Welcher BZ-Bereich ist anzustreben?

  • Ich habe Ahnung von Diabetes ohne Ende. Mehrere Schulungen sogar beim legendären Doc Teupe gehabt.

    Aber flache Kurven schafft mein Diabetes nicht.


    Ich schaue gerade auf mein CGM: 246 mg/dl. Und das trotz CGM, Insulinpumpe und AAPS Algorithmus. Wie mag das wohl früher, ohne all diese technischen Hilfsmittel gewesen sein?


    Aber trotzdem: Morgen früh wird der BZ wieder ok sein, weil ich mit AAPS ein Closed-Loop habe.


    Ich bin neidisch auf die, die ein HbA1c von 6,0 schaffen, meiner ist immer über 7.0.


    Achtung an alle Neu-Erkrankten. Ich habe trotz 46 Jahren Diabetes noch kitzelige Füße, altersgerechte Augen und funktionierende Nieren.

  • Achtung an alle Neu-Erkrankten. Ich habe trotz 46 Jahren Diabetes noch kitzelige Füße, altersgerechte Augen und funktionierende Nieren.

    Jepp, ich sehe das wie Du. Man kann da Glück oder Pech haben. Ein Wert unter 6 schützt einen nicht vor "diabetischen Folgeerkrankungen". Es muss ja nicht zwingend vom Diabetes ausgehen. Wer weiß schon was die Körperchemie an anderer Stelle mit einem treibt.

    Als Trigger für Typ1 werden u.a. auch Umweltgifte vermutet.

    Wenn man Knäckebrot isst, hört man nicht was die anderen Menschen um einen herum sagen. Ich esse jetzt sehr oft Knäckebrot! Knäckebrot ist super! :S

  • Danke dafür. Nur hab ich ja gar nicht von erstrebenswerten flachen Kurven gesprochen, sondern nachgefragt, wie das gemeint ist.

    Relative Standardabweichung / Coefficient of Variation zumindest < 36 % (besser < 33 %)

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Skylla Such doch im Netz mal nach Blutzucker-Kurve eines Gesunden.


    Bei mir persoenlich ist es so, dass ich keine Ahnung von Diabetes habe. Alles, was ich weiss - oder glaube zu wissen - habe ich irgendwo gelesen und/oder ausprobiert.

    Anschliessen meinem Arzt erklaert.


    Da ich gesundheitlich noch andere Baustellen hatte und eine noch habe, esse ich nur noch, was ich selbst zubereite. Wenig Fleisch, viel Gemuese und Obst und keinerlei Fertigprodukte. Es gibt 2 Ausnahmen: SIS Gel, wenn ich Rad fahre und manchmal etwas WASA Knaeckebrot.


    Der Nebeneffekt sieht dann so aus:


    Die obere Kurve zeigt das Fruehstueck. 1 Stunde vor Fruehstueck 5.6mmol/l - 2 Stunden danach 6.1mmol/l. Hoechstwert war 8.5mmol/l nach 78 Minuten.

    Die untere Kurve zeigt meinen Nachtverlauf. Der Durchschnitt von 5.4mmol/l mag hoch sein, aber dafuer ist diese Kurve echt flach und ich schlafe sehr gut.....................


    Das laeuft zurzeit ueber Restfunktion plus 4 iE Protaphane um 21 Uhr. Homoeophatisch, wie ich finde ;)


  • Cindbar... You made my day! (wie's so schön Neudeutsch heißt...)


    Aber all' die Berichte und Statements zeigen mir wieder, nicht die tatsächlich niedrigen Werte machen's allein, sondern vermutlich auch ein grundsätzlich progressiver/positiver Umgang mit dieser chronischen Krankheit im Allgemeinen kommt als Geheimwaffe gg. Folgeerscheinungen mit hinzu...

    Nochmals vielen Dank für eure ehrlichen Einblicke.

    Diabetes kann durchaus auch gesundheitsförderlich sein...! :urlaub

  • Mich würde sehr interessieren, welcher Blutzucker-Bereich bei dem täglichen Wechselspiel von Nahrungsaufnahme und Insulinzufuhr von uns Diabetikern mindestens anzustreben ist?


    Sind durchschnittlich 140 mg/dl schlimm bzw. gefährdend zuviel, sind Durchschnittswerte unter 100 dagegen übertrieben?

    Ab welchen Werten muss man einer erhöhten Gefahr der Organ- und Gefäßsysteme rechnen?

    Hallo bettydaddy ,

    das ist sehr individuell und sollte meines Erachtens gemeinsam mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.


    Zur Orientierung würde ich gern mit einem Link hier aus dem Forum antworten: Was bedeutet Zielbereich? Time in Range


    In diesem Vortrag wird die "Time in Range" zwischen 70-180mg/dl als Maß für eine anstrebenswerte Therapie verwendet. Also nicht HbA1c und auch kein punktueller Zielwert.

    Also "wie viel Prozent eines Tages/einer Woche/... verbringe ich zwischen 70 und 180".


    Und ja: Das bedeutet auch, dass ich die BZ-Kurven eines Stoffwechselgesunden für ein übertriebenes Ziel halte. :)


    Vielleicht so als grobe Richtung: 1. Hypos Vermeiden, 2. Lebensqualität einigermaßen beibehalten, 3. zu große Schwankungen vermeiden. 4. In diesem Rahmen kann man dann versuchen, sich in niedrigere Gefilde vorzutasten.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Man liest immer ein TIR von 70% ist gut. Nur kommt man, wenn man versucht wenig UZ zu haben mit einem TIR von 70% nicht auf einen HBA1c von 7,0 oder besser. Man braucht eigentlich einen TIR von 75% um dahin zu kommen.

  • Mich würde sehr interessieren, welcher Blutzucker-Bereich bei dem täglichen Wechselspiel von Nahrungsaufnahme und Insulinzufuhr von uns Diabetikern mindestens anzustreben ist?

    Bei "Mindestens" hat man sich in der Diabetologie auf 70–180 mg/dL geeinigt (3,9 bis 10 mmol/L). Das gehört dann zur Time-in-Range (TiR).

    Mittlerweile werden aber auch Forderungen nach einer 'Time-in-Tight-Range' (TiTR) lauter, also einem Bereich zwischen 70 und 140 mg/dL (3,9 bis 7,8 mmol/L).


    Der TiTR ist physiologischer, weil auch Gesunde selten über 140–160 ansteigen. Das bringt aber andere Probleme mit sich: je enger der Zielbereich gefasst ist, desto mehr muss man sich anstrengen, ihn zu halten. Und das kann dann schon mal zu mehr Hypos und damit auch zu mehr post-hypoglykämischen Hyperglykämien führen (also zu Hypers, die auf eine Hypo folgen und oft als "Gegenregulation" betrachtet werden).
    Und ein stark schwankender Glukosebereich ist prognostisch ungünstiger, als ein mäßig erhöhter, dafür aber stabiler Bereich.


    Eine Ausnahme von diesen Bereichen sind Schwangere, für die strengere Grenzen gelten (weil da eine Hyperglykämie auch das ungeborene Kind gefährden kann).


    Wichtig für alle Diabetiker sind aber Bereiche, die sie auch erreichen können. Wenn man ständig daneben liegt, steigt nur die Frustration darüber, bis man sich irgendwann gar keine Mühe mehr gibt. Auch wenn die "Funktionsweise" des Zuckerstoffwechsels für alle gleich ist, bleibt Diabetes also doch eine ganz individuelle Geschichte.


    Viele Grüße
    Jörg

  • Also da kann ich nichts mehr hinzufügen, es wurde alles gesagt.


    Skylla Von solchen Kurven kann ich nur träumen und trotzdem finde ich meine Kurven an manchen Tagen gut.


    Nur kurz das: Normalerweise soll der BZ nach dem Essen nicht mehr als 60 (3,3) ansteigen. Morgens bekomme ich das nie hin, da habe ich 100 - 120 (5,6 - 6,7), manchmal sogar höher. Egal was ich mache, ich hab schon alles ausprobiert. Abends funktioniert es mal gut, mal nicht so gut. Früher habe ich mich deswegen total fertig gemacht, das ist Stress und der BZ steigt noch mehr an. Jetzt habe ich es akzeptiert.


    Daran sieht man, das dass einfach individuell unterschiedlich ist.


    Einfach nicht zu sehr fertig machen lassen, sonst gerät man schnell in einen Diabetes Burnout!

  • 24 h lang 120 wären ja eine Flatline. Ich frag mich, wie das gehen soll.

    geht nicht, ein normaler Mensch hat das auch nicht.

    Er isst und trinkt, die KE wirken, dann verändert sich der BZ und wird reguliert.
    Anstiege nach dem Essen sind normal und können mittels SEA etwas eingegrenzt werden, wenn die Dosis passt.
    Solange dann diese "Flatline mit Wellen" immer innerhalb des Zielbereichs bleibt ist doch alles top.
    Und wenn nicht, aber zeitig zurückkehrt ist das auch in Ordnung. Damit meine ich Anstiege die z.B auf 200 gehen,aber dann zurückfallen. Man darf auch nicht zuviel geben, sonst ist die Hypogefahr zu hoch. In gewissen Maßen muss man den Anstieg tolerieren.

  • Normalerweise soll der BZ nach dem Essen nicht mehr als 60 (3,3) ansteigen.

    Um das wirklich regelmäßig zu erreichen, müsste ich mich wie Hype ernähren. Das schaffe ich nicht bzw. bin ich nicht bereit zu tun. Letztendlich will ich auch leben, und nicht (nur) meinen Diabetes optimieren.


    Aus Diskussionen mit den DiabetologInnen weiß ich, z.B. dass die Mehrheit der Typ1 PatientInnen in der Diabetes-Ambulanz vom AKH Wien das auch nicht schafft.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Relative Standardabweichung / Coefficient of Variation zumindest < 36 % (besser < 33 %)

    ergänzend, diese Werte finden sich in der Fachliteratur.


    Lt. DiabetologInnen (AKH Wien) sind sie schon froh, wenn Typ1er halbwegs einen CV von ca. 36 % erreichen. Mir persönlich ist das (fast) zu viel, aber besser schaffe ich es bei meiner Ernährung auch nicht. Ist halt alles ein trade off.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Normalerweise soll der BZ nach dem Essen nicht mehr als 60 (3,3) ansteigen. Morgens bekomme ich das nie hin, da habe ich 100 - 120 (5,6 - 6,7), manchmal sogar höher. Egal was ich mache, ich hab schon alles ausprobiert. Abends funktioniert es mal gut, mal nicht so gut. Früher habe ich mich deswegen total fertig gemacht, das ist Stress und der BZ steigt noch mehr an. Jetzt habe ich es akzeptiert.

    Um das wirklich regelmäßig zu erreichen, müsste ich mich wie Hype ernähren. Das schaffe ich nicht bzw. bin ich nicht bereit zu tun. Letztendlich will ich auch leben, und nicht (nur) meinen Diabetes optimieren.


    Aus Diskussionen mit den DiabetologInnen weiß ich, z.B. dass die Mehrheit der Typ1 PatientInnen in der Diabetes-Ambulanz vom AKH Wien das auch nicht schafft.

    Das mit dem Anstieg von 60 (3,3) hat man mir damals gesagt, aber ich habe auch geschrieben, dass das bei mir nicht klappt. Irgendwie finde ich das auch utopisch. Vielleicht funktioniert das ja bei Essen ohne KH? Gut zu erfahren, dass es anderen Diabetikern da genauso geht.

  • Das mit dem Anstieg von 60 (3,3) hat man mir damals gesagt, aber ich habe auch geschrieben, dass das bei mir nicht klappt. Irgendwie finde ich das auch utopisch. Vielleicht funktioniert das ja bei Essen ohne KH? Gut zu erfahren, dass es anderen Diabetikern da genauso geht.

    Es funktioniert bei mir bei sehr langsamen KH in überschaubar Grösse ( < 5 BE) z.b. die meisten Gemüsearten, Jogurt, Buttermilch, Linsen (ausser rote und gelbe), die meisten Bohnensorten, Saure Rüben, Sauerkraut, etc.


    Aber Hirsebrei od. Müsli od. herrliches Weizensauerteigbrot, etc. da bin ich froh wenn der Anstieg "nur" 100 mg/dl ist.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Es funktioniert bei mir bei sehr langsamen KH in überschaubar Grösse ( < 5 BE) z.b. die meisten Gemüsearten, Jogurt, Buttermilch, Linsen (ausser rote und gelbe), die meisten Bohnensorten, Saure Rüben, Sauerkraut, etc.


    Aber Hirsebrei od. Müsli od. herrliches Weizensauerteigbrot, etc. da bin ich froh wenn der Anstieg "nur" 100 mg/dl ist.

    Ja, so ähnlich geht es mir auch.

  • Hätte ich nicht nachgefragt hätte mich das enorm unter Druck gesetzt.

    Mach "einfach" dein Möglichstes. Sich selbst unter Druck setzen bringt gar nichts, außer langfristig Frust.


    Ausnahme: Es läuft nicht. Also ein besch**** HbA1c und/oder Hypos mit schlimmstenfalls Fremdhilfe. In dem Fall muss "man" was machen und etwas Druck auf sich selbst ist angemessen. "Andere sind aber..." und sich selbst belügen ist in diesem Fall nicht gerade hilfreich.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Was ich meine, zeigt mein Bild.


    Ich finde das eigentlich gut. Aber es ist kein komplett flacher Verlauf, keine Flatline.


    Ich tu mich noch schwer mit manchen Begrifflichkeiten, sorry.

    Wenn ich eine solche Kurve trotz Essens tagsüber hätte, wäre ich vollauf zufrieden, ja sogar stolz. 👍

  • Nur mal so als Gedanke- da du nur Basal nimmst, hast du gar nicht die stärkste „Waffe“ gegen Spitzen. Also mach dir keinen Kopf, solange der Hba1C OK ist, und lebe entspannt. Wenn du irgendwann mal ( hoffentlich so spät wie möglich) auch Basalinsulin brauchst, kannst du dir die Frage wieder stellen 😀. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einer etwas schwankenden Kurve und Basainsulin, würde ich möglichst lang die Kurve wählen.