Freestyle Libre - Erfahrungen mit Messgenauigkeit

  • Mir stellt sich jetzt die Frage: was macht dieser GMI-Wert bei den Leuten, bei denen der Libre jetzt schon genau misst? Die haben dann offensichtlich doch eine Biochemie, die besser zu den Theorien von Abbott passt - und dann würde eine nachträgliche Korrektur eher Mist produzieren? (Steht deshalb nicht HbA1c dran?)

  • Mein jetziger Sensor (FSL2) ist am vorletzten Tag angekommen.

    Von Anfang an waren die Werte innerhalb von 10mg/dl mit der blutigen Gegenmessung drin.


    EDIT sagt:

    Seit dieser Woche habe ich nun auch die APP auf meinem Handy regelmässig in Betrieb, hier wird mir in der Regel 10mg/dl mehr angezeigt.

  • Das heißt jetzt, dass das Lesegerät (für das es ja keine Aktualisierung gab, seit dem L2 draußen ist) signifikant andere Werte liefert als die neueste Version der App?

    Gibt es demnächst auch eine App-Version für Linkshänder oder eine, die keine Hypos mehr produziert?

  • Ich habe nun glaube ich den 4 Sensor, bei dem die weiße gestrichelte Linie in xdrip immer so 10-20mg/dl zu hoch anzeigt!

    Früher war es immer 10-20mg/dl zu niedrig!

    Evtl. Hat Abbott ja doch etwas verändert!

    Bei mir stimmen die von xdrip übermittelten Werte und der blutigen Messung meist überein!

    Pour en arriver la

  • Ich habe mich jetzt mal ein wenig zu dem "neuen" GMI eingelesen und noch ein paar Infos rausgefunden.

    Ich glaube nicht, dass Abbott die Messwerte des Libre neu eingeordnet hat, sondern einfach die Berechnungsformel auf eine neuere Studie umgestellt hat, wohl auch um die Diskrepanzen zwischen dem AGP (wo die neue Formel empfohlen wird) und der alten Rechenweise auf den weiteren Auswertungen zu beheben.


    xDrip, Nightscout und auch die LibreApp nutzen die Formel von Nathan et al. die auf 507 Patienten (Typ-1, Typ-2 sowie Gesunden) beruht. Die entsprechende Umrechnungsformel ist: HbA1c [%] = 0,03484 * MW[mg/dl] + 1,62


    Für den GMI wird nun die Formel von Bergenstal et. al genommen, die CGM-Werte aus verschiendenen Studien von 226 Patienten mit Typ 1 aggregiert hat. Dort wurde allerdings KEIN Libre sondern ein Dexcom G4 (!) genutzt. Die Werte stammen also nicht von Abbott selbst.

    Die entsprechende Umrechnungsformel ist dort: HbA1c [%] = 0,02392 * MW[mg/dl] + 3,31

    Der dazu gehörige Scatter-Plot sieht so aus:


    Die beiden Formeln sind also nicht an den Libre angepasst, sondern stammen einfach aus unterschiedlichen Patientekollektiven.

    Dazu kommt, dass sich die beiden Formeln nicht nur im Offset, sondern auch in der Steigung unterscheiden.

    Im Vergleich sieht das dann so aus (xDrip ist blau, GMI ist orange):


    Dabei fällt auf, dass die "neue" Formel nicht generell höher "misst", sondern nur im niedrigen Bereich. Bei hohen Mittelwerten, wäre der errechnete HbA1c sogar niedriger als der von xDrip. Im normalen Zielbereich zwischen 6,5 und 8,5 sind die Unterschiede minimal.


    Interessant wird es nun, wenn man auf die Datengrundlage schaut (das Bild oben):

    Da das Kollektiv aus Typ 1er bestand, waren HbA1c-Werte unter 6,0% so gut wie gar nicht enthalten, denn diese werden in der Praxis quasi nie erreicht. Im typischen Wertebereich eines Diabetikers scheint die neue Kurve wohl etwas genauer zu sein, wobei die Unterschiede dort minimal sind.

    Fun Fact: Wenn ich mir die beiden Bilder nebeneinander anschaue und versuche die wenigen niedrigen Messpunkte besser einzupassen, dann komme ich interessanterweise wieder bei der Nathan-Kurve raus.

    Hier wird vermutlich auch die lineare Kurve einfach an ihre Grenzen stoßen, weil die Glykierung der Erys sich in der Realität nicht nur nach dem mittleren Blutzucker richtet.


    Zurück zum Libre:

    Im vermute mal, dass so ähnliche Messungen auch in die Werkskalibrierung vom Libre 2 mit eingeflossen sind. Ich denke, dass der Libre 2 so ausgelegt ist, dass die Werte im "realistischen" Bereich von 120-150 möglichst gut passen. Das passt auch zu meiner Erfahrung, dass die fixe Kalibrierung (die ich meist so bei 80-90 mache) dann bei hohen BZ-Werten zu viel ist.

    Die extremen "Ausreißer", die Mittelwerte um 100mg/dl oder darunter erreichen, dürften vermutlich bei der Werkskalibierung gar keine Berücksichtigung gefunden haben.

    Daher glaube ich nicht, dass Abbott in "unseren" Abweichung überhaupt ein Problem sieht.

  • Aha, das erklärt einiges. Vielen Dank. Dann nehme ich meine Spekulation zurück.


    Es wird wohl zutreffen, dass die Grundeinstellung oder Werkskalibrierung (wie auch immer man es nennt) an die Mehrheit der Nutzer angepasst ist. Das bestärkt aber die Notwendigkeit einer Userkalibrierung, da nicht alle in das Schema passen. Die Nutzer mit niedrigen Mittelwerten werden aber wohl kaum beachtet. Ich hoffe weiterhin, dass die Kalibrierung wegen der Kopplung mit zukünftigen AID-Systemen kommt.

  • Ich hoffe weiterhin, dass die Kalibrierung wegen der Kopplung mit zukünftigen AID-Systemen kommt.

    Ich hoffe vor allem, dass es weiterhin eine "Sicherheitslücke" für xDrip gibt :P, dann wäre mir sogar die Kalibrierung egal.;)


    Interessant wäre es auch, wenn man die Messwerte (CGM-Mittelwert, ggf. kalibrierter Wert, Labor-HbA1c) auch mal von einer größeren, normnah eingestellten Gruppe systematisch erfassen könnte. Dann könnte man schauen, ob nicht ein non-lineare Kurve besser passen würden. Eventuell könnte man auch weitere CGM-Parameter (Dauer der hohen Werte) einfließen lassen, denn die einfache Umrechnung von einem Mittelwert auf HbA1c dürfte auch zu stark vereinfacht sein.


    Es gibt ja dieses OPEN-Projekt aus der DIY-Community wo auch CGM-Daten freiwillig zur Verfügung gestellt werden können (?). Das müsste man "nur" um eine Abfrage vom Labor-HbA1c erweitern. Damit lässt sich evtl. eine noch bessere Umrechnung entwickeln oder man könnte zumindest Abweichung in "besonderen Gruppen" auch in der Wissenschaftswelt publik machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Gendra ()

  • Dann könnte man schauen, ob nicht ein non-lineare Kurve besser passen würden. Eventuell könnte man auch weitere CGM-Parameter (Dauer der hohen Werte) einfließen lassen, denn die einfache Umrechnung von einem Mittelwert auf HbA1c dürfte auch zu stark vereinfacht sein.

    Das wäre ein sehr guter Ansatz, nicht nur für die Prognose des HbA1c, sondern auch für eine automatisierte Anpassung bzw. Kalibrierung der Messwerte. Als du das erste Mal von der Veränderung der Berechnung in Form des GMI berichtet hast, kam mir sofort in den Sinn, dass das eigentlich nicht für alle Nutzer in gleicher Weise verändert werden kann. Es würde ja dann bei Nutzern mit überwiegend passenden Sensorwerten zu einem falschen HbA1c bzw. GMI führen.


    Deshalb dachte ich, vielleicht analysiert Abbott die Glukosekurven hinsichtlich unrealistisch häufiger niedriger Phasen, die bei Leuten mit generell zu niedrigen Sensorwerten typisch sind und hebt dann den HbA1c/GMI nach irgendwelchen Erfahrungswerten an.


    Man könnte da durchaus eine gewisse KI einbauen.

  • Ehrlich gesagt habe ich mir bisher über algorithmisch ermittelte HbA1c Werte eher wenig Gedanken gemacht (mangels "gefühlter" Alltagsrelevanz). Vergangene Woche sah das so aus, dass der ermittelte Wert (LibreLink; xdrip+) bei 6,1 lag und das Labor 6,3 hatte, das war keine Überraschung. Meine Interpretation als Laie war bisher schlicht, dass Biochemie im Körper nochmal was anderes ist als ein nachgerechneter Wert, den man eben nur an die Realität annähern kann. Bei Labor 6,8 war die Abweichung etwas größer, aber eher so bei 0,5.


    Die Idee mit der KI-gesteuerten flexiblen Kalibierung gefällt mir... 8) Allerdings würde die KI zum Lernen nicht nur die Sensorwerte sondern auch blutige Messwerte (je mehr je lieber) benötigen. Da müsste Abbott noch einiges an Überzeugungsarbeit in der Datenschutzerklärung leisten - wäre ein schönes Dilemma...


    Auf jeden Fall wird gerade viel entwickelt, was an sich eine super Sache ist. Sehr lesenswert off-topic: The Road to Superintelligence


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Mein neuester Sensor misst von Beginn an perfekt (Presoaking 10 Uhr bis 21 Uhr), aus der gleichen Charge haben bisher alle Sensoren 20mg/dl zu wenig gemessen laut Accu Chek Guide.


    Direkt nach Setzen: Libre 99, blutig 103

    Tag drei: Libre 99, 5 min später 102, blutig 101.


    Das einzige was sich seit Mo verändert hat, ist mein BZ (laut blutigen Messungen). Vorher zwei Monate 120-140 nüchtern, plötzlich wieder 90-110, sowohl letzter Tag alter Sensir als auch dieser Sensor. Ohne Änderung der Basalrate.


    Bin jetzt schon etwas am grübeln, ob ggf. nicht doch die Sensoren eigentlich richtig messen und die paar blutigen Vergleichs-Messungen falsch waren.. weil von den Sensorwerten gäbe es keine großen Veränderungen...


    Allerdings war der vorletzte kalibrierte! Sensorwert exakt gleich mit dem Wert im Labor.


    Schwierig..

  • Habe nun seit 24 Stunden einen zweiten Sensor in Betrieb. Dieser hat ebenfalls eine Abweichung von +20mg/dl (+1.1 mmol/l).

    Darauf werden wir uns nun evtl. einstellen müssen, das die Sensoren zu hoch messen.

  • Darauf werden wir uns nun evtl. einstellen müssen, das die Sensoren zu hoch messen.

    :thumbup:Damit wäre ich sogar glücklicher, als mit einer zu niedrigen Messung. Denn runterkalibrieren ist deutlich einfacher und sicherer, als hochkalibrieren.

    Nach oben gehen ja nur die +20, weil der Sensor nicht tiefer als 39 messen kann (womit der tiefste messbare Wert dann bei 59 liegt). Beim runterkalibrieren habe ich das Problem nicht, weil nach oben kann er ja bis 500 (oder 600?) messen.

  • Bin mit der Messgenauigkeit super zufrieden. der Jetzige Sensor liegt seit 7 Tagen eben blutig gemessen 189 laut Libre 195 .


    Wenn das mit dem Guardian so laufen würde dann wäre ich zufrieden gewesen.



    mfg Torti