Positives beim Leben mit Diabetes

  • hallo!


    ich war 10 jahre, als ich Diabetes bekam. ich kann mich noch genau an das leben vorher erinnern. ich weiss den tag der Diagnose, die Zimmernummer im kh, was es als erstes Mittagessen gab, einfach alles. es hat sich in mich "eingebrannt", ich kann es nicht vergessen, habs nach fast 30 jahren immer noch nicht verarbeitet und es hat in meinem kopf was kaputtgemacht. dass alleine gelassen sein, keiner (meine Eltern) hat mir geholfen, alle wollte nur die beste Einstellung für das Kind, egal, wie es mir ging. Hauptsache der hba1c war perfekt - vorzeigetochter oder so.


    ich wäre bestimmt ein anderer mensch geworden, selbstsicher, selbstbewusster, besser, anders.


    eh schon oben gesagt, es hat in meinem kopf was kaputtgemacht, in mir.


    bea

  • Manchmal falle ich tatsächlich wieder in die "vor-DM" Rolle zurück. Freitag bin ich feierabends einfach so (ohne zu messen) zum Sport, weil ich mich beeilen wollte und extrem abgenervt war. Das das vielleicht nicht optimal ist, ist mir auf dem Fahrrad eingefallen. Die letzte Messung lag Stunden zurück (vor dem Mittagessen) und zwischendrin war noch Arbeit, Autofahren und kurz was Einkaufen. Aber es hat sich für mich völlig normal angefühlt. Passiert mir zur Zeit öfter.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)


  • Ja, das habe ich fast genauso damals erlebt und am schlimmsten war das Verlassenheitsgefühl seitens der Eltern!

    Humor ists wenn man trotzdem lacht 8o

  • Ich kann auch nichts positives am DM Typ1 feststellen!


    Im Gegenteil!


    Es gibt oft Tage, da könnte ich nur ;( !!


    Denke an die unbeschwerten Tage, als ich mir nicht so viele Gedanken (keine Gedanken) machen musste!


    Wünsche mir oft, mal einen Tag ohne meinen Dauerbegleiter zu sein!


    (Einfach mal :urlaub )


    Aber davon kann man ja nur Träumen!


    Man wurde ja zur Heirat gezwungen und kann sich nicht scheiden lassen :thumbdown: !



    LG

    Pour en arriver la

  • Mir machte neulich ein Freund bewusst, inwiefern der Diabetes mir geholfen hat. Ich bin ja erst seit 2 Jahren dabei, und ich war vorher jemand, der sich alle Türen offenhalten wollte, um ja nichts zu verpassen, das irgendwie interessant sein könnte - dadurch hab ich teilweise Monate lang kaum geschlafen, war ständig auf Achse, ...


    Nach der Diagnose war ich erstmal total frustriert, "ausgebremst" zu werden - weil ich einfach auch gar nicht wusste, was ich mit mir selbst anfangen soll, wenn ich nicht von einer Aktivität zur nächsten springe. Gleichzeitig hab ichs eben einfach nicht mehr geschafft, so viel zu machen wie vorher.


    Heute schaffe ich es, meine Ressourcen realistisch und sinnvoll einzuschätzen und mich früher für die Dinge zu entscheiden, denen ich nachgehen will. Das hilft auch, die gewählten Wege besser zu beschreiten, Aufgaben noch besser zu erledigen, und die Zeit mit Freunden mehr zu genießen. Und es hat mir geholfen, zu erkennen, was mich eigentlich ausmacht und was mir wirklich wichtig ist.

  • Ohne DM hätte ich nicht den netten Diabetologen kennen gelernt :D . Mir hätte aber wahrscheinlich nicht wirklich was gefehlt - zumal ich sowieso nicht gerne zu Ärzten gehe, auch wenn sie freundlich sind. Ohne DM würde ich jetzt nicht im CallCenter arbeiten. Ich hätte ein solides Berufsziel angestrebt. Da mir als Kind aber nur eine kurze Lebenserwartung vorausgesagt wurde, habe ich mich um einen möglichen Beruf nicht richtig gekümmert, da ich dachte, das erlebe ich sowieso nicht bzw. werde nur kurz arbeiten können.

  • Wenn man mehrere Beiträge hintereinander liest, merkt man, dass es doch ganz schön schwierig ist, der Krankheit was Positives abzugewinnen...
    Klar...ist auch nicht so einfach...Aber ich finde es toll, dass viele doch mit ihrer Krankheit (und nicht gegen sie) leben können und sich sagen "jetzt erst recht"! Denn so geht es, zumindest für mich, besser...trotz allem Sch... der auch dazugehört....


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Positives, hmmm, hab ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Vielleicht ist positiv, dass ich nicht mehr so das Gefühl habe, meine Krankenkassenbeiträge umsonst zu bezahlen. Oder dass ich eine Menge netter Leute kennengelernt habe, die alle Diabetes haben und die einem Mut machen das Leben jetzt erst recht in die Hand zu nehmen. Manche von denen sind schon erstaunlich positiv. Bin ich nicht.


    Im Gegensatz dazu gibt es die Leute, die einen so richtig runterziehen, rumjammern und mit nichts klar kommen. "Ich armer, jetzt hab ich Diabetes und mein ganzes Leben ist verpfuscht." Wenn alle Krankheiten so gut behandelbar wären wie Diabetes wär so manch Kranker froh darüber. Ich glaube dass solche Menschen auch ohne Diabetes mit ihrem Leben nicht klargekommen wären. Von diesen Leuten hab ich mich immer so gut es ging ferngehalten.


    Auch dieser Positiv-Thread enthält wieder dicke Jammerstellen. Nicht dass mit Diabetes immer alles glatt läuft und ich hätte ihn auch lieber nicht, aber ich hab auch größere Probleme als den Diabetes; er spielt im Leben nicht die erste Geige.


    VG

  • Genau....

    Oder dass ich eine Menge netter Leute kennengelernt habe, die alle Diabetes haben und die einem Mut machen das Leben jetzt erst recht in die Hand zu nehmen. Manche von denen sind schon erstaunlich positiv. Bin ich nicht.


    ...und dabei hast du ein so positives Avatar!!! ;)

    Im Gegensatz dazu gibt es die Leute, die einen so richtig runterziehen, rumjammern und mit nichts klar kommen. "Ich armer, jetzt hab ich Diabetes und mein ganzes Leben ist verpfuscht." Wenn alle Krankheiten so gut behandelbar wären wie Diabetes wär so manch Kranker froh darüber. Ich glaube dass solche Menschen auch ohne Diabetes mit ihrem Leben nicht klargekommen wären.


    Genau das denke ich auch!!!!
    Schon klar, dass es mit DM nicht leichter ist, aber es ist durchaus machbar und es gibt so viel Schlimmeres!!!


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Liebes Forum,


    ich wollte Euch mit dem Thema nicht provozieren. Ich dachte schön Ihr reagiert gereizt auf mein Thema. Um so mehr habe ich mich gefreut und möchte ich Euch dafür danken, das Ihr Euch ernsthaft Gedanken gemacht habt und ehrlich geantwortet habt.


    Schreib ich auch mal ein bisschen von mir.


    Ich hab Diabetes in dem selben Alter bekommen, wie Tilda . Nach der Diagnose Diabetes und der Behandlung habe ich mich deutlich besser gefühlt als vorher. Für mich ist das so, dass ich immer das Gefühl hatte, dass erst mit dem Diabetes mein Leben begann. Deshalb hatte ich als kleines Kind eine äußerst positive Einstellung zu meiner Krankheit. Welche Probleme damit verbunden sind, das habe ich so langsam mitbekommen, und der Frust darauf lies auch nicht lange auf sich warten. Aber auch heute ist trotz allem meine Grundstimmung dazu positiv.


    Als ich große Probleme in der Jugend mit meinem Diabetes hatte, haben mir Diabetiker geholfen. Schöne Erfahrungen eben.


    Schule, Beruf und Diabetes waren dann schon wieder etwas anderes. Heute glaube ich, das ich ohne Diabetes im Beruf wesentlich erfolgreicher gewesen wäre. Aber ob ich glücklicher wäre, weiß ich schon wieder nicht.


    Gruß nemo

  • Hmm, jetzt jammern hier schon wieder einige darüber, dass andere über den DM jammern...
    Es war aber doch die Frage was man am DM toll findet oder nicht?
    Kurze Antwort: Am DM selbst Nix.
    Das muss doch erlaubt sein das so zu empfinden. Nur weil ich mit einer saublöden Sache halbwegs gut klar komme, wird daraus meines Erachtens nichts Gutes. Sonst müsste ich im Umkehrschluss ja irgend etwas vermissen wenn ich den DM nicht mehr hätte.
    So sehr ich auch drüber nachdenke, mir fällt nichts anderes ein als das, was ich oben schon geschrieben hatte. Es sind die Beziehungen zu denen Menschen, die ich ohne DM nicht kennengelernt hätte.


    Edit: Dieser Eintrag hier bezog sich auf Beiträge etwas weiter oben, nicht auf Deinen Beitrag von eben, nemo. - Nur, dass keine Verwirrung aufkommt...
    Ich denke nicht, dass Du mit Deiner Frage provoziert hast.



    von unterwegs...

    cu
    Jürgen
    . Inschrift einer Schulbank im Physiksaal: "He, Ihr da, Ohm! - Macht doch watt Ihr volt!"

    3 Mal editiert, zuletzt von jhowbg ()

  • nicht auf Deinen Beitrag von eben, nemo


    …. danke, hab ich verstanden.


    Das muss doch erlaubt sein das so zu empfinden


    Ich wollte auch noch kurz was zum jammern sagen. Wenn jemand nichts positives findet, ist das vollkommen in Ordnung. Du hast Dir Gedanken darüber gemacht, sagt offen zu welchem Ergebnis Du gekommen bist. Dafür hast Du meine Anerkennung.


    Gruß nemo

  • Da mir als Kind aber nur eine kurze Lebenserwartung vorausgesagt wurde, habe ich mich um einen möglichen Beruf nicht richtig gekümmert


    hast Du auch eine Prognose von 10 Jahren, höchstens 20, bekommen?


    Ich habe letztens von meinem Arzt die Prognose bekommen, dass ich keine 80 Jahre alt werde. Na, mal schauen.


    Gruß nemo

  • am schlimmsten war das Verlassenheitsgefühl seitens der Eltern


    am schlimmsten fand ich das Alter mit 13, 14 ... Jeder hat es einen spüren lassen, dass man irgendwie anders war und man besser nicht dazu gehört.


    Gruß nemo

  • Für mich gibt es etwas ganz positives am DM: Ich habe dank DM meinen Mann kennen und lieben gelernt.... Er ist mein Fels in der Brandung, wir fangen und stützen uns gegenseitig und der DM ist NICHT das Hauptthema...


    ich bewundere Deine Sicherheit, mit der Du weißt, was Dir wichtig ist. Eine Frage an Dich. Ist Dein Mann auch Diabetiker?


    Gruß nemo

  • Halloli,


    da mich mein Diabetes seit dem 3. Lebensjahr begleitet, habe ich schon positive Erlebnisse dadurch:
    1) durfte in der Schule essen, wann ich wollte, nicht nur in der Pause,
    2) durfte aufgrund der Angst meiner Sportlehrer wegen möglichen BZ-Konsequenzen, keinen Sport machen und
    habe in der Sportstunde meine Hausaufgaben erledigt -> konnte nach der Schule direkt in die Freizeit
    3) Steuerersparnisse wegen meines Schwerbehindertenausweises.
    4) merke Entzündungen wegen des BZ-Anstieges ziemlich schnell und kann schneller dagegen handeln
    5) wurde in der Selbsthilfe aktiv und habe berühmte Leute wie Herrn Fuchsberger, Nina Ruhe u.a. persönlich kennengelernt
    und 6) ein enormes Selbstbewusstsein entwickelt und bin früh erwachsen geworden (gut ist manchmal auch negativ)


    Das sind die Dinge, die mir spontan einfallen. Vielleicht kommt noch mehr,
    da ich eher positiv gegenüber meinem Diabetes eingestellt bin .
    Gruss … Sabine

  • Ich habe Diabetes seit dem ich 13 Jahre bin.
    Mittlerweile bin ich 32. Es hat seeeehr lange gedauert bis ich den Diabetes als meinen Begleiter und zu mir gehörend akzeptiert habe. Genauer gesagt ist er mein akzeptierter Begleiter seit August 2013.
    Da haben Mein mann und ich uns entschieden ein Kind zu wollen. So habe ich mich endlich mal auf diesen Diabetes konzentrieren müssen. HBA1C Wert in den Griff bekommen, Pumpe beantragen, kämpfen dass alles klappt.... und siehe da es ging. Die Werte ließen sich durchschauen. mit Hilfe der Omnipod Pumpe lief alles viel besser und ich bin soo glücklich dass ich den Diabetes manchmal vergesse. Klar die Schwangerschaft war bestimmt anstrengender als eine Normale aber wir Diabetiker können stolz sein es trotzdem geschafft zu haben. ich habe am Tag an die 20 mal Blutzucker gemessen, damit es dem kleinen Bauchbewohner gut geht. Nun ist sie fast schon ein halbes Jahr alt, heißt Lea-Marie und es geht ihr bestens.
    Ich glaube was ich am Diabetes Positives finden kann, man kann stolz auf sich sein, damit genauso gut zu leben wie ein Mensch ohne Diabetes.
    Manchmal ist der Diabetes an einem Streit schuld, welcher sich dann plötzlich auflöst weil es ja "nur " am unterzucker lag.
    Das ist uns öfter passiert als wir Tanzstunden zusammen gemacht haben, wir haben uns beim Tanzen kennengelernt. Da habe ich mich manchmal so vertanzt und war überhaupt nicht mehr im takt.... so dass mein jetziger Mann manchmal genervt war, bis er darauf kam mich zu fragen ob ich Unterzucker habe. ich selber habe das meist gar nicht gemerkt, beim tanzen. und danach war alles wieder gut und wir haben darüber gelacht und tuen das heute noch, nach 15 Jahren :-)
    Für mich ist der Diabetes mittlerweile ein echter begleiter und er gehört dazu. Ich bete nur, dass meine Tochter ihn nicht bekommt, aber ich habe damit gelernt zu leben.

    "Für den Optimisten ist das Leben kein Problem, sondern bereits die Lösung."
    Marcel Pagnol

    Ein Vogel hat niemals Angst davor ,dass der Ast unter ihm brechen könnte.
    Nicht, weil er dem Ast vertraut,sondern seinen eigenen Flügeln!

  • .. Der DM kriegt situationsangemessen seine Aufmerksamkeit und gut ist... Ansonsten hat sich für mich nicht viel geändert... Die Sturm - und Drangzeiten sind vorbei...

    Positives beim Leben mit DM...

    Das Leben ist genau das, was man selbst daraus macht.
    Wie kann man davon ausgehen, zu wissen wie sein Leben zukünftig verlaufen soll? Ganz Normal? Was heisst ganz normal? Leben nur ohne DM?
    Im Grunde hat früher oder später jeder sein Päckchen zu schleppen.
    Wichtig ist nur, nicht zu verzagen und sich dem jetztigem Leben zu stellen und es zu meistern. Es hilft einem nicht weiter, seinem "altem gesunden" Leben hinterherzutrauern.
    Heute hier und jetzt, das ist das Leben und die Realität in der wir uns befinden.

    Dem kann ich nichts hinzusetzen. Es hat noch nie geholfen den Kopf inden Sand zu stecken, was mache ich daraus, das ist wichtig :loveyou:

    LG PumpenKati


    „Es ist hier die Rede nicht von einer durchzusetzenden Meinung, sondern von einer mitzuteilenden , deren sich ein jeder als eines Werkzeuges nach seiner Art bedienen möge.“

    J. W. v. Goethe

  • ich bewundere Deine Sicherheit, mit der Du weißt, was Dir wichtig ist. Eine Frage an Dich. Ist Dein Mann auch Diabetiker?


    Gruß nemo


    Ja, ist er.

    Stolpern und Hinfallen ist keine Schande.
    Nicht wieder Aufstehen und Liegenbleiben schon.

  • Mir wurden auch so 10, 20 Jahre prophezeit. 10 Jahre DM, dann Folgeschäden, dann nochmal mit den Folgeschäden ein langsames Dahinsiechen im Umfang von etwa 10 Jahren. Wenn man heutzutage Diabetes bekommt ist das sicherlich anders. Und wenn man erst im mittleren Lebensalter Diabetes bekommt hat man seine Berufs- und Familienplanung womöglich schon abgeschlossen. Dass viele Menschen mit 40 plus irgendwelche gesundheitlichen Probleme haben ist auch klar, unter 14jährigen ist man da eher die Ausnahme. Und sicherlich gibt es schöneres und schlimmeres. Verlassen gefühlt habe ich mich immerhin nicht, da meine Mutter Krankenschwester war.