Gesammelte Hypo-Erlebnisse

Zitat von Hubi

aber ich habe immerhin keinen mit Blut vollgespritzt!

das ist mir mal in einem Restaurant passiert... diskret unterm Tisch blutig messen wollen und schwups... ein Strahl, wie aus einer artesischen Quelle (und eine ehemals weiße Tischdecke)

Zitat von Zuckerstück

In der Süßigkeitenabteilung stehen mit Unterzucker und sich nicht entscheiden können. Dabei natürlich die ganze Zeit Traubenzucker griffbereit in der Tasche.

das kenn ich auch. Man will ja keine Hypo "verschwenden"

Ich fange an, unzusammenhängendes Zeug zu labern, während ich eigentlich immer erklären will, dass ich jetzt eigentlich grad "offline" bin und es quasi in 10 Minuten "weitergeht"

Und natürlich das immerwährende "das mach ich noch schnell fertig" es braucht meine komplette Willenskraft und Resthirn, um das, was ich tue NICHT fertig zu machen

Ich finde es aber gut, dass der Aumann so offen damit umgeht - das gibt ein bisschen Hoffnung

Zitat von Gyuri

Ich fühle mich bei "starkem" Unterzucker (sagen wir mal <50) so elendlich und aufgeregt und mit schnellem Puls und hohem Blutdruck und noch mehr zittrig als ich eh schon bin, dass ich mir einen Unterzucker-Tod als was ganz Schreckliches vorstellen würde.

so war, es auch! Alles andere als kurz, und schmerzlos. Ich hab dann unverzüglich die Rettung gerufen, Traubenzucker eingeworfen, und die Idee mich mit Insulin zu töten als vertrottelt empfunden.

Eine Geschichte fällt mir doch noch ein:

Irgendwann 1990 (da war ich ca. 12 Jahre und neu im Diabetiker-Business) kamen die Raffaelo auf den Markt. Damals gab es noch keine gesetzliche Vorgabe bzgl. Nährwertangaben auf den Verpackungen und auch Umrechnungstabellen bzw. Infos über Süßigkeiten generell gab es nicht so (zumindest wußten wir nichts von deren Existenz).

Lange Rede, kurzer Sinn: Mamas Sohn wollte unbedingt diese neuen Dinger probieren, wir haben uns aber nicht dran getraut wegen Zuckergehalt, Kohlenhydrate usw. Irgendwann hatte ich mal 'ne Hypo und meine Mutter hatte die Idee, diese mit Raffaelo zu "bekämpfen". Da wir (oder besser: sie) sehr ängstlich war(en) hatte ich erstmal nur einen halben probiert. War zwar sehr lecker, aber geholfen hatte es nicht wirklich, wie Ihr Euch denken könnt.

Dann irgendwann noch die andere Hälfte hinterher geschoben aber wie es weiterging hab ich leider vergessen. Hab nur noch das Bild von uns beiden auf der Couch sitzend vor Augen...

Was auch 'ne miese Nummer ist, wenn Kreislauf und Hypo zusammen kommen. So erlebt im Hochsommer auf der Arbeit. Ich habe die Hypo bemerkt, dann wurde mir schwindelig, mir war kochend heiß und ich konnte mich gerade noch von draußen rein zum Pausenplatz schleppen. Als erstes unseren Werks-Sanitäter angerufen der zu mir meinte: "Ich höre hier nichts, warte, ich rufe gleich zurück!" Ja, klar, ich drücke den Pause-Knopf an meinem Bauch und warte auf Rückruf!

Dann habe ich mir erstmal Traubenzucker reingeschmissen, mit Wasser nachgespült, das restliche Wasser über Kopf und Nacken gekippt, mich hingelegt und die Beine hochgelegt. Nach gefühlt 4 Stunden (ok, waren in Echt vielleicht 3 Minuten ) kam dann der Rückruf und er schaute vorsichtshalber nochmal nach mir...

Zitat von Marani

"das mach ich noch schnell fertig"

...könnte auch von mir stammen...

...Ich bin ja gleich zuhause, das schaffe ich noch, da steht der Traubenzucker, dann muss ich nichts extra anbrechen...oh, da ist eine Tankstelle, da könnte ich mir was holen, ne zu teuer, ich bin ja gleich zuhause, das schaffe ich noch...

Ich bin schon eine halbe Stunde mit Blutzucker von 80 leicht fallend unterwegs gewesen, keinen Traubenzucker mehr, aber eine Packung Milch dabei. Aber direkt aus der Packung trinken ist unhygienisch, also habe ich nur die Pumpe gestoppt und durchgehalten, bis ich zu Hause war.*

Dinge, die sie nicht tun sollten, wenn sie eine Unterzuckerung haben.

LG

zuckerstück

*Eigentlich hätte ich auch in die Hand gießen können um dort rauszuschlabbern, aber gute Erziehung ist manchmal ein Hemmschuh.

Zitat von Hallo-Welt

Ich hatte unterwegs auf dem Platten Land mal heftige Unterzuckersymptome und meine gesamten Vorräte schon gegessen.

Ich habe gerade überlegt, die 112 anzurufen, als ein radelnder Rentner vorbeikam.

Den habe ich dann um etwas zu essen angefleht. Gottseidank hatte er für meine Situation Verständnis, da seine Enkelin auch Diabetes hat, und zauberte eine große, süße Birne aus der Tasche.

Die hat mich an dem Tag gerettet.

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Herr von Ribbeck

Zitat von Hubi

Ich stand bei großer Hitze in einer sehr vollen Pariser U-Bahn und "mir war nicht so". Statt einfach TZ einzuwerfen, habe ich einhändig versucht, mir den BZ (blutig, Sensor gab's noch nicht) zu messen, man will's ja lieber genau wissen. Das Ergebnis bestätigte das Gefühl. Wie die Umstehenden das fanden, weiß ich nicht mehr...aber ich habe immerhin keinen mit Blut vollgespritzt!

So ging mir das in der Pariser Metro auch mal.

Zitat von Wattwurm

Es müsste 2012 oder 2011 gewesen sein. Zu der Zeit noch sehr viel auf Dienstreisen unterweg, viel Arbeitsstress. Bei einer Dienstreise nach Hamburg tagsüber wie geschrieben, Stress und Hetze. Am späten Nachmittag dann mit der U-Bahn zum Hotel, BZ vorm Losfahren bei rund 150 mg/dl, also alles gut. 15 Min. später am Hbf noch eben oben in die Drogerie weil Zahnbürste vergessen. Während ich die richtige Reihe gesucht habe, wurde mir schwummerig. Der Gedanke hat 10-20 Sekunden gehalten, dann war ich weg, bewusstlos. Im Fallen hab ich einen Ständer mit Modeschmuck umgerissen.

Schlimm für mich war, als ich wieder zu mir kam stand eine Traube Menschen um mich, sie haben gelacht und gelästert (Drogentussi, besoffen am helllichten Tag usw.). Dann kam einer vom Sicherheitsdienst, fragt, ob jemand gesehen hat, dass ich etwas eingesteckt oder jemand belästigt habe.

Gefühlte 10 Minuten später kniete ein junges Mädchen neben mir und versucht meine verkrampfte Faust zu öffnen, sieht Teaubenzucker darin und hat dann sofort ein paar Leute zusammengefaltet, Saft, Traubenzucker, Cola o.ä. zu holen.

…..

Kurz danach hab ich mir einen FSL 1.5 gekauft, auf eigene Kosten natürlich. Das hat mich ein paar Tausend Eur gekostet. Aber meine Verunsicherung und Angst danach war riesig. Ist sie auch noch heute teilweise, ich reise ungern allein.

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Das finde ich ein wirklich traumatisches Erlebnis!

Ich hatte zweimal die Situation, dass ich so tief war, dass ich nicht mehr wusste, wer ich bin, wo ich bin, wer mein Mann ist, wozu Traubenzucker ist (außer um ihn in den Mund zu schieben.)

Beim ersten Mal hatte ich noch keinen Sensor, das zweite Mal ist noch nicht solange her. Beim zweiten Mal wusste ich auch nicht mehr, was meine Handys und die Apps sollen. Die BZ-Werte auf dem Bildschirm haben ein Eigenleben geführt. Gefahr, Gefahr haben sie gerufen, auch wenn ich nicht mehr wusste, warum. Mein Mann hat beide Mal erlebt (gut für seine Verdauung, die geht dann sehr schnell) und ich wusste nicht, wer er ist, nur, dass er jemand ist, dem ich vertrauen kann.

Ich hatte (vor Sensor) mal Nachts eine Hypo.

Ich hatte unbedingt Lust auf etwas, was ein Stockwerk tiefer im Kühlschrank war. Ja, genau das wollte ich haben.....Obwohl neben meinem Bett immer eine Flasche Cola steht.

Bin dann fast die Treppe herunter gefallen.

Ein anderes Mal, war ich einkaufen. Ich ging ins Geschäft mit einem Einkaufswagen. Plötzlich wurde mir ganz komisch.....ich habe mich Krapfhaft am Einkaufswagen festgeklammert. War schon fast dabei, die Orientierung zu verlieren. Mein Auto hatte ich zum Glück direkt vor der Eingangstür parken können. Hab dann eine Frau gebeten mich doch bitte zum Auto zu begleiten. Sie sah mich so merkwürdig an....Darauf sagte ich:"Nein ich habe nichts getrunken!, ich muss nur Cola trinken!"

Meine Unterzuckerungen liefen bisher unspektakulär ab. Ich hatte lediglich Fressflashes, die in einer Küche voller leerer Verpackungen von allerlei Sachen endeten. Man weiss ja, dass man nicht sollte, aber wenn der Hypohunger da ist, will er besänftigt werden.

Sonst werd ich höchstens etwas ungeduldig und ggf. unwirsch. Meine Freundin weiss aber, dass man mir dann einfach das Brötchen reichen sollte. Passiert gern beim Einkaufen, drum passt das dann grad.

heute habe ich keine Hypos mehr, oder sehr selten............wenn ich mich mal verschätzt habe!

Aber in meiner Anfangszeit mit 2 x Basal und 2 x Alt konnte das durchaus vorkommen. War allerdings noch nie auf fremde Hilfe angewiesen. Der niedrigste Wert war 27 - wie konnte ich das noch messen - und dann stand ich in der Kantine und wusste nicht mehr, wie essen funktioniert.......irgendwann fiel es mir wieder ein ! Ich wurde bei Hypos relativ stur und einmal meinte ich, mein Auto unbedingt noch umparken zu müssen...eine Delle durch einen Felsen, der im Weg war, war die Folge. Glücklicherweise war ich nur auf dem Parkplatz und nicht auf der Straße! Das wäre mir vielleicht doch zu riskant gewesen. Da können wir heute mit unseren Hypoabschaltungen und Loops und Sensoren glücklichst sein! Im vorigen Jahrhundert war das schon recht nervig mit Zwischenmahlzeiten, zu viel Bewegung und Insulinwirkung, die nicht mehr zu steuern war. Aber es ging auch und ich habe offiziell noch keine Spätschäden!

Am Bericht von nest und anderen Usern sieht man, dass die Hypo ähnlich wie Alkohol die Urteilsfähigkeit herabsetzt.

Man checkt nicht, dass man zu niedrig ist, selbst mit bimmelndem Sensor ignoriert man die Hypo, kommt auf dumme Gedanken, will vielleicht noch schnell zum nächsten Parkplatz fahren.

Ohne den Blutzucker anzuheben, um ausreichend Puffer nach unten zu haben, ist Autofahren also ein "dumb way to die".

LG

zuckerstück

ich bin einmal nachts vor meinem Bett aufgewacht, Blut auf dem Nachthemd, BZ so in den 30ern und Zunge geschwollen und tat höllisch weh, weil ich mir ein Stück (seitlich) abgebissen hatte. Das war lange vor dem Sensor, aber seitdem hatte ich (bis zum Sensor) Schiss, wenn der BZ nachts nicht über 120 war

Im Jahr 2019 waren wir In Štúrovo in der Slowakei, direkt an der ungarischen Grenze. Wir wollten in die Stadt laufen und bis zur Donau bummeln.

Weit sind wir nicht gekommen. Bei einem Einkauf in der Drogerie schwankten mir schon die Beine, ich redete aber ungarisch, hielt mich für extrem schlau und unbesiegbar und es ging weiter.

Bei der Eisdiele fragte meine Liebste, ob ich ein Eis mit Cola Geschmack will.

Ich brüllte :Scheiß Eis! Scheiß Cola!

Auf einmal wurde es schwarz, als wenn ein Vorhang runtergeht.

Ich sagte: ich kann nichts mehr sehen und ich kann nicht mehr laufen.

Hier genau der Ort des Geschehens...

Erst am Abend wachte ich im Krankenhaus auf, ich muss wohl eine Krampfanfall gehabt haben auch meine Zunge war lädiert.

Wir setzen den Urlaub fort als wenn nichts gewesen wäre, obwohl meine Liebste am liebsten nach Hause wollte.

Vielleicht auch gut so, weil bis jetzt konnten wir nicht wieder hinfahren.

Jahre später, ich war beim Einkaufen in einem kleinen Laden bei uns in der Nähe. Ich prüfte noch das Verfallsdatum des Sandwichbrotes, und hielt mich auch wieder für besonders schlau. Auf einmal wurde ich nervös und suchte warum auch immer, nach dem Ausgang ich fuhr im Laden hin und her und stürzte trotz Einkaufswagen quer durch den Gang. Ein Verkäufer reichte mir eine Cola, ich trank die Hälfte aus, und rief meine Liebste an die brachte auch das vergessene Blutzuckermessgerät mit, der Zucker war in etwa 80.

Einmal habe ich auch auf dem Sofa gelegen und selbst einen Blutzucker von 37 gemessen.

Das war dann wohl die harmlosesete von

meinen drei schweren Unterzuckerungen...

Jetzt trage ich einen Sensor, und der hilft natürlich so etwas zu vermeiden.

Zitat von Hubi

Sich nicht entscheiden können ist dann auch mein Problem. Das geht so in Richtung bockige Verdrängung oder irgendwas besonders leckeres, aber was bloß? 🫣

das kenne ich nur allzu gut!

Vor vielen, vielen Jahren (vor mindestens 35 Jahren, ich war ca. 17...) , als CGM und Co. noch unbekannt waren, muss ich mal so heftig unterzuckert sein, dass meine Mutter mir Glucagon verpassen wollte. Ich reagierte völlig irrational und auch aggressiv und wollte das nicht. Schloss mich auf der Gästetoilette ein. Meine Mutter verzweifelt mit dem Glucagon-Set Sie wusste sich nicht anders zu helfen und rief meinen besten Freund an. Kleiner Ort, er wohnte in der Nachbarschaft und war innerhalb weniger Minuten zur Stelle und es gelang ihm recht bald mich zum Öffnen der Tür zu bewegen.

An die Umstände, wie es zu dieser Hypo kam, kann ich mich nicht mehr erinnern.

Zitat von Zuckerstück

Man checkt nicht, dass man zu niedrig ist

doch, das habe ich gecheckt, aber meine Sturheit hat rechtzeitiges Handeln verhindert..........das Futtern kam oft verspätet., weil man angeblich erst noch Wichtigeres zu tun hat...

Zitat von Marani

Und natürlich das immerwährende "das mach ich noch schnell fertig" es braucht meine komplette Willenskraft und Resthirn, um das, was ich tue NICHT fertig zu machen

Das kenne ich auch von mir.

Zitat von Zuckerstück

...Ich bin ja gleich zuhause, das schaffe ich noch, da steht der Traubenzucker, dann muss ich nichts extra anbrechen...oh, da ist eine Tankstelle, da könnte ich mir was holen, ne zu teuer, ich bin ja gleich zuhause, das schaffe ich noch...

Und auch das kommt mir sehr bekannt vor.

Zitat von Kochloeffel

Ich hatte lediglich Fressflashes, die in einer Küche voller leerer Verpackungen von allerlei Sachen endeten. Man weiss ja, dass man nicht sollte, aber wenn der Hypohunger da ist, will er besänftigt werden.

Oh ja, die Fressflashes sind manchmal übel.