Sind Diabetiker gar nicht krank?

  • Man kann nie alle Risikofaktoren explizit berücksichtigen und versucht das auch nicht. Stattdessen versucht man so große Stichproben zu nehmen, dass sich solche Nebenfaktoren rausmitteln. Dass der Salzkonsum hier eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist selbst bei dieser relativ kleinen Stichprobe sehr unwahrscheinlich. Erstens sind die Auswirkungen von Salz sehr viel kleiner als die des Diabetes, zweitens ist es unwahrscheinlich, dass zufällig gerade eine Gruppe der Studie sehr salzarm gelebt hat und die andere sich Salz ohne Ende reingeschaufelt hat.


    Es ging mir sicher nicht darum, den Salzkonsum in Deutschland als den Alleinverantwortlichen für Herz-/Kreislauferkrankungen zu bennennen, aber er trägt zumindest nicht unwesentlich dazu bei. Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Was ich damit sagen wollte ist, das es so viele Gründe dafür geben kann, sodas die Aussage, Einschränkung des Zuckerkonsums, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung hätten keinen grossenEinfluss darauf, einfach eine Behauptung ist. Etwas, was so nicht beweisbar ist, da es sehr wahrscheinlich ist, das eine gewisse Anzahl an Testpersonen daran stirbt, ob sie nun Diabetes haben oder nicht.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

  • Natürlich haben diese Dinge eine Auswirkung auf die Entstehung von Herzkreislauferkrankungen. Aber darum ging es ja gar nicht. Es ging daraum, ob sie eine wesentliche Auswirkung auf Studien zum Thema Diabetes Typ 1 haben und ob man deshalb sämtliche Risikofaktoren explizit in solchen Studien mitberücksichtigen muss. Und das ist nicht der Fall. Das kann und muss man nicht.


    Ich glaube da liegt ein Misverständnis vor. Ich rede von dem, was der TE Ersterller verlinkt hat und da geht es um Typ 2 Diabetes.

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  • Gewagte Behauptung (von mir): Für den insulinpflichtigen und den nicht insulinpflichtigen Diabetiker können die allgemeinen Ratschläge wie ausreichende Bewegung und eine nicht-extreme möglichst ausgewogene Ernährung nicht schaden. Das gilt ganz unabhängig vom angestrebten oder propagierten HbA1c. -Ende der Behauptung- :pupillen:

    -Please stand by-

  • Trotzdem muss er es auf korrekt interpretierte Daten stützen und das tut er nicht.


    Da genau liegt der Hase in all diesen Diskussionen im Pfeffer. Das Thema 'Spätschäden' ist eben sehr komplex, da gibt es eben keine monokausalen Zusammenhänge. 'Daten' sprechen nie 'für sich' sondern müssen immer im Rahmen einer stichhaltigen Theorie interpretiert werden. Eine umfassende Theorie zum Phänomen 'Spätschäden' gibt es nun einmal nicht, man kennt nur Einflussfaktoren, das ist alles.


    Für mich bleibt das Fazit: Es gibt da noch eine Menge zu erforschen und viele Baustellen, wie z.B. die Messgenauigkeit von Laboren. Einer auf dem Kongress (weiß leider nicht mehr, welcher Vortrag das war) hat scherzhaft angemerkt: "Wollen Sie für Ihren DM-Patienten eine Verbesserung des HBA1 um 0.5% erreichen? Wechselns Sie einfach das Labor!" Das kann es nicht sein. ;)

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Jaja, der Spruch ist spaßig [...]

    Ich mag den Spruch überhaupt nicht, denn er stammt von Goebbels.


    (Er hat behauptet, Churchill habe das gesagt, was aber nicht stimmt. Interessanterweise wird das in Deutschland immer noch und immer wieder als Churchill-Zitat verkauft, dabei stammt es wie gesagt von Goebbels. In England findet man das als Churchill-Zitat nirgends.)

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Ich mag den Spruch überhaupt nicht, denn er stammt von Goebbels.


    Echt? Wusste ich nicht ... :pupillen:


    Leider doch ein Körnchen Wahrheit dran, Tatsache ist, dass durch 'Datenmassage' sehr viel Unfug getrieben wird. Statistiken sind aber Hilfsmittel, sie erklären nur eben von sich aus nichts!

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Im Internet sind massenhaft Zitate unterwegs die mal dem und mal dem und dann wieder jemand anderem zugeschrieben werden. Das gleiche gilt auch für Gedichte und ähnliches... Manche scheinen sich einen Spaß daraus zu machen sollche ausgedachten Dinge zu verbreiten :pupillen: Für bare Münze nehme ich so etwas nur wenn ich es in einer Orginalquelle (Churchills Reden, Biographie oder meinetwegen in irgend welchen Göbbelsschriften) wiederfinden kann. Es kursieren z.B. auch angebliche Heine-Gedichte die niemals von dem guten Mann geschrieben wurden... muß man wissen ;)

    -Please stand by-

  • Ihr könnt wieder weiter diskutieren über die Ansichten von Prof. N aus Heidelberg...


    Das wäre gut, wenn die Diabetologen das untereinander ausdiskutieren würden, und mit geänderten Therapieregeln erst danach die Patienten verwirren. Wenn er schon sagt, er habe keine Angst vor die DDG mit seiner These zu treten, frage ich, warum er das nicht gemacht hat, bevor er Patientenvorträge hält.


    Ich bleibe erstmal dabei, einen möglichst niedrigen HbA1c-Wert anzustreben.

  • Ah, Professor Nawroth sucht noch Probanden für seinen Sonderforschungsbereich. :) Momentan scheint er mit seiner Heidelberger Gruppe ja eher eine Mindermeinung zu vertreten. Laut Internet ist Dr. Stefan Kopf (der vom DDG-Kongress) in Heidelberg Oberarzt unter Nawroth.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Mir macht es große Angst und es verwirrt mich extrem. Was genau bedeutet es jetzt speziell für Typ 1 Diabetiker ? ? Scheisst auf gute Werte und seht die Einstellung nicht so eng, weil ihr sowieso vorzeitig den.....zukneift? Auch wenn wir uns bemühen die Erkrankung bestmöglich zu managen durch eine gesunde Lebensweise, suggeriert er mir, das es scheinbar sinnlos ist!!???? Sehr motivierend :-(

  • Zitat

    "Diabetes Typ 1 ist Schicksal", bedauerte der Mediziner und warnte gleichzeitig vor zu viel Therapien: "Wir vergessen, dass wir auch schaden können."


    Die Aussage, dass Typ 1 Schicksal ist, klingt ganz danach, ja... ;(:arghs:
    Na ja, vorerst nicht verrückt machen lassen durch diese Ansicht, schlage ich vor. Nicht zu streng, nicht zu lasch - der Mittelweg mag einigermaßen passen. :confused2

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • "Wollen Sie für Ihren DM-Patienten eine Verbesserung des HBA1 um 0.5% erreichen? Wechselns Sie einfach das Labor!" Das kann es nicht sein. ;)


    Das stimmt ja tatsächlich. Jedes Labor hat unterschiedliche Referenzbereiche. Wir waren 1 Woche vor unser Reha in der Ambulanz, der HbA1C lag 0,3% höher als eine Woche später. Vier Wochen später wurden wir entlassen mit einem neuen Wert, wiederum eine Woche später waren wir wieder in der Ambulanz und dort lag die Differenz zwischen beiden HbA1Cs wieder bei 0,3%. Also unser Ambulanzlabor misst 0,3% höher als das Rehalabor.

  • der ist ja sehr aufbauend was o.O ..manche der aussagen klingen so als als könnten wir uns gleich einbuddeln :pupillen: :thumbdown:

    Bitte nehmt Rücksicht das meine Lese-Rechtschreibschwäche manchmal zu fehlern führt beim schreiben ...danke :rolleyes:

  • Studie hier, Studie da, und nicht eine einzige Studie wurde genannt. Dass sich Studien ständig widersprechen ist doch normal. Er hat sich halt nur auf die Studien berufen, die seine Aussagen bekräftigen.


    Außerdem, was ist mit der Implikation, dass wenn der Blutzucker beim Typ1 Diabetes zu streng eingestellt ist, sich die Sterblichkeit erhöht?? Hab auch das Gefühl dass da was dran ist: Bei strengerer Zucker Einstellungen neigt man eher zu Hypos weil man Überzuckerungen versucht zu vermeiden, Unterzuckerungen scheinen das Herz zu belasten...


    http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/mediathek.html
    Zu Typ 1 hörte ich letztens in der DDG-Mediathek die etwas ernüchternde Aussage, dass nur etwa 11% der Spätschäden durch Diabetesdauer und HbA1c erklärt werden können. :pupillen:
    Dr. S. Kopf, "Wie werde ich möglichst alt mit Typ 1 Diabetes mellitus?"


    Wundert mich nicht. Wie gesagt: Das mit dem hba1c wurde doch eh einfach nur vom Typ 2 Diabetes übernommen. Wenn der Zucker eine Stunde lang auf 200 ist, ist er danach halt eine Stunde auf 50 und der hba1c ist wieder im grünen Bereich. Bringt aber eventuell den Gefäßen, Organen, etc nicht viel. Im Gegenteil, kann mir kaum vorstellen, dass die Gegenreaktionen des Körpers (adrenalin etc) so gesund sind. Typ 2er hingegen unterzuckern eher wenig, weßhalb der hba1c mehr aussagt.

  • Wenn man es medizinisch betrachtet ist man als Diabetiker krank. Wenn wir nicht krank wären, müssten wir nicht täglich (wahrscheinlich) ein lebenlang Medikamente zu uns nehmen ...
    Vom persönlichen her muss ich aber sagen, dass ich mich persönlich nicht krank damit fühle. Ja, ich muss die Medis mitschleppen unbd auf meine BZ Werte achten, aber ich lebe mein Leben genauso weiter wie vor der Erkrankung.
    Mit diesem "Sport bringt nichts" und "gesunde Ernährung bringt nichts" würde ich mich an seiner Stelle nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Denn beide Sachen tragen sehr wohl dazu bei, an seiner Geundheit und seinem Lebensgefühl positiv einzuwirken.
    Diese blöden Studien nerven mich sowieso immer wieder. Die testen oder befragen al Beispiel 1000 Diabetiker, vergessen aber, dass es 5 Mio von un gibt und jeder anders ist. Und dann beharren die so an ihren Studien.
    Mit der zu strengen Einstellung ... Jeder sieht das denke ich anders. Ich z.B. bin echt schwer einzustellen. Während andere darauf beharren, ihren hba1c auf 6,0 zu prügeln, bin ich froh wenn er unter der 10 ist. ich achte auf meine Werte, aber mir passieren auch mal ausrutscher, weil ich mich eben mal hier und da gehen lassen, was das essen angeht und mich dabei auch mal verschätze, oder weil ich eben mal an einem WE einen drauf mache und hemmungslos feier (ums mal zu übertreiben). Und dann kommen auch mal Werte jenseits von gut und böse dabei raus. Ich sehe das nicht so verbissen. Dann wird die Wochen danach eben etwas mehr wieder darauf geachtet.
    Und wie der Dr. schon sagte: Spätfolgen kann man nicht verhindern. Man kann das Risiko verringern, aber im Endeffekt entscheidet unser Körper alleine, was er macht und was nicht.

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren - Benjamin Franklin


    Wo Leben ist, dort ist auch Hoffnung - Steven Hawking

  • Als typ 1er vielleicht nicht unbedingt krank in dem Sinne, dass man sich krank fühlt. Aber auf jeden Fall behindert. Man kann nicht einfach so all das machen was normale Leute machen können. Man muss sich mindestens vorbereiten (Sport etc) oder sollte manche Sachen ganz lassen.

  • Als typ 1er vielleicht nicht unbedingt krank in dem Sinne, dass man sich krank fühlt. Aber auf jeden Fall behindert. Man kann nicht einfach so all das machen was normale Leute machen können. Man muss sich mindestens vorbereiten (Sport etc) oder sollte manche Sachen ganz lassen.



    Das muss ich persönlich anzweifeln. Man kann als Diabetiker, der keine Folgeschäden hat und der keine großen Probleme damit hat, alles auch sofort machen und man muss NICHTS besser sein lassen. Ich mein, das BZ messen dauert 2 Minuten. Mit der heutogen Technik nicht mal 10 Sekunden. Insulingabe dauert keine 2 Minuten und TZ essen bei einer Hypo auch nbicht. Klar, wenn es einem bei der Hypo schlecht geht, muss man ein wenig warten, bis man los legen kann. Aber wir reden von den "normalen" Zuständen. Und was das betrifft, kann man alles machen und muss auf nichts verzichten ...

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren - Benjamin Franklin


    Wo Leben ist, dort ist auch Hoffnung - Steven Hawking

  • Zu richtig intensivem Sport gehört vielleicht schon ein wenig Vorbereitung. Aber auch das ist sicher wieder bei jedem anders.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Und was das betrifft, kann man alles machen und muss auf nichts verzichten ...


    Mich stört hier das pauschale "man". Es gibt sicher eine Menge Diabetiker, die sich in nichts eingeschränkt fühlen, aber andererseits wohl auch Leute, die eben schon ein bisschen mehr Sorgfalt und Vorsicht walten lassen. Hängt ja auch ein bisschen mit der Einstellungshöhe des Einzelnen zusammen. Wer eine normnahe Einstellung bevorzugt, hat ein größeres Risiko für Unterzuckerungen, denke ich, als jemand, der mit höherem BZ-Level durch den Alltag geht.


    LG,


    hakaru

    Tresiba ist zurück! :thumbsup: