Unterzuckerung möglich trotz normal gemessener Werte?

  • Hallo,


    ist es möglich, das man eine Unterzuckerung inkl. der üblichen Symptome hat, aber der gemessene BZ normal bis sogar leicht erhöht ist?


    Ich hatte heute den Effekt, das ich leichte Sehstörungen hatte (schwarzes Fleckenflimmern), was bei mir eigentlich ein untrügliches Zeichen für Werte unter 65 mg/dl ist. Gemessen hatte ich aber 120 und 30 min. später 98 und erst nach weiteren 15 min. 62 mg/dl.


    Wie ist das zu erklären? Kann es sein, dass der BZ in der Hand ein anderer sein kann, als im Rest des Körpers? Oder was war es sonst? Einen falschen Messwert schliesse ich eigentlich eher aus, da das Gerät seit Jahren noch nie 2x hintereinander stark abweichende Ergebnisse gemessen hat.


    Danke Cimba

  • ist es möglich, das man eine Unterzuckerung inkl. der üblichen Symptome hat, aber der gemessene BZ normal bis sogar leicht erhöht ist?

    Jain ! Du hattest noch keine Hypoglykämie, aber...


    Gemessen hatte ich aber 120 und 30 min. später 98 und erst nach weiteren 15 min. 62 mg/dl.

    Dein BZ ging innerhalb kurzer Zeit rasant nach unten und dann hat man die typischen Hypo-Merkmale.


    Mir geht es auch des öfteren so, dann nehme ich, unabhängig vom aktuellen Wert, 1 bis 2 BE zu mir, da ich weiß, dass
    der BZ weiter abfallen wird.


  • ist es möglich, das man eine Unterzuckerung inkl. der üblichen Symptome hat, aber der gemessene BZ normal bis sogar leicht erhöht ist?


    Ja, das ist möglich.

    Zitat

    Ich hatte heute den Effekt, das ich leichte Sehstörungen hatte (schwarzes Fleckenflimmern), was bei mir eigentlich ein untrügliches Zeichen für Werte unter 65 mg/dl ist.


    Anscheinende hattest Du cerebral (im Gehirn) da schon eine funktionsbeeinträchtigende Unterzuckerung.


    Zitat

    Gemessen hatte ich aber 120 und 30 min. später 98 und erst nach weiteren 15 min. 62 mg/dl.


    Wie ist das zu erklären? Kann es sein, dass der BZ in der Hand ein anderer sein kann, als im Rest des Körpers?


    Ja, kann sein. Sogar kann der BZan einer Messstelle der einen Hand sich deutlich von dem der anderen unterscheiden. Und auch für die sogenannten alternativen Messstellen wird eine Verzögerung von bis zu 30 Minuten gegenüber den Standardmessstellen angegeben.


    Insbesondere recht schnelle BZ-Abfälle hängen oft damit zusammen, dass nach längeren Schaltzeiten mit ausreichender Insulinwirkung die Leberzellen ihre Glykogendepots auffüllen. Je stärker diese geleert sind, desto mehr Platz ist für zu hortenden Blutzucker vorhanden.


    Dann entzieht die Leber, ohne Rücksicht auf die Höhe des Blutzuckers dem Blut die Glucose. Dieses Blut geht dann in den arteriellen Kreislauf, der auch dem Gehirn den Treibstoff anliefern muss. Mindestens 50mg/dl, von denen das Gehirn 10mg verbrät.


    Kommt arterielles Blut mit niedriger Glucosekonzentration in die Fingerbeere mit höherer Glucosekonzentration, gleichen sich die Glucosekonzentrationen Blut <> Zwischenzellwasser an. D. h., das kapilläre Blut läd sich mit Glucose aus der interstitiellen Flüssigkeit des Fingergewebes auf.
    Misst Du dann den Blutzucker, der schon die Glucose aus dem Interstitium (Zwischenzellraum) des Fingers nachgeladen hat, liegt der höher, als der Wert des arteriellen Blutes, das dem Gehirn zugeführt wird.


    Insofern ist das ziemlich ähnlich der Messung per CGMS. Dann gilt nicht der Wert sondern der Trend, der in dieser Situation schlicht mehr aussagen kann.


    Insbesondere wegen der Neigung der Leberzellen, schlägt Insulinwirkung dort nach Vorlaufzeit mal an, ziemlich gnadenlos dem Gehirn die Glucose zu kappen, gilt es für eine stabile Einstellung die Leberspeicher nicht übermäßig zu leeren.
    Das Mittel dazu ist, immer eine ausreichende Insulinversorgung basal zu sichern, um unmäßige Speicherzuckerfreisetzungen der Leber zu verhindern, bzw. nach Basalreduktionen schnell wieder eine ausreichende Insulinwirkung herzustellen und ggf. Kohlenhydrate für die Leberzellen nahrungsseitig nachzuladen.


    Gruß
    Joa

    2 Mal editiert, zuletzt von Joa ()

  • Ergänzend zu Joa: Als ich meine Diagnose bekam, bin ich mit 300-400er Werten durch den Tag gerannt. Fühlte mich matt, etwas saftlos - aber nicht wirklich schlecht. Als Insulin dazugekommen ist, setzte zudem die Remission zügig ein - es ging binnen Tagen auf ne "80" runter, als wäre nie was gewesen. "Alter, ich sach dir", das war kein Spass. Hypo-Gefühle bei 120 waren anfangs eher die Regel als die Ausnahme, bis sich der Mist eingespielt hatte. Steile BZ-Gradienten meide ich seit dem.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Bei mir ist es manchmal auch so, wenn ich über eine längere Zeit höhere Werte habe (meistens wenn ich mal erkältet bin), dann habe ich, wenn mein BZ wieder im "normalen Fahrwasser" ist, auch schon mal Hypoanzeichen bei 4,3 mmol/l. Sonst fängt das bei mir immer erst bei 3,8 mmol/l an.
    Auch den Verzögerungseffekt konnte ich bei mir schon öfters mal feststellen, meistens, nachdem wir mal ausgiebig schwimmen waren, oder biken. Ich sehe schon davor zu, dass mein BZ nicht zu niedrig ist, aber wenn ich dann zur Ruhe komme (und vorher normale Werte gemessen habe), dauerte es dann nicht mehr lange, bis ich eine Hypo hatte.

    Satt heißt nicht, dass keine Schokolade mehr reinpasst. :rolleyes:


    8o Schokolade löst keine Probleme, aber das tun Äpfel ja auch nicht.

  • Ich hatte heute den Effekt, das ich leichte Sehstörungen hatte (schwarzes Fleckenflimmern), was bei mir eigentlich ein untrügliches Zeichen für Werte unter 65 mg/dl ist. Gemessen hatte ich aber 120 und 30 min. später 98 und erst nach weiteren 15 min. 62 mg/dl.


    Kenne ich auch sehr gut. Das hat mir mal eine extreme Unterzuckerung beschert, weil ich bei einem BZ von 120 nicht gleich reagiert habe. Rund 10 Minuten später war mir extrem schwummerig und habe 46 mg/dl gemessen. Das war allerdings auch während einer längeren Wandertour.

  • Vorgestern in der Nacht habe ich eine starke Unterzuckerung durch leben müssen. Zum Glück ist meine Frau, durch mein durchs Haus stolpern wach geworden. Ich hatte eine Art von starken Krämpfen, verbunden mit einem starken Bewegungstrank. Das ich nicht selbst in der Lage war Traubenzucker, Cola usw. einzunehmen, obwohl alles griffbereit war, ist schon beängstigend . Wie wäre die Sache ausgegangen, wenn ich allein gewesen wäre. Bei einer sehr starken Unterzuckerung funktioniert das Gehirn nicht mehr und es geht nichts mehr. Hatte jemand von euch auch schon mal diese Krampfanfälle? Bewusstlos oder weggetreten war ich nicht, da ich mich an diese Erlebnisse erinnern kann. Nur das, das Problem mit Traubenzucker oder Cola hätte sehr schnell beseitigt werden können, ist mir nicht eingefallen. Mit welchem Blutwert geht ihr in die Nachtruhe?

  • Ca 75-80, aber grundsätzlich ohne laufenden Bolus. Zudem bin ich "erst" seit 2 Jahren dabei, ein paar Reste "Eigenaktivität" spielen noch mit. Viel ists nicht mehr.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Vielen, lieben Dank für die rege Beteiligung und auch die medizinische Erklärung von Joa!


    Ich gehe so mit 100-110 ins Bett, wache aber öfters nachts auf und wenn es unter 100 ist, nasch ich gerne noch was mit 1BE.

  • Überlegt abends noch sowas wie einen "Pfefferbeißer" (Räucherwurst) quasi als Versicherung zu essen? Die kommen sehr langsam. Bedeutet dass die Spitze wegfällt, aber Fett/Protein schlägt halt langsam an/durch.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • profil
    Ja, solche Krampfanfälle können durch Hypos ausgelöst werden. Hatte ich das erste Mal vor ein paar Wochen erst, kann mich aber an null erinnern. Schauen wo es herkam - zuviel gespritzt, zu wenig gegessen, BR zu hoch, Sport gemacht - und dann entsprechend korrigieren bzw ändern.


    Solche Symptome kenne ich auch und kann mich den Vorrednern da nur anschließen. Gerät sagte noch okay trotz Symptomen und kurz drauf ist der BZ in den Keller geschossen. Als ich diesen Krampfanfall hatte, sagte das Gerät erst noch 61, 15 Minuten später dann allerdings nur noch 31 und TZ war schon drin zu dem Zeitpunkt, wie mein Mann am Tag später schilderte. Ich versuche in solchen Situationen auf "mein Bauchgefühl" zu hören ob ich trotzdem was mache oder nicht. Meist liege ich damit richtig

  • Ich hab auch schon mal heftige UZ-Anzeichen gehabt (bei mir dann auch leichter Schwindel und Sehstörung), wo mein Wert noch bei 80 oder 90 lag, paar Minuten später dann erst der "richtig tiefe" wert , sagen wir bei mir ist das unter 50, wo es so heftig sein kann. Oder auch wie bei manchen von euch, bei manchmal etwas länger höhere Werte und wenn sie dann wieder im Normbereich einkehren.


    Das mit den Krampfanfällen hab ich auch schon viel gehört - also dass es passieren kann. Einen Diabetiker, dem das selbst schon passiert ist, hab ich bisher nicht kennen gelernt. In oder für solchen Fällen oder sobald man nicht mehr in der Lage ist, Cola, Saft zu trinken oder Traubenzucker zu essen, sollte immer ein Glucagon-Set zu Hand sein. Also zumindest daheim. Jedenfalls hab ich das seit der Diagnose immer zu sagen gekriegt.


    Ich bin ja auch ein "Epi". Vor 3 Jahren hatte ich einen Sommer mit recht vielen Anfällen nachts. Irgendwann war echt die Frage, wovon kommen die? Epi-Anfall oder Hypo-Anfall? Denn die EEG's waren unauffällig. Ich hab keine megaheftigen Anfälle (inzwischen ist meine Quote eh mega gering), aber BZ messen geht erst danach. Meist war der BZ o.k., hier und da aber auch mal niedrig. Da mein Anfallauslöser aber bekannt ist, konnte man es dann "zuordnen". Neurologe und Dia-Ärztin haben schließlich vermutet, dass es dann ein BZ-Anfall sein könnte, wenn der Wert radikal schnell in den Keller ging. Und nach dem Anfall eben der BZ niedrig war. Zum Glück hat sich alles mit der Zeit und "Rumbasteln" stabilisiert. Bisher ist sowas zum Glück nie wieder passiert. Falls mal ein Anfall, ist es i.d.R ein Epi-Anfall. Aber eben sehr sehr selten.

    Lebe und denke nicht an morgen.

  • Wie ich euch verstanden habe, habt ihr dann auch meistens, von anderen Unterstützung bekommen. . Die Hilfsmittel liegen in der Nacht wohl bei jedem bereit, nur sich selbst zu helfen und Traubenzucker usw. bei einer starken Unterzuckerung, einzunehmen, ist das Problem.


    Ich habe Tage erlebt, da stand mein Blutzuckerwert (am Tag) bei 33 mg und ich war fit. Aber meistens merke ich bei 40 mg, dass ich was einnehmen muss.
    Meine Leistungsfähigkeit lässt aber bei um die 60 mg schon leicht nach.
    Nur Nachts im Schlaf ist es für mich sehr problematisch, wenn es unter 60 mg geht. Was bitte machen Singles, wenn es in diese sehr kritischen Phasen geht?

  • Mein CGM kostet ca. 200 Euro im Monat. Billiger als jede Freundin, die ich bisher hatte :D


    CGM wird Kassenleistung, also künftig jedenfalls. Wenn die Freundin nachweislich günstiger wäre, gäbe es die dann auf Rezept? Oder kann man von der Kasse einen Zuschuss zum Lebensabschnittsgefährten (LAG) bekommen, wenn man trotz CGM Anspruch weiter BZ Streifen plus eben LAG wählt? Was für Fragen, da geht jedem Verwaltungsfachjuristen das administrative Herz auf.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.


  • Mein CGM kostet ca. 200 Euro im Monat. Billiger als jede Freundin, die ich bisher hatte :D


    Auch wenn man gern mit dem CGM ins Bett geht - so richtig vollwertiger Ersatz ist's glaub' ich doch nicht. ;)
    Mehrkosten für höherwertige Hilfsmittel wären dann ja selbst zu zahlen :whistling:

    May contain nut.

  • Ich gehe so mit 100-110 ins Bett, wache aber öfters nachts auf und wenn es unter 100 ist, nasch ich gerne noch was mit 1BE


    Wenn ich mit diesen Werten schlafen gehe, weiß ich zu 100 %, dass dann 2 - 3 Std. später eine Hypo haben werde. Mir wurde nahegelegt, dass ich bei solchen Werten noch was essen sollte. Schoki oder etwas, das den BZ langsam ansteigen lässt.
    Ich gehe aber meistens mit Werten um die 7,5 bis 8 mmol schlafen und komme in diesem Bereich auch wieder aus der Nacht raus.
    Habe ich mal höhere Werte, bin ich auch vorsichtig mit der Korrektur und spritze dann nur die Hälfte des Korrektur-Insulines, sonst hätte ich dann in der Nacht auch mit Hypo-Problemen zu kämpfen.

    Satt heißt nicht, dass keine Schokolade mehr reinpasst. :rolleyes:


    8o Schokolade löst keine Probleme, aber das tun Äpfel ja auch nicht.

  • Mit welchem Blutwert geht ihr in die Nachtruhe?


    Ich weiß, dass der Blutzucker bei mir zwischen 23 und 2 Uhr immer ein Stück runter geht, daher lege ich bei unter 120mg/dl noch eine BE Schokolade nach, unter 100 dazu noch ne halbe BE Traubenzucker, sonst wach ich um 2 Uhr mit 60mg/dl auf.
    So lieg ich nachts um die 80 und komm dann meistens morgens bei 100-110 an.

    May contain nut.

  • Wenn ich mit diesen Werten schlafen gehe, weiß ich zu 100 %, dass dann 2 - 3 Std. später eine Hypo haben werde. Mir wurde nahegelegt, dass ich bei solchen Werten noch was essen sollte. Schoki oder etwas, das den BZ langsam ansteigen lässt.


    Und warum änderst du dann nicht deine nächstliche BR, wenn das bei dir immer der Fall ist?
    Klingt ja so, als wäre diese zu hoch, wenn das ein immer wieder kehrendes Problem ist!

  • Ich habe Tage erlebt, da stand mein Blutzuckerwert (am Tag) bei 33 mg und ich war fit. Aber meistens merke ich bei 40 mg, dass ich was einnehmen muss.
    Meine Leistungsfähigkeit lässt aber bei um die 60 mg schon leicht nach.
    Nur Nachts im Schlaf ist es für mich sehr problematisch, wenn es unter 60 mg geht. Was bitte machen Singles, wenn es in diese sehr kritischen Phasen geht?


    Das habe ich mich auch schon gefragt. da kann einem Angst und Bange werden ;(
    Auch wenn mann probiert alles bestens zu managen.

    Personalführung ist die Kunst,
    einen Mitarbeiter so schnell über den
    Tisch zu ziehen,
    daß er die entstehende Reibungshitze
    als Nestwärme empfindet.