Diabetes in der Schule...

  • Hallo.. Kurz vor den Sommerferien wurde bei mir Diabetes mellitus Typ 1 festgestellt. Also bis jetzt klappt alles eigentlich sehr gut.. Nur ich habe Angst und keine Ahnung wie ich das in der Schulzeit bewältigen soll, da diese in zwei Wochen ja wieder beginnt. Deswegen wollte ich mal fragen, wie ihr das in der Schule macht oder gemacht habt. Das heißt wo habt ihr euren Blutzucker gemessen und gespritzt, wie oft und wie kommt ihr oder wie seid ihr sonst so klar gekommen? Wie haben eure Schulkameraden darauf reagiert mit dem spritzen und so? Ich habe ziemlich Angst, dass vorallem da so ne Gedanken wie "Ich schaff das nicht mehr..", "Warum ich?" und so weiter vorkommen. Wie treibt ihr euch bei so nen Momenten an? ... Danke schonmal ❤

  • Erstmal ein Herzliches Willkommen in der Diabetes-Familie.


    Ich habe damals, mittlerweile schon fast 7 Jahre her, meine Diagnose auch in den Sommerferien bekommen und habe die ersten zwei Schulwochen damit verbracht, mich ambulant einstellen zu lassen. Ehrlich gesagt bin ich von vorne rein relativ locker damit umgegangen in der Schule.
    Meine Eltern haben damals so Infobroschüren für die Lehrer mitbekommen, die sie dem Klassenlehrer im persönlichen Gespräch überreicht haben, einfach um drauf hinzuweisen, dass es nötig sein könnte, dass ich während des Unterrichts messe oder esse.
    Das würde ich dir auch empfehlen - einfach das einmal ansprechen und Ende.
    Dann kannst du locker agieren, wenn du merkst, dass der Zucker was macht, was er nicht soll oder einfach zur Kontrolle.


    Gemessen und gespritzt habe ich also nach Bedarf, damals ja noch auf Normalinsulin (mit gezwungener Weise Zwischenmahlzeiten, die ich dann ja auch im Unterricht einbauen musste - das waren noch Zeiten ;) )
    Stress dich nicht so - du kriegst das hin!
    Die Frage "Wieso ich?" ist überfällig - ich habe mir das auch so oft gestellt, aber ganz ehrlich: Es führt zu nichts. Der Diabetes ist jetzt dein neuer Begleiter und er wird es eine lange Zeit bleiben - Freunde dich mit ihm an, nimm's als Begleiter! Das macht den Umgang meistens einfacher, als wenn man sich dauernd Gedanken macht. Du kriegst das hin - das haben wir alle!


    Meine Freunde haben es irgendwann vergessen und mir dauernd Bonbons angeboten - es wird Normalität.
    Ich habe auch nie eingesehen mich fürs Spritzen oder Messen zurück zu ziehen - natürlich muss man das nicht in voller Präsenz machen, aber ich (persönlich) finde aufs Klo verschwinden albern. Es gehört zu mir - das haben meine Freunde und Mitschüler akzeptiert.


    Wenn du dich weiter austauschen möchtest, kannst du mir auch gerne privat schreiben - manchmal hilft das!
    Ich feiere Freitag "schon" meinen 7 Jähriges mit meinem neuen Freund ;)


    Fühl dich unbekannterweise gedrückt - du schaffst das :)

    "Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!"

  • Hi! Kann dich gut verstehen! Ich war damals 17 als ich DM bekam. In der Schule wussten Lehrer und Freunde/innen bescheid - das ist wichtig, damit sie helfen können, wenn es nötig sein sollte. Ich fand das damals alles doof und wollte auch nicht, dass jemand davon redet. Heute würde ich lockerer damit umgehen (aber das muss man eben erst lernen). In der Schule kann man ja auf Toilette gehen, wenn man nicht gesehen werden will. Aber...je offener man damit umgeht, desto mehr Verständnis kannst du erwarten. Am Anfang finden es alle sicher spannend und interessant...dann wird es aber normal - für dich und für die anderen.
    Ich kann dir also nur raten, möglichst offen damit umzugehen...damit habe ich die besseren Erfahrungen gemacht. In meiner Abirprüfung hat mich meine Lehrerin sogar damals noch Diät-Schokolade versorgt - das fand ich großartig von ihr!
    Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Schuljahr und in deine DM-Karriere!!![Blockierte Grafik: http://smiles.kolobok.us/artists/vishenka/l_good_luck.gif] Ich hoffe, du stößt auf viel Verständnis!


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Herzlich willkommen im Forum.


    In meiner Abirprüfung hat mich meine Lehrerin sogar damals noch Diät-Schokolade versorgt


    .....uuuuuuuuuuuuuund trotzdem durchgefallen. :rofl (kleiner Scherz, Du kennst mich Caro)


    In der Schule kann man ja auf Toilette gehen, wenn man nicht gesehen werden will.


    ... igitt


    Ihr jungen Leute ladet Euch doch jeden noch so ekeligen Käse :blerg: an Videos aufs Handy. Da wird schon keiner sterben, wenn Du überall spritzt und misst. Ich würde erst gar nicht versuchen das Spritzen und Messen irgendwie zu verbergen. Du wirst offen viel, viel einfacher leben. Wenn man erst einmal anfängst, kann das einen auf Dauer ganz blockieren.


    Als ich noch zur Schule ging, hat Diabetes keinen Lehrer interessiert. Das war meine Privatsache. Klassenkameraden wussten immer davon. Zum Teil nur wilde Gerüchte, mache wollten aufdringlich besorgt diskutieren, aber am liebsten waren mir die Klassenkameraden, die nichts sagen, aber irgendwie doch teil hatten, und im richtigen Moment, wussten was zu tun ist. geh einfach ganz locker in die Schule. So ganz viel hat sich ja nun auch wieder nicht geändert. Und viel Erfolg. :P


    Gruß thomas

  • Servus !


    Also so eine "Stunde" dauert doch nur 45 min oder? Was macht ihr so zwischen den Stunden, wenn mal auch der Lehrer Luft holen muss, die Tafel geputz werden muss etc. Dann gibt es auch noch Pausen. Da kann man Essen, testen und spritzen.


    Falls mal jemand in der Pause vergessen hat zu Pinkeln, geht er halt auch mal zwischendurch raus oder? So kannst Du es auch tun, wenn Du das Testen und Spritzen in der Pause vor lauter ratschen und gucken mal vergessen hast.


    Falls Du meinst du musst noch etwas Essen: Die Lehrer sollten wissen, daß Du Diabetiker bist und so darfst Du auch unter der Stunde essen.


    Die Lehrer sollten auch wissen, wie sie einen Unterzucker erkennen können. Aber ich sage Dir: Das ist nur zur Vorsorge und tatsächlich wirst du die selbst viel schneller merken als die Lehrer.


    Grüße,


    Joe

    let the sun shine

  • Bei mir wurde es damals Anfang der 11. Klasse festgestellt, hatte am Anfang nur actrapid, damit habe ich morgens gleich das zweite Frühstück abgedeckt und dann brauchte ich bis mittags nicht mehr spritzen. Bin eh nicht so der Esser morgens ;)
    Gemessen habe ich ehrlicherweise gar nicht wirklich in der Schule...

  • Hallo Justine,


    das Du nicht wissen kannst wie dein Alltag so verlaufen wird, ist völlig verständlich.
    Meine Meinung ist, das Du so natürlich damit umgehst wie es Dir gut dabei geht. Also wenn du überlegst, jetzt messen zu müssen, dann einfach raus mit den Teststreifen und messen.
    Deine Lehrer werden dafür schon Verständnis haben und deine Klasse wird dich schon fragen, wenn sie interessiert sind. Bloß nix krampfhaft verstecken... ist nur ungesund. :blerg:
    Vielleicht lernst du ja auch andere T1 auf deiner Schule kennen. Also möglich ist alles....
    Desweiteren zur frage: Warum Du?


    Äh... Wir auch Alle :ugly:

  • Vor 21 Jahren wurde bei mir DM Typ 1 festgestellt. Damals war ich 10 Jahre alt und in der 4ten Klasse. Ich habe nie einen Hehl aus dem DM gemacht und gemessen und gespritzt, wo ich gerade war. Klar gab es mal Lästereien, aber hey, über die dicken, rothaarigen, pickeligen, großen, kleinen, coolen, uncoolen, etc. wurde auch gelästert. Einfach locker damit umgehen. Beim Wechsel in die weiterführende Schule habe ich dann einen weiteren Typ 1er in meiner Klasse gehabt. Rausgefunden haben wir das, weil wir beide auf dem Pausenhof Pepsi light Dosen!!! getrunken haben... War eine coole Zeit.
    Frage dich blos nicht, warum gerade du. Du wirst eh keine Antwort darauf finden. Und nicht bei jedem schlechten Wert gleich verzweifeln... Es gibt nicht immer eine plausible Erklärung. Man stirbt auch nicht gleich 10 Jahre eher, wenn man mal einen hohen Wert hat. Einfach korrigieren und gut ist...
    Lass dich nicht unterkriegen, Diabetes ist eine Krankheit mit der man wie ich finde sehr gut leben und alt werden kann, wenn man sich etwas damit auseinandersetzt.

    Wunder der Forschung und Medizintechnik erwarte ich nicht, aber wundern tut es mich manchmal schon :)

  • Moin und willkommen auch von mir :)


    Ich gehe zwar nicht mehr zur Schule aber in der Arbeitswelt ist ja ähnlich. Der Lehrer heißt dann Chef (ist aber selten schlauer;) und die Mitschüler Kollegen...


    Die hab ich alle kurz informiert, die direkten Kollegen (Vertrauensleute quasi) auch in die Handhabung das Glukagon-Hypo-Sets eingeführt. :geek: (die freuen sich schon drauf :help: )


    Das bringt m.M. mehr Ruhe für alle. Jeder weis was er machen soll wenn mal was ist und ich weis, die Helfer sind aufgeklärt... Zudem sind sie aufmerksamer und fragen auch mal nach wenn ich mal wieder so müde aussehe :sleeping:


    Vielleicht kann auch ein Hypo-Set bei den Lehrern im Lehrerzimmerkühlschrank gelagert werden? Neben Sekt und Schokolade sollte da noch Platz sein ;) Zudem führt ein offener Umgang zu Aufklärung und Akzeptanz...


    Und warum Du? Wie Sylle schon sagt :ugly: wir alle! Irgendwer muss ja :smoker: Und tiefe, dunkle Phasen haben auch alle mal.... auch Nichtdiabetiker, da verzweifeln einige schon am normalen Alltag. Was ist uns dann zu bewegen erst


    möglich :thumbsup: !?


    Also reingehauen! :)

    Der Herr Kannich wohnt in der Ichwillnichstraße.... nur falls ihn jemand sucht :geek:

  • Du schaffst das! :)


    Ich habe seit meiner gesamten Schulzeit schon Dia. und noch nie wirklich Probleme gehabt.
    Ich mache das immer so, dass ich morgens normal (NovoRapid) spritze und dann immer in der Schule wenn ich etwas esse oder korrigiere.
    Der BZ wird natürlich auf dem Tisch/Schoß gemessen, spritzen tue ich auch da, wo ich gerad bin:)
    Meine engsten Freunde wissenbescheid, sowie meine "Klassenlehrein".


    Bei den Lehrern verfahre ich prinzipiell so, dass ich es ihnen nicht sage, sondern einfach tue und die meisten sprechen mich dann auch schnell darauf an, "warum ich denn mit meinem Handy spiele". ;)
    So erfahren es auch deine restlichen Mitschüler...
    Schlechte Erfahrungen habe ich bis jz noch nie gemacht (...außer ein Paar sehr lustige Reaktionen!)
    Wenn ich doch mal ungeplant in die Cafeteria muss, kläre ich den Lehrer kurz drüber auf, und der Shoppingtrip in sachen Hypohelfer ist genemigt.


    Ich habe den Dia. nun schon seit neun Jahren, und bin mir desshalb in Sachen Körperwahrnehmung etc. sehr sicher! >Früher (Grundschule) wurden alle Lehrer durch meine Mutter aufgeklärt, und ich hatte immer HypoFutter im Schrank, sowie einige Merkblätter... TROTZDEM hab ich auch immer ein HypoKit dabei, für den (noch nie eingetretenen) Fall der Fälle. Meine Besten Freunde wissen darüber hinaus auch, dass sie einfach den Notarzt rufen sollen, wenn ich einmal umkippe...


    Du schaffst das schon! Wenn der Diabetes nicht mehr ganz so neu ist, dann organisiert sich alles von ganz allein;) und die einzige bist du ja auch nicht, evtl gibts sogar jemanden in deiner Stufe der den gleichen "Freund" wie du hat!


    GLG

    "Unglück ist auch gut.
    Ich habe viel in der Krankheit gelernt, das ich niegends in meinem Leben hätte lernen können."



    Johann Wolfgang von Goethe

  • Hallo, meine Schulzeit ist schon laange vorbei, aber auch jetzt gibt es immer wieder Neuigkeiten, die erlebt werden wollen.


    Ich war 5 Jahre alt, als ich Diabetikerin wurde, wage es kaum mein jetziges Alter zu schreiben (70).


    Aber ich bin noch fit und es geht mir gut.


    Möchte dir/euch Mut machen, das Leben lohnt sich.


    Grüßle


    Paradiesvogel

  • Vielen vielen Dank für eure Antworten. Das baut mich echt auf wenn ich von anderen Diabetikern höre und wie sie ihren Alltag meistern...
    Dennoch ist es auf meiner Schule ziemlich unwahrscheinlich, dass ich einem Typ 1er begegne, denn wir sind nur 200 Schüler. Nichts desto trotz muss ich ja dadurch... Ich denke am Anfang werde ich den ganzen Kram auch auf Toilette machen und mal sehen.. Vielleicht führt mich mein Weg ja auch bald in den Klassenraum

  • Hallo Paradiesvogel,


    herzlich willkommen im Forum. Wie Dein Name schon verrät, scheinst Du die richtige Medizin gefunden zu haben für ein langes Leben :P . Einfach toll, Du kannst Stolz auf Dich sein. Und ich freue mich, dass es jemanden gibt, der deutlich länger Diabetes hat als ich :) .


    Gruß thomas

  • Hallo Justine, ich war schon über 30, als ich den Diabetes bekam, insofern ist meine Situation eine ganz andere als bei dir. Aber aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Es ist viel stressfreier, wenn du im Klassenzimmer misst und spritzt und es fällt weniger auf, als du denkst. Wenn jemand doch hinguckt, sagst du einfach, du musst dir schnell deinen Blutzucker messen bzw. dir deine Medizin spritzen. Kommen Nachfragen, kannst du antworten. Aber du wirst den Dreh sicher rausbekommen und dann merkt fast niemand mehr, dass du Diabetes hast. :)

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Dennoch ist es auf meiner Schule ziemlich unwahrscheinlich, dass ich einem Typ 1er begegne, denn wir sind nur 200 Schüler. Nichts desto trotz muss ich ja dadurch... Ich denke am Anfang werde ich den ganzen Kram auch auf Toilette machen und mal sehen.. Vielleicht führt mich mein Weg ja auch bald in den Klassenraum


    Ja, das kannst du so machen, aber warum? Blutzuckermesssen ist nicht "igitt". Du wirst dem Rest deines Lebens vier bis acht mal täglich deinen Zucker messen. Wenn du das nicht gleich im Klassenzimmer anfängst, dann wirst du es wahrscheinlich nie dort machen. Tu dir das bitte nicht an, und gehe dafür aufs Klo. Man wird dir andichten, du hättest Dauer-Durchfall.


    Natürlich werden gleich nach den Ferien alle Mitschüler merken, dass du ab jetzt regelmäßig deinen Blutzucker misst. Aber nach wenigen Tagen werden sie das nicht mehr mitkriegen. Einige werden auch versuchen sich in den Mittelpunkt zu spielen, indem sie schreien: "IIIiiihhh, ich kann kein Blut sehen!". Denen kannst du sagen, sie sollen dann halt woanders hinschauen, genauso, wie du es auch sagen würdest, wenn sie versuchen würden alle SMS Nachrichten, die du schreibst mitzulesen.

  • Mich erinnert das an einen Kommentar "Sie dürfen am Arbeitsplatz nicht mehr messen, hier sind Kolleginnen die kein Blut sehen können." Ein kurzes Gespräch mit dem Betriebsrat hat ausgereicht, um meine überkandidelte Chefin zu überzeugen, dass Sie den Mund halten soll.


    Man wollte mich zum messen und spritzen auf die Toilette verbannen.


    Mein Tipp: Du musst ja nicht grad mitten im Raum hantieren und kannst dich ein wenig zur Seite drehen. Ich würde dir im Vorfeld ein Gespräch mit dem Klassen- oder Vertrauenslehrer empfehlen. Aber lass dich auf keinen Fall als Aussätzige abstempeln. Du bist nicht ansteckend und nicht gefährlich :urlaub

  • Hallo nochmal,


    Ich wollt ich noch etwas zu meiner ersten Antwort sagen. Ich habe wohl etwas zu salopp und oberflächlich geantwortet. Sorry dafür.


    Ich möchte dann doch noch etwas zum Spritzen sagen, ohne etwas Böses sagen zu wollen. Leider ahne ich auch, wie so etwas ausgehen kann. Nun zum einen sind Schultoiletten nicht unbedingt das Vorbild an Sauberkeit und wirklich ungestört ist man da ja auch nicht. Also nimmt man in Kauf erst einmal nicht zu spritzen. Wenn andere dann etwas essen, quält man sich damit, dass man jetzt eigentlich in der Öffentlichkeit spritzen müsste, um mit essen zu können. Irgendwann hat man sich eingeredet, dass man auch später spritzen kann und isst erst einmal so. Am Ende läuft man fast nur noch mit sehr hohen Werten herum. Wenn Du jetzt in der Schulzeit feststellst, dass das mit dem Spritzen nicht klappt, solltest Du nicht zögern mit Deinem DiaDoc darüber zu reden. Ich kannte auch Diabetiker, die deshalb eine Pumpe bekommen haben, was ich auch sinnvoll finde.


    Gruß thomas


    waellerjung


    Herzlich Willkommen im Forum.

  • Ich denke am Anfang werde ich den ganzen Kram auch auf Toilette machen und mal sehen.. Vielleicht führt mich mein Weg ja auch bald in den Klassenraum


    Kannste so machen, natürlich. Aus eigener Erfahrung ist es leider meistens so, dass sich - wenn sich mal was eingependelt hat - man dann auch dabei bleibt. Sprich: wenn du von Anfang an Dich auf der Toilette spritzt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du es irgendwann dann mal im Klassenraum machst verschwindend gering. Vor Allem ist es für die Mitschüler schwer verständlich, wieso Du plötzlich immer auf die Toilette verschwindest und wenn du dann eines Tages mal den Pen im Klassenzimmer auspackst, gucken die umso blöder. Wenn es dir darum geht, blöde Blicke und Sprüche zu vermeiden, ist das also genau die falsche Strategie.


    Bei mir wurde der DM mit 17 festgestellt. Erfahren haben es alle zwangsläufig, weil ich 2 Wochen kurz nach Beginn des neuen Schuljahrs zur Ersteinstellung im Krankenhaus war. Einige Klassenkameraden fanden es interessant und wollten auch mal ihren BZ gemessen bekommen. Den Meisten ging es am Arsch vorbei.
    Ich bin damals in die Schule zurück und dachte "Wird alles gut gehen. Da kommen schon alle mit klar." Ich habe von Anfang an in der Klasse gemessen und gesprizt. Es gab zunächst keinerlei Probleme. Doch dann gab es eine dumme Tussi in meiner Klasse, die angebblich den Insulin-Geruch total ekelig fand und jedesmal, wenn ich mich (von Anderen unbemerkt!) gespritzt habe, hat sie laut geschnüffelt und gesagt. "Uaahhh, du hast dich grad wieder gespritzt, stimmt's?" So wurde einer kleinen Sache, die im Normalfall keiner mitbekommt, plötzlich eine mir unangenehme Aufmerksamkeit zuteil.
    Und dann begann ich einen großen Fehler: Weil es mir unangenehm war, verlegte ich das Spritzen auf die Toilette. Und behielt dieses Verhalten auch später im Studium bei. Und damit begannen leider euch viele Probleme in Bezug auf den DM, die echt unnötig waren. Wenn Du es gewohnt bist, immer auf's Klo zu gehen (wegen den Anderen), dann kommst du früher oder später in Situationen, in denen du nicht richtig zum Essen spritzen kannst. Beispiel: Du isst etwas und willst vorher Spritzen. Wenn du das auf dem Klo machst und dann zurückkommst und feststellst, dass du jetzt aber grad nicht essen kannst (z.B. weil du in der Mensa erst mal Schlange stehen musst), tritt unfreiwillig ein Spritz-Ess-Abstand ein, der dich ggf. in eine Unterzuckerung bringt. Also, lernst du daraus, dass es sicherer ist, erst nach dem Essen spritzen zu gehen. Doch hier entsteht ein neues Problem: Du hast gegessen und nun setzt der Lehrer vorne zu einer Rede an, in der die Klausur-relevanten Themen aufgelistet werden. Da kannst Du natürlich nicht schnell mal raus, sondern musst zuhören. Folge: Du spritzt zu spät und versaust Dir wieder den Blutzucker. Alles sowas von unnötig, wenn man einfach an Ort und Stelle vor dem Essen spritzt! Wir haben noch genug zu beachten bei unserem DM, da bringt es nix, sich das Leben noch schwerer zu machen.


    Ich würde dir heute ganz klar raten: Geh einfach von vorn herein davon aus, dass blöde Blicke und Sprüche kommen werden und dass es immer einen Idiot (oder Idiotin) gibt, die besonders doof ist und dich mit seinen/ihren Kommentaren ärgert. Wenn Du das als gegeben akzeptierst, kannst Du dir überlegen, wie du mit solchen Situationen am besten umgehst. Sich verkriechen und alles heimlich tun, das ist kein Umgehen mit der Situation, das ist Wegrennen. Und Wegrennen geht bei Diabtes nicht.


    Ich hoffe, das kommt nicht so rüber, als würde ich von oben herab, pseudo-weise dir etwas vorschreiben wollen. Es ist eher so: Im Nachheinien ist man immer klüger und ich sehe mittlerweile ein, dass ich mit meiner eigenen Verhaltensweise mir Probleme geschaffen habe, die völlig unnötig sind. Daher rate ich Dir, es nicht so zu machen.



    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Wie hier ja schon angesprochen wurde, gibt es einige, die sich in den Vordergrund spielen wollen, indem sie sagen, "Iih ich kann kein Blut sehen" und "Ooooh so eine Nadel, ich glaube ich werde gleich oooohnmächtig".


    Dann gibt's aber auch die, denen das ernsthaft Probleme bereitet. Das ist mir aufgefallen als ein Bekannter von mir, als ich ganz gewohnt mein Bolus gespritzt habe, plötzlich sehr bleich war. Er zuckte auch, als ich BZ getestet habe unwohl zusammen und schaute weg als er den Blutstropfen geeshen hat.


    WICHTIG: Deren Reaktion ist KEIN Problem mit dir, sondern ein Problem IN IHNEN. Du musst BZ messen, du musst spritzen, das ist gut und wichtig für dich, damit du gesund bleibst! Die anderen Leute haben eventuell Schwierigkeiten, damit umzugehen, aber das ist IHR Problem.



    Gerade deshalb würde ich aber auf diese Leute Rücksicht nehmen und ggf. irgendwie die Hand vorhalten oder sagen "Guck mal kurz weg bitte". Ich vergleiche das gerne mit Essen. Wenn jemand am Tisch sitzt und sich leicht den Appetit verdirbt, weil ich etwas unappetitliches erzähle, dann achte ich beim nächsten Mal darauf, wenn ich das weiß, damit die Person in Ruhe weiteressen kann. ist für mich kein großer Aufwand und die andere Person kann in Ruhe weiteressen.



    Eventuell kannst du auch verlauten lassen, dass jemand, falls er tatsächlich Probleme mit Nadeln oder Blut hat, dir privat / direkt Bescheid geben soll, dass du darauf achten kannst, ich wüsste aber ehrlich gesagt nicht, wie man das geschickt anstellen könnte. Meistens merke ich es an der Reaktion der anderen und achte dann darauf.

    Our knowledge has made us cynical.

    Our cleverness, hard and unkind.

    We think too much, and feel too little.

  • Wenn ich nicht weiß, wie meine Sitznachbarn reagieren könnten, sage ich: "Ich muss mir mal schnell Insulin spritzen" bzw. "Ich muss mal schnell den Blutzucker messen." Ich sage bewusst "Blutzucker messen" und nicht einfach nur "messen". Das bereitet meine Sitznachbarn schon mal vor.
    Sitze ich mit jemandem zu zweit zusammen, sage ich das auch, je nach Situation mit dem Zusatz: "Wenn du ein Problem damit hast, guck einfach weg, ich bin in einigen Sekunden fertig."


    Da ich als Schülerin keinen Diabetes hatte, weiß ich nicht, wie ich mich verhalten hätte, hätte jemand was Blödes gesagt. Ich hätte wohl was Bissiges gesagt in der Form wie: "Stell dich nicht so an oder ich jag dir die Spritze in den A..." oder "Der Insulingeruch überdeckt wenigstens deinen Gestank." Das ist natürlich auch Persönlichkeitssache, wer schüchtern ist, wird solche Sprüche nicht (überzeugend) machen können.


    In der Regel ist es aber so, wer offen auf andere zugeht und sich nicht einigelt, dem gesteht man auch "Schwächen" wie Diabetes zu.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

    Einmal editiert, zuletzt von Jamuna ()