Umsetzung von Insulin

  • Moin,

    mal eine Frage, die mich schon länger beschäftigt.

    Wenn Insulin im Körper umgesetzt wird, gibt es dabei Beschränkungen, wie viel Insulin gleichzeitig "arbeiten" kann? Ist beispielsweise die Anzahl der Insulinrezeptoren beschränkt, so dass es irgendwo eine Grenze gibt beim der Schnelligkeit des Abbaus des Zuckers?


    Wenn ich mir einen höheren Bolus gebe, habe ich immer Angst, dass der mich richtig nach unten zieht. Aber kann ich mir das ganze dann dennoch so vorstellen, dass der Bolus nur länger wirkt und Schritt für Schritt abgebaut wird, also nach dem Vergehen der Zeit (unter Berücksichtigung der Wirkkurve) das Insulin abgebaut wird? "verschwindet" es aus dem Körper, sobald es eine gewisse Menge umgesetzt hat?


    Mir fehlt irgendwie das Fachvokabular um meine Fragen zu formulieren, vielleicht versteht ja jemand was ich meine...

  • Und etwas einfacher erklärt findest Du es auf meiner Website: https://www.diabetesinfo.de/ei…rundlagen/resorption.html


    Und ja, das Insulin verschwindet nach einer gewissen Zeit aus dem Körper. Es ist ja ein Eiweiß und wird im Laufe der Zeit von Enyzmen abgebaut (so dass es nicht mehr als Insulin wirken kann). Im Blut beträgt die Halbwertzeit etwas 8-10 Minuten. Während es im Unterhautfettgewebe wartet, bis es ausreichend verdünnt ist, um ins Blut überzugehen, werden aber auch schon Insulinmoleküle abgebaut. Nicht so heftig wie im Blut, aber auch dort geht schon etwas von der BZ-senkenden Wirkung verloren.

    Je größer die Einzeldosis, desto mehr Insulin wird enzymatisch/proteolytisch abgebaut, noch bevor es biologisch wirksam werrden kann.


    Viele Grüße
    Jörg

  • Wenn das so ist, dann frage ich mich, warum ich von meiner Diabetologin eine Tabelle bekommen habe, nach der ich Spritzen soll. Dort wird angegeben, je nach Höhe des Messwertes eine bestimmte Menge Insulin zu spritzen und das bis zu einer h vor der nächsten Mahlzeit.


    Dann wäre ja nach deiner Erklärung das Insulin schon lange abgebaut und unwirksam, nur mein Zuckerspiegel würde von einem tieferen Wert aus auf das Essen reagieren?


    Oder habe ich da was falsch verstanden?


    Gruß Ralph

  • Dabei kann es sich eigentlich nur um das Korrekturinsulin handeln, da das Bolus-Insulin gemäß der jeweiligen Faktoren berechnet werden sollte. Nach einer Stunde ist das Insulin keinesfalls schon lange abgebaut. NovoRapid z.B. hat das Wirkmaximum nach 1-2 Stunden erreicht und ist dann (bei mir jedenfalls) schon verbraucht, kann aber bis zu 4-5 Stunden wirken laut Packungbeilage. Daher korrigiere ich persönlich schon nach 2 Stunden und gehe davon aus, dass es nach 3 Stunden normalerweise nicht mehr wirkt.

  • toosweet Vorstellen kann man sich alles Mögliche. Letztlich haben mich alle derartigen Überlegungen immer wieder zum Try-and-Error zurück geführt:
    Jeder Körper reagiert anders. Jede Mahlzeit ist anders. Jeder Spritzstelle ist anders.

    Große Insulindosen sind aber grundsätzlich länger wirksam als kleine.


    Da die meisten von uns heutzutage mit CGM oder FGM unterwegs sein, kann man beim Testen etwas beherzter zur Sache gehen als noch vor wenigen Jahren.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

    Einmal editiert, zuletzt von Ove () aus folgendem Grund: mir und mich verwechselt :-D

  • Dann wäre ja nach deiner Erklärung das Insulin schon lange abgebaut und unwirksam, nur mein Zuckerspiegel würde von einem tieferen Wert aus auf das Essen reagieren?

    Oder habe ich da was falsch verstanden?

    Ja: ich sprach von der Halbwertzeit im Blut. Im Unterhautfettgewebe ist es aber länger vorhanden als im Blut. Zumindest so lange, bis es ausreichend genug verdünnt ist, damit es überhaupt in die Blutbahn übergehen zu können. Siehe auch die Erklärungsseite, die ich da verlinkt habe.


    Viele Grüße
    Jörg

  • OK, alles klar, ich habe die Erklärungsseiten gelesen. Das ist ja sehr verständlich erklärt und auch alles ganz schlüssig, aber wenn ich z.bsp. Weißbrot esse (mach ich selten) dann schießt mein Blutzucker innerhalb von Minuten um 200-250mg/dl senkrecht nach oben. Da spielt es auch keine Rolle, wann ich spritze. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich dann besser nachher Spritze, wenn der Höchststand erreicht ist, dann geht er wieder runter auf normale Werte.

    Man kann ja auch nicht immer genau planen, wann es das nächste mal was zu essen gibt. Also ist vorher spritzen auch ein Glücksspiel hier den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.

  • Glücksspiel würde ich nicht sagen sondern die Erfahrung bringt es.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Ich würde sagen: Eine Kombination aus Glücksspiel und Erfahrung.

    Mit der Erfahrung bekommt man das Glücksspiel einigermaßen unter Kontrolle, aber auch nicht zu 100%. Manchmal haut es eben doch nicht hin.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich dann besser nachher Spritze, wenn der Höchststand erreicht ist, dann geht er wieder runter auf normale Werte.

    Diese Erklärung macht keinen Sinn ;)Gerade bei Lebensmitteln, die schnell ins Blut übergehen, empfiehlt es sich, vorher zu spritzen, oder sogar einen Spritz-Ess-Abstand einzuhalten, um diese Spitzen zu vermeiden. Bei fast allen Lebensmitteln kannst du vorher spritzen. Nur wenn der Zucker recht niedrig ist, esse ich erstmal ein bisschen und spritze dann zwischendurch mal.

  • Als erstes muss das Insulin von der Spritzstelle ins Blut wandern. Spritz Du z.B. die Insulinmenge auf zwei Stellen verteilt geht es schneller ins Blut und wirkt auch nicht so lange, wie eine große Menge.


    lyumjev wird etwas schneller weitertransportiert mit der Hilfe bestimmter Hilfstoffe.


    Je mehr Insulin im Blut ist, desto schneller / stärker Wirkung. Wenn Du hohen Zucker hast must Du berücksichten warum und wie lange schon.


    Ist der Zucker schon länger hoch sind die Speicher voll und bei zuviel Insulin reagiert der Körper nur wenig, da er das ausgleichen kann.


    Hast Du nur eine Spitze, da die Verdauung schnellarbeitet nach einer einer Mahlzeit, die schnell ins Blut geht- oder bei Stress:


    Dann vorsichtig korrigieren. Z.B. bei Stress - ist das Andrenalin weg, rauscht der Zucker runter. Adrenalin wird übrigends noch schneller abgebaut als Insulin.


    Also ausprobieren, beobachten, auf die Situation und die Tageszeit achten.

    let the sun shine

  • Ich habe heute Morgen beim Aufstehen schon einen ansteigenden Zuckerspiegel gehabt und war kurz vor 9 Uhr schon über 200 (Bild 1), ohne dass ich vorher etwas gegessen habe.

    Ich habe dann vor der Frühstückspause bei ca. 220 mg/dl, 25ie gespritzt und dann so ca. 30g KH zum Frühstück gehabt. Dann habe ich um 11:00 Uhr nochmal gemessen (Bild 2)


       


    Das passt ja mit der Aussage

    Zitat

    Je mehr Insulin im Blut ist, desto schneller / stärker Wirkung. Wenn Du hohen Zucker hast must Du berücksichtigen warum und wie lange schon.

    auch nicht ganz zusammen. Ich hätte erwartet, dass es schneller runter geht und dann nicht so hoch ansteigt. Vor allem, weil ich ja relativ wenig KH zu mir genommen habe.


    Gruß Ralph

  • Dein Nüchternwert ist zu hoch, da passt irgendwas bei dir mit der Basalversorgung nicht. Und dann zieht man sowas auch gern durch den ganzen Tag mit. Du müsstest das vor dem Anstieg auf die 200 schon korrigieren. Wenn der Wert schon oben ist, ist man sowieso insulinresistenter und das gerade am Morgen. Versuche im ersten Schritt die Nacht- und Morgenwerte zu kontrollieren und dann die BE-Faktoren zu ermitteln. Das klappt einfach nicht, ohne dass man etwas Ruhe reingebracht hat.

  • Daher korrigiere ich persönlich schon nach 2 Stunden und gehe davon aus, dass es nach 3 Stunden normalerweise nicht mehr wirkt.

    Passt bei Novorapid auch nach meiner Erfahrung ganz gut. Ich hab noch nie erlebt, dass "Novo" nach 3h noch "auf einmal" was nachlegen kann. Wirkmaximum scheint bei mir etwa nach 90 min einzutreten. Wie ich gestern bei 200g Backofenpommes zu Mittag bemerken durfte.


    Wenn ich nach 2h "Kontrolle" sehe, dass ich mit der Restmenge keine echte Chance hab ins Ziel zu laufen, dann gibts eine "überlappende" Korrektur.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Passt bei Novorapid auch nach meiner Erfahrung ganz gut. Ich hab noch nie erlebt, dass "Novo" nach 3h noch "auf einmal" was nachlegen kann. Wirkmaximum scheint bei mir etwa nach 90 min einzutreten. Wie ich gestern bei 200g Backofenpommes zu Mittag bemerken durfte.


    Wenn ich nach 2h "Kontrolle" sehe, dass ich mit der Restmenge keine echte Chance hab ins Ziel zu laufen, dann gibts eine "überlappende" Korrektur.

    Ich habe auch das Glück, dass das NovoRapid bei mir wirklich "Rapid" wirkt - einen Abstand zum Spritzen muss ich fast nie einhalten. Wenn ich sehe, dass mein BZ nach der Mahlzeit zu weit nach oben schießt, weiß ich eigentlich auch direkt, dass es einfach zu wenig Insulin war und kann dann auch recht schnell nochmal nachlegen.

    Also ich brauche überhaupt kein FIASP und Co., NovoRapid ist schon echt ein super Produkt.

  • Zitat

    Wenn ich sehe, dass mein BZ nach der Mahlzeit zu weit nach oben schießt, weiß ich eigentlich auch direkt, dass es einfach zu wenig Insulin war und kann dann auch recht schnell nochmal nachlegen.

    Da habe ich quasi irgendwie keine Chance, dass ich in den Anstieg eingreifen kann, wenn ich während des Anstiegs spritze, kann es höchstens sein, dass eine halbe Stunde dauert, bis sich was tut. Da habe ich schon eine Menge IE sinnlos verbraucht, weil sie wirkungslos waren.

    Den Anstieg verhindern habe ich noch nie geschafft, mit Glück kann ich einen zu hohen Wert verhindern.

  • Da habe ich quasi irgendwie keine Chance, dass ich in den Anstieg eingreifen kann, wenn ich während des Anstiegs spritze, kann es höchstens sein, dass eine halbe Stunde dauert, bis sich was tut. Da habe ich schon eine Menge IE sinnlos verbraucht, weil sie wirkungslos waren.

    Den Anstieg verhindern habe ich noch nie geschafft, mit Glück kann ich einen zu hohen Wert verhindern.

    Anstieg verhindern kommt auch erst im zweiten, wenn nicht dritten Schritt. 1. Der Basalbedarf muss passen, 2. Die BE-Faktoren müssen passen und 3. ggf. einen Spritz-Ess-Abstand hinzufügen für einen kleinen Vorsprung für das Insulin. Aber das musst du wirklich auf einander aufbauend machen. Sonst bleibt es wirklich eine Glückssache, ob es mal passt oder nicht.

  • Also wenn man mit einem Stück Weißbrot von 150 auf 250 steigt, kann man sich durch rechtzeitiges spritzen z.B erst einmal auf 70 bringen und dann steigt man mit dem Weißbrot nur auf 170, bleibt also 100% im TIR. Geschicktes spritzen vor der Mahlzeit kann schon einiges bewirken. Durch Erfahrung kann ich bei vielen Mahlzeiten schon vorher sehr exakt spritzen. Einfach alles aufschreiben und dieselbe Mahlzeit (geht besonders leicht bei Fertigmahlzeiten) immer weiter verbessern.

  • Also wenn man mit einem Stück Weißbrot von 150 auf 250 steigt, kann man sich durch rechtzeitiges spritzen z.B erst einmal auf 70 bringen und dann steigt man mit dem Weißbrot nur auf 170, bleibt also 100% im TIR. Geschicktes spritzen vor der Mahlzeit kann schon einiges bewirken. Durch Erfahrung kann ich bei vielen Mahlzeiten schon vorher sehr exakt spritzen. Einfach alles aufschreiben und dieselbe Mahlzeit (geht besonders leicht bei Fertigmahlzeiten) immer weiter verbessern.

    Das stimmt, im Alltag versuch ich aber möglichst so zu essen, dass ich weniger Aufwand habe. Es macht einfach schon Sinn, Vollkornbrot statt Weißbrot zu essen z.B. Sport hilft auch...mich stresst es eher, mich erst runterzuspritzen, warten zu müssen, dann die Zeit im Blick zu halten etc...vermeide einen SEA so es geht und wie gesagt habe ich auch das Glück dass ich es nicht unbedingt brauche.

    Das gilt auch für das Spritzen nach dem Essen. Das würde ich total vergessen...daher vor der Mahlzeit rein und gut ist. Notfalls muss man nochmal nachspritzen...dass ich vorzeitig satt bin ist mir ungelogen noch nie passiert, ich esse echt gern ^^