Hypo mit Bewusstlosigkeit

  • Liebe Mitstreiter,
    ich hatte heute im Restaurant meine erste schwere Hypo mit Glukoseinfusion, eine Hypo die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich habe meinen Zucker eigentlich gut im Griff, meist Werte zwischen 70-130. Da ich viel selber koche, kann ich Kohlenhydrate auch ganz gut abschätzen. Folgender Verlauf:


    18:00 ist der Blutzucker 98 mg/dl, die letzte Mahlzeit mit Injektion liegt 5 Stunden zurück
    18:51 sitze ich im Restaurant und spritze 7 IE in den Bauch mit 4mm Nadel für eine Mahlzeit, die vor mir steht. Zwischen Messung und Spritzen gab es keine besonderen Ereignisse wie körperliche Anstrengung
    19:00 dann kurz Kopfzuckungen, nach ein paar Sekunden Bewußtlosigkeit und Krampfanfäll, so dass anwesende Bekannte am Tisch mich an den Boden drücken müssen. Der Krankenwagen wird gerufen, es gibt eine Glukoseinfusion und nach 20 Minuten ist der Spuk vorüber.


    Ein anwesender Bekannter hat Diabetiker im Verwandtenkreis und meinte gleich zu den anderen Bekannten, dass ich wahrscheinlich ein Blutgefäß getroffen habe.
    Das Novorapid wirkt bei mir nach 12 bis 15 Minuten, Blutgefäß war auch meine erste Vermutung, denn so schnell hat das Novorapid noch nie gewirkt.
    Kann das die Ursache sein?

  • Schön, dass du schon wieder so fit bist, dass du hier schreiben kannst. Gute Genesung weiterhin!
    Ich als ahnungsloser Internet-Troll würde mal tippen, dass da mehrere Umstände zusammen gekommen sein müssen, die zu diesem Unglück geführt haben. Neben der von dir (bzw. von den anwesenden Experten) angesprochenen ungewöhnlich schnellen Resorption bringe ich noch folgendes ins Spiel:
    Vielleicht war die Mahlzeit recht fett, so dass die KH verzögert aufgenommen wurden.
    Vielleicht ist dein Insulinbedarf justament etwas gesunken. Weil ich's heute im Radio gehört habe: Bei Kälte arbeitet der Körper viel intensiver, um sich zu wärmen. Mehr KH werden verbrannt, evtl mit weniger Insulin.
    Vielleicht wirkte noch ein Sport-Nachbrenn-Effekt.
    Vielleicht war Alkohol im Spiel.


  • Na wenigstens ging es dir schnell wieder besser. Der BZ Wert direkt vor dem Essen wäre noch interessant gewesen. Aber ich kenne das ja auch, manchmal ist das einfach so.
    Ich würde mir keine grossen Gedanken machen, alles gut gegangen, fertig. Das Risiko tragen wir alle mit uns rum. Manchmal kann man es nicht erklären.

  • Hallo Assel!
    Ich schließe mich Hobbit und Holzwurm an...


    Sei froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Der Schock ist groß, da kann fast jeder hier nachfühlen, wie Du Dich gefühlt hast. Aber es ist passiert, es nützt nichts, jetzt noch tagelang darüber nachzugrübeln, was die Gründe gewesen sein könnten..(Ablenkung?, falsche Dosis?, Alkohol?).... Man ist jetzt erst einmal unsicher, deshalb müssen wir als Typ1 immer wieder "von vorne" anfangen und eben ein bisschen mehr auf uns aufpassen als "normale" Menschen.
    Ich finde, dass das mal wieder eine typische Situation ist, wo es doch gut war, dass Dein Umfeld über den Typ1 informiert war und richtig reagiert hat.


    Ich kenne Bekannte, die sind in solchen Situationen unter vollkommen falschen Voraussetzungen ins Krankenhaus gekommen sind, weil "Umfeld" dachte: " Na, wieder so´n Besoffener", und erst im Krankenhaus hat sich alles geklärt:.Ich habe immer meinen Diabetiker Ausweis bei meinen Papieren.......


    Weiterhin alles Gute für Dich! ..

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

    Einmal editiert, zuletzt von wgf ()

  • Schön, dass es dir wieder gut zu gehen scheint. Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.


    Hatte noch nie eine Hypo mit Bewusstlosigkeit und kann da nicht viel zu sagen. Bin froh, dass es noch gut ausgegangen ist bei dir. Das beruhigt sicher den einen oder anderen Mitdiabetiker hier. Mich jedenfalls. Kann jeden von uns treffen, egal ob ersichtliche Gründe da sind oder nicht. Der Blutzucker geht gerne mal seine eigenen Wege...


    Würde mir da jetzt auch keinen großen Kopf über die Ursachen machen. Es gibt zuviele Möglichkeiten und wie du selber schreibst, hast du deinen DM ansonsten gut im Griff.


    Gute Besserung. :)

  • ...aber wie kannst Du (oder jeder von uns) mit einer 4mm Nadel im Bauch ein Blutgefäß treffen, in dass das ganze Insulin gelangt????


    Ich würde auf jeden Fall nachforschen, einfach weil ich es nicht verstehen kann.
    Leider kann ich Dir als Anfängerin keinen Tipp geben. Holzwurm und Hobbit's Überlegungen finde ich sehr hilfreich, werde sie mir merken!!!
    Bitte, wenn Du es heraus findest, poste es. Ich wüsste es auch gerne, weil es ja jeder/m von uns so gehen kann.


    Wie gut, dass Du Unterstützung dabei hattest! Gute Besserung! auch von mir,
    Traute

    Die kleinen Freuden wärmen das Herz.
    (aus Italien)

  • Schön das es dir wieder gut geht, die Nachwirkungen wirst du wahrscheinlich aber wohl noch eine Zeitlang spüren.


    Zwischen der Messung um 18:00 und dem Spritzen um 18:51 liegt fast eine Stunde.
    Bei einem Ausgangswert von 98 eine Stunde vorm essen würde ich niemals ohne nochmals vorher zu messen spritzen.
    In einer Stunde kann sehr viel passieren auch wenn man es gar nicht erwartet.


    Bedenken sollte man auch das die schnellen Insuline bei einem relativ niedrigen Ausgangswert noch schneller wirken, ist zumindest bei mir so.
    Wenn ich einen Ausgangwert von 90 hhabe und Insulin gebe dann bin ich nach max 15 Minuten auf 50

  • Hallo,


    welches Basalinsulin verwendest Du?
    Bei Lantus kann es durchaus passieren, dass es nicht gleichmaessig wirkt. Die Wirkkurve ist nur die ersten sechs Stunden stabil. Danach kann alles moegliche passieren.


    Mir ist auch schon passiert, dass vor dem Abendessen mein BZ ploetzlich stark gesunken ist:
    17:00: 95 mg/dl
    18:30: 60 mg/dl


    und das ohne Sport oder sonstwas ungewoehnlichem.
    Deswegen versuche ich immer direkt vor dem Spritzen zu messen.. aber ich kenne das auch, dass es manchmal nicht so klappt, wie man will.


    Ciao, Frank

  • Hallo



    An was es gelegen hat kann Dir so ganzgenau niemand sagen,
    was mich bei diesen Aktionen immer am meisten geärgert hat …das man den Abend
    oder Tag für seine Freunde Bekannten u.s.w. zur Sau!!gemacht hat.



    Das war für mich immer das schlimmste. Man kann gerne darauf“
    verzichten“!
    Gruß Steffen

  • Ich würde mir keine grossen Gedanken machen, alles gut gegangen, fertig. Das Risiko tragen wir alle mit uns rum. Manchmal kann man es nicht erklären


    Ich finde, ganz so einfach kann man das nicht sehen. Eine Hypo aus dem Nichts kann in bestimmten Situationen durchaus lebensgefährlich sein und kann z.B. wenn Du in naher Zukunft einen Verkehrsunfall hast, auch haftungstechnisch ein Problem sein, da sie ja nun bekannt und dokumentiert ist.
    Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die letzte Novo Injektion der maßgebliche Faktor ist, denn es liegen nur 9 Minuten zwischen Spritze und Ohnmacht. Selbst wenn man ein Blutgefäß trifft, sind das ja sehr kleine und man verletzt sie einfach nur. Es wird ja nicht gezielt ins Blutgefäß injiziert und es ist extrem unwahrscheinlich, dass 7 IE direkt vom Gefäß aufgenommen werden. Bevor ich das als Erklärung akzeptieren könnte, würde ich an Deiner Stelle mit einem Arzt darüber sprechen.
    Eher kommt schon eine Basalüberversorgung ins Spiel und das bedeutet, dass der Unterzucken sich langsam entwickelt hat. Wenn Du vorher gar keine Symptome hattest, steht es unter Umständen mit Deiner Hypowahrnehmung nicht zum besten. Bevor man das also unter "kann man nicht erklären" abhakt, würde ich erst testen, ob Du vielleicht immer mal wieder Unterzucker hast, die Du nicht bemerkst. Das ist manuell nicht ganz einfach, so dass vielleicht ein zwei Libre Sensoren zum Einsatz kommen könnten. Das kostet natürlich Geld, aber wenn Dir das in einer weniger günstigen Situation wieder passiert, kann der Ausgang schlimmer sein. Das kann man jetzt als Überreagiert interpretieren, aber Statistiken zeigen immer wieder, dass Unterzucker mit Bewusstlosigkeit die Tendenz haben, sich zu wiederholen.
    Grüße
    Ikebana

  • Hallo,


    deine beschriebene Situation war ziemlich böse, leider ist soetwas vielen, so auch mir, bekannt.
    Du hast gefragt, ob ein getroffenes Blutgefäß die Ursache sein kann?
    Ich möchte das nicht beurteilen, aber wenn man ein Blutgefäß mit einer Nadel öffnet, dann sollte es beim Herausziehen der Nadel doch stark Bluten.
    Auch weitere Gründe sprechen gegen diese Theorie.
    Du bist innerhalb von 9 Minuten nach der Injektion in die Bewußtlosigkeit gekippt, oder warst auf Fremdhilfe angewiesen.
    Wenn das Insulin so schnell in die Blutbahn einfließt, dann kannst du nicht bewusstlos werden, weil die Wirkzeit des Insulins nicht ausreicht, um eine Bewusstlosigkeit zu produzieren.
    Hier wurden schon Gründe angemerkt, die wohl wahrscheinlicher sind.
    Alkohol z.B., wenn dieser vor dem Essen getrunken wurde, dann wirkt das Basalinsulin deutlich stärker, solch ein Faktum kann eine brutale Bewusstlosigkeit produzieren. Zum Einen wirkt das Basalinsulin ohne normale Zuckerfreisetzung der Leber dementsprechend stärker. Im Weiteren wird auch jede gesunde Gegenregulation zurückgehalten, sodass selbst ein Diabetiker mit gesunder Gegenregulation in die Bewusstlosigkeit gekickt wird bzw. werden kann.
    Auch die Anmerkungen, dass das Basalinsulin bei einer ICT Terapie ein deutlich profilierte Insulinwirkung produziert, ist nicht außer Acht zu lassen.
    Aus eigener Erfahrung mit derartigen Situationen kann ich die Anmerkung nur unterstreichen, dass der einstündige Zeitraum zwischen Messung und Injektion gefährlich ist.


    Mit Gruß

  • Mir ist heute auch was sehr komisches passiert.


    Zum Glück komme ich mit tiefen Werten ganz gut zurecht, aber so etwas hatte ich noch nie.
    Heute morgen ganz normal gespritzt nachvollziehbar mit Novopen. Dann 4 BE zum Frühstück um 7:00 Uhr. (Brote mit Wurst und Käse)
    Nun müsste mein BZ eigendlich hochgehen. Aber es passiert nix. Um 8:00 660 ml Apfelsaft. Um 9:00 nochmal 330 ml ein um 11:00 Uhr dann 2 süße Kekse ca 2BE und ein Hanuta.
    Blutzucker steigt. Um 12:00 Mittag 4 BE und weniger gespritzt als sonst. Dannt steigt es wieder (Foto) aber bei gerade der letzen Messung geht er schon wieder runter????


    Siehe Libre Habe mit Libre Teststreifen und Accucheck Mobile gegengetestet


    Normalerweise wäre ich mit den BEs und der gespritzten Insulinmenge weit über 300

    Bilder

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind. Jean Anouilh 8o

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  • RK6: Mich würde noch interessieren, wie viel Insulin du zum Frühstück gespritzt hast und welcher Faktor ?!

    Hoping for the best but expecting the worst. :musicextreme:

  • Sowas "ähnliches" hatte ich letztens auch. Irgendwas um 90 als Startwert, 40g KH als Reis mit Hack reingepfiffen, meine 4IE Bolus drauf (passt eigentlich immer, das Gericht ist dutzendfach erprobt) und dann gings ohne jeden Anstieg in den Keller. Auf dem Libre mit dem Stundencheck gesehen dass was nicht stimmt, 200ml bzw. 20g KH als Saft drauf und dann kam endlich die Trendwende... Hatte es auf meine Restaktivität und deren spontane Ideen gerschoben. Kein Sport zuvor (auch nicht am Tag davor), nix was es irgendwie erklären könnte.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Hi Assel,


    die Ursache kann neben hier einigen geschriebenen möglichen Ursachen auch durchaus in den Tagen vor der UZ mit Bewusstlosigkeit liegen (leere Speicher bspw.), manchmal sind es nicht nur die Stunden davor. Oder es ist eine Verkettung/Kombination aus verschiedenen Ursachen.


    Die eine Stunde zwischen der letzten Messung und dem Essen ist auch keine Garantie nicht zu unterzuckern, wenn man im Normalfall einen abfallenden Wert merkt. Ein langsam sinkender BZ kann in der Wahrnehmung/im Körpergefühl ganz anders sein, als ein sehr schnell sinkender BZ. (Ich konnte schon ein schnelles Absinken von rund 180 mg/dl auf knapp über 50 mg/dl innerhalb von 20 Minuten nachvollziehen. Das merkt man kaum, das ist von jetzt auf gleich da.)


    Das Treffen eines Blutgefäßes halte ich persönlich für die unwahrscheinlichste Ursache.

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • die Ursache kann neben hier einigen geschriebenen möglichen Ursachen auch durchaus in den Tagen vor der UZ mit Bewusstlosigkeit liegen (leere Speicher bspw.), manchmal sind es nicht nur die Stunden davor. Oder es ist eine Verkettung/Kombination aus verschiedenen Ursachen.


    Richtig! Und ganz wichtig nach solch schweren Hypos finde ich auch zu wissen, dass man Folgehypos in den nächsten Tagen möglichst vermeiden sollte, damit die Speicher sich eben wieder genügend regenerieren können.
    Ich kenne solche Ereignisse leider auch, ist zum Glück Dank CGM seeeehr, sehr selten geworden. Die Psyche leidet da schon etwas, gerade dann, wenn man eben keine sofortige Antwort findet.


    LG Charlotta

    Leben heißt nicht, zu warten dass der Sturm vorüberzieht. Man kann lernen, im Regen zu tanzen.

  • @La-Sonrisa


    Ich spritze täglich 27 Einheiten Basal (Tresiba/Touejo)


    Kurzzeit Insulin benötige ich sehr viel Morgens 9/BE Mittags 8 und Abends 6


    Mein Korrekturfaktor ist 10 mg/dl je Einheit


    deshalb trage ich keine Pumpe


    aber das mein BZ nur noch sinkt ohne Bewegung ohne Insulin habe ich noch nie so erlebt. Und dann die ganzen BE fast ohne Wirkung.


    ich hatte Mittag auf 4/BE reduziert da wäre der BZ an einem normalen Tag hochgeschossen.

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind. Jean Anouilh 8o

    2 Mal editiert, zuletzt von RK6 ()

  • Gut, dass nicht mehr passiert ist. Aber das sind ja schon enorme Insulinmengen, die du da am Start hast. Vielleicht ist deine Insulinempfindlichkeit aus irgendeinem Grund plötzlich deutlich höher gewesen? Vielleicht mehr Bewegung gehabt die letzten Tage und weniger BE/Tag gegessen? Schilddrüsen-Unterfunktion?


    Ich hatte gestern auch eine fiese Hypo nach einem Restaurantbesuch. Hypos mit vollem Magen merke ich grundsätzlich eher spät und es fühlt sich ziemlich anders an. Mir ist aber auch nicht klar, wie ich mich so verschätzen konnte, dass ich bei 41 mg/dl 1,5 h pp nach dem Essen landen konnte.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • @ RK6: Danke für deine Antwort. Ich wollte das mal ins Verhältnis setzen und bin darauf gekommen, dass du ja dann für die übliche Menge Insulin mehr als das doppelte an BE's zu dir nehmen "durftest" (oder habe ich mich verrechnet ?!). Das ist ja schon heftig ...


    Die unvorhersehbaren BZ-Verläufe gruseln mich immer wieder ! Schade, dass man den Körper nicht fragen kann, wie viel Insulin er denn heute für das Essen möchte :rolleyes:

    Hoping for the best but expecting the worst. :musicextreme:

  • La-Sonrisa


    Nee viel mehr. Ich hatte ja für 4 BE gespritzt und es tat sich nix, kein Anstieg (naja nur ganz minimal). Erst nach zusätzlichen 11 BE war wieder ein Anstieg zu sehen.
    Das hat mich so erschreckt.


    Aber naja gegen spätem Nachmittag war wieder alles normal :)

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind. Jean Anouilh 8o