Loop-Systeme

  • Danke für die Rückmeldung, heikeov


    Was ist der Unterschied zwischen den Systemen?


    CamApsFx hat wenig Möglichkeiten, mit denen der Nutzer Einfluss nehmen kann. Die App nutzt Erfahrungen der letzten Tage, um die Insulinabgabe zu optimieren. Wie genau die Parameter sind, die einprogrammiert wurden, ist unbekannt. Dafür ist es ziemlich einfach und pflegeleicht.


    AAPS ist kompliziert und gleichzeitig transparent, weil das System nur macht, was der Nutzer ihm sagt. Es lernt nicht aus den Erfahrungen der Vortage, hat aber wirklich viele Möglichkeiten, die man einstellen kann und ist so auf quasi alle Eventualitäten vorbereitet. Kompliziert zu erlernen, dafür ist einem aber ganz genau klar, warum das System was wann macht. (Richtig verstanden?)


    Wie funktionieren die anderen Systeme?

  • Grundsätzlich gibt es die


    DIY Systeme (AAPS, IOS Loop) da ist man komplett selbst dafür verantwortlich. Kein Support, offiziell keine fachliche Hilfe durch Diabetespraxen. Meines Wissens lernen diese Loop-Systeme nicht, man muss (und kann) vieles einstellen. Ist viel freier als bei kommerziellen Systeme, muss aber auch sehr viel Arbeit reinstecken. Updates, ...


    Kommerzielle Systeme (CamAPS, Diabeloop, 780G, Control-IQ, Omnipod5-Loop) sind offiziell zugelassen. Man kann prinzipiell Hilfe bei einer Diabetespraxis finden. Diese Systeme können etwas weniger (bis viel weniger je System) individuell eingestellt werden im Vergleich zu DIY-Loop, dafür macht es auch etwas weniger Arbeit.


    Die kommerziellen Systeme unterscheiden sich z.T. ziemlich in der Wirkweise.


    - CamAPS: mit Dexcom G6 oder Libre 3 und YpsoPump, Android App. Lernender Algorythmus, selbstständige Korrekturen und Absenkung Bolusvorschlag jederzeit möglich. Dualer Bolus über 3 Std. möglich.

    Loop funktioniert über viele kleine verzögerte Boli statt Basalrate.


    - 780G: mit Guardian 4 und 780G, ohne Handyapp, lernender Algorythmus, meines Wissens keine Korrekturen und dualer Bolus möglich.

    Loop funktioniert meines Wissens über Basalraten-Erhöhung/Senkung und/oder nur Mikroboli??


    - Control-IQ: mit Dexcom G6 und t-slim ohne Handyapp. Nicht lernender Algorythmus. Korrekturen zwar möglich, aber meines Wissens verhindert es dann erstmal selbstständige Korrekturen des Loops. Dualer Bolus??

    Loop funktioniert ausgehend der hinterlegten Basalrate, hier erfolgen Senkungen und Steigerungen der Basalrate, ab einem bestimmten Wert gibt es auch einen Korrekturbolus (meines Wissens allerdings nur 1x Std).

  • Danke July95 . Du bist immer ein Fundus an Wissen und ein wandelndes Lexikon. :-)

    Nachdem ich meinen heutigen Beitrag schrieb, fielen mir die Steckbriefe wieder ein. Mein Gedächtnis ist derzeit etwas löchrig und ohne Noizen geht gar nichts oder ist sehr ermüdend.


    Deine Zusammenfassung fand ich allerdings sehr hilfreich. Das nötigste zusammengefasst.


    @all

    Gerne Ergänzungen, Korrekturen und vor allem auch Meinungen. Welche Loops gefallen euch? Was hat euch bewogen, euch für den zu entscheiden, den ihr habt?

  • Control-IQ: mit Dexcom G6 und t-slim ohne Handyapp. Nicht lernender Algorythmus. Korrekturen zwar möglich, aber meines Wissens verhindert es dann erstmal selbstständige Korrekturen des Loops. Dualer Bolus??

    Loop funktioniert ausgehend der hinterlegten Basalrate, hier erfolgen Senkungen und Steigerungen der Basalrate, ab einem bestimmten Wert gibt es auch einen Korrekturbolus (meines Wissens allerdings nur 1x Std).

    Das ist leider nicht richtig.

    Control-IQ nimmt als Basis die eingegebene Basalrate und regelt dann bei steigendem und sinkendem Zuckerwert die Basalrate - oder schaltet sie komplett ab.


    Die Erhöhung kann in manchen Fällen kurzzeitig bis zu fast 8 Einheiten betragen - habe ich selber schon erlebt. 8|

    Ich kann aber auch jederzeit manuell eingreifen und zusätzliche Boli abgeben - oder die Basal-Abgabe für eine Stunde abschalten.


    Es kommt aber auch auf die richtige Einstellung an!

    Meine t:slim x2 läuft nur noch im "Schalf-Modus", da dieser Modus wesentlich schneller und besser auf die Basalrate reagiert.

    Den "Tages-Modus" mit seinem zusätzlichen aber viel zu späten und geringen Korrektur-Bolus kann man meiner Meinung nach vergessen.

    Ich werde ihn jedenfalls nicht mehr aktivieren.


    Was ich noch vermisse: Den Zielwert sollte man selbstständig einstellen können - geht aber leider nicht!

    Auch die Basalraten-Erhöhung könnte etwas "aggressiver" agieren - und natürlich auch die Absenkung oder Abschaltung der Basalrate.

    Da muss ich dann auch mal manuell eingreifen, damit die Werte im gewünschten Bereich bleiben.


    Aber sonst bin ich fast zufrieden mit meiner t:slim und Control-IQ - aber erst seit dem Update auf Control-IQv7.6

    Mein HbA1c-Wert über die letzten Monate= Wenn es mal "schlecht" läuft 6.0 - und wenn es gut läuft 5,7 8):thumbup:

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  • Was ich wichtig fand beim AndroidAAPS _loop, das man eine weitgetreute Auswahl an Sensoren hat, die man Nutzen kann. Bei Allergie

    kann man das passende für sich heraussuchen. Nur die Medtronic-Sensoren sind nicht mit dabei.

  • Was ich noch vergessen habe:

    Selbst lernende Algorithmen müssen zur Zeit noch sehr, sehr viel lernen.


    Ein Beispiel: Die Tage habe ich mich mit einer verzweifelten Mutter unterhalten.

    Ihr Sohn hat Typ 1 und ist gerade in den Kindergarten gekommen. Er hat die YpsoPump mit CamAPS.

    Dazu muss er ja ein Handy in einer speziellen Tasche tragen und jeder spricht ihn auch noch auf den Sensor an.

    Bei einigen Kindern hat er jetzt den Spitznamen "Transformer" - Kinder können schon grausam sein... ;(


    Alles läuft bei ihm im Tagesablauf so einigermaßen - aber was ist am Wochenende??

    Da verhält sich der kleine Mann ja ganz anders - und da stoßen die selbst lernende Algorithmen so an ihre Grenzen - da sie für 2 Tage "umlernen" müssen.

    Ich weiß jetzt nicht ob das alles so stimmt. Vielleicht können sich ja hier die Profis dazu äußern.


    Als ich meine Probleme mit meiner t:slim hatte (1 Jahr habe ich mich mit einem schlimmen Software-Fehler herumgeschlagen) wollte ich auch zur YpsoPump mit CamAPS wechseln.


    Was mich dann aber gestört hat:

    Ich muss immer ein Handy mitschleppen damit der Loop funktioniert.

    Sobald das Handy aus dem Empfangsbereich ist habe ich nur noch eine ganz normale Pumpe.

    Der Insulin-Vorrat ist nur halb so groß wie bei der t:slim.

    Die YpsoPump "drückt" einen größeren Bolus sehr schnell ins Gewebe. Da Flüssigkeiten nicht komprimiert werden können verursacht das Schmerzen an der Einstichstelle - besonders wenn man Insuline verwendet, die sowieso nach der Injektion "brennen".

    Die Abgabe-Geschwindigkeit soll jetzt aber bei der YpsoPump noch geändert werden.


    Hier ein aktuelles Bild von meiner t:slim x2 mit Control-IQ.



    Nur ein kleine Pumpe, auf der ich alle wichtigen Daten sofort ablesen kann und ein Dexcom Sensor - mehr benötige ich nicht.

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  • Bei einigen Kindern hat er jetzt den Spitznamen "Transformer" - Kinder können schon grausam sein... ;(

    Eigentlich Off-Topic:

    Also, wenn ich mich an meine Kinder erinnere, die wären stolz gewesen wenn sie als Transformer betitelt worden wären, schließlich können die Transformer ALLES was man sich wünscht.

    Ich weiß nicht warum um solche Sachen in der heutigen Zeit so ein Theater gemacht wird.


    Viel grausamer für das Kind sind die Erwachsenen, die den Kindern das Gefühl geben es sei etwas Schlimmes einen Spitznamen zu bekommen.

  • Alles läuft bei ihm im Tagesablauf so einigermaßen - aber was ist am Wochenende??

    Da verhält sich der kleine Mann ja ganz anders - und da stoßen die selbst lernende Algorithmen so an ihre Grenzen - da sie für 2 Tage "umlernen" müssen.

    Ich weiß jetzt nicht ob das alles so stimmt. Vielleicht können sich ja hier die Profis dazu äußern.

    Bin kein Loop-Profi. Mache ICT bzw. FIT. Hier im Forum wurde das aber bereits so berichtet, dass CamAPS FX ca. 2-3 Tage braucht um umzulernen. Wurde mir auch im AKH Wien (Uni Klinik) so gesagt. Für mich und meinen Diabetes schlicht unbrauchbar.


    AAPS habe ich testweise ausprobiert bzw. habe ich etwas Erfahrung, weil ich einer befreundeten Ärztin und Typ1erin fallweise damit helfe. Damit würde ich gut zurechtkommen und bin überzeugt, meine Werte wären dann noch besser.

    ABER leider ist mit die Dana viel zu laut. Da kann ich kaum schlafen.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Ist das wirklich so? Im normalen Betrieb ohne Bolus Abgabe? Auch die aktuelle Dana?

    Das wundert mich jetzt auch. Gegen schnarchende Mitbewohner, heulenden Wind oder rumpelnde Nachbarn (oder was das Leben sonst so zu bieten hat) ist das schnell gelernt und ignoriert. Ich habe so ca. 1-2 Wochen gebraucht, bis mich die Pumpe nachts gar nicht mehr tangiert hat. Man muss sich auch etwas Zeit zum Eingewöhnen zugestehen; ein Therapiewechsel ist halt immer anstrengend.

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Eigentlich Off-Topic:

    Also, wenn ich mich an meine Kinder erinnere, die wären stolz gewesen wenn sie als Transformer betitelt worden wären, schließlich können die Transformer ALLES was man sich wünscht.

    Ich weiß nicht warum um solche Sachen in der heutigen Zeit so ein Theater gemacht wird.


    Viel grausamer für das Kind sind die Erwachsenen, die den Kindern das Gefühl geben es sei etwas Schlimmes einen Spitznamen zu bekommen.

    Noch einmal Off-Topic:


    Ich kann die Mutter schon verstehen, die zahlreiche Probleme mit ihrem heranwachsenden Kleinkind hat, das zur Zeit schwer einstellbar ist.

    Was machst du, wenn du 4x wegen einem Alarm Nachts aus dem Bett musst oder der Kindergarten mal wieder anruft, da es Probleme mit dem Zucker gibt?


    Der kleine Junge wird wegen seiner Krankheit und dem ganzen Zubehör leider von anderen Kindern "gehänselt".


    Ich kenne das selbst! Als ich mit 8 Jahren (1967) Diabetes bekam bin in in der Schule öfter mal "umgekippt".

    Meine Mutter wurde so zur "Helikopter-Mutter".

    Beim "Sport" gab es auch immer Einschränkungen und Ablehnungen.

    Wenn eine Mannschaft für ein Fußballspiel aufgestellt wurde hieß es von den Mitschülern immer:

    "Den Langen wollen wir aber nicht - der ist krank und kann nichts!"

    Soviel zum Thema "Kinder können schon grausam sein".


    Und jetzt geht es hier weiter mit den Loop-Systemen.:)

  • Als ich vor der Wahl stand, gab es leider nur 2 Pumpen zur Auswahl: Minimed 780g und Ypsopump. Am liebsten wäre mir die t.slim X2 gewesen, aber hier ist sie nicht zugelassen.


    Die Ypsopump fiel schon deswegen aus, weil ich da ständig das Handy benötige. Positiv wäre gewesen, dass es mit dem Dexcom G6 läuft.


    Also blieb nur die 780g übrig. Wo sie wirklich gut ist, dass sie mich mit meist stabilen Werten durch die Nacht bringt. Im Prinzip finde ich sie nicht schlecht, aber einige Dinge könnte man verbessern.


    1. Sie braucht am Anfang eine funktionierende Basalrate. Später lernt die Pumpe und generiert eine eigene Basalrate. Klingt erst mal gut, aber sie benötigt für eine Umstellung einige Tage und das finde ich zu träge, vor allem wenn es große Schwankungen gibt oder der Tagesablauf unregelmäßig ist.


    2. Die Autokorrekturen sind mit den Mikroboli auch sehr langsam und um selbst eine Korrektur abgeben zu können, muss man in den manuellen Modus wechseln.


    3. Die Abgabe eines Dualen Bolus ist im Automodus nicht möglich (im manuellen Modus schon). Gut, da kann man tricksen indem man zuerst nur einen Teil der KHs eingibt und 1 - 2 Stunden später den Rest.


    Falls es mal nicht ganz so gut im Automodus klappt, kann man immer noch mit dem manuellen Modus arbeiten.

  • Das wundert mich jetzt auch. Gegen schnarchende Mitbewohner, heulenden Wind oder rumpelnde Nachbarn (oder was das Leben sonst so zu bieten hat) ist das schnell gelernt und ignoriert.

    Das wiederum stört mich alles nicht. Aber die Dana von der Art des Geräusches sehr wohl.


    Aber ich gebe zu, ich konnte die Dana nur 9 Tage lang probieren. Ich denke aber nicht, dass nach 2 Wochen ich das Geräusch akzeptieren würde. Ist irgendwie wie im Spital schlafen, es geht, aber meine Schlafqualität leidet.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Ich kann die Mutter die Mutter auch verstehen.

    Wenn man 4mal nachts raus muss, dann ist das super anstrengend und man ist mit den Nerven am Ende, das hat aber nichts mit grausamen Kindern oder hänseln zu tun.


    Ich glaube aber nicht, dass die Kinder im alter 0-6Jahre hänseln, die stellen nur Fragen auf die man ehrlich Antworten sollte und akzeptieren das als gegeben.


    Alles weitere sind die -zu Recht- am Boden befindlichen Nerven der Eltern, was ich auch gut verstehen kann, aber es sind nicht die Kinder.

  • Danke für deinen Bericht. Dass die selbst lernenden Apps ein Problem haben, wenn Tage sehr unterschiedlich verlaufen (bei mir: Arbeitstag - Wochenende - Urlaubstag aktiv - Urlaubstag passiv), kann ich bestätigen. Wie ich damit umgehe, weiß ich noch nicht. Moment arbeite dann viel damit, dass ich meinen Zielbereich entsprechend erhöhe oder verringere bzw. meine Faktoren anders sein müssen.


    Ich habe mich gegen die t:slim entschieden (ich vermute, dass sie das war, ob sie so hieß, weiß ich nicht mehr), weil ich unbedingt ein Gerät haben wollte, mit dem ich sie "von außen" steuern kann, damit ich sie nicht immer raussuchen muss. Dafür bin ich jetzt sehr dankbar, weil die Pumpe normalerweise an meinem BH eingehängt ist. - Aber wie schön, dass so viele verschiedene Modelle und Möglichkeiten gibt. Was für den einen ein Ausschlusskriterium ist, ist für den anderen ein Vorteil.

  • Eigentlich Off-Topic:

    Also, wenn ich mich an meine Kinder erinnere, die wären stolz gewesen wenn sie als Transformer betitelt worden wären, schließlich können die Transformer ALLES was man sich wünscht.

    Ich weiß nicht warum um solche Sachen in der heutigen Zeit so ein Theater gemacht wird.


    Viel grausamer für das Kind sind die Erwachsenen, die den Kindern das Gefühl geben es sei etwas Schlimmes einen Spitznamen zu bekommen.

    Ich erlebe Kinder so und so (beginnend vielleicht ab 4/5) Die Frage ist ja, ob sie den Spitznamen mögen und haben wollen. Ich habe vor allem gelernt, dass eine ganze Reihe von Kindern ungern durch etwas hervorstechen bzw. etwas haben, was sie von anderen unterscheidet oder in einen (echten oder gefühlten) Nachteil versetzt: Seien es Hörgeräte, Brillen, FM-Anlagen oder Sensoren/Pumpe. Da hängt es nicht nur davon ab, wie die Erwachsenen damit umgehen, sondern auch wie die Kinder in ihrer Umgebung damit umgehen.

  • Danke für deine Rückmeldung und Erklärung, was du gut und was du nicht gut findest. Leider stellt man oft erst hinterher fest, was man gerne anders hätte. Wie schon Det 59 weiter oben schrieb, ist es ein echter Nachteil der selbstlernenden Algorithmen, dass sie so viel Zeit zum Anpassen brauchen (andererseits wäre es auch doof, wenn sie sich sofort um stellen würden - und dann war der Vortag eine Ausnahme). Vermutlich muss man damit anders umgehen und dann mehr mit Boost und Ease Off arbeiten. Gibt es bei der 780g so eine (ähnliche) Funktion?