Krankenkassen, die das FreeStyle Libre (nicht) übernehmen & Argumentationshilfen für Anträge

  • Leute, etwas weniger Defätismus würde nicht schaden! :laub
    Schließlich haben wir mit dem Libre ein wirklich geniales Hilfsmittel für die Therapie bekommen, ich bin überzeugt, das wird es auch Lösungen bei der Finanzierung geben! Zumal ja die BWL-Logik hier wirklich nicht zu kurz kommt.

    Der Begriff Defätismus (französisch défaitisme, von défaite, „Niederlage“; schweizerisch auch Defaitismus)
    bezeichnet ursprünglich die Überzeugung, dass keine Aussicht (mehr) auf
    den Sieg besteht, und eine daraus resultierende starke Neigung,
    aufzugeben.

    Es ist wie es ist

  • Die meisten hier wissen doch, wie schwierig es ist, Dinge die im HMV stehen, verordnet zu bekommen. Jetzt gibts etwas, das nicht drin steht. Auch (wenn ich das System richtig verstehe) mit keinem dort verzeichneten Hilfsmittel artverwandt ist. Die Krankenkassen werden sich hüten, sowas vorab zu bewilligen und Präzedenzfälle zu schaffen.


    Für mich klingt das alles so ein wenig wie bei dem Obsthändler mit dem angebissenen Obst. Es ist neu, es ist hip und alle wollen es haben. Ich sollte Abbott-Aktien kaufen ^^ Habs ja beim Gemüseladen damals schon versäumt.

  • Lohnt wegen FGM nicht was von Abbott zu kaufen. http://www.onvista.de/aktien/b…TORIES-Aktie-US0028241000


    GuV: 21.8 Mrd Umsatz jetzt schon, 6.9 Mrd "administrative Aufwendungen" (also jeder dritte Euro vom Umsatz) bei nur 1.5 Mrd für Forschung und Entwicklung. Selbst zwei Milliarden mehr Umsatz (2 Mio Diabetiker mit 1000€ p.a. Umsatz) machen den Braten nicht mehr fett, da wüsste ich als Eigentümer wo wirklich was gespart werden kann (bzw. investiert werden sollte) um den Gewinn zu pushen. 2.5 Mrd Gewinn ist ok, aber bei 22 Mrd Umsatz weit von dem Niveau der Apfelmännchen entfernt.


    Die Kursentwicklung sieht aber gut aus, wäre mittelfristig ne nette Sache.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich habe mit großem Interesse hier die Beiträge gelesen. Es gehen aber leider viel Beiträge am Thema vorbei. Deshalb möchte ich auch meiner Sicht die Grundlagen für ein Kostenerstattung beschreiben.
    Bei privaten Kassen geht es um Kosten. Da sind die beschrieben BWL-Ansätze durchaus angebracht. Und dort kann man mit Kostenersparnis auch argumentieren oder daruf setzen, dann man Zuschüsse bekommt.


    Bei den gesetzlichen Krankenkasse ist das aber völlig anders. Hier muss vor der ganz oder teilweisen Erstattung, eine Grundsatzentscheidung vorliegen. Diese trifft der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G-BA). Der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G-BA) ist das oberste Beschluss­g­re­mium der gemein­samen Selbst­ver­wal­tung der Ärzte, Zahn­ärzte, Psycho­the­ra­peuten, Kran­ken­häuser und Kran­ken­kassen in Deut­sch­land. Im Inetrenet auf der Seite: https://www.g-ba.de/.
    Ich ziteiere mal weiter: Er bestimmt in Form von Richt­li­nien den Leis­tungs­ka­talog der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) für mehr als 70 Millionen Versi­cherte und legt damit fest, welche Leis­tungen der medi­zi­ni­schen Versor­gung von der GKV erstattet werden. Darüber hinaus besch­ließt der G-BA Maßnahmen der Quali­täts­si­che­rung für den ambu­lanten und statio­nären Bereich des Gesund­heits­we­sens.
    Also diese Gremium muss erst die Grundsatzentscheidung fällen, bevor die einzelne Kasse überhaupt einen müden € locker macht. Deshalb bringt es aus meiner Sicht auch nicht besonders viel, sich an die einzelnen Kassen zu wenden. Der G-BA ist dort allein bestimmend. Und die Kassen dürfen vor der Genehmigung durch den G-BA auch keine Witschaftlichkleitsrechnungen anstellen, ob sie sie Geld evtl sparen oder ob sie einen Zuschuss gewähren..
    Ich weiß nicht ob oder wie man fn G-BA beeinflussen kann. Es ist ja ein gemeinsamer Ausschuss von Ärzten und Krankenkassen. Also auch unsre Ärzte haben dort einen großen Einfluss.



    Aber vor allem muss Abbott dort Überzeugungsarbeit leisten, dass das Gerät erst mal überhaupt zuverlässig ist und als Ersatz der bisherigen Verfahren gelten kann.


    noch eine Ergäzung:
    • In allen Gremien nehmen Patientenvertreterinnen und -vertreter mitberatend teil. Sie haben Antrags-, jedoch kein Stimmrecht (§ 140f Abs. 2 SGB V)

    Einmal editiert, zuletzt von woever ()

  • Woever hat das sehr gut beschrieben und ich denke, Abbott wird an dieser Stelle auch bereits sehr aktiv sein.


    Natürlich gibt es dennoch eine Chance auch von gesetzlichen KK's etwas zu erhalten; aber dies wird derzeit keine "offizielle" Übernahme der Kosten sein, sondern es wird eine Art Beteiligung sein. Viele Kassen haben inzwischen gewisse "Freiheitsgrade" zusätzliche Leistungen zu übernehmen. Im Rahmen dieser Leistungen wird sicherlich auch die eine oder andere gesetzlichen Kasse einen Teil der kosten übernehmen.

  • Bei den ganzen Vergleichen mit Messungen auf herkömmlichem Weg mit Teststreifen frage ich mich, ob es nicht sinnvoll ist, bei der Argumentation die Kosten durch das Libre zusätzlich mit den Kosten der echten CGMS-Geräte wie Dexcom zu vergleichen. Immerhin befindet sich das Libre im Hinblick auf Leistungsfähigkeit und Therapiemöglichkeiten zwischen einfachen Blutzuckergeräten und echten CGMS-Geräten, was auch den höheren Kostenaufwand gegenüber herkömmlichen Blutzuckergeräten gerechtfertigt. Noch dazu sind mit dem Libre Ketontests möglich, wenn entsprechende Teststreifen besorgt werden.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

    Einmal editiert, zuletzt von Jamuna ()

  • - Man muss betonen, dass es KEIN CGM ist, sondern ein Blutzuckermessgerät

    Haha, das Libre ist natürlich kein BZ-Messgerät, denn das steht kleingedruckt unter Punkt 2 auch auf der Libre Seite.
    Und das Libre wird natürlich auch in einer unabhängigen Überprüfung gegen ein professionelles BZ-Messgerät im
    Belastungstest gnadenlos durchfallen. Lasst euch da nicht blenden. Die KK werden euch das nicht anstatt Teststreifen
    bezahlen. Es ist kein BZ-Messgerät - ABER es ist bestimmt ein großes Stück mehr Lebensqualität zu einem Kampfpreis
    (Vergleich zu CGMS) , welches man halt selbst zahlen muss. Sehr riskant von Abbott, aber ich muss ihnen gratulieren.
    Das Ding wird laufen und viele Leute werden sich den Luxus halt leisten. Das sieht man ja schon an der immensen Nachfrage.
    Abbott musste sich was einfallen lassen, denn im CGMS-Paradies USA floppt der Navigator und Dexcom gibt Vollgas. Somit
    haben sie ein Light-CGMS entwickelt für den Europäischen Markt für SELBSTZAHLER. Glückwunsch! Die Rechnung wird
    aufgehen und wenn ich mein Dexcom nicht hätte, würde ich mir das Libre definitiv kaufen.

  • Zitat von Joern

    Und das Libre wird natürlich auch in einer unabhängigen Überprüfung gegen ein professionelles BZ-Messgerät im
    Belastungstest gnadenlos durchfallen.


    Das würde ich jetzt nicht behaupten. Das Libre hat genau wie jede andere Messmethode ein Toleranzfenster. Und da bei BZ- Messgeräten die Toleranz bis zu 20% vom realen Wert betragen kann/darf, liegt die Toleranz beim Libre nur bei max 11%, nachzusehen in einem gesonderten Zettel in der Verpackung des Librescanners. Dort sind zudem alle Vergleiche und Toleranzen zu finden, mittlere Abweichungen etc. Und wenn man nun selbst ein Messgerät hat, was dauerhaft 15 % zuviel, der Sensor dauerhaft 11% zu wenig anzeigt und man die Zeitverzögerung mit einberechnet können die Werte auch dauerhaft ordentlich voneinander abweichen.
    Und spätestens beim setzen eines neuen Sensors kann man erst sehen, in welchem Toleranzbereich sich dieser befindet.


    Falls das Libre in den Hilfsmittelkatalog aufgenommen wird, wird die Krankenkasse sich nicht wehren können. Vor allem wenn bei einigen dadurch neue Erkenntnisse im Verlauf festgestellt werden konnten, die dazu beigetragen habenden hba1c zu senken oder sonstwas. Der Arzt formuliert es schön und ab gehts.

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • liegt die Toleranz beim Libre nur bei max 11%, nachzusehen in einem gesonderten Zettel in der Verpackung des Librescanners.

    Deswegen habe ich ja auch im Belastungstest (allen möglichen Lebenssituationen) geschrieben.
    Die angebliche maximale 11% Abweichung wird nur dann erreicht wenn, wenn, wenn, wenn...
    Trink doch z.B. mal ein Glas O-Saft, laufe 3km weit und messe dann sofort mit einem Teststreifen
    und dem Libre deinen BZ. Was meinst du welcher Wert dann zu dem Vergleichswert eines professionellen
    Messgeräts sehr nahe liegt? Der Libre Wert? ;)

  • Deswegen habe ich ja auch im Belastungstest (allen möglichen Lebenssituationen) geschrieben.
    Die angebliche maximale 11% Abweichung wird nur dann erreicht wenn, wenn, wenn, wenn...
    Trink doch z.B. mal ein Glas O-Saft, laufe 3km weit und messe dann sofort mit einem Teststreifen
    und dem Libre deinen BZ. Was meinst du welcher Wert dann zu dem Vergleichswert eines professionellen
    Messgeräts sehr nahe liegt? Der Libre Wert? ;)


    Ich sag mal JA ! 8)


    Falls Du da anderer Meinung bist hast Du das sicher schon ausprobiert und hast deswegen diesen Erkenntnisgewinn :whistling:


    Alles andere ist raten, schätzen und vermuten .... kann ich auch prima :nummer1:



    PS: Ich habe jetzt meine KK auch mal angeschrieben und nach dem korrekten Weg zur Beantragung einer Kostenübernahme gefragt ... ich denke je mehr Patienten bei ihren jeweiligen Kassen das Gerät ins Gespräch bringen um so grösser wird der Druck eine Lösung herbeizuführen ...

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem.
    Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende.

  • Meine Güte 1-2Jahre damit sowas in den Hilfsmittelkatalog aufgenommen wird!!! Ich fasse es nicht.
    Warum geht das nicht zack zack in ein paar Monaten?! Waaah ich reg mich sowas von auf. :(
    Traurig einfach.
    Selbst leisten kann ich mir das nicht UND ich sehe das auch nicht ein.
    ;(


  • Echt? Bei 500 Messungen sind das 500 Lanzetten. Meine Kosten für 204 Stück 25 Euro. Bei 500 Messungen wären das immerhin über 60 Euro pro Quartal was bedeuten würde, allein mit dem Wegfall der Lanzetten kannst du dir einen Sensor für 14 Tage kaufen. Ich finde das muss auf jeden Fall in die Rechnung einfließen.


    Lanzetten müssen gewechselt werden ? :pupillen::whistling:


    Ich bin begeistert von dem libre. Möchte gar nicht mehr anders messen. Ich setze auf die Zeit und denke einfach positiv, was die Kostenübernahme betrifft.

    Gott schenkt dir ein Gesicht. Lächeln musst du selber.

    Einmal editiert, zuletzt von Milchstrasse ()


  • Lanzetten müssen gewechselt werden ? :pupillen: :whistling:


    Ich bin begeistert von dem libre. Möchte gar nicht mehr anders messen. Ich setze auf die Zeit und denke einfach positiv, was die Kostenübernahme betrifft.


    :) 120 Euro im Monat ist ja jetzt auch nicht so viel, aber ich werde trotzdem warten müssen bis es von den Kassen bezahlt wird. :pfeil:

  • Falls Du da anderer Meinung bist hast Du das sicher schon ausprobiert und hast deswegen diesen Erkenntnisgewinn


    Alles andere ist raten, schätzen und vermuten .... kann ich auch prima

    Nochmal, ich habe nichts gegen das Libre - im Gegenteil. Ich würde es mir kaufen, wenn ich kein CGMS hätte.
    Und deswegen weiß ich aus eigener Erfahrung (3km Joggen), dass die Dinger dem tatsächlichen BZ hinterher hinken.
    Egal, ob Freestyle Navigator, Freestyle Libre, Dexcom G4 oder Medtronic. Die Sensoren sitzen alle nicht direkt im
    Blut. Mal so nebenbei - mein Dexcom G4 schafft laut Hersteller nicht nur 11% sondern 9% nach einem Firmware-Update.
    Daran siehst du doch schon, was das alles für Schummelangaben sind. Die Genauigkeit verbessert sich durch ein Softwareupdate.
    Naja klar, weil sie ein bissel den Algorithmus optimiert haben und das Teil besser SCHÄTZEN kann ;) So siehts aus und ein Auto
    verbraucht auch nicht mehr, als der Hersteller angibt, gell? ;)


    Also gönnt euch das Teil für ein Stück mehr Lebensqualität, aber hofft nicht auf eure KK.

  • Ich bin privat versichert (Debeka) und habe da erstmal infohalber angerufen, nachdem für mich klar ist, dass es bei mir zufriedenstellend funktioniert.
    Die Dame am Telefon hat generell einfach gesagt: ich kann den Kostenvergleich mit der Rechnung und einem Rezept vom Arzt einschicken und dann gucken sie einfach mal. Bzw. kann ich (was ich auch gemacht habe) den Kostenvergleich vorab per Mail senden. Ich habe auch betont, dass das Produkt nicht im Hilsmittelkatalog ist, das hat sie aber nicht sonderlich interessiert. Sie war aber in ihrer Grundstimmung positiv und es scheint wirklich einfach eine Kostenfrage zu sein.


    Wenn ich Rückmeldung von der Debeka habe, poste ich das. Mein Arzt dürfte mir eigentlich das Privatrezept ausstellen, ich habe aber erst nächste Woche wieder einen Termin.

    Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

    Einmal editiert, zuletzt von hoppel16 ()

  • Da gibt es dann aber schon gravierende Unterschiede zwischen Gesetzlich Versicherten und Privatversicherten? Ist ja wirklich krass :O


    Also ich gönne das natürlich jedem, aber etwas verrückt finde ich das trotzdem in Deutschland...

  • Weil ich eben in einem Telefonat mit der Arztpraxis & Versicherung darauf gestoßen bin/wurde:


    hoppel16
    Was für ein Rezept soll denn der Arzt ausstellen?
    Das Libre ist ja auch noch nicht bei der kassenärztlichen Vereinigung registriert / bewilligt / sonstwas. Auch auf dieser Seite scheinen noch einige Fragen offen zu sein.

  • Also ich gönne das natürlich jedem, aber etwas verrückt finde ich das trotzdem in Deutschland...

    Wir haben ein Solidarsystem. Die Gesunden sind mit den Kranken solidarisch und beide zusammen mit den Verwaltungsposten und Frühstücksdirektoren der paar hundert Krankenkassen, dem Moloch der Kassenärztlichen Vereinigung und natürlich den Ärzten selbst. Siehe https://www.destatis.de/DE/Pub…df?__blob=publicationFile sowie ein Forschungspapier zu diesen Mikroökonomischen Daten http://mpra.ub.uni-muenchen.de/16299/1/MPRA_paper_16299.pdf .. die Einnahmen dieser geschützten Berufe (Freiberufler) sind im Vergleich zu Unternehmern bzw. Angestellten recht hoch sowie sicher.


    Medianeinkommen (50% drüber, 50% drunter) Anno 2001 bereits 91.000€, der Mittelwert 113.000€. Natürlich nach Abzug aller Praxisausgaben und Kreditkosten für diese, denn Kredite für die Praxis/Ausstattung sind genau wie Personal und Ausgaben für externe Verwaltungsleistungen (Lohnbuchhaltung Angestellte...) eine Betriebsausgabe.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Zitat

    Leider übernehmen derzeit die Krankenkassen noch nicht die Kosten, obwohl das neue Flash Glukose System ab ca. 400 konventioneller Blutzuckermessungen pro Quartal sogar billiger ist.


    http://www.hamburg-diabetes.de/pages/aktuelles.php


    Ich kenne diese Praxis nicht, fand es aber gerade interessant, dass man hier bereits von ca. 400 Streifen pro Quartal als Ersparnisgrenze fuers Libre ausgeht.
    Mein DiaDoc meinte im Oktober, dass das Problem einer möglichen Zuzahlung durch den Patienten u. a. auch daran liegt, dass die Krankenkassen ihre Rabattverträge nicht offenlegen wollen und man daher keine konkreten Zahlen kennt.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup: