Case Study: LCHF bei einem 6-jährigen Kind mit T1

  • Ich habe eine fast 5-jährige Tochter mit Typ 1 Diabetes, die mit 3 Jahren Diabetes bekommen hat und ich habe selbst seit 1982 Diabetes und diesen mit 2,5 Jahren bekommen.


    Ich bin erstaunt, dass offensichtlich so viele LCHF machen, ohne das Probleme mit Blutzuckerspitzen aufgrund des Eiweißes auftreten. Bei den frisch-diagnostizierten Diabetiker könnte natürlich auch eine Restfunktion noch eine Rolle spielen, die unter LCHF sicherlich auch länger andauern wird.


    Mag sein, dass es Unterschiede in der Verstoffwechselung von Eiweiß gibt, aber bei Kohlenhydratmangel wird auch Eiweiß in Kohlenhydrate umgewandelt und verursachen einen BZ-Anstieg. Eiweiß wird in einem Zeitraum von ca. 7 Std. verstoffwechselt, trotz Dual-/Verlängertem Bolus, FPE-Berechnung usw. habe ich bei mir bislang noch kein Patentrezept für viel Eiweiß befunden, da ich nie genau weiß, wann nun genau der BZ-Anstieg kommt - und wenn er kommt, dann schnell und drastisch. Bei den Kohlenhydraten weiß man zumindest einigermaßen wann sie im Blut aufschlagen. Bei Eiweiß und Fett habe ich das noch nicht herausgefunden Große Kohlenhydratmengen sind auch bei mir ein Problem, aber bei einer einigermaßen normalen Ernährung finde ich das wesentlich einfacher als LCHF.
    Unter einer normalen kohlenhydrathaltigen Ernährung liegt mein Hba1C-Wert immer so bei 5,5 ohne großartigen Spitzen. Es geht also auch mit KH. Ich esse gern und viel zuviel Süßes, bin bestimmt zuckerabhängig, und auch sonst irgendwie nicht normal aber es macht mich echt glücklich und ich bin froh, dass die Zeiten der Verbote und "Sünden" endlich vorbei sind. Ich könnte meine Tochter auch niemals irgendeine Ernährung aufzwingen - ich weiß, aus eigener Erfahrung was das für Schäden im Essverhalten verursacht. Jedem das Seine, aber ich finde, Kinder sollten in erster Linie glücklich aufwachsen und das bedeutet meiner Meinung, dass Einschränkungen und Verbote in einer Kindheit nichts zu suchen haben. Sobald das Kind selbst in der Lage ist zu entscheiden - bitte.

  • Stoebi

    Zitat

    Ich bin erstaunt, dass offensichtlich so viele LCHF machen, ohne das Probleme mit Blutzuckerspitzen aufgrund des Eiweißes auftreten.


    LCHF steht für Low Carb High Fat, LCHP für Low Carb High Protein. Dr. Bernstein bezeichnet seine Ernährungsempfehlungen als Low Carb Normal Protein. In jeder dieser Ernährungsformen gehört EW sauber mit Insulin abgedeckt (siehe weiter unten).

    Zitat

    Bei den frisch-diagnostizierten Diabetiker könnte natürlich auch eine Restfunktion noch eine Rolle spielen, die unter LCHF sicherlich auch länger andauern wird.


    Im Teleseminar von July 2017 berichtet Dr. Bernstein von T1, die sich seit mehr als 35 Jahren in Remission befinden. Voraussetzung für den Erhalt der verbliebenen Beta-Zellen ist ein normaler BZ-Spiegel von im Schnitt 83 mg/dl.

    Zitat

    Mag sein, dass es Unterschiede in der Verstoffwechselung von Eiweiß gibt, aber bei Kohlenhydratmangel wird auch Eiweiß in Kohlenhydrate umgewandelt und verursachen einen BZ-Anstieg. Eiweiß wird in einem Zeitraum von ca. 7 Std. verstoffwechselt, trotz Dual-/Verlängertem Bolus, FPE-Berechnung usw. habe ich bei mir bislang noch kein Patentrezept für viel Eiweiß befunden, da ich nie genau weiß, wann nun genau der BZ-Anstieg kommt - und wenn er kommt, dann schnell und drastisch. Bei den Kohlenhydraten weiß man zumindest einigermaßen wann sie im Blut aufschlagen. Bei Eiweiß und Fett habe ich das noch nicht herausgefunden


    EW wird unabhängig davon, wieviel KH Du gegessen hast, in Glukose umgewandelt (Glukoneogenese). Selbst wenn Du kein EW isst, wird EW in Glukose umgewandelt (Dein Muskeleiweiß).


    Der BZ-Anstieg von EW passiert zwischen der dritten und fünften Stunden nach der Mahlzeit und kann am leichtesten mit Actrapid ausgeglichen werden (der BZ-Anstieg entspricht ziemlich genau der Actrapid-Wirkkurve). Alle schneller wirksamen Insuline müssen innerhalb dieser drei bis fünf Stunden auf mehrere Injektionen aufgeteilt werden.


    Wenn Du in etwa 70 kg wiegst, kannst Du von folgendem ausgehen: EW besteht zu 20 Prozent aus Protein und 1 IE Actrapid deckt 12 g EW ab. Ein Steak mit 150 g roh (entspricht 100 g gebraten) besteht aus 30 g Protein und benötigt 2,5 IE Actrapid (konservativ würde ich mit 1,5 bis 2 IE starten und schauen, um wieviel der BZ nach 5 Stunden noch über dem Wert vor der Mahlzeit liegt).


    Fett benötigt kein Insulin (zumindest nicht in Mengen, die man irgendwie in eine Dosierung mit einrechnen könnte).


    Isst Du bspw. Ein und dieselbe Portion Gemüse einmal mit 150 g Steak und ein anderes Mal mit 150 g Schweinebauch (mit in etwa 50 Prozent Fettanteil), wird die Portion mit Schweinebauch wesentlich weniger Insulin benötigen als die Portion mit dem Steak: das Fett im Schweinebauch hat das Protein im Essen halbiert.

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  • Hier noch ein Link für diejenigen, die sich genauer über die Problematik von Blutzuckerspitzen und Blutzuckerschwankungen bezüglich der Entwicklung von Gehirnen bei T1 Kindern informieren möchten: Diabetes Journal 2014

  • Ich bin im 3 Lebensjahr an DM Typ I erkrankt. Ich brauche nicht zu schreiben, dass es in den ersten Jahren weder BZ Messung noch einen HbA1c Wert gab.
    ICT und Freiheit beim Essen bekam ich mit 8-9 Lebensjahren gelernt.
    Was für eine Erleichterung, endlich nicht mehr das Kind sein, welches nichts Süßes essen darf und alles andere dann nur abgewogen und zu bestimmten Zeiten.


    Ich kann euch beruhigen. Es hat meinem Gehirn bisher in keinster Art und Weise geschadet und es gab garantiert genügend BZ Ausreißer- egal in welcher Richtung und ich denke, brauche allen Betroffenen oder Eltern mit Typ I Kindern nicht zu erzählen, wie BZ Verläufe in der Pubertät aussehen.


    Mein Abi habe ich übrigens sehr gut abgeschlossen, nie studiert weil ich nicht wollte, habe 2 gesunde Kinder bekommen und stehe mit beiden Beinen im Berufsleben. Soviel dazu. Es sind genügend Gehirnzellen unbeschadet davongekommen, behaupte ich mal.


    Ich kann NICHT verstehen, warum man so einen in meinem Augen " Schrott" hier veröffentlichen muß.
    Wenn man als Erwachsener eigenständig beschließt nach Dr. was-weiß-ich leben zu wollen, ist das gut und respektiere ich durchaus, aber hier lesen Eltern von DM Kindern mit und ich hoffe, sie bleiben ihren Kindern zuliebe locke und nehmen nicht alles so Ernst.


    Just My 2-4 Cents.

    Leben heißt nicht, zu warten dass der Sturm vorüberzieht. Man kann lernen, im Regen zu tanzen.

  • Es gibt leider viele Erwachsene, die über Kinder "Regeln" aufstellen, die sie selbst als Kind nie erfahren oder angenommen hätten.

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Ich war, Gott sei Dank, schon 15, als der Diabetes ausgebrochen ist. Da hatte ich die Kindheit schon zum größten Teil hinter mir. Bis so ein kleines Kind von 6 Jahren zum Erwachsenen wird erlebt sein Körper einige Veränderungen, die sich mit Sicherheit auch auf den BZ-Verlauf auswirken werden. Du kannst ein Kind nicht so einstellen wie einen Erwachsenen. Du kannst in meinen Augen nur versuchen, das Kind so gut wie möglich durch die Kindheit zu bringen, bis es selbst die Initiative ergreifen wird und eigenverantwortlich mit dem Diabetes umgehen kann. Du kannst einem Kund nicht alles indoktrinieren, ohne dass es die Möglichkeit hat, das Ganze selbst zu hinterfragen. Wer irgend wann einmal selbst entscheidet, vegan zu leben, LCHF oder irgend eine andere Ernährungsform zu wählen: eigene Entscheidung! Aber bitte nicht von klein auf alles bestimmen, weil man selbst das für das Beste hält.

    Der Kapiervorgang wurde leider abgebrochen!

  • Geri

    Zitat

    Die meisten Diabetologen empfehlen als ausgewogene Ernährung, ebenso wie für Nicht-Diabetiker, einen KH-Anteil von mindestens 50%.


    Warum der einzige nicht essentielle Makronährstoff KH (wenn wir Alkohol mal außen vor lassen), der vom Körper selbst erzeugt werden kann, den größten Teil der Ernährung ausmachen soll: darüber könnte man einen eigenen Thread erstellen.


    Nur, es wird IMO nichts bringen. Meiner Erfahrung nach war es bei denjenigen, die ihre KH einschränken, eine sehr bewusste Entscheidung nachdem sie sich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Und es ist an anderen Stellen schon alles gesagt – nur halt noch nicht von jedem. Wir werden da nur mehr im Kreis reden...

  • Man hält eben gerne an seinen Gewohnheiten fest. Jemanden zu einer Änderung zu bewegen ist nicht so einfach. Man sollte aber auch akzeptieren, wenn jemand bei seiner Meinung bleibt. Es wird wohl zwischen den Extremen jede Form der Nahrungsauswahl geben. Bei mir schwankt das enorm. An manchen Tagen esse ich vielleicht 20 BE, an anderen Tagen 10, aber eigentlich nie weniger. Mir schmeckt es eben. Ich esse aber genauso gerne ein Steak wie eine großes Stück Torte. Der Zuckerkonsum sollte halt im Rahmen bleiben.

    Der Kapiervorgang wurde leider abgebrochen!

  • Wer irgend wann einmal selbst entscheidet, vegan zu leben, LCHF oder irgend eine andere Ernährungsform zu wählen: eigene Entscheidung! Aber bitte nicht von klein auf alles bestimmen, weil man selbst das für das Beste hält.

    ALLE Eltern treffen die Entscheidung für ihr Kind. Auch eine Ernährung mit Fleisch, 50% Kohlenhydrate etc. ist eine Entscheidung der Eltern. Man nimmt dem Kind bei JEDER Ernährungsform die Entscheidung ab, geht halt nicht anders... ;)

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Und genau deswegen halte ich es für wertvoll auch Mahlzeiten / Lebensmittel zu schulen/verwenden, die wenig Insulin benötigen bzw. den BZ nicht durch die Decke gehen lassen.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • ALLE Eltern treffen die Entscheidung für ihr Kind. Auch eine Ernährung mit Fleisch, 50% Kohlenhydrate etc. ist eine Entscheidung der Eltern. Man nimmt dem Kind bei JEDER Ernährungsform die Entscheidung ab, geht halt nicht anders... ;)


    Das hört sich zwar logisch richtig an, ist es aber nicht, weil deine Aussage nur für solche Familien gilt, die ohne je andere Menschen zu sehen, und ohne Fernseher auf einer einsamen Insel leben.

  • Das hört sich zwar logisch richtig an, ist es aber nicht, weil deine Aussage nur für solche Familien gilt, die ohne je andere Menschen zu sehen, und ohne Fernseher auf einer einsamen Insel leben.


    Moin,
    in diese Falle, nicht einbeziehen der Umgebung, bei Entscheidungen für unsere Kinder bin ich leider auch schon getappt.


    MlG


    Hinerki

  • Es gibt leider viele Erwachsene, die über Kinder "Regeln" aufstellen, die sie selbst als Kind nie erfahren oder angenommen hätten.

    Ja Regeln aufstellen schon, ob die dann drauf hoeren, steht auf einem andren Blatt:


    "Kinder kann man nicht erziehen, die machen einem doch alles nach..." :whistling:

  • Warum der einzige nicht essentielle Makronährstoff KH (wenn wir Alkohol mal außen vor lassen), der vom Körper selbst erzeugt werden kann

    Weil es der wirtschaftlich und biochemisch effizienteste Weg ist, Energie in den Koerper zu bekommen?
    Das meiste Fett ist im uebrigen auch nicht essentiell... das baut dein Koerper selbst auf die Huefte.



    CU
    Martin

  • Zitat

    Das meiste Fett ist im uebrigen auch nicht essentiell... das baut dein Koerper selbst auf die Huefte.


    Nur, dass das Fett auf der Hüfte (Du meinst wohl Viszeralfett) nicht vom gegessenen Fett, sondern von den gegessenen KH kommt.


    Der Körper wandelt Glukose, die von den Muskeln aktuell nicht gebraucht wird (weil Du vermutlich gerade keinen Marathon läufst) in Triglyceride um, die dann auf der Hüfte landen. Ein Zunehmen durch gegessenes Fett bei niedrigem Insulinspiegel ist schlichtweg nicht möglich. Das ist nur durch KH mit entsprechend hohem Insulinspiegel möglich. In abgeschwächter Form gilt das auch für Protein (Glukoneogenese).

  • Was passiert mit "überschüssig" aufgenommenem Fett? Bzw was würde damit passieren, wenn die Energiebilanz durch Nahrungsaufnahme positiv (Eingang > Ausgang) wäre?

  • Zitat

    Was passiert mit "überschüssig" aufgenommenem Fett? Bzw was würde damit passieren, wenn die Energiebilanz durch Nahrungsaufnahme positiv (Eingang > Ausgang) wäre?


    Das ist eine Frage, die muss man differenzierter betrachten.


    Gary Taubes zerlegt das Calories-In/Calories-Out Modell in Good Calories, Bad Calories: Fats, Carbs, and the Controversial Science of Diet and Health oder dem wesentlich einfacher zu lesendem Why We Get Fat: And What to Do About It an Hand von wirklich unzähligen Quellenangaben.


    Ich wollte nach einer Influenza mal ein paar Kilo zunehmen und hab deshalb zusätzlich auf zwei Monate verteilt 10 kg Kokosmus gegessen (das sind 63000 Kilokalorien). Gewichtszunahme gleich Null. Gleiche Erfahrung hat Dr. Bernstein mit Patienten gemacht, denen er aus Gründen der Gewichtszunahme 100 ml Olivenöl täglich verordnet hat. Gewichtszuname ebenfalls null.


    Der Körper wird die überschüssige Energie einfach in Körperwärme umwandeln, man wird sich unbewusst etwas mehr bewegen etc. Das gilt aber nur bei eingeschränkter Zufuhr von KH.


    Der Trugschluss - und das ist auch der Grund, warum Dr. Bernstein LCHF für eine Masche von Internet Gurus hält - ist, dass der Körper bei eingeschränkten KH eine relativ konstante Menge an Protein benötigt, um den Glukose spiegel im Gehirn aufrecht zu erhalten. Wird diese Menge an Protein nicht über die Nahrung aufgenommen, muss der Körper dafür Muskeleiweiß verwenden (abbauen). Man wird nicht zunehmen, aber verfetten - der Anteil an Muskelmasse schwindet und das sollte man tunlichst vermeiden.


    Unter Umständen spielt auch die Art des Fettes eine Rolle: Kokosfett kann der Körper angeblich auf Grund seiner Zusammensetzung an Fettsäuren wesentlich schwerer speichern als andere Fette.

  • Ich habe meine Frage sehr ungenau gestellt, sorry.
    Wenn wir mal davon ausgehen, dass ich von x kcal/Tag die ich durch KH (zweiter Fall: x g KH / Tag) aufnehme in ein paar Wochen um einige kg zunehme -
    warum sollte ich nicht dasselbe Gewicht zunehmen, wenn ich die x kcal als Fett (zweiter Fall: x g Fett / Tag) aufnähme? Bzw wie wäre, wenn wir nicht mit kcal rechnen würden, sondern mit Gramm bzw Kilogramm an aufgenommener Nahrung?


    Meinst du, ich würde mit so einer Substitution weniger zunehmen? Und warum? :)

  • Zitat

    Meinst du, ich würde mit so einer Substitution weniger zunehmen? Und warum?


    Ja, wenn nicht sogar abnehmen. Weil Insulin ein "Speicherhormon" ist.


    Darauf baut LCHF als Methode zum Abnehmen.


    Und es ist der Grund, warum Diäten überhaupt funktionieren:


    Angenommen, jemand ist täglich 60 % KH, 30 % EW und 10 % Fett. Jetzt schränkt er (oder sie) seine Kalorien während einer Diät um 30 % ein. Was wurde am meisten reduziert? Natürlich 30 % von den 60 % KH. Insofern ist fast jede Diät eine Loc Carb Diät, die Menschen machen während der Diät Loc Carb ohne es zu wissen.


    Die Gewichtsabnahme während der Diät kommt nicht von der Reduktion der Kalorien sondern vom verminderten Insulinspiegel im Blut.

  • Leuchtet mir bis jetzt noch nicht ein, tut mir leid.
    Ich dachte, Diäten funktionieren gar nicht. :D
    Wenn ich meine Kalorienzahl reduzieren müsste, würde ich nachrechnen und natürlich meinen Fettkonsum senken, weil pro g Fett mehr kcal drinstecken als in KH oder E. Reduziere ich meinen Fettkonsum um 30g pro Tag, spare ich damit 270kcal ein. Bei der gleichen KH-Reduktion nur 120kcal