Wieder musste der Rettungsdienst gerufen werden

  • Hallo an alle, ich habe echt die Schn... voll. Am Donnerstag im Dienst bin ich derart unterzuckert, dass meine Kolleginnen und Kollegen den Rettungsdienst rufen mussten. Ich mache mir dann immer verdammte Vorwürfe, dass das nicht hätte passieren müssen. Auch tuen mir meine Kolleginnen und Kollegen leid. Klar, wir werden unseren Diabetes nicht mehr los, aber manchmal nervt er ganz besonders. Passiert Euch das auch manchmal und macht ihr euch dann auch so furchtbare Vorwürfe. Mir sagen ja fast alle, dass ich chronisch krank bin und da nichts dafür kann. Aber ein bisschen habe ich doch immer selbst schuld, wenn ich nicht den Insulinbedarf richtig einschätze. Oder?

  • Ist mir ehrlich gesagt noch nie passiert. Aber ganz bestimmt nicht, weil ich nie unterzuckere, sondern weil ich auch bei sehr tiefen Werten das Glück habe, noch in der Lage zu sein, mir selbst zu helfen.


    In deinem Profil steht, du nutzt das Aviva, ist das richtig? Du solltest unbedingt zusehen, dass du ein CGM bekommst. Zum Beispiel den Libre oder den Dexcom. Dann kannst du dich frühzeitig warnen lassen wenn dein BZ sinkt und du kommst gar nicht erst so tief, dass du auf Fremdhilfe angewiesen bist.

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Yep, "wieder Rettungsdienst" heißt IMHO aber sowas von CGM bzw. FGM.


    Und was du auch machen kannst: Die Menge der KH je Mahlzeit und damit die Menge Insulin reduzieren bis du den Kram wieder in der Spur hast. Weil "unterzuckert" bedeutet "absolut betrachtet zu viel Insulin". Was kausal ein kleiner relativer Fehler sein kann. 200g KH mit 20% Fehler ist übler als 40g KH, bei denen man sich um 20% verschätzt als auch ein Fehler in den Faktoren. Fehler addieren sich halt.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Das ist mir Früher öfters passiert. ... Die Vorwürfe, die man sich macht, und dann wurde oft auch gleich der Rettungswagen gerufen, oftmals völlig überflüssig, da der Zucker ja schon wieder oben war, wenn die kamen.

    Seit dem Libre 2 ist mir das nur noch einmal passiert - schnell noch fertig machen, anstatt erstmal ein paar Schlucke Cola zu nehmen - naja.

    Heute habe ich an allen relvanten Stellen Cola oder und Traubenzucker gebunkert, und bin damit auf der relativ sicheren Seite. Meine Niedrig-Alarme bei xDrip und Juggluco und dementsprechend die Vibrationen vom Handy und der Watch gehen bei 3,9 los, falls der Senspor doch wieder mehr anzeigt als ist.


    Das Problem ist, dass die Supermärkte nur noch Colas mit wenig oder ganz ohne Zucker anbieten.

    Ich nehme am liebsten das Traubenzuckerpulver und verdünn es mir mit Wasser, wirkt am schnellsten. Früher hat man das auch überall bekommen außer Lidl. Und Heute, Netto und Penny haben es aus ihrem Sortiment genommen und Real gibt es nicht mnehr. Ausschließlich Kaufland bietet es noch an.


    Ansich läuft mein Zucker relativ gleichmäßig, aber es gibt immer wieder irgendwelche Ausnahmen die ihn dann zum Schwanken bringen. Und dann braucht man halt was zum gegen steuern.

  • CGM bzw. FGM helfen da wirklich gut, weil sie rechtzeitig Alarme abgeben und man dann noch gut gegensteuern können. Genauso wie eine Pumpe, welche die Basalabgabe bei niedrigen Werten von selbst abschaltet.


    Es gibt ja Diabetiker, die die Warnzeichen nicht spüren. Ob das bei dir der Fall ist, weiß ich nicht. Allerdings kann man da ein Training zur Wahrnehmung von Hypos absolvieren.

  • Seit ich CGMs nutze, ist es mir nicht mehr passiert.


    Dirk, wieviele Hypos mit Fremdhilfe/Rettungsdiensteinsatz hattest Du in welchem Zeitraum?


    Welchen Dienst machst Du? Hängen die Hypos mit der Arbeit zusammen?

  • So etwas läßt sich nicht hundertprozentig vermeiden, häufige Unterzuckerungen senken aber die Wahrnehmung derselben.Also muss man lange Zeit, etwa sechs Wochen, jegliche Unterzuckerungen vermeiden. Hilfreich ist auch ein CGM, was ich demnächst auch bekomme.

    Ich hoffe Du musstest nicht ins Krankenhaus, wie ich einmal.

    Ein wichtiges Problem ist dass man die Unterzuckerung nicht bekämpft, sondern stur weiter funktionieren will.

    Das Ergebnis ist oft fatal.

    Dieses Problem erkennen und eine Analyse der Ursache sind für die Zukunft hilfreich.

    Zum Beispiel für holzigen Spargel nicht vorher spritzen. 😄

    Gut, dass Deine Kollegen verständnisvoll sind, meine waren es nicht. Ich arbeite auch nicht mehr.

    Also, sei kein angsthase ,alles Gute.

    Man muss die Schuld auch mal bei den Anderen suchen 🙂

  • Seit ich CGM nutze habe ich fast keine UZ mehr.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Aber ein bisschen habe ich doch immer selbst schuld, wenn ich nicht den Insulinbedarf richtig einschätze. Oder?

    Hi, was heißt Schuld? Du kannst es ja eben immer nur schätzen. Es ist Erfahrung, gute Einschätzung und das Signale erkennen, um nicht schwer zu unterzuckern. Ich spritze sogar absichtlich tendenziell immer etwas mehr, als ich berechnet habe, da ich lieber eine leichte Unterzuckerung ausgleiche als zu hoch zu kommen. Auf jeden Fall kann ich CGM empfehlen. Aber auch das ist kein Allheilmittel, denn mein G6 hat relativ häufig Verbindungsabbrüche. Ich habe zwei G7 zum testen bekommen, die waren diesbezüglich besser.


    Was aber genauso wichtig ist, bei der der Arbeit die Signale erkennen zu können und dann auch die Möglichkeit haben und auch nutzen, zu reagieren. Als ich es zuletzt vor ein paar Jahren auf der Arbeit zu weit getrieben und zu lange gewartet habe, hatte ich Telefonbereitschaft, extrem viel Streß und merkte selber schon, dass ich was trinken oder essen sollte, habs dann immer auf nach dem nächsten Telefonat verschoben, bis ich plötzlich so weit unten war, dass ich am Telefon merkte, dass ich den Sinn der Frage gar nicht mehr verstand. Ich habe dann aufgelegt und ein Kollege, der mich gut kannte bemerkte dann was los war. Aber er wußte nicht, dass es zwei Gläser Orangensaft oder Cola evtl. getan hätte, sondern weil ich mich stur weigerte, dass ein Arzt kommt, haben sie mich heimgefahren. Am nächsten Tag habe ich dann erklärt, was zu tun ist, wenn ich noch aufnahmefähig bin (meine Gummibärchen oder Cola), das Glukagon-Hypokit traue ich den Kollegen nicht zu, bei Bewußtlosigkeit sollen sie dann den Rettungsdienst rufen.


    Also: CGM, Kollegen informieren und sich nicht scheuen, zur Not auch während einer wichtigen Besprechung/Arbeit, was auch immer zu reagieren. Ich habe zu meinen Kollegen zum Beispiel gesagt, wenn sie merken, dass ich seltsam reagiere, sollen sie mir eine einfache zwei- bis dreistellige Additionsaufgabe stellen wie z.B. 34 + 83. Wenn ich dafür grüble oder lange nachdenke, sollen sie mich mit Nachdruck bitten, den Blutzuckerwert abzurufen.


    Grüße

    Frank

  • ist mir tatsächlich in über 30 Jahren noch nie passiert... *klopfaufHolz*

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • angsthase


    Da sage ich nur: Mit Sensor wäre das nicht so ausgegangen !

    Vor 56 Jahren ist mir das auch mal passiert - aber da wurde der Zucker nur alle 4 Wochen beim Hausarzt gemessen... 8|


    Natürlich kann man mit einem Sensor auch Unterzuckerungen bekommen - aber die sind dann meistens nur leicht - und es muss kein Notarzt angefordert werden. Außerdem wird dann frühzeitig ein Alarm abgegeben !


    Sehe bitte zu das du von deinem Diabetologen einen Sensor verschrieben bekommst .


    Mein damaliger Bettnachbar in der Diabetes-Klinik wurde mal auf der Autobahn bewusstlos weil sein Zucker zu niedrig war.

    Er hat deswegen seinen Wagen komplett geschrottet - und auch noch den Fahrer eines anderen Autos schwer verletzt ! ;(

    Man hat ihm danach den Führerschein abgenommen - für immer !

  • ...ich bin ja ein "Spätberufener" und habe erst seit recht überschaubarer Zeit das Thema am Start. Ich bekam von meinem Doc direkt beim ersten Gespräch nach der Diagnose den Libre aufgeschrieben - kenne es also quasi nicht anders.


    Blutig Messen kenn ich also eigentlich nur zur Verifikation...


    Wenn ich ehrlich bin - ich kann mir das anders gar nicht vorstellen. Wenn ich es mir auch nur vorstelle was die Leute früher mitgemacht haben, bzw. wenn ich die Schilderungen von "Alt-Diabetikern" höre... Wau...Also...ich bin echt "froh" dass ich es erst so spät bekommen habe.


    Gerade die ersten Wochen mit Insulin bin ich auch gerne mal in die Hypo gerutscht. Aber wie oben schon mehrfach geschrieben wurde: bei 70 fängt das Ding bei mir schon das scheppern an. Und wenns dann blutig auf die 50 zu geht bleibt noch genügend Zeit um gegen zu steuern.

    --

    Lean yourself ma not so far out of the open window raus - because the asphalt is oft nearer als you think!

  • Ich schließe mich den anderen an, es gibt mittlerweile viele "Hilfsmittel", so dass eine Hypo mit Notarzteinsatz definitiv nicht mehr regelmäßig vorkommen sollte.


    1. Sensor. Meiner Meinung nach ist bei Hypoproblemen der Dexcom deutlich besser geeignet als der Libre. (Der Libre mit Zusatzapps etc. ggf. auch, aber ohne diese definitiv nicht). Wenn bei mir der Dexcom den bald niedrig Alarm ausgibt (bedeutet innerhalb der nächsten 30min ist man voraussichtlich unter 55mg/dl), trinke ich egal wie hoch der BZ noch ist, 2 KE Saft. Dann blutig messen und schauen, ggf. nochmal 2 KE Saft nach. Damit komme ich mittlerweile gut zurecht und der Dexcom hat mich mehrfach in der Hinsicht schon gerettet. *andere benötigen vllt mehr/weniger KE, das ist nur meine persönliche Menge


    2. Baqsimi verschreiben lassen und alle im Umfeld einweisen. Baqsimi ist Glukagon, was den BZ bei einer starken Hypo erhöht. Baqsimi ist ein Nasenspray, was somit auch Laien ohne viele Hemmungen in Notfall gut anwenden können.


    3. Ggf mal im weiteren Verlauf nach dem du die Punkte 1 und 2 angegangen bist, könntest du auch mal über eine Hybrid-Loop-Pumpe nachdenken. Die die Basalabgabe bei niedrigen Werten stoppt und somit z.T. niedrige Werte verhindern kann.

  • 2. Baqsimi verschreiben lassen und alle im Umfeld einweisen. Baqsimi ist Glukagon, was den BZ bei einer starken Hypo erhöht. Baqsimi ist ein Nasenspray, was somit auch Laien ohne viele Hemmungen in Notfall gut anwenden können.


    funktioniert aber nur, wenn die Leber nicht schon vor einer vorangegangenen Hypo "leer" ist

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • Mir sagen ja fast alle, dass ich chronisch krank bin und da nichts dafür kann. Aber ein bisschen habe ich doch immer selbst schuld, wenn ich nicht den Insulinbedarf richtig einschätze. Oder?

    Dazu wollte ich auch noch was sagen:


    Wir wissen glaub ich alle, wie 100%ig man seinen Insulinbedarf IMMER und VOLLSTÄNDIG voraus sagen kann...


    An einem Tag deck ich die größte Pizza mit 8IE ab und geh in der Spitze um 50 Punkte hoch, ne Woche später ess ich Super-Vernünftig und geh nach 2 Stunden fröhlich in Richtung 300... Andersrum das gleiche: Für dieses und jenes Essen brauch ich 5IE - nur um dann ne Stunde später festzustellen, dass ich auf direktem Weg zur Hypo bin...


    Klar is sowas immer blöde, logisch, und klar kommt man sich da auch manchmal dumm vor weil man "es ja besser wissen müsste", aber wenn ich in der kurzen Zeit seit dem ich Typ1er bin eines gelernt habe, dann ist das die einzige beständige Komponenten die Unbeständigkeit ist.


    Meine, wie gesagt noch recht kurze Erfahrung ist dass sich mein Umfeld da wesentlich weniger nen Kopf drum macht als ich selbst.

    --

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  • Oder wenn man vorher was alkoholisches getrunken hat. Dann sagt die Leber, der Alkohol schmeckt so gut, der Rest interessiert mich nicht. D.h. man sollte die grenzen der Behandlungsmöglichkeiten kennen.

  • Aber ein bisschen habe ich doch immer selbst schuld, wenn ich nicht den Insulinbedarf richtig einschätze. Oder?

    Ich sehe das auch wie die anderen, du hast natürlich keine Schuld. Sobald man eine Therapie mit Insulin macht, können Unterzuckerungen auftreten, das ist so und wird sich nie vermeiden lassen. Schwere Unterzuckerungen sind dabei natürlich selten, weil man viel natürlich schon abfangen und vermeiden kann, aber 100 prozentige Sicherheit gibt es einfach nicht. Die Rettungsdienste sind genau dafür da, und dass du bei der Arbeit ausgefallen bist, ist auch nichts weswegen du dir nun Vorwürfe machen musst. Ich bin sicher, du hättest lieber deinen Dienst verrichtet als das zu erleben - von daher erhole dich gut und mach dich nicht selbst fertig dafür dass du einen medizinischen Notfall erlitten hast.

  • Ich kann völlig falsch liegen mit meiner Vermutung, aber ich habe den Eindruck, es geht dem Themenersteller nicht in erster Linie um die Hypo-Vermeidung (da wäre ein CGM tatsächlich das Mittel der Wahl...da er laut Profil schon ein Weilchen im Zucker-ist-der-Feind-Club ist, vermute ich aber, dass er damit entweder nicht zurecht kommt oder aber keins genehmigt bekommt, entweder weil sein Diabetologe es nicht unterstützt oder aber die Krankenkasse - besonders die PKV stellt sich da nach wie vor gerne quer - es nicht genehmigt), sondern um die negativen Emotionen/Schuldgefühle/Gewissenskonflikte, die solche Situationen bei ihm auslösen.


    Lieber angsthase, die Frage nach dem "Schuld haben" ist vermutlich der falsche Ansatz und quält dich nur unnötig. Könntest du vielleicht kurz klarstellen, welche Art von Unterstützung/Ideen du beim Erstellen deines Posts im Sinn hattest?

  • ich fühle mich nie schuldig wegen meines Diabetes... es war nicht meine Entscheidung, ihn zu kriegen, ich habe es nicht zu verantworten, dass ich ihn habe und zu 100% kontrollieren kann ich ihn auch nicht. Schuld oder schlechtes Gewissen ist daher imho unnötig

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • Hallo,


    Ich würde es nicht "Schuld" nennen. Meist sind es Fehleinschätzungen. Fehlerhafte Schätzung der KH, Fehleinschätzung der Dynamik der Unterzuckerung, etc. Einfach nur Fehler. Es menschelt eben, wir sind halt nicht fehlerfrei.


    Lieben Gruß

    Ute

    "Halb voll oder halb leer?", fragt der Kopf.
    "Jeden Schluck genießen!", sagt das Herz.