Spritzen beim Arbeiten

  • Hallo Miteinander,


    ich bin total verzweifelt: ich muss ab morgen auch Mittags, bei der Arbeit spritzen. Zuerst hatte ich nur eine Spritze abends um 8, damit habe ich mich mittlerweile abgefunden. Aber auf der Arbeit!!!! kann ich das nicht. Ich bin erst mit meinem Studium fertig geworden und noch in der Probezeit. Der Arzt, und auch die Diabetesberaterin rieten mir ab, das ich beim Arbeiten von meiner Krankheit etwas erwähne - wollte ich auch nie! Aber wie ist das Getratsche, wenn ich jeden Tag um 5 vor 12 mit meiner Spritze in der Hosentasche aufs Klo gehe? Irgendwann blicken die das. Und dann - bin ich arbeitslos? Soll ich mich an die Personalabteilung vertrauensvoll wenden oder hole ich mir da sofort meine Kündigung!
    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
    Bin um jeden Rat und Erfahrung dankbar!

  • Was sollen denn andere blicken, wenn Du aufs Klo mußt? Du bist doch dort alleine, das wird schon keiner mitbekommen...Keine Panik!


    LG
    Schaf

    LG
    Schaf

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  • Zitat von urmelinchen;324864

    Hallo Miteinander,


    ich bin total verzweifelt: ich muss ab morgen auch Mittags, bei der Arbeit spritzen. Zuerst hatte ich nur eine Spritze abends um 8, damit habe ich mich mittlerweile abgefunden. Aber auf der Arbeit!!!! kann ich das nicht. Ich bin erst mit meinem Studium fertig geworden und noch in der Probezeit. Der Arzt, und auch die Diabetesberaterin rieten mir ab, das ich beim Arbeiten von meiner Krankheit etwas erwähne - wollte ich auch nie! Aber wie ist das Getratsche, wenn ich jeden Tag um 5 vor 12 mit meiner Spritze in der Hosentasche aufs Klo gehe? Irgendwann blicken die das. Und dann - bin ich arbeitslos? Soll ich mich an die Personalabteilung vertrauensvoll wenden oder hole ich mir da sofort meine Kündigung!
    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
    Bin um jeden Rat und Erfahrung dankbar!


    Ach Mensch, ich kann Dich gut verstehen. Ich mache das auch nicht so öffentlich. Hast Du einen Schreibtisch? Oder einen Schrank für Deine Sachen? Ich mache es im Büro hinter der Schranktür, wenn einer ins Büro kommt, sieht es so aus als wenn ich was suche ;). Muß ja nicht den Herren unbedingt meinen Bauch zeigen;)
    Ansonsten ist das Klo auch nicht dir schlimmste Wahl. Außerdem kann man die Tasche mitnehmen.
    Ansonsten gucke, das Du es nach und nach den Vorgesetzten erzählst. Wenn Du in der Probezeit hinter Dir hast, wird es vielleicht leichter.
    Irgendwann wird es dann vielleicht normal für Dich. Andere müssen Tabletten nehmen, bei unserem Medikament geht es nunmal nicht anders.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Normalerweise ist das kein Kündigungsgrund und gibt auch keinerlei Probleme, solange du alles gut im Griff hast. Warum auch?


    Du wirst dich daran gewöhnen. Und je schneller du es als normal akzeptierst, desto weniger Probleme wirst du damit haben.


    Was arbeitest du denn?

  • Hi Urmelinchen! Ich denke zu machst dir echt zu viel Kopf!! DM ist sicher kein Kündigungsgrund. Und es ist vielleicht für deine Menschen im Umfeld leichter zu verstehen
    was los ist wenn du mal überraschend aufs Klo rennst als wenn nicht. Vom Unterzucker ganz zu schweigen, da ist es besser wenn die Kollegen wissen was sie zu tun haben.
    Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht, sind alle sehr interessiert und fragen immer nach wie das ist und was man machen muss... und wissen genau was los ist wenns mich mal aufn Boden legt.
    Pen anlegen im Arbeitsalltag ist sicher nix wofür man sich schämen muss, geht ja auch ohne den Pulli ganz nach oben zu ziehen und normal kriegt das ja auch kaum jemand mit.
    Glaub man wird mit der Zeit da lockerer, dann geht das auch im Cafe oder Restaurant mal nebenbei.. das wird alles leichter :-)


    LG

  • Urmelinchen, ich sehe, du hast den Diabetes noch ganz frisch, der Umgang mit Messen und Spritzen scheint dir noch nicht vertraut zu sein. Warum sollst du eigentlich deinen Diabetes verschweigen? Es wundert mich, wenn dein Arzt und die Diabetesberaterin dir abraten, davon zu erzählen; hast du eine Tätigkeit, bei der Diabetes ein Problem darstellen könnte?


    Geht es um das Basalinsulin, das du dir um 12 Uhr spritzen musst? Können die Spritzzeiten nicht verlagert werden? Ich habe die Spritzzeiten für mein Basalinsulin extra in die Zeiten gelegt, wo ich für gewöhnlich zuhause bin; nur das Bolusinsulin spritze ich mir dort, wo ich gerade sitze. Meine Kollegen wissen es; die Menschen, die es noch nicht wissen, erfahren es eben, ich sag kurz und knapp, dass ich Diabetes habe und das Insulin ist, die ich mir spritzen muss; wer keine Spritze sehen kann, möchte bitte wegschauen, dabei schirme ich mit der Hand die Nadel von außen ab.


    Ich wollte meine "Diabetes-Pflege" am Anfang auch verstecken, aber ich muss sagen, dass ich es viel stressfreier finde, wenn ich mit offenen Karten spiele und es einfach nur kurz und knapp erzähle, als wäre es das Normalste auf der Welt. Bis ich diese entspannte Einstellung entwickelt habe, hat bei mir allerdings einige Zeit gedauert, von daher verstehe ich deine Unsicherheit sehr gut. Wäre es wirklich so problematisch, wenn deine Kollegen erfahren, dass du Diabetes hast?


    Auch in Anwesenheit von Männern spritze ich mir in den Bauch, ich muss mein Shirt doch nur um 3 Zentimeterchen hochheben und schirme Hautfläche und die Nadel mit der Hand vor Blicken ab. Das Basalinsulin wird in den Oberschenkel gespritzt. Bin ich zu der Zeit von Menschen umgeben, spritze ich mir ausnahmsweise durch die Hose.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • als was arbeitest du?


    mir ist es bislang bei freunden oder bekannten so ergangen, dass niemand was vom diabetes mitbekommen hätte, wenn ich es nicht erzählt hätte. im gegenteil, die leute hatten es nie für möglich gehalten..
    viele leute wissen auch nur sehr wenig darüber, sodass sie schwer auf den gedanken kommen.


    wenn du es nicht auffliegen lassen willst, dann verhalt dich geschickt.
    du musst dich in die lage der anderen versetzen, die sicherlich nicht von vornherein davon ausgehen, dass du dm hast. die ganzen verhaltensweisen, die aus deiner sichtweise eindeutige anzeichen sind, sind für andere gar nicht so offensichtlich.


    überleg dir argumentationsmuster bzw. ausreden, wieso du etwas tust. zum beispiel könntest du sagen, dass du ne schwache blase hast und daher öfter aufs klo gehen musst.


    wenn du davon erzählst, dann führ das problem ein wenig (natürlich ohne zu detailliert zu werden) aus, sodass es glaubwürdiger rüberkommt wie z.b.: dass es sehr lästig sei, wenn die blase so schwach ist, da man nachts öfter auf klo gehen muss oder bei autofahrten ...


    hypos solltest du natürlich vermeiden, da ständiges essen eher merkwürdig erscheint. das essen könnte dann notfalls auch auf der toilette "erledigt" werden.



    aus rechtlicher sicht ist zu sagen:


    wenn der diabetes das für den arbeitsplatz vorausgesetzte oder vom arbeitgeber aufgeklärte leistungsvermögen beeinträchtigt, dann gibt es eine pflicht zur nennung der krankheit, ansonsten droht die auflösung des vertrags.


    besteht keine beeinträchtigung, dann gibt es 1. keine pflicht zur kundgabe und 2. auch keine drohende vertragsauflösung



    persönliche stellungnahme:


    ich persönliche fand es am anfang auch komisch, es anderen zu erzählen. das hat sich aber mit der zeit gelegt. ich kann offen drüber reden, dränge es aber niemandem auf. ich erzähle es grds. nur engen freunden, da ich es nicht mag, wenn über das thema in bezug auf meine person unter fremden geredet würde.


    ich erzähle es fremden daher nicht sofort, da es 1. etwas persönliches ist, was jemand fremden überhaupt nichts angeht, 2. man nicht weiß, ob andere dafür verständnis aufbringen können und wie damit umgehen, dass man von seiner körperlichen grundvoraussetzung einen nachteil hat, auch wenn man alles mitmachen kann.


    bei mir hat es glücklicherweise überhaupt keine negativen einflüsse. sowohl beim sport als auch in anderen bereichen werde ich in keinster weise diskriminiert.


    vg m90

  • Zitat von m90;324876

    mir ist es bislang bei freunden oder bekannten so ergangen, dass niemand was vom diabetes mitbekommen hätte, wenn ich es nicht erzählt hätte. im gegenteil, die leute hatten es nie für möglich gehalten..
    viele leute wissen auch nur sehr wenig darüber, sodass sie schwer auf den gedanken kommen.



    Ja, selbst viele die es wußten haben es über die Jahre wieder vergessen.


    Die meisten Leute haben einfach ihre eigenen Probleme und Sorgen.


    Ich würde aber keine Ausreden erfinden, daß macht es dann schwierig später die Wahrheit zu erzählen.


    Die Probezeit überstehen (da kann man bekanntlich ohne Angabe von Gründen gekündigt werden!) und dabei zeigen, wie belastbar man ist . Dann klappt es schon.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von m90;324876

    wenn du davon erzählst, dann führ das problem ein wenig (natürlich ohne zu detailliert zu werden) aus, sodass es glaubwürdiger rüberkommt wie z.b.: dass es sehr lästig sei, wenn die blase so schwach ist, da man nachts öfter auf klo gehen muss oder bei autofahrten ...


    Also Märchen würde ich nicht erfinden - außer es geht gar nicht anders. Irgendwann erzählst du dann die Wahrheit und musst zusätzlich erklären warum du erst gelogen hast.


    Was machst du denn beruflich? Schätzt du die Vorgesetzten/Kollegen so ein, dass du wegen einer chronischen Erkrankung sofort auf der sprichwörtlichen "Abschussliste" landest? Wie misst du denn während der Arbeit deinen Blutzucker?
    Ich denke, deine Kollegen sehen ja, dass der Diabetes deine Arbeitsleistung nicht schmälert, also kannst du wohl ohne Probleme mittags für zwei Minuten am Klo verschwinden - und wenn dich nach zwei Wochen einer fragt warum du immer um Punkt 12 "musst" sagst du eben dass du Typ 1 Diabetes hast und um 12 dein Basisinsulin spritzen musst. Punkt. Wenn es dir unangenehm ist, musst du ja nicht vor allen spritzen. (Aus Erfahrung möchte ich anmerken: Wenn du nicht laut "Achtung" schreist, merkt es eh kaum jemand.)


    Falls du später mal Probleme mit spät bemerkten Hypos bekommen solltest wäre es auch nicht schlecht wenn zumindest der Schreibtischnachbar eine Ahnung hat.


    Wie lange hast du denn noch Probezeit?
    LG und alles Gute dir!:6yes:

  • Als was arbeitest du denn?
    Hast du eine Mittagspause oder kannst du gegen 12 Uhr Pause machen? Ist doch Essenszeit, fällt es da wirklich so auf, wenn du mal auf Toilette verschwindest?


    Wie machst du das denn mit dem Bolusinsulin? Isst du auf der Arbeit nie was?


    Du musst auch nicht immer Punkt genau auf die Minute um 12 Uhr spritzen, jedenfalls ist das meine Erfahrung. Es kann auch mal eine halbe Stunde vorher oder nachher sein. Mach dir deshalb keinen Stress.


    Ich würde keine Ausreden erfinden. Wenn es irgendwann auffliegt (und ich denke das wird es) sieht das nie nach "Ausrede" aus, sondern immer nach "Lüge". Und das kommt gar nicht gut... wenn du den Diabetes verschweigst hast du eben nur nicht alles erzählt. Aber wenn du Ausreden erfindest etc. verstrickst du dich in ein (Not)lügennetz, in dem du dich womöglich selbst verhedderst.

    Dein Auge kann die Welt trüb oder hell dir machen -
    wie du sie ansiehst, wird sie weinen oder lachen.

    von Friedrich Rückert
    :king:

  • Es ist schon extrem assozial , dass man sich darüber Gedanken machen muss wie man in der Öffentlichkeit mit seiner Krankheit umgeht.Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass sich einige Leute über Diabetiker mockieren und allein der Gedanke(von wegen: "nem Diabetiker passiert das vielleicht- mir nicht")könnte andere dazu verleiten es nicht zu tun.Es geht irgendwie auch darum einfach keine Schwäche zu zeigen bzw. etwas , dass andere für eine Schwäche halten können.
    Wenn du deine Krankheit im Griff hast , musst du auch nicht allzu oft auf Toilette gehen würd ich sagen.
    "Objektiv" mag die annahme richtig sein, dass er problemlos in der Öffentlichkeit messen und spritzen und meinetwegen auch 7 mal auf Toilette gehen können sollte, doch " die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit".
    Andererseits ist es wohl relativ unauffällig wenn du zur Mittagszeit 1mal auf Toilette gehst, was wolln denn die anderen sagen?
    Der Knackpunkt ist vielleicht tatsächlich ob es deine Arbeit sonderlich negativ beeinflussen könnte.

  • Das sollte jeder für sich entscheiden.



    Ich hab meinen DM bekommen als ich schon 2 Jahre in der Firma war, hab dann auch nicht sofort allen erzählt was sache ist.


    So nach und nach haben es dann aber die meisten gewusst, trotzdem hab ich am Anfang auf der Toilette gespritzt.


    Später (etwa 6 Monate) hab ich dann dort gespritzt und getestet wo ich grad war.

  • Zitat von urmelinchen;324864

    ich bin total verzweifelt:

    Da muss ich helfen!

    Zitat von urmelinchen;324864

    ich muss ab morgen auch Mittags, bei der Arbeit spritzen.

    Ja, und?

    Zitat von urmelinchen;324864

    Ich bin erst mit meinem Studium fertig geworden und noch in der Probezeit. Der Arzt, und auch die Diabetesberaterin rieten mir ab, das ich beim Arbeiten von meiner Krankheit etwas erwähne - wollte ich auch nie! Aber wie ist das Getratsche, wenn ich jeden Tag um 5 vor 12 mit meiner Spritze in der Hosentasche aufs Klo gehe? Irgendwann blicken die das. Und dann - bin ich arbeitslos? Soll ich mich an die Personalabteilung vertrauensvoll wenden oder hole ich mir da sofort meine Kündigung!

    Komischer Arzt und komische Diabetesberaterin. Ein Kündigungsgrund ist es mit Sicherheit nicht, es sei denn, Du fliegst ein Fluchzeuch oder sowas. Ich versteh das Problem eigentlich nicht: Du darfst und musst spritzen, wo Du bist, auch auf Arbeit. Andere tragen ja auch ihre Brille oder ihr Hörgerät. Es ist ja wirklich gar nichts dabei. Zur Not geht's auch diskret unterm Tisch - man muss es nicht unbedingt demonstrativ vor aller Augen machen, selbst wenn man mittendrin sitzt.


    Ich habe das am ersten Tag, als ich nach der Diagnose wieder auf Arbeit war, in einer Teamsitzung angekündigt und hab denen mal einen Pen gezeigt, genau um dieses Getratsche zu vermeiden. Dann haben alle genickt und das war's. Offenheit ist wichtig, behaupte ich. Seitdem krieg ich, wenn's mal Fresschen gibt, extra zwei persönliche Vollkornbrötchen unter lauter hellen. Jeder weiss es und gut is.


    Wichtig ist vielleicht noch, auch für den Arbeitgeber, dass Du die Sicherheit ausstrahlst, dass Du damit klarkommst und uneingeschränkt Deine Aufgaben erfüllen kannst.

  • hallo, also ich mache jetzt eine ausbildung die nicht unbedingt diabetes geeignet ist (schichtdienst, körperlich anstrengend, maschienen steuern, teileise in der höhe arbeiten...) bislang habe ich nichts vom diabetes erzählt, weil sie mich sonst nicht genommen hätten. ich komme mit allem sehr gut zurecht, die werte stimmen und ich gehe auch kein risiko ein, das heist alles abwiegen, genau berechnen...
    bz-messen und spritzen mache ich entwoder auf klo, in der umkleide oder im pausenraum, wenn dieser recht leer ist (ich spritze auch sonst nicht gerne unter beobachtung).
    es wäre mit sicher heit nicht schlimm, wenn der diabetes bekannt würde, denn ich habe ja gezeigt, das ich wie jeder andere ganz normal arbeiten kann.


    wie machst du das denn mit dem essen auf der arbeit? da musst du doch auch spritzen. such dir einfach eine ruhigen ungestörten platz, die anderen kriegen davon nichts mit

  • Es macht schon einen Unterschied, ob man als DM-Neuling zum ersten Mal eine Arbeitsstelle antritt oder ob man den DM während eines bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses bekommt. Viele von uns hatten das Glück, am Arbeitsplatz bereits etabliert gewesen zu sein, als wir den DM bekamen und andere hatten den DM schon mehrere Jahre, bevor sie anfingen zu arbeiten. An und für sich finde ich Offenheit auch wichtig, aber wir wissen ja nicht, um was für eine Arbeitsstelle es geht. Es gibt viele Vorurteile über den DM und je nach Arbeitsstelle erhalten sie ein bestimmtes Gewicht. Bei einem reinen Bürojob wird es wohl eher weniger Probleme geben als bei einem Beruf, wo man Verantwortung für die Gesundheit oder gar das Leben anderer Menschen trägt.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Ich habe bisher immer gleich in den Vorstellungsgesprächen meinen DM erwähnt und ich hatte nie Probleme deswegen! Ich habe bisher in Seniorenheimen und einem Wachkomazentrum gearbeitet - und mir wurde da nie ein Strick draus gedreht oder so. Seit Oktober arbeite ich in der Hauskrankenpflege und auch hier hab ich bereits im Bewerbungsgespräch den DM erwähnt.

    Habs halt immer lieber gleich allen gesagt, auch für den Fall, dass doch mal was sein sollte. Toi, toi, toi bisher war ich nir in der Situation, dass ich Hilfe von aussen benötigte, aber man weiss ja nie. Sollte ich doch mal umkippen oder so, dann wissen wenigsten meine Kolegen, dass es evtl. mit dem DM zu tun haben könnte.

  • Hallo urmelinchen,

    es wird sich sicherlich mit der Zeit entspannen, auch ich kann Dich verstehen. Du hast DM noch nicht lange, auch ich erst seit 2009. Am Anfang meint man, jeder Blick ist auf einen selbst gerichtet, heute fällt es mir etwas leichter, auch mal am Tisch im Lokal zu spritzen, aber es geht nicht immer.

    Setze Dich im Moment nicht selbst so unter Druck, die Probezeit ist irgendwann vorbei, Du hast mehr Vertrauen in die Kollegschaft und kannst es dann evtl. ganz leicht erzählen. Dann wird es Dir auch besser gehen. Außerdem ist es vielleicht irgendwann mal zu Deiner Sicherheit. Ich denke dabei an manchmal uvermeidbare Hypos, dann kann es u.U. ganz gut sein, wenn alle Bescheid wissen. Ich hatte relativ schnell am Anfang Kollegen, Bekannte usw. eingeweiht, aber die "Geschichte" natürlich nicht gleich jedem aufgedrückt.

    Viel Glück, lass' Dir ein bisschen Zeit, es muß nicht alles an einem Tag entschieden werden.

    LG aus dem Saarland:D

  • Als jemand, der erst vor kurzem eine neue Stelle angetreten hat und seit diesem Monat aus der Probezeit raus ist, erzähle ich mal, wie sich das bei mir ergeben hat:

    Ich habe es zunächst nicht gesagt, allerdings so nach und nach, wenn es z.B. ums Essen ging oder, wenn mir jemand lieb gemeint ne Cola ausgeben wollte. Gemerkt hätten die Kollegen tatsächlich nichts, denn ich spritze mich immer auf der Toilette, z.B. auch bevor wir alle zum Essen in die Kantine gehen.

    Ein paar Punkte zusammen gefasst:
    - Warum du auf's Klo gehst und wann und was du mitnimmst interessiert wirklich keine Sau.
    - Wenn sich die Gelegenheit ergibt solltest du ein/zwei Kollegen, mit denen du tätglich arbeitest und mit denen du dich gut verstehst, über deinen DM Bescheid sagen. Sag, dass du Insulin spritzt und, dass Unterzuckerungen passieren können. Sag, dass du sie gut merkst und weißt, wie du sie beheben kannst. Das ist wichtig, falls du mal eine Hypo haben solltest, damit diese angemessen reagieren und nicht gleich ausflippen.
    - Wenn du deine Arbeit gut machst und zeigst, dass der DM dich in deiner Arbeit nicht einschränkt, wird man dich sicher nicht in der Probezeit rausschmeißen.

    Ich denke nicht, dass der Diabetologe da falsch beraten hat. Egal in welcher Situation: Es ist nicht hilfreich mit dem DM gleich rauszuplatzen. Das heißt aber noch lange nicht, dass man es geheim hält.

    Es ist als junger Mensch wirklich schwer, in einem Beruf Fuß zu fassen, denn es stehen reihenweise neue Bewerber schon parat. Ich habe während meiner Ausbildung (habe ich mit 19 angefangen) auch erlebt, dass Leute in der Firma der Meinung waren, ich sei als Diabetiker nicht so belastbar. Und irgendwie hat man damit gleich ein Hindernis auf der Karriereleiter. Also, halte ich es mittlerweile so: Es wissen so viele Leute wie nötig (um mir zu helfen, wenn's sein muss), aber so wenig wie möglich (um nicht abgestempelt zu werden).

    Ein Kündigungsgrund ist der Diabetes nur in Berufen, in denen bestimmte Maschinen bedient werden und/oder Menschen befördert werden. Und selbst da kann es Ausnahmen geben.
    Diabets ist kein Kündigungsgrund, richtig. Hilft einem in der Probezeit aber nicht. In der Probezeit kann man dich jederzeit OHNE Angabe von Gründen entlassen.

    Gruß
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Ich habe meine Berufswahl getroffen, als ich bereits DM hatte... Ich hab mich damals für die Pflege entschieden... 3-Schicht-System, häufig wechselnde Dienste und Bio-Rhythmen... Der DMwar für mich nie ein problem, ich hatte anfangs eher das Problem zu dem Schwerbehinderten-Ausweis zu stehen. Den hatten meine Eltern für mich 1984 beantragt und seitdem hab ich so einen Ausweis. Auch das war, im Nachhinein betrachtet, für die Arbeitgeber kein Problem. Ich werde genauso behandelt, wie Arbeitnehmer ohne Ausweis und laufe als sog. Quotenbehinderter rum... Ich krieg 5 Tage bezahlten Urlaub mehr und das war´s... Und wenn der Arbeitgeber einen loswerden will, dann geht das auch mit Ausweis...

    Ich hab mit ICT mit der Ausbildung angefangen und bin anfangs auch immer auf´s Klo gegangen... Bis ich den Pen dann vergessen hatte und nicht nochmal auf´s Klo wollte... Und meine Kollegen hatten da keine Probleme mit... Die Kollegen, mit denen ich immer zusammen arbeite, wissen auch, was im Notfall zu tun ist und mehr will ich nicht... Und wer Fragen hat, kann mich immer Fragen... Wird sehr gerne von den Azubi´s genutzt, da diese in der Ausbildung immer noch CT-Therapie gelernt bekommen...

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Hallo urmelinchen,


    es ist schon viel darüber gesagt worden. Daher auch noch mal von mir:
    Mach Dich nicht verrückt. DM ist kein Kündigungsgrund.
    Ich bin damals den radikalen Weg gegangen und habe direkt in der Schule / Arbeitsplatz (ohne Rücksicht auf die Freunde/Kollegen) mir meinen "Schuss" gesetzt.
    Nicht nur Du sondern auch Deine Kollegen müssen akzeptieren, dass Du DM hast. Du wirst es ohnehin nicht verheimlichen können, so dass es auch für Dich eine Hilfe sein kann, wenn Dir jemand z.B. in Hypo – Situationen zur Seite steht.

    Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.
    (Winston Churchill)