Ernährungsrichtlinien für T2 (und T1)

  • Ich will aber nicht, dass mir künftig als Diabetiker eine Low Carb-Ernährung diktiert wird! Wo führt das hin?

  • Vielleicht zu stabileren Werten und somit weniger Aufwand/Ärger?


    Was hast du damit für ein Problem? Wenn sich jemand beim Freeclimbing ständig die Knochen bricht, dann ist sowas vielleicht nicht die geeignete Sportart. Genau wie jemand mit Herzbeschwerden keine Partypackung Viagra nehmen sollte. Kommst du auch mit ordentlich Kohlehydraten sauber über die Runden, wird dir sicherlich kein Arzt was vorschreiben. Sind deine Werte jedoch Scheiße, dann kannst du nochmal nachdenken ob das ein Diktat ist oder ein sinnvoller Vorschlag, den du als Betroffener nicht pauschal ablehnen solltest.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich will aber nicht, dass mir künftig als Diabetiker eine Low Carb-Ernährung diktiert wird! Wo führt das hin?


    Musst du nicht. Aber dann musst du auch mit den Konsequenzen daraus leben. Wenn das für dich passt, kein Thema!

  • Das bestätigt mich in meiner Furcht!

    Furcht vor was?



    Zum Mittag gabs Lachs mit Speckbohnen und dick Sauce Hollandaise.
    Dazu gemischter Salat mit Schafskäse-Taler und einer Rotwein-Vinaigrette.
    Zum Nachtisch einen leckeren Kirsch-Schoko-Muffin.


    Ohne Bolus.


    Mir hat jetzt weder die Nudel als Beilage gefehlt, noch das Weizenmehl im Muffin oder der Kristallzucker in der Vinaigrette. Ich habe kein Mittagstief und bin satt bis zum Abendbrot. Und "butterkeks" war mal, jetzt 30kg weniger mit 77kg und 15% Körperfett gings mir noch nie so gut wie jetzt. Traurig dass da erst der DM kommen musste.


    Dank der aktuellen DGE-Empfehlung was gesunde Ernährung ist, kann man sowas aber in keiner Kantine / Mensa bekommen sondern muss selber machen. Mir würde schon genügen, wenn die Nudelbeilage dort kleiner als die Gemüsebeilage wäre.

  • liebe alle,
    das ziel von modernen insulintherapien war immer, den einzelnen DM so flexibel wie möglich einzustellen. jede form von pauschalen ernährungsempfehlungen ist also ein rückschritt. bei einem typ2, der kein insulin geben will, mag das sinn machen, auch bei einem DM1, der zu resistenzen neigt oder bei allen DMs, die zu übergewicht tendieren, mag u.a. low carb eine gute möglichkeit sein. entsprechend beziehen sich die artikel auf DM2, nicht auf DM1/ insulinpflichtigen DM. wer als 1er (aus welchen gründen auch immer) seine ernährung umstellen will/ muss, u.U. auch wegen folgeerkrankungen, bespreche dies mit seinem diabetologen. low carb als wundermittel z.B. für die stabilisierung einer therapie hinzustellen, ist schon lustig. wenn dann müsste man sagen, dass eine wirklich schwer einzustellende BR, z.B. bei insulinsensitiven, besser zu finden ist bei einer täglich ähnlichen menge an KHs/ sportliche belastung etc. was aber auch keinen sinn macht, wenn jemand bereit ist, auf CSII zu gehen. nichts gegen gesunde, bewusste ernährung, gute HDL werte und niedrigen blutdruck - aber freiheit bleibt bitte das oberste therapieziel.
    lg, h

  • Das bestätigt mich in meiner Furcht!

    Warum sich fürchten, wir Alle treiben im "honigsüßem Fluß" und vom sicherem Ufer, das wir nie erreichen werden,wird uns an jeder Biegung eine neue Weisheit zugerufen.


    Diejenigen welche schon länger im Fluß schwimmen, sehen dem "Neuem" erstmal gelassen entgegen und warten ab, ob sich die ach so tollen Neuigkeiten im wirklichen Leben bestätigen.


    Am Anfang unseres Schwimmunterrichts, sind wohl die meisten auf jedes zugeworfenes Brett mit Ratschlägen zugeschwommen in der Hoffnung jetzt wird alles gut.


    Ich übrigens auch.


    Aber, in deinem Fall, solltest Du auf die Fachärztliche Beratung siehe Jörgs Beitrag und ev. noch eine zweite Meinung hören,um Deine Entscheidung zu fällen.


    Alles gute für Dich.


    MlG


    Hinerki

  • aber freiheit bleibt bitte das oberste therapieziel.


    100% Agreement! :thumbsup:


    P.S.: Hätte am liebsten den ganzen Beitrag von Hannah34 zitiert, aber das wäre ja schlechte Netiquette. ;)

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • .......aber freiheit bleibt bitte das oberste therapieziel


    Genauso! Hannah, das hast du sehr schön beschrieben! :nummer1:


    Das Wort "Ernährungsrichtlinien....." stört mich auch irgend wie, da muss ich petzi mit ihrer Meinung recht geben

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Bin gespannt, wann das in den Praxis ankommt.


    So schnell wohl eher nicht. Dass man mit kohlehydratreduzierter Ernährung vs. fettarmer Ernährung DM2 besser in den Griff bekommt, anfangs sogar schneller abnimmt (mittelfristig nivielliert es sich) und auch gute Cholesterinwerte hat, ist schon länger bekannt, bzw. gibt es schon etwas ältere eine Studie dazu. Nichtsdesto trotz predigt die DGE die kohlehydratreiche Ernährung also reichlich Brot Nudeln...
    Allerdings predigt sie keine zuckerhaltigen Getränke und möglichst Vollkorn. Bei den Lebensstilbedingten Typ 2 Dabetiker dürfte allerdings gerade Fast Food, Kuchen, Limo, Süßigkeiten etc. eine Rolle spielen.
    Ich glaube nicht, dass man unbedingt low carb leben muss, um eine gute Diabeteseinstellung zu bekommen. Da ich hoch insulinsensitiv bin, verzichte ich auswärts auf große Kohlehydratmengen, einfach weil sie nicht genau genug schätzbar sind. Wenn ich selbst koche oder häufiger im gleichen Restaurant esse, klappt es auch mit den Kohlehydraten. Das Risiko für Ausreißer bleibt höher, aber da reden wir über kurz mal 180, das ist tolerabel.


    Ich glaube auch nicht, dass Low Carb für jeden das richtige ist, ich vertrag zum Beispiel große Fettmengen immer schon schlecht. Ausserdem habe ich, wie 50% der Diabetiker, auch eine zumindest milde exokrine Pankreasinsuffizienz. Da ist der Elastasewert im Stuhl etwa auf der Hälft vom normalen. Das ist aber das Enzym, welches für die Fettverdauung zuständig ist. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass LCHF für mich wirklich förderlich ist.
    Also setze ich auf moderate Mischkost, allerdings immer noch mit deutlich niedrigeren Kohlehydratanteil als die DGE empfiehlt.

  • Das Wort "Ernährungsrichtlinien....." stört mich auch irgend wie, da muss ich petzi mit ihrer Meinung recht geben

    ok, das Wort ist falsch gewählt von mir. Der Artikel ist ein Magazinbeitrag für medizinisches Personal unter dem Titel "Fortbildung". Nicht mehr.



    Allerdings stammt dieser Text von einem Professor von der Uni München, die bekanntermaßen eng mit der DGE verflochten ist.
    Und der Text stellt sehr viel Dinge in Frage, die die DGE die letzten 30 Jahre gepredigt hat. Das ist das erstaunliche, anscheinend kommt da Bewegung in die Ansicht, was "gesunde Ernährung" ist.


    Sollte die DGE zur Erkenntnis kommen, dass nicht die fettreduzierte kohlenhydratreiche Mischkost gesund sei, hat das einen riesen Impact für alle Einrichtungen, die sich an die DGE Vorgabe halten:
    Mensen, Schulkantinen, Altenpflege, Krankenhäuser, etc...
    Und auch einen Impact auf die Ernährungsberatung in Praxen, denn die sind ja alle DGE-zertifiziert.



    Grüße


  • Wird auch mal langsam Zeit. Die DGE hält sowieso nur aus politischen Gründen seit Jahren an den überholten Empfehlungen fest, so weit hinterm Mond können die gar nicht wohnen....

  • Das ist doch alles keine Revolution, meine Güte in all den Diabetes Jahren meiner Laufbahn gab es ständig angepasste Ernährungsweisheiten. Wie Hannah schrieb: Therapiefreiheit ist das Ziel und da mussten viele von uns Jahre drauf warten.
    Ich behaupte, dass ich auch ohne LC in der Lage bin, höhere pp Spitzen zu vermeiden. Das haben wir DM Oldies einfach intus, SEA's und Bolis abzustimmen und zu berechnen. Und wenn es trotzdem mal passiert, ja und? Solange es sich nicht permanent wiederholt ist doch alles tutti.
    Das es bei Typ 2ern oft anders aussieht und durchaus sinnvoll erscheint, gerade bei vorliegendem metabolischem Syndrom einzugreifen, ist doch nur logisch.


    Es geht erster Linie darum, Resistenzen zu beseitigen und hohe pp Spitzen zu vermeiden. Dadurch senkt sich das kardiovaskuläre Risiko, die Blutfette gehen runter und man wird agiler, alleine das Bewusstsein für Lebensmittel und deren Wirkung zaht sich aus. Da macht die KH Eingrenzung evtl. noch Sinn. Meinetwegen auch in Remissionsphasen um die BSD zu schonen. Das weiß aber doch jeder halbwegs begabte Ernährungswissenschaftler auch ohne DGE oder irgendwelche Leitlinien die da geändert werden müssten.


    Deshalb müssen aber doch keine Allgemeingültigen " Richtlinien" geschaffen werden. Es ist doch lange bekannt, dass es so ist. Und nicht jeder " muss" oder sollte sich so ernähren.
    Mein sehr persönlicher Standpunkt ist der, dass der liebe Gott mir zwar Typ I gab , aber eben auch mein Hirn und Insulin, womit ich gelernt habe richtig umzugehen und dies auch sehr bewußt tue.
    Das ich nebenbei Spaß an für <mich> gesunder Ernährung habe ist fein, aber eben mein ganz persönliches Ding.


    LG Charlotta

    Leben heißt nicht, zu warten dass der Sturm vorüberzieht. Man kann lernen, im Regen zu tanzen.

  • Deshalb müssen aber doch keine Allgemeingültigen " Richtlinien" geschaffen werden. Es ist doch lange bekannt, dass es so ist. Und nicht jeder " muss" oder sollte sich so ernähren.


    Genau, das ist der entscheidende Punkt, wie es weiter oben heißt, mal wird das, mal wird jenes gepredigt (sic!), eine Ernährungsrelgion jagt die nächste seit Jahren.


    Erfahrungsgemäß gibt es aber DIE gesunde Ernährung genauso wenig, wie es DIE gesunde Schuhgröße gibt, muss eben passen, hängt von demjenigen/derjenigen ab, die ernährt werden muss/will. ;)

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Zitat von »Hannah34«
    aber freiheit bleibt bitte das oberste therapieziel.



    100% Agreement!

    Genau das meinte ich, als ich von "Furcht" schrieb. Ich fürchte mich, dass ich nicht mehr frei entscheiden darf, was ich essen will, weil es eine Ernährungsrichtlinie für Diabetiker gibt, die - wie hier diskutiert - mir Low Carb vorschreibt. Und wenn ich das nicht mache, dann werde ich z.B. mit hohen Krankenkassenbeiträgen bestraft.


    Ich esse zwar Fleisch, möchte aber noch mehr vegetarische Lebensmittel einbauen. Da wird es dann einfach schwierig mit dem Low Carb-Konzept. Abgesehen davon liebe ich halt Kartoffeln, Nudeln, Reis, deftiges Brot und alle Obstsorten - (aber eben, wie Ikebana oben schrieb - in Maßen und abgestimmt.)

    Einmal editiert, zuletzt von petzi ()

  • Ich fürchte mich, dass ich nicht mehr frei entscheiden darf, was ich essen will, weil es eine Ernährungsrichtlinie für Diabetiker gibt, die - wie hier diskutiert - mir Low Carb vorschreibt. Und wenn ich das nicht mache, dann werde ich z.B. mit hohen Krankenkassenbeiträgen bestraft.


    Die Situation, dass man sich nicht frei entscheiden kann haben wir ja schon. Nur werden die benachteiligt, die nicht High-Carb essen. Die müssen, wenn sie Pumpen etc. beantragen flunkern. Denn ohne ausreichend BE in der Dokumentation geht es nicht.


    Da geht der aktuelle Trend eindeutig in Richtung mehr Freiheit.


    Und in ca. 30 Jahren wird dann das auch bei den Ernährungsberatern angekommen sein. (Geht wohl nur durch aussterben derer, die die Ausbildung gestalten werden.)



    lg, Adrian

  • Ich glaube auch nicht, dass Low Carb für jeden das richtige ist, ich vertrag zum Beispiel große Fettmengen immer schon schlecht. Ausserdem habe ich, wie 50% der Diabetiker, auch eine zumindest milde exokrine Pankreasinsuffizienz. Da ist der Elastasewert im Stuhl etwa auf der Hälft vom normalen. Das ist aber das Enzym, welches für die Fettverdauung zuständig ist. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass LCHF für mich wirklich förderlich ist.
    Also setze ich auf moderate Mischkost, allerdings immer noch mit deutlich niedrigeren Kohlehydratanteil als die DGE empfiehlt.


    Das verstehe ich, aber wie du schreibst: "ich glaube nicht". Oder hast du es schon ausprobiert?
    Ich möchte dir/euch mein Beispiel beschreiben. Die meisten hier wissen, dass ich nur noch 25% meiner BSPD habe, die auch nicht mehr funktioniert. Ich musste nach der OP vom Anfang an Kreon nehmen, weil ich auf Grund der verminderten Pankreas-Elastase große Probleme mit der Fettverdauung hatte (Oktober kann auch ein Lied davon singen).
    Seit ich meine Ernährung auf low carb high fat umgestellt habe und überwiegend Kokosöl benutze, habe ich keine Probleme mit meiner Fettverdauung. Das liegt hauptsächlich am Kokosöl, das eine mittelkettige Fettsäure ist. MCT-s brauchen für die Verdauung nur minimale Mengen BSPD-Enzyme und werden im Magen-Darm-Trakt schnell gespalten und leicht aufgenommen. Das bedeutet: kein Durchfall mehr! Das ist das Geheimnis.


    Die ketogene Ernährung (extrem KH-reduzierte und fettreiche) hat eine sehr bedeutende Rolle nicht nur bei Diabetes, sondern z. B. bei Epilepsie und wird bereits häufig in Fachkliniken angewandt. Durch diese Ernährung werden nicht nur die Anfälle vermindert, sondern der allgemeine Gesundheitszustand verbessert. Das sind Fakten!


    Niemand "zwingt" einen zur Umstellung, aber mal Gedanken darüber zu machen, ist es meiner Meinung nach allemal Wert!

    - Cassiopeia -

  • Das verstehe ich, aber wie du schreibst: "ich glaube nicht". Oder hast du es schon ausprobiert?


    Richtig "hardcore" habe ich es noch nicht ausprobiert. Mir wird nur auf große Fettmengen (besonders morgens) schnell übel. Morgens 3 Rühreier, dann ist der Tag gelaufen, das gleiche passiert bei größeren Mengen Quark. Dazu kommt die exokrine Pankreasinsuffizienz, von der ich aber nichts merke. Weder habe ich Probleme mit Fettstuhl noch Durchfälle, es ist nur bei einem Check "Darmgesundheit" aufgefallen.


    Ich weiss auch nicht, wie man zweifelsfrei feststellen kann, ob eine bestimmte Ernährungsweise individuell für meinen Körper besser ist oder nicht, wenn es keine gravierenden Probleme gibt. Wenn ich aber Fett nicht so gut verdauen kann, scheint es mir unlogisch, besonders viel davon zu essen. Das Problem mit der Übelkeit hält mich natürlich am meisten ab.


    Außerdem sind die Übeltäter aus meiner Sicht nicht Kohlehydrate grundsätzlich sondern die Art und Menge, welche das Problem ist. Ich habe einen sehr interessanten Bericht über Indien (Mittelschicht) gesehen, es gibt dort sehr viele Vegetarier und die Ernährung ist eher kohlehydratbasiert mit moderatem Einsatz an Milchprodukten wie Joghurt. Aber eben "gesund", also viel Gemüse, selbst gekocht und ohne den ganzen Fertigkram, Fastfood, Süsskram etc. Es gibt dort kaum lebensstilbedingte Krankheiten wie Diabetes, Arteriosklerose etc. Wahrscheinlich ändert sich das, sobald McDonalds & co. Einzug gehalten haben.


    Ein bestimmter allgemein gültiger Ernährungsstil (in Bezug auf den Anteil von Fett, Eiweiß, Kohlehydrate) lässt sich eigentlich nicht festlegen, da der Mensch als Allesfresser konstruiert ist.