13jährige Diabetikerin auf Klassenfahrt verstorben

  • Bei einem Infoabend im Vorfeld der Klassenfahrt sollen die beiden Lehrerinnen die möglichen Vorerkrankungen der Schüler nicht abgefragt haben.


    ganz ehrlich? Wäre es mein Kind gewesen, hätte ich es jeder einzelnen Begleitperson persönlich gesagt und ihnen eine Liste in die Hand gedrückt "was ist zu tun, wenn..."

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • Mein Sohn kam Freitag wieder von der Klassenfahrt. Ich hatte das auch gelesen im WDR Text, aber ich habe von jemandem hier aus dem Forum einen Link bekommen, in dem die Geschichte schon etwas anders klingt. Scheinbar hat sich das Mädel nicht so gut um den Diabetes gekümmert. Und ich sehe auch die Eltern in der Pflicht nochmal extra darauf hinzuweisen.

    Ich habe vor der Fahrt nochmal mit dem Klassenlehrer telefoniert und musste zusätzlich schriftlich angeben welche Medikamente in welchem Fall zu geben sind.

    Hätte ich da kein Vertrauen gehabt, wäre mein Sohn nicht mitgefahren.

    Keine Frage waren die Lehrer in der Pflicht einen Arzt zu rufen, aber gut geht es denen sicher auch nicht mit der Geschichte.

  • Auch wenn ich mich jetzt, nach Lesen der zurückliegenden Beiträge in diesem Thread, vielleicht bei dem ein oder anderen in die Nesseln setze: dass der Staatsanwalt jetzt Anklage gegen die Lehrerinnen erhebt wird Konsequenzen bei der Lehrerschaft bundesweit hinterlassen. Und das nicht unbedingt zum positiven für Schülerinnen und Schüler mit Diabetes.


    So schlimm der Tod des Mädchens ist, ein gewisser Anteil liegt leider auch an ihrem Umgang mit ihrem Diabetes. Das wird in irgendeiner Form hoffentlich auch in den Ausgang des erneuten Verfahrens mit einfließen.


    Nur, welche Lehrerin, welcher Lehrer nimmt zukünftig noch Schülerinnen und Schülerinnen auf Klassenfahrt mit, wenn sie oder er bei jeder Klassenfahrt mit einem Bein im Gefängnis/vor strafrechtlicher Verfolgung steht? Oder wie in einem früheren "Beitrag" geschrieben wurde, aus dem Schuldienst entfernt werden sollte - wenn etwas passiert.


    Das werden sich Lehrerinnen und Lehrer bestimmt zweimal überlegen. Und das m.E. zu Recht.


    Eine Lehrerin, ein Lehrer kann nicht gezwungen werden etwas zu tun, das ihr oder ihm evtl. zum eigenen Schaden gereicht.


    In Konsequenz werden die Anforderungen für die Mitnahme von Schülerinnen und Schülern mit Diabetes verschärft werden, in manchen Fällen wird die Mitnahme auf Klassenfahrten auch abgelehnt werden.


    Und das könnte nicht nur Erkrankungen wie Diabetes betreffen.


    Und das ist das über den eigentlichen Fall hinaus traurige für mich!

  • Ich erwarte vom Lehrer nicht das er meinem Sohn insulin spritzt. Sollte Tim tatsächlich umkippen wissen eigentlich alle in der Klasse das er ein Notfall nasenspray bei sich trägt. Aber vor allem erwarte ich das ein Arzt gerufen wird, oder das weitere Vorgehen mit mir abgesprochen wird. Das liegt dann in der Verantwortung des Lehrers.

    Bei der schulanmeldung war mein Sohn noch kein Diabetiker, aber er ist nicht der einzige an seiner Schule.

  • Wenn man sich die Wahrscheinlichkeiten anschaut - von 80 Mio Menschen in DE haben etwa 400.000 einen Typ1. Also 1:200. Da mehr als 50% der Betroffenen diesen noch im Schulpflichtigen Alter bekommen - 1:400 bei Schülern. Ist nicht gerade wenig.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Also ich finde die Sachlage in diesem Fall wirklich dubios.


    Selbst WENN zu Beginn der Klassenfahrt keine der Lehrerinnen wusste, dass das Mädchen Diabetes hat, wird doch irgendwann eine der Freundinnen mal gesagt haben, dass es ihr nicht gut geht (d.h. erbricht) und sie Diabetes hat.


    In den heutigen Zeiten ist nach einer 30 Sekunden Google-Recherche doch ganz klar, dass man das besser abklären sollte.


    Wenn sich die Jugendliche weigert (was ja gut sein kann), sollte man doch spätestens da die Eltern anrufen?


    Also ich finde es schon sehr seltsam, wie es zu dieser Situation kommen konnte.

  • SMR sehe ich leider genauso. Klassenfahrten, bzw betreue Fahrten mit minderjährigen durchzuführen ist sowieso für die betreuenden schon immer ein enorme Risiko, es kann einem so schnell aus allem möglichen ein Strick gedreht werden.


    Kinder mit schweren chronischen Krankheiten, nicht unbedingt nur Diabetes, auch Epilepsie z. B. werden das jetzt mit ausbaden müssen und Wahrscheinlichkeit häufiger von Fahrten und Ausflügen ausgeschlossen werden, oder es muss ein Elternteil als Zusatzbetreuung mit (der Traum eines jeden Teenagers).

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • Kinder die ihren Diabetes noch nicht alleine managen können, würde ich als Mutter nicht auf eine mehrtägige Klassenfahrt lassen. Bei Tagesausflügen würde ich als Begleitung mitfahren.

    Jugendliche wie mein Sohn mit 14 wollen natürlich keinen Aufpasser dabei haben, aber ich weiß ja vorher ob er verantwortungsvoll damit umgeht und auf sich achtet.

    Von vorne herein ausschließen stand neu zur Debatte und das ist für die Kids großer Mist.

  • Aber es muss doch von Lehrern (sind das nicht Aufsichtspersonen Minderjähriger?) erwartet werden können, dass sie in jedem Zweifelsfall lieber den Notarzt rufen, wenn das Risiko unklar ist. Dazu muss man doch nicht vorher rumgoogeln, Eltern anrufen oder die medizinische Vorgeschichte des Kindes kennen.

    Das halte ich für eine absolute Selbstverständlichkeit!

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Das müsste man sogar, wenn das Kind kein Diabetes hat. Also um Verletzung der Aufsichtspflicht handelt es sich in dem Fall sicherlich, wenn alles so stimmt, wie in den Medien berichtet.


    LG

    zuckerstück

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼

  • Richtig! Wenn ein Kind auf der Klassenfahrt krank wird müssen die Eltern unverzüglich informiert werden, unabhängig davon welche Erkrankung das ist. Fahrlässige Tötung durch Unterlassung ist eine schwere Straftat, im schlimmsten Fall drohen 5Jahre Gefängnis.

  • ... Wenn ein Kind auf der Klassenfahrt krank wird müssen die Eltern unverzüglich informiert werden, unabhängig davon welche Erkrankung das ist. ...


    Ist das so? Gibt es dazu Regelungen? Ich gehe aber - positiv denkend - davon aus, dass derartige Fahrten begleitende Erwachsene im Ernstfall auch die Eltern informieren. Nur auch das ist wieder eine Definitionsfrage.

    Was ist ein Ernstfall? Und was ist "krank sein"? Wer definiert das?


    Die Aussage ist mir daher in der Form zu pauschal, @Nomis.



    Wir alle sollten tunlichst vermeiden, hier auf irgend jemanden mit dem Finger zu zeigen. Dazu ist die Angelegenheit für alle Betroffenen zu belastend. Wir wissen nicht, was wirklich vorgefallen ist. Keiner von uns war auf dieser Klassenfahrt dabei und kann daher beurteilen, wie die "publizierten Äußerungen" wirklich einzuschätzen sind.


    Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft alle diese Aussagen entsprechend zu hinterfragen und die Angelegenheit zu klären.


    Die Auswirkungen - und das ist meine persönliche Überzeugung - werden aber alle Schülerinnen und Schüler in Zukunft auf Klassenausflügen und Klassenfahrten zu spüren bekommen. Und das unabhängig davon, ob sie eine Erkrankung haben oder nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von SMR () aus folgendem Grund: Kleiner Vertipper.

  • Es ist übrigens nicht so, dass man früher total locker gewesen wäre.

    Ich durfte nicht auf meine eigene Abschlussfahrt mit, weil es den Lehrern zu heikel war und man unbedingt einen Berg besteigen wollte, auf den ich wahrscheinlich nicht rauf gekommen wäre. Zwar nicht wegen Diabetes, aber weil ich damals schon viele Medikamente nehmen musste. Ich habe in meiner gesamten Schulzeit keine Klassenfahrt ohne meine Mutter gehabt.

  • SMR Gerade bei der Arbeit mit Kindern ist jede Kleinigkeit genau geregelt. Krank sein definiert das Kind selber oder der Lehrer. In dem Fall müssen die Eltern informiert werden und das weitere Vorgehen wird abgesprochen.

    Ich arbeite an einer Grundschule und werde im Sommer ein Kind mit Typ1 auf der Klassenfahrt begleiten.

  • Auf jeden Fall waren die Lehrer in der Pflicht sich zu kümmern. Was da passiert ist, müssen die mit ihrem Gewissen vereinbaren.

  • In jedem Fall müssen die entsprechenden Lehrer dauerhaft aus dem Beamtenverhältnis entfernt werden. IRGENDETWAS muss in Deutschland doch mal Konsequenzen haben.

    Das nenne ich Vorverurteilung. :(


    Urteile werden in Deutschland immer noch von Richterinnen und Richtern gesprochen. Und erst dann kann über weitere Konsequenzen gesprochen werden.

  • Naja, jetzt mal unabhängig vom Diabetes scheint es mir auch etwas komisch, eine Schülerin, die tagelang krank ist, nicht mal einem Arzt vorzustellen. Das könnte ja alles mögliche sein, Salmonellen, Listerien, Blinddarm, ne Gastritis, das alles bräuchte ja auch Behandlung. Das lässt man ja nicht so laufen. Das Mädchen hatte Blutzuckerwerte um 1400, da wäre bei jedem Hausarzt bei einem simplen Check aufgefallen, dass was nicht stimmt.

    Wenn sich ein paar Schüler heimlich besaufen ist das eine Sache, aber krank über mehrere Tage? Das muss ja auffallen und in dem Moment, in dem der Lehrer Kenntnis hat, muss er auch was tun.

  • Wir wissen nicht, was wirklich vorgefallen ist.

    Doch, wir wissen, das das Kind tot ist. Und so leicht und unbemerkt stirbt man heutzutage an Diabetes nicht mehr.

    Innerhalb von drei Tagen muss aufgefallen sein, dass das Kind schwer krank ist. Wenn das nicht aufgefallen ist, spricht das schon für mangelnde Aufsicht.

    Das sind auch keine Abiturienten gewesen, die heimlich gesoffen haben, oder die man alleine, ohne erwachsene Aufsichtsperson, in der Herberge zurücklassen kann, wenn sie krank sind.


    LG

    zuckerstück

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼