Hoffnung für Menschen mit Diabetes Typ 1 - Stammzellen (aus: Deutschlandfunk)

  • https://www.deutschlandfunk.de…gen-diabetes-typ-100.html

    https://ondemand-mp3.dradio.de…0211203_1635_1b0eb5b6.mp3

    Transplantierte Stammzellen - Hoffnung für Menschen mit Diabetes Typ 1

    Zwei US-Biotechnologiefirmen vermelden wichtige Fortschritte im Kampf gegen Diabetes Typ 1: Zellen aus dem Labor bleiben ein Jahr nach der Transplantation im Körper aktiv und produzieren Insulin. Experten sprechen von einem Meilenstein der Forschung mit embryonalen Stammzellen.

    Von Michael Lange | 03.12.2021



    Von einem Meilenstein spricht Eelco de Koning, Diabetes-Experte vom Medical Center der Universität Leiden in den Niederlanden. In einer Phase-1 und Phase-2-Studie erhielten 26 Patientinnen und Patienten insulinproduzierende Zellen, gezüchtet im Labor, aus menschlichen embryonalen Stammzellen.

    Die Forschung hatte bereits vor 20 Jahren begonnen, bei der Firma Novocell in San Diego. 2006 entstanden dort aus embryonalen Stammzellen des Menschen Schritt für Schritt insulinproduzierende Zellen. Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis die ersten klinischen Experimente begannen. Heute heißt die Firma ViaCyte und arbeitet mit mehreren Kliniken zusammen – in den USA, Kanada und Europa.

    Um die Zellen zu schützen und um deren Aktivität besser zu überprüften, entwickelte die Firma eine Art Verpackung, erklärt Eelco de Koning.
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    Zellen produzierten ein Jahr lang Insulin

    Die Tasche ist an den Blutkreislauf angeschlossen. Sie besteht aus einer künstlichen Membran und ist durchlässig für verschiedene Substanzen. Nach einem Jahr schauten die Ärzte nach, ob die Zellen aktiv waren und ihren Job taten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Zellen reagierten auf eine zuckerhaltige Flüssigmahlzeit mit erhöhter Insulinproduktion.

    „Insgesamt ist das ein bedeutender Schritt, tatsächlich einer der ersten Berichte, der ein funktionelles Überleben der aus Stammzellen generierten Inseln über ein Jahr beschreibt.“
    Barbara Ludwig vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden forscht selbst mit insulinproduzierenden Stammzellen. Sie sieht in den neuen Ergebnissen einen wichtigen Fortschritt.
    „Auch wenn der klinische Effekt dieser Transplantation für den einzelnen Patienten noch nicht sehr ausgeprägt war, so zeigt es auf jeden Fall das hohe Potential dieser Forschungsrichtung.“

    Die behandelten Patientinnen und Patienten brauchten 20 Prozent weniger Insulin. Und ihr Zuckerspiegel blieb etwas länger im Zielbereich als ohne transplantierte Zellen. Weniger Insulin und eine kontrollierte Zuckerkonzentration im Blut bedeuten immer auch weniger Langzeitschäden und ein längeres Leben.

    Von einer wirklichen klinischen Verbesserung will Eelco de Koning allerdings noch nicht sprechen. Die komme erst im nächsten Schritt, in einer Phase 3-Studie:
    „Dann lautet die Frage: Wie viele Zellen müssen wir implantieren, um einen klinischen Effekt zu erzielen, so dass Patienten ihren Insulinbedarf deutlich reduzieren können oder vielleicht sogar ganz ohne Insulin auskommen?“

    Weitere Studie soll die Zellen reif für die Klinik machen

    Kurz bevor ViaCyte aus San Diego diese Zwischenergebnisse vorstellte, überraschte die Konkurrenzfirma Vertex aus Boston mit einer Mitteilung über einen spektakulären Einzelfall. Der 64-jährige Brian Shelton erhielt im Rahmen einer Studie insulinproduzierende Zellen direkt in die Leber gespritzt. Angeblich produzierten die Zellen ausreichend Insulin, um den Blutzuckerhaushalt des Mannes allein zu kontrollieren.

    Auch wenn dies nur eine Momentaufnahme ist, die einen einzigen Fall beschreibt: Die Fortschritte machen Hoffnung für Menschen mit Diabetes Typ 1.

    Herausforderung: Abwehrreaktionen durch das Immunsystem

    Aber eine wichtige Frage ist ungeklärt. Bei beiden Zelltherapien muss das Immunsystem der Zellempfänger gebremst werden, wie bei einer Organtransplantation. Ohne diese Immunsuppression würde die körpereigene Abwehr die insulinproduzierenden Zellen bekämpfen und zerstören.

    „Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um das zu umgehen. Entweder es gelingt, die Zellen in einer Weise zu verändern, dass sie vom Immunsystem gar nicht erst erkannt werden, oder aber die Option der so genannten Zell-Verkapselung, wobei die Zellen – wie auch in diesem Falle – in eine Art Kammer verpackt werden, die allerdings für Komponenten des Immunsystems – anders als in dieser Studie – nicht zugänglich sind.“

    Am Universitätsklinikum in Dresden forschen Barbara Ludwig und ihr Team an einer solchen gut verträglichen Therapie gegen Diabetes Typ 1. Der Weg dorthin ist auch nach dem nun erreichten Meilenstein noch weit, aber das Ziel scheint erreichbar.

  • Herausforderung: Abwehrreaktionen durch das Immunsystem

    Aber eine wichtige Frage ist ungeklärt. Bei beiden Zelltherapien muss das Immunsystem der Zellempfänger gebremst werden, wie bei einer Organtransplantation. Ohne diese Immunsuppression würde die körpereigene Abwehr die insulinproduzierenden Zellen bekämpfen und zerstören.

    „Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um das zu umgehen. Entweder es gelingt, die Zellen in einer Weise zu verändern, dass sie vom Immunsystem gar nicht erst erkannt werden, oder aber die Option der so genannten Zell-Verkapselung, wobei die Zellen – wie auch in diesem Falle – in eine Art Kammer verpackt werden, die allerdings für Komponenten des Immunsystems – anders als in dieser Studie – nicht zugänglich sind.“

    Wie wäre es mit Arbeit an Lösung 3, herausfinden warum das Immunsystem Krieg gegen den Körper führt und es ihm austreiben, womöglich mit MRNA Technik?

  • Weil du erst mal wissen müsstest WARUM das Immunsystem Amok läuft. Wäre es ein Virus und wäre dieser identifiziert, dann könntest du gegen diesen impfen.


    Aktuell ist nicht mal klar OB es ein Virus ist.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • embryonalen Stammzellen.

    Von Michael Lange

    Kleiner Scherz.

    😁 😁

    Sorry, der lag da.


    Aber ganz lieben Dank an Winkelement ...

    Wie immer wissenswert!

    Und für mich sehr faszinierend.


    Aber die Frage nach dem Immunsystem stellt sich mir sofort. Da ich ja gleich mehrere davon halte... :/


    "Wenn ich kann bin ich immer nett.

    Bin ich mal nicht nett, kann ich grad nicht." 8o


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    Generation X / Generation Golf und Digital Immigrant

  • Aber die Frage nach dem Immunsystem stellt sich mir sofort. Da ich ja gleich mehrere davon halte... :/

    Die Frage die sich mir auch stellt ist ob es mit vertretbarem Aufwand möglich is Zellen des Patienten zu verwenden um die Immununterdrückung nicht ganz so stark vornehmen zu müssen oder ob das zu kostspielig ist mit der individualisierten Medizin


    MRNA hilft nicht nur gegen Viren. Auch wenn man in der jetzigen Pandemie sich darauf fokussiert hat.

    Dass man Viren im Verdacht hat Diabetes eventuell auszulösen is davon unabhängig

    Einmal editiert, zuletzt von TPM ()

  • TPM


    Ist ja noch in der Forschung und noch gar nicht in der Anwendungen aber wenn es so weit sein sollte bleibt halt die Frage.


    Gerade für Menschen mit Autoiummunerkrankungen und auch bei Diabetikern die auf Grund von Transplantation, Krebs oder anderen Erkrankungen mit Immunsuppressiva behandelt werden müssen.

    Wie sich das dann wohl verhält. Gibt ja genug Typ 1er mit einer der beiden Optionen zusätzlich.


    Wie immer, warten und wundern. 😉


    "Wenn ich kann bin ich immer nett.

    Bin ich mal nicht nett, kann ich grad nicht." 8o


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    Generation X / Generation Golf und Digital Immigrant

  • Es gibt keine Hoffnung und dort würd ich auch keine Aktien kaufen, weil Bullshit.

    Hoffnung gibt es immer. Je besser man eine Sache versteht desdo besser kann man damit umgehen. Man darf nur nich zu kurzfristig denken. Forschung is ne zähe Sache und bringt erst in Kombination mit anderen Ergebnissen ein nutzbare zufriedenstellendes "Produkt".

    Muss man geduldig sein :)

  • ob das zu kostspielig ist mit der individualisierten Medizin

    Ist auch eine Frage der Lebenserwartung. Meine Immunsuppressiva kosten im Monat auch mehrere tausend Euro. Wenn man die stattdessen zwanzig oder dreißig Jahre nehmen muss, relativiert das die Kosten wieder. Mal abgesehen von den Nebenwirkungen der Immunsuppressiva, der Folgekosten durch fällige Arztbesuche (Spiegelkontrollen, Hautarzt, Nephrologe usw.).

  • bevor wegen mir und meinem DM "embryonale Stammzellen" herhalten müssen...........behalte ich sogar lieber meinen DM!

    nest

    Grüße nest

  • Zell Linien sind potenziell unsterblich und können über Jahre weitergezüchtet werden.

    Es ist also nicht so dass man ständig neue Linien anfängt.

    Man könnte auch Ips Zellen nehmen, indizierte pluripotente Stammzellen, die umprogrammierte Körperzellen sind.

    Ich denke im späteren Verlauf dürfte sich das ethische Dilemma lösen. Wenn man mit Vermehrung Alter Zellen die schon gewonnen wurden denn ein Problem hat.

  • Man kann sie auch aus den Embryonen gewinnen die bei einer künstlichen Befruchtung übrig bleiben und sonst vernichtet worden wären.

    Da gibt es viele verschiedene Möglichkeiten inzwischen.

    Nur weil wir von verschiedenen Quellen sprechen, muss das ja nicht falsch sein ;)

  • Die Kommentare unter dem eigentlich ganz interessanten Video sind mal wieder grausam.

    "Sie wollen euch nich heilen da ihre Einnahmequelle versiegt" "ihr habt euch schlecht ernährt und seid selber schuld" "Esst keinen Zucker und keine Kohlehydrate, gelöst" , fehlt nur noch Wegbeten und geheiligte Heilkräuter X(

  • Das passendste Kommentar ist eher:



    Ich bin auch gespannt auf neue Methoden, etc. Aber die Sprünge sind sehr, sehr klein.

    Zitat

    "Sie wollen euch nich heilen da ihre Einnahmequelle versiegt"


    Es gibt ja immer Leute, die "Big Pharma" hinter dem "ungeheilten" Diabetes vermuten.


    Aber das ganze "Wir stecken neue Beta-Zellen irgendwo hin" klappt nicht so einfach, wie es scheint. Und das abändern von Zellen mittels CRISPR ist zwar jetzt einfacher geworden, aber über-Nacht wird das nicht klappen.


    Für die Firmen, die ne Stammzellen-/CRISPR-Lösung entwickeln, könnte das "Behandeln" von T1D ganz gut profitabel sein, besonders da "neue T1D" immer häufiger auftreten. Und günstig wird die Behandlung auch nicht sein, verdienen gibts da vermutlich genug. Und die T2D gehen ja dadurch nicht weg. Ich bin da optimistisch, dass da fleißig dran gearbeitet wird.


    Aber in Mainstream-News Leute aus klinischen Tests zu sehen, deren Bedarf netto gesunken ist (der Typ aus dem Video), ist echt cool. Auch wenn es nur bisher ein einzelner Typ ist. Das hebt einfach mal die Sache aus der "theoretisch könnte es mal was geben" Ebene. Es tut einfach gut, mal Ergebnisse zu sehen.


    Ich bin gespannt. Nicht übermäßig hysterisch. Aber gespannt!

  • Das dauert sicher. Im Video heisst es "die nächsten Jahre 17 Kandidaten".

    Das is deutlich entfernt von massentauglich und für die Abstoßungsreaktionen brauchen wir auch noch was besser als Immunsystem unterdrücken . Schau ma mal :)