"Lebensretter Insulin"

  • Quelle:


    http://www.focus.de/gesundheit…-therapie_id_4084012.html

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Dass Insulin nicht den besten Ruf haben sollte, hätte ich jetzt noch nie bemerkt. Vielleicht sind sich viele nicht bewusst, dass auch in ihren Körpern Insulin vorhanden ist.


    Und ja, ich halte es selbstverständlich auch für eine sensationelle Errungenschaft der Forschung, dass man sich Insulin injizieren kann. ;)

  • Bei der Diabetes-Schulung in der Tagesklinik meinte die Ärztin, wir sollten den beiden Entdeckern des Insulin dankbar sein. Wir alle haben daraufhin bedröppelt geschaut.

  • Vor allem kann man der Zeit danken. Heute wäre die Entdeckung von Insulin kaum noch wahrscheinlich!


    Ein Medizinstudent und ein gescheiterter Orthopäde und Militärarzt, der in Geldnot Kurse an der Uni gab, Best und Banting, durften ohne große Aufsicht und ohne Erfolgsdruck oder Drittmittelabhängigkeit mehr oder weniger auf gut Glück im spartanischen Labor des Prof. Mcleod der Uni Toronto rumpantschen.
    1921 entdeckten sie dann das Insulin und heilten zuerst einen Hund und dann den 14-jährigen Diabetiker Leonard Thomson (Erste Injektion 13.1.1922). Thomson lebte immerhin bis 1935 und starb nicht an den direkten Folgen des Diabetes sondern an einer Lungenentzündung.
    Banting, der Orthopäde, hat dann übrigends zusammen mit Mcleod 1923 den Nobelpreis bekommen. Das Preisgeld hat er dann mit seinem studentischen Assistenten Best geteilt und gegen dessen Nicht-würdigung protestiert.


    Grüßle
    max

    Früher war alles besser. Jawohl! Das ist Scheiße! Nichts war früher besser! Das stimmt nicht. Das ist ein Quadratunsinn. Nichts war früher besser. Früher war vieles früher...das ist richtig... (Jochen Malmsheimer)

  • Sind wir doch allesamt. [Blockierte Grafik: http://smiles.kolobok.us/icq/wink.gif]


    Ich weiss nicht, ob wirklich alle Diabetiker dankbar sind. Manchmal hab ich das Gefühl, es gibt Diabetiker, die mehr Angst haben vor ihrem Lebensretter. Sie haben Angst, weil sie denken, sie könnten durch Insulin bei einer Unterzuckerung sterben, was ja gar nicht stimmt.


    Ehrlich: ich habe keine Angst vor meinem Lebensretter, auch wenn ich schon zu oft wegen einer Unterzuckerung umgekippt bin und bewusstlos wurde. Ich bin dankbar dafür, dass Banting und Best entdeckt haben, dass das Insulin von Rindern uns Diabetikern das Leben retten kann. Dass uns auch Schweineinsulin hilft und wie man Insulin synthetisch herstellen kann. Dass es Ärzte gibt, die uns geschult haben, wie wir das Insulin sinnvoll einsetzen können, so dass wir den Diabetes im Griff haben. Ich weiss, dass ich an Unterzuckerungen nicht sterben kann, auch wenn ich bewusstlos werde. Ich werde wieder wach. Das ist nun keine Einladung dazu, ständig unterzuckert durch die Gegend zu laufen und sich der Gefahr auszusetzen, bewusstlos zu werden, aber es gibt uns ein Stück Sicherheit.


    Gruss,
    Surferin

  • Schon kurz nach der Diagnose sagte ich, dass das Insulin mein Lebensexilier ist. Ich denke immer noch so. Den Wert des extern zuführbaren Insulins weiß wohl nur jemand zu schätzen, dem das körpereigene fehlt.


    Viele stoffwechselgesunde Menschen wissen gar nicht, dass bei Menschen mit Diabetes Typ 1 ein Körperorgan seinen Dienst versagt hat. Ich wusste vor der Diagnose auch nicht, wofür die Bauchspeicheldrüse gut war, obwohl ich im Biologieunterricht über sie gelernt habe...

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • ….. ich denke nicht einmal, dass es das Insulin ist, das den schlechten Ruf ausmacht, vielmehr die Krankheit an sich. Vor allem die lebenslängliche Verweildauer des Diabetes bei den Betroffenen, schafft erst einmal Frust. Nach der Einnahme eines Antibiotikums fühlt man sich im allgemeinen besser, denn die Bakterien sterben durch das Antibiotikum ab. Und schnell fühlt man sich wieder wohler. Das Antibiotikum macht die Krankheit weg, Insulin nicht.


    Ich gebe Jamuna vollkommen recht, Insulin durfte eher gar keinen Ruf haben als einen Schlechten oder Guten haben. Für die meisten Menschen hilft eh abnehmen als Allerweltsheilmittel, oder nix Süßes mehr essen oder mehr Zucker essen, und Opa hatte auch seine Tabletten dagegen ....... Insulin gehört doch da schon zum Experten- und Insiderwissen


    Noch ein kurzer Satz zum Antibiotikum. Durch die hemmungslose Gabe in den 70'er Jahren und 80'er Jahren und immer mehr resistenten Baktrien verliert dieser Wirkstoff auch langsam seinen Glanz und seine Aura als Supermedikament der Zivilisation.


    Ich jedenfalls bin froh über das Insulin und war sehr sehr froh über das Humaninsulin (wegen Antikörper).


    Gruß thomas

  • Ich betrachte Insulin auch nicht als Medikament, weils ja im Grunde nur etwas ist, was meinem Körper fehlt.
    Für mich ist ein Medikament etwas, das – wie nemo schreibt – Krankheiten heilt. Oder zumindest Symptome lindert.

  • Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Diabetes haben Typ 2 und Angst vor dem Dickwerden bzw. noch dicker werden, wenn sie Insulin spritzen müssen. Und diese Angst ist durch viele Beispiele begründet.


    Dass ein Typ-1-Diabetiker keine Angst vor Insulin hat, ist wohl klar.

  • Hallo Manuela,


    Joa trifft den Nagel auf den Kopf. Das war damals noch die Zeit des tierischen Insulins, Schwein und Rind. War ein blödes Gefühl morgens gleich mal 80 Einheiten zu spritzen und zu ahnen, dass auch in absehbarer Zeit nicht mehr langt. Humaninsulin kam keinen Tag zu früh. Mit Analog Insulin habe ich bisher keinerlei Probleme. Zumindest brauch ich nicht viel.


    Ich nehme NovoRapid auch wieder in der Pumpe.


    Gruß thomas


    Noch eine Anmerkung von mir:


    Frederick Sanger bekam irgend wann in den 60'ern den Nobelpreis für das Aufstellen der Struktur des Humaninsulins. Die Frankfurter Uni Prof's Obermeier und Geiger haben Ende der 70'er das erste Humaninsulin erzeugt. Warum haben sie keinen Nobelpreis erhalten. Ich denke jetzt mal nicht, dass das mit der allgemeinen Reputation der Gentechnik in der Gesellschaft, vor allem in den 80'er Jahren, zu tun hat.


    Ich hab noch eine Frage zum Artikel. Dort wird kurz auf den Unterschied zwischen venöser und subkutaner Insulinverabreichung eingegangen. In den 80'er Jahren wurden Insulinpumpen ja transplantiert. Mit einer dicken Spritze durch den Bauch in die Pumpe wurde das Hormon-Depot der Pumpe mehrmals aufgefüllt. Später setzten sich die externen Pumpen mit subkutanem Katheter durch. Was ist aus diesem Implantat - Weg geworden. Weiß jemand etwas genauer, warum das nicht weiter verfolgt wurde. Vielleicht hatte ja auch jemand in dem Forum eine solche.


    Nochmals


    LG


    Thomas


  • Ich hab noch eine Frage zum Artikel. Dort wird kurz auf den Unterschied zwischen venöser und subkutaner Insulinverabreichung eingegangen. In den 80'er Jahren wurden Insulinpumpen ja transplantiert. Mit einer dicken Spritze durch den Bauch in die Pumpe wurde das Hormon-Depot der Pumpe mehrmals aufgefüllt. Später setzten sich die externen Pumpen mit subkutanem Katheter durch. Was ist aus diesem Implantat - Weg geworden. Weiß jemand etwas genauer, warum das nicht weiter verfolgt wurde. Vielleicht hatte ja auch jemand in dem Forum eine solche.

    Implantat-Pumpen hatten eine Lebensdauer von ca 4 Jahren. Dann musste die Pumpe wieder "ausgebaut" werden. Die Stelle, an der die Pumpe lag, konnte aufgrund der Verwachsungen, die OP und Fremdkörper (Implantat-Pumpe) verursacht haben, nicht weiter "benützt" werden. Ich kenne eine Person, die das Risiko einer OP eingegangen (alte Implantatpumpe raus - neue rein) ist. Die OP ist also nicht ohne. Lieder hat sich dann die "neue" Pumpe vorzeitig verabschiedet. Inzwischen trägt diese Person zwei Pumpen, eine defekte im Körper und eine herkömmliche Pumpe. Das Risiko, die defekte Pumpe wieder raus zu operrieren will er nicht eingehen.

    Stolpern und Hinfallen ist keine Schande.
    Nicht wieder Aufstehen und Liegenbleiben schon.

  • In meiner Schulung wurde uns der Wert von Insulin und der Bedeutung dieser medizinischen Errungenschaft schnell klar gemacht:


    "Stellen Sie sich mal vor, wir hätten 1914." (die Person erzählt ein bisschen etwas zu der entsprechenden Zeit) "Und dann sagt ihr Arzt: 'Sie haben Diabetes Typ 1': Sie haben nur noch ein bis zwei Jahre zu leben, das war ihr Todesurteil...." (wirkungsvolle Pause) "Heute ist das nicht mehr so, das haben Sie dem Insulin zu verdanken. Im Gegenteil, es kann sogar sein, dass Sie durch die Diagnose länger leben, weil Sie sich zwangsläufig gesunder ernähren." (gesamte Gruppe atmet erleichtert auf)


    :D

    Our knowledge has made us cynical.

    Our cleverness, hard and unkind.

    We think too much, and feel too little.

  • Also, wenn mir mein Arzt offenbaren würde: "Sie brauchen von nun an bis an Ihr Lebensende Penicillin." wäre ich auch nicht begeistert.


    Auch bei "Sie dürfen von nun an jeden Tag süßen Kinderhustensaft trinken." würde ich mich nur eingeschränkt freuen, wenn er noch hinzufügte "Aber Sie müssen vorher wissen, wieviel Sie an diesem Tage zu husten gedenken. Und Sie dürfen dann auch nicht mehr husten. Und Sie dürfen nur um 9:00, 13:00, 15:00 und 21:00 Uhr husten. Falls Sie mal zuwenig gehustet haben oder zuviel Hustensaft getrunken haben, müssen Sie etwas Rauch inhalieren, damit Sie ein bisschen nachhusten. Falls Sie keinen Hustensaft dabei haben, dürfen Sie auch nicht husten, oder aber sich nur ein bisschen räuspern. Hier haben Sie einen Hust-O-Meter, der Ihnen anzeigt, wieviel Sie schon gehustet haben."

    Diabetes ist ja im Vergleich zu anderen Krankheiten Zucker.

  • herrlich!!! :rofl


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Zitat

    Bei der Diabetes-Schulung in der Tagesklinik meinte die Ärztin, wir sollten den beiden Entdeckern des Insulin dankbar sein. Wir alle haben daraufhin bedröppelt geschaut.


    Da soll lieber sie dafür dankbar sein, sonst wäre sie nämlich als Diabetologin arbeitslos. :)