im KH saß ein Typ 2 (ich würde sagen 2x2:7no:)
    der mußte einen Infusor/perfusor (wie heißt das Ding?

    Infusor gab es mal von Novo Nordisk. Das war der Versuch einer Insulinpumpe von denen. *Schreck_lass_nach*
    Novo hat das dann zum Glück aufgegeben. :6yes:


    Ansonstsen heißen die Teile Perfusor und werden zur intravenösen Insulinverabreichung benutzt. Z.B. während einer OP.


    Und Diabetiker vom Typ 2 mit 20 IE/h Basalrate oder auch "nur" 10 IE/h sind natürlich sowas von normal, wie solche, die mit einem Perfusor in der Vene durch die Gegend laufen.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;292867

    Infusor gab es mal von Novo Nordisk. Das war der Versuch einer Insulinpumpe von denen. *Schreck_lass_nach*
    Novo hat das dann zum Glück aufgegeben. :6yes:


    Das war übrigens der "Nordisk Infuser" und nur knapp doppelt so groß wie die heutigen Pumpen und das vor fast 25 Jahren.



    Zu deinen anderen Fragen, nein gestern war nicht der erste April und ja es war ernst gemeint. Du glaubst gar nicht wie hoch die Varianz ist bei den Insulinmengen pro Patient - das bleibt nicht bei 10 IU wenn das einmal die richtige Dosis ist, sondern geht schleichend hoch. Das hier genannte Beispiel mag eines der extremsten sein, aber ein Insulin Verbrauch von > 100 oder gar >200 IU pro Tag kommt recht häufig vor. Und wie gesagt ich bezweifle stark den Wahrheitsgehalt der aussage "pro Stunde 20 IU" evtl. sind es auch nur 5 bis 6 mal die 20 IU :cool:

  • Zitat von DiabTeen;292883

    Das war übrigens der "Nordisk Infuser"[


    Der Nachteil war halt, dass es nur eine starre starre Basalrate über 24h gab.
    Ich habe das gute Stück mal in Betrieb erlebt und war doch recht froh, meine "H-Tron Hoechst" am Start zu haben. Auch wenn bei der die Basalrate, 24 Schritte/24h in 0,25 IE-Stufen, noch über ein externes Programmiergerät definiert werden musste.

    Zitat

    t.Du glaubst gar nicht wie hoch die Varianz ist bei den Insulinmengen pro Patient - das bleibt nicht bei 10 IU wenn das einmal die richtige Dosis ist, sondern geht schleichend hoch.

    Das nennt sich dann Down-Regulation.

    Zitat

    Das hier genannte Beispiel mag eines der extremsten sein, aber ein Insulin Verbrauch von > 100 oder gar >200 IU pro Tag kommt recht häufig vor.


    Auch Typ 2 sollte grundsätzlich nicht mehr als 1 IE/kg/24h als Tagesgesamtdosis, bei gewichtserhaltender Ernährung, "zu sich nehmen". Doppeldiabtiker, also Typ 1er mit Resistenzkomponente(n) des Typ 2 kommen auch da ran.


    Gehen wir mal von 120 kg Lebendgewicht aus, wäre eine "normale" Dosisgröße dann 120 IE/24h.


    Dann läge die untere Anschlagsgrenze der Rezeptorregulation bei einem Insulinbedarf von etwa 480 IE/24h.


    Auf die kann man dann noch locker weitere 500 IE draufsatteln, die den BZ allerdings kaum noch irgendwie beeindrucken können. Massiv downregulierte Typ 2er schaffen es kaum noch, mal unter 200 mg/dl BZ zu kommen. :o


    Irgendwie als "normal" würde ich das dann aber nicht ansehen mögen. :rolleyes:
    Schon gar nicht für Typ 1er.


    Aber es ist, selbstverständlich, keineswegs ein Ausnahmefall.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;292889

    Aber es ist, selbstverständlich, keineswegs ein Ausnahmefall.


    Einigen wir uns doch auf diese Aussage.

    Über deine Ausführungen kann man unterschiedlicher Meinung sein. Wie die gesamte Theoretische Diabetologie auf unterschiedliche Ansichten beruht.

  • Zitat von DiabTeen;292906

    Einigen wir uns doch auf diese Aussage.


    Yep!

    Zitat

    ... Wie die gesamte Theoretische Diabetologie auf unterschiedliche Ansichten beruht.


    ... zum Glück aber hält sich "der Diabetes" an die fixen Gesetzmäßigkeiten des humanoid-säugetierischen Stoffwechsels. :6yes:


    Insofern durchaus interessant, was man so an Anregungen in Foren zum Thema Tierdiabetes finden kann, aber auch, dass Halter diabetischer Tiere "Das Regelwerk" schon mal hilfreicher finden, als die tierischen Diabetesforen.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;292934

    ... zum Glück aber hält sich "der Diabetes" an die fixen Gesetzmäßigkeiten des humanoid-säugetierischen Stoffwechsels. :6yes:


    Dann sollte ich mir mal Gedanken machen was ich täglich sehe ... :confused:

  • Zitat von DiabTeen;292939

    Dann sollte ich mir mal Gedanken machen was ich täglich sehe ... :confused:


    Was siehst Du? :rolleyes:


    Klar, wenn Du z. B. beruflich eine Auswahl der disfunktionalen Beispiele ständig vor Augen bekommst, bei denen wegen problematischer Therapie oder Therapieanwendung, oder aber wegen individueller Abweichung die Grundlagengesetzmäßigkeiten nicht passen, dann wäre der Eindruck sicherlich schon ein etwas anderer. :eek:


    Gruß
    Joa