Schwere Hypoglykämie

  • Was haltet Ihr von den folgenden ersten drei Sätzen zum Stichwort "Hypoglykämie" bei Wikipedia? Mir gehts vor allem um das Fettgedruckte...kennt irgendwer jemanden der infolge einer Hypo Schäden am Gehirn bekommen hat?

    "Hypoglykämie bezeichnet in der Medizin einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel, einen zu geringen Glucoseanteil im Blut (Unterzucker). Oft geht das mit Symptomen verminderter Hirnleistung, Krampfanfällen oder verstärkter Adrenalinausschüttung einher. Bei einer Unterzuckerung sinkt der Zuckergehalt im Zwischenzellwasser soweit, dass die Zellen deshalb nicht korrekt funktionieren.
    Hypoglykämien können abhängig von ihrer Stärke zu Schäden am Gehirn bis hin zum Tode führen.

  • Soweit ich es gelernt habe, kann man durch eine Hypoglykämie nicht sterben. Der Körper "hilft" sich wohl anscheinend doch irgendwie selbst, durch eine Gegenregulation. Zumindest dann, wenn kein Alkohol im Spiel ist. Wie es mit Alkohol im Spiel ist, weiss ich nicht.
    Man kann nur an den Folgen einer Hypo sterben, zB wenn man während ner Hypo mit nem Kopf irgendwo gegen knallt und sich aufgrunddessen so schwer verletzt, dass man aufgrund der Verletzung stirbt.
    Aber man kann sehr wohl stundenlang bewusstlos sein, aufgrund einer Hypo. Das hab ich selbst schon durch.
    Schädigungen im Gehirn hab ich aufgrund meiner vielen schweren Hypos mit Bewusstlosigket und Krämpfen bis jetzt nicht erlitten.

    Bitte berichtigt mich, wenn ich was Falsches geschrieben haben sollte.

    Liebe Grüsse
    Surferin

  • Zitat von Surferin;269293

    man kann sehr wohl stundenlang bewusstlos sein, aufgrund einer Hypo.


    Genau genommen kann man sogar 28 Jahre bewusstlos sein, wenn man gar nicht mehr aufwacht:
    http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Sunny-von-Buelow-Koma-Tod;art1117,2679123l
    und
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14339253.html

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Und was ist denn, wenn noch (massig) Insulin am Wirken ist, und die Leber nicht mehr nachkommt ?
    Und wenn Alk im Spiel ist und das nette "Sauforgan" Leber hier anderweitigen Beschäftigungen nachgeht , also die Party zu Verarbeiten anstatt Leben zu retten?

    Liebe Grüße
    vom Vogel

  • Zitat von Surferin;269293

    Soweit ich es gelernt habe, kann man durch eine Hypoglykämie nicht sterben. Der Körper "hilft" sich wohl anscheinend doch irgendwie selbst, durch eine Gegenregulation. Zumindest dann, wenn kein Alkohol im Spiel ist. Wie es mit Alkohol im Spiel ist, weiss ich nicht.

    Ich weiß nicht ob die Story wahr ist, aber mein früherer Diabetologe hat mal erzählt, er kenne einen Fall von erfolgreichem "Selbstmord durch Hypoglykämie": Ein Arzt soll dabei ein paar Flaschen Rotwein getrunken und sich dann an einen Tropf mit Insulin gehängt haben...

    "Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht."
    (Oscar Wilde)

  • Zitat von Morlok;269339

    Ich weiß nicht ob die Story wahr ist, aber mein früherer Diabetologe hat mal erzählt, er kenne einen Fall von erfolgreichem "Selbstmord durch Hypoglykämie": Ein Arzt soll dabei ein paar Flaschen Rotwein getrunken und sich dann an einen Tropf mit Insulin gehängt haben...


    Könnt mir vorstellen "irgendwann machts die Menge"...
    Wenn ich mir das Insulin in Massen verabreiche streikt der Körper eben irgendwann. Erst recht wenn die Leber anderweitig zu tun hat.

  • Hallo Frau Feiervogel,

    Zitat von Feiervogel;269317

    ...wenn Alk im Spiel ist und das nette "Sauforgan" Leber hier anderweitigen Beschäftigungen nachgeht , also die Party zu Verarbeiten anstatt Leben zu retten?


    Dann arbeitet immer noch die zweite Hälfte der Glucoseneuproduktion?


    Immerhin werden der Leber heutzutage schon so um die 50% des Anteils der Gluconeogenese zugetraut.


    Lt. Schulungsunterlagen (ja, ja, aus jener Schulung) kommt es bei sensiblen Nervenzellen erst nach 5 (fünf!) Stunden vollständigen Glucosemangels zu einer irreparablen Schädigung.


    Das korrespondiert dann auch mit den Ergebnissen von Untersuchungen, wonach bei Diabetikern, die längerfristig häufige und schwere Hypos erlitten haben keine Hinweise auf cerebrale Leistungsstörungen gefunden werden. Wohl aber bei Diabetikern, die längerfristig mit deutlich überhöhten Werten herumdackeln.


    Daraus folgt, dass Hypos in der Folge von Insulinwirkung alleine, zumindest wenn Insulin in "handlungsüblichen Mengen" angewendet wird, keine anhaltenden cerebralen Schäden bewirken können sollten.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Morlok;269339

    Ich weiß nicht ob die Story wahr ist, aber mein früherer Diabetologe hat mal erzählt, er kenne einen Fall von erfolgreichem "Selbstmord durch Hypoglykämie": Ein Arzt soll dabei ein paar Flaschen Rotwein getrunken und sich dann an einen Tropf mit Insulin gehängt haben...


    Hab auch genau so etwas erzählt bekommen - nur ging es in dem Fall um meine alte Kinderärztin, die mithilfe von Insulin Selbstmord begangen haben soll....

  • Also da wird mir janz plümerant zu mute. Mit Insulin Selbstmord... So schön sind Hypos ja auch wieder nicht? Und dann das Gekrampfe, wenn es wirklich auf die Nulllinie der Glucose zugeht. :eek:


    Ich denke mal, dass Arzt oder Ärztin auf angenehmere Ideen kommen könnte? Und vor allem auch an die Stoffe zu derer Ausführung?


    Irgendwie scheinen mir solche Storys eher der Gerüchteküche zu entspringen. :confused:


    Gruß
    Joa

  • Ja wenn "natürliche" Mengen Insulin im Spiel sind, Joa,
    ... kenne da Fälle in denen die Basisinsulinmenge mit kurzwirksamen Insulin gespritzt wurde, tja Flasche verwechselt und nicht bemerkt ( NEIN, das war nicht ich!)


    Na und Insulin als "Suizidmedikament" ( hah, welch tolle Wortneuschöpfung, ist die eigentlich aufgrund der Wortbedeutung von Medikament überhaupt zulässig, oder eher widersprüchlich?)
    ist wenn man an der Quelle ist echt nicht der Burner, Joa.


    LG Feiervogel

    Liebe Grüße
    vom Vogel

  • Zitat von Edett;269297

    Genau genommen kann man sogar 28 Jahre bewusstlos sein, wenn man gar nicht mehr aufwacht:
    http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Sunny-von-Buelow-Koma-Tod;art1117,2679123l
    und
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14339253.html



    Na Super! Nur Hirntot, aber sonst alles in Ordnung...

    >auf Kohle geboren<


    Wenn jemand zu dir sagt "die Zeit heilt alle Wunden", hau ihm auf die Fresse und sag´: "Warte, gleich wird`s besser!"

  • Zitat von Joa;269366


    Lt. Schulungsunterlagen (ja, ja, aus jener Schulung) kommt es bei sensiblen Nervenzellen erst nach 5 (fünf!) Stunden vollständigen Glucosemangels zu einer irreparablen Schädigung.


    Das korrespondiert dann auch mit den Ergebnissen von Untersuchungen, wonach bei Diabetikern, die längerfristig häufige und schwere Hypos erlitten haben keine Hinweise auf cerebrale Leistungsstörungen gefunden werden. Wohl aber bei Diabetikern, die längerfristig mit deutlich überhöhten Werten herumdackeln.


    Gruß
    Joa


    Hast du dazu ne Quelle? Wäre mal wirklich interessant zu lesen

    Grüße Sebastian

  • Joa, du hast recht - ich dachte auch zuerst, daß das der Gerüchteküche entspränge, aber leider war es dann doch die traurige Wahrheit. Ich weiß es nicht, wie meine alte Kinderärztin das machte, und möchte es auch nicht wissen - schließlich will ich nicht auch so sterben!


    Lieber im hohen Alter eines natürlichen Todes.


    Zurück zum Thema: ich muß sagen, daß ich das eine Mal, wo ich eine schwere Hypo mit Bewußtseinlosigkeit ganz großes Glück gehabt habe - ist in der Innenstadt passiert und anhand meines Notfallausweises in meinem Portemonnaie konnten die von der Rettung schnell handeln. Aber ich frage mich heute noch manchmal, was während der 2 Stunden ohne Bewußtlosigkeit eigentlich abgelaufen ist ... :confused:

  • Zitat von Joa;269366

    Dann arbeitet immer noch die zweite Hälfte der Glucoseneuproduktion?


    Immerhin werden der Leber heutzutage schon so um die 50% des Anteils der Gluconeogenese zugetraut.


    Nein, genau da liegt das "Problem" (oder auch positiver Effekt :)) des Alkohols.


    Alkohol ist chemisch gesehen ein sehr energiereiches Molekül, dass in der Leber zu Botenstoffen abgebaut wird (NADH/NADPH), die ihr signalisieren:
    "Im Körper gibt es gerade viel Energiemoleküle, du brauchst keine (bzw. weniger) Glukose neu zu bauen".


    Also wird die Gluconeogenese eingeschränkt, der BZ-Spiegel geht bei gleicher Insulinmenge in den Keller.


    Damit, dass die Leber mit dem Alkohol-Abbau zu beschäftigt wäre, hat das nichts zu tun.


    Was den Selbstmord mit Insulin angeht:
    Mit der passenden Dosierung problemlos möglich.


    Die modernen Insuline haben 100 Einheiten pro ml. Wenn man sich da mal kurz 3ml auf einmal direkt in die Vene spritzt (also 300 Einheiten auf einmal!!) kann man sich ja vorstellen, was passiert...

  • Mein Diabetologe kennt mehrere Diabetiker, die den Selbstmord mit Insulin versucht haben, aber keinen, der es geschafft hat. Es ist eigentlich logisch. Der Mensch hat nur eine bestimmte Insulin-Rezeptor-Anzahl zur Verfügung. Wenn diese alle besetzt sind, dann ist es egal, ob nun 10 oder 100 oder 1000 oder 10.000 Einheiten zuviel an Insulin im Körper sind. Jedes Insulinteilchen, das keinen Rezeptor zur Verfügung hat, wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut. Es wartet nicht darauf, dass vielleicht wieder ein Rezeptor frei wird :p. Und die Insulinmenge, die einen Rezeptor gefunden hat, kann die Leber und auch andere Organe mit der Zeit bewältigen.

  • Zitat von AlthausenFan;270286

    Mein Diabetologe kennt mehrere Diabetiker, die den Selbstmord mit Insulin versucht haben, aber keinen, der es geschafft hat.


    Hmm und mein Rechtsmediziner hatte schon mehrere Leichen auf dem Tisch, die wohl erfolgreicher waren...

  • Ich kann mir einen Selbstmord mit Insulin nur so vorstellen: man spritzt sich so viel, dass man in eine Hypo mit Bewusstlosigkeit kommt, dann verabreicht man sich kein Insulin mehr oder wünscht, dass dies nicht geschieht.
    Tod durch diabetisches Koma................

  • Zitat von Surferin;270293

    Ich kann mir einen Selbstmord mit Insulin nur so vorstellen: man spritzt sich so viel, dass man in eine Hypo mit Bewusstlosigkeit kommt, dann verabreicht man sich kein Insulin mehr oder wünscht, dass dies nicht geschieht.
    Tod durch diabetisches Koma................


    So ist es Britta, aber tiefer wollen wir dieses Thema nicht ergründen, denke an Rahrbach und Stuttgart..

    Gruß


    Hans :family:


    Typ 1 seit 1967
    seit 12.07.2006 mit CSII

  • Zitat von Joa;269366

    Dann arbeitet immer noch die zweite Hälfte der Glucoseneuproduktion?


    Immerhin werden der Leber heutzutage schon so um die 50% des Anteils der Gluconeogenese zugetraut.


    Uuurghs, da sollte eigentlich Niere, besser Nieren stehen ...


    Zitat von Leila;270278

    ... Was den Selbstmord mit Insulin angeht:
    Mit der passenden Dosierung problemlos möglich.


    Die modernen Insuline haben 100 Einheiten pro ml. Wenn man sich da mal kurz 3ml auf einmal direkt in die Vene spritzt (also 300 Einheiten auf einmal!!) kann man sich ja vorstellen, was passiert...


    Ja, der BZ rauscht in den Keller ... und kommt angelegentlich wieder nach oben?


    Hatten wir vor nicht so langer Zeit mal bei Diabetesinfo diskutiert.


    Es gibt da wohl offenbar mehrere Faktoren, die einen erfolgreichen Selbstmord, insbesondere per iv-Wirkung, recht deutlich unterbinden könnten.


    Bei iv-Insulin heißt der entscheidende Faktor wohl Glucohomöostase.


    Glut-4 ist ein Transportkanal der bidirektional arbeitet. Bei einem Gleichstand der Glucose zwischen Interstitium und Zellwasser kann keine weitere Glucose mehr in die Zelle rein, die nicht drinnen verbraucht worden ist.


    Sinkt die BZ-Konzentration interstitiell unter die Glucose intrazellulär gibt es einen gegenläufigen Glucoseausgleich, der dann genauso auch zwischen Interstitium und Blut stattfindet.


    Interessante Fragen jedenfalls, da würde ich mal gerne einen Disput zwischen Rechtsmediziner und Diabetologen lauschen (natürlich auf laienverständlichem Niveau geführt, die Diskussion :rolleyes:).


    Gruß
    Joa

  • @ AltenhausenFan na darum hat der Doktor sich ja wohl einen Tropf gelegt daß das nicht passiert und das Mittelchen kontinuierlich nach geschoben wird