Gegenregulation

  • Es geht hier um die hormonelle Gegenregulation nach Unterzucker bei Typ1 ohne Insulinfunktion, daher hat dein Beispiel hier nichts mit zu tun??

  • Also bei mir gehts bei 70 von selbst wieder hoch, bis jetzt. Ich bin ja noch nicht so lange im Geschäft, war über 40 Jahre gesund - bin Typ3. Insulinproduktion scheint bei mir nicht mehr vorhanden, dafür scheints in die andere Richtung noch gut zu funktionieren.


    Dieses Thema Gegenregulation ist, finde ich, ein schwieriges Thema und genauso komplex wie das Thema Diabetes als solches. Da spielen einfach soviele Faktoren auch eine Rolle. Schwierig für uns ist ja das aktive Insulin, was wir uns spritzen. Das mach erst halt, wenn es alle ist. Anders siehst ja bei gesunden aus, wo überschüssiges Insulin neutralisiert werden kann. Und ich könnte jetzt hier noch Stunden weiterschreiben... .


    Jeder muss das für sich mal austesten, am besten unter Aufsicht.


    Ich für meinen Teil, weiß, wie sich eine 70 anfühlt und ich den Kühlschrank anfange zu plündern.

  • bei mir ist es absolut unvorhersehbar, sowohl die Gegenregulation (mal ja, mal nein, mal vielleicht... - hauptsächlich vielleicht :patsch:), genauso wie das "fühlen" der 70. Ich hab meinen Alarm auf 77 gestellt, damit ich noch ein bisschen Zeit hab. Ich funktioniere teilweise bei um die 45 noch sehr gut (nicht ausreichend dazugefuttert und es geht weiter runter), ohne Symptome und manchmal mach ich bei knappen 80 schon Käse...

    Ich habe definitiv einen "vielleicht"-Diabetes :rofl

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • Aber: Wehe ich komme wegen "verschätzt" echt zu tief UND Insulin laufend, der Körper reagiert mit Hormonen und ich hab dazu ordentlich was eingeworfen als "Gegenfuttern" - der Tag ist im Sack.

    Ich unterteile das auch in Hypo durch Bolus (aka "Ich fresse alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist") und Hypo durch Basal (aka "Ich könnte ja eigentlich mal wieder etwas essen").

    Die Bolus-Hypos sind echt anstrengend, vor allem nachts, wenn ich dann schweißgebadet davon aufwache und mich quer durch den Kühlschrank futtere, bis die Symptome nachlassen.

    Damit ich dann nicht den ganzen Tag mit wiedereinfangen des Stoffwechsels zu tun habe, spritze/pumpe ich noch ein bisschen nach, wenn die Symptome verschwunden sind.
    Eben die Menge für die verzehrten BE, abzüglich zwei BE für die Hypo. In der Regel klappt es dann und ich liege später wieder im Normbereich. Nur manchmal kommt es vor, dass ich etwas höher als gewollt da herauskomme, dann muss ich eben noch nachlegen. Aber eine zweite Hypo habe ich dadurch noch nicht ausgelöst.


    Viele Grüße
    Jörg

  • Das meinte ich nicht bzw. nur teilweise.


    Mein Problem ist eher, dass eine echte Hypo (und 70 ist alles, außer eine Hypo) Stresshormone ausschüttet, siehe dein "ich wache schweissgebadet auf". Es müssen also KH rein. Dummerweise schieße ich dann hoch wie sonstwas - wohl auch wegen der Stresshormone. Das ist die Gegenregulation, die gemeint ist.


    Und einmal nahe 180 hab ich zugleich das Problem, dass bei mir die Insulinwirkung merklich nachlässt. Ich würde ja gerne meine 30g KH in Form von Traubenzucker oder 0.3l Apfelsaft (oder so) einwerfen und dann passend Bolus drauf - was aber nicht gut geht wegen der Resistenzen und Hormone. Letzte lassen nach, aber bis dahin hab ich nicht viel Freude. Und ich hab keinen Bock auf "wird schon passen" zu vertrauen.


    Das zweite Problem ist, selbst wenn ich dann mit nur 130 oder so aus der Nacht komme - auch zwei Scheiben Eiweissbrot mit Leberwurst zum Frühstück (also alles, außer substanziell KH) lässt dann meinen Blutzucker hochschnellen und meine Standard-Faktoren sind im Eimer.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Das zweite Problem ist, selbst wenn ich dann mit nur 130 oder so aus der Nacht komme - auch zwei Scheiben Eiweissbrot mit Leberwurst zum Frühstück (also alles, außer substanziell KH) lässt dann meinen Blutzucker hochschnellen und meine Standard-Faktoren sind im Eimer.

    Das ist bei mir genau umgekehrt. Ich stehe morgens auf und alles über 6,5 bekommt einen Korrekturbolus aus der Pumpe, dadurch ist der BZ nach dem Frühstück meistens viel besser als sonst (sind ca 20-40min bevor ich frühstücke)

    Komme ich mit unter 5 aus der Nacht, ist der pp schon mal locker 5mmol höher.

    Ich vermute das dann die Leber morgens raushaut damit ich das Duschen überlebe😜, ich esse nur bei unter 4mmol KH oder bei Symptomen.

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Hab ich versucht, keine Chance. Also nach dem Aufstehen blick aufs Handy (hab ich erwähnt, dass ich Juggluco mit BZ im Sperrbildschirm per Notification genial finde?), ggf. Bolus und ne halbe Stunde später Frühstück? Klappt nicht wirklich besser.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Hab ich versucht, keine Chance. Also nach dem Aufstehen blick aufs Handy (hab ich erwähnt, dass ich Juggluco mit BZ im Sperrbildschirm per Notification genial finde?), ggf. Bolus und ne halbe Stunde später Frühstück? Klappt nicht wirklich besser.

    Na dann hast Du einen klitzekleinen Insulinmangel aus der Nacht bzw. eine leichte Insulinresistenz, beides verursacht das das Insulin weniger gut wirkt.

    Eine Gegenregulation kann auch eine Insulinresistenz bewirken. Im Normalfall alles sinnvolle Körperreaktionen, bei Typ 1 leider doof.

    Hab mal ein sehr gutes Video zu Insulinresistenz gesehen, das ist praktisch eine Körperfunktion die die Energiezufuhr der Zellen begrenzt, wahrscheinlich sogar eine sinnvolle Schutzfunktion.

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Wahrscheinlich "ja", sonst hätten wir die evolutionär betrachtet nicht.


    Und ja, die nervt ab und zu. Zu wenig Insulin geht so, ich komm fast immer zwischen 80 und 130 aus der Nacht und mir ist auch klar, dass Levemir etwa 10h nach der Abenddosis kaum noch was gestemmt bekommt.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich hab meinen Alarm auf 77 gestellt, damit ich noch ein bisschen Zeit hab. Ich funktioniere teilweise bei um die 45 noch sehr gut (nicht ausreichend dazugefuttert und es geht weiter runter), ohne Symptome und manchmal mach ich bei knappen 80 schon Käse...

    Ich habe meine Alarm mittlerweile auf 100 gestellt.

    So bekomme ich meist noch rechtzeitig die Kurve ohne meine Aktivitäten unterbrechen zu müssen. (kein Sport)

    Wenn der Alarm dann losgeht, kann ich immer noch entscheiden, ob Handlungsbedarf besteht.

    Wenn der Verlauf gerade sehr konstant ist und ich nichts Großes vorhabe, stelle ich die Grenze auch mal runter auf 90 oder 85.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Hab ich versucht, keine Chance. Also nach dem Aufstehen blick aufs Handy (hab ich erwähnt, dass ich Juggluco mit BZ im Sperrbildschirm per Notification genial finde?), ggf. Bolus und ne halbe Stunde später Frühstück? Klappt nicht wirklich besser.

    Das klappt bei mir auch nicht wahnsinnig gut. Was aber bei mir ziemlich gut funktioniert: ca. 30 - 45 min. vorm Aufstehen bereits den Morgengupf zuspritzen. Also noch im Bett liegend. Den Tipp hab ich übrigens hier im Forum gefunden.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Das ist bei mir genau umgekehrt. Ich stehe morgens auf und alles über 6,5 bekommt einen Korrekturbolus aus der Pumpe, dadurch ist der BZ nach dem Frühstück meistens viel besser als sonst (sind ca 20-40min bevor ich frühstücke)

    Komme ich mit unter 5 aus der Nacht, ist der pp schon mal locker 5mmol höher.


    Dahinter könnte auch ein Aufstehphänomen stecken: https://www.diabetesinfo.de/ho…der-aufstehphaenomen.html
    Anders als beim Dawn wird das nicht durch die Tageszeit, sondern durch das Aufstehen getriggert.


    Komme ich mit unter 5 aus der Nacht, ist der pp schon mal locker 5mmol höher.

    Ich vermute das dann die Leber morgens raushaut damit ich das Duschen überlebe😜, ich esse nur bei unter 4mmol KH oder bei Symptomen.

    Oder deine Hormone, die schon beim Aufstehen dein Überleben sichern.
    Es ist doch so: wenn man schläft, liegt man meistens. In dem Zustand fließt das Blut allein schon durch die Schwerkraft und das Herz getrieben durch den ganzen Körper.
    Beim Aufstehen ändert sich das aber: Würde der Körper da nicht unterstützend eingreifen, bliebe nur die Schwerkraft. Das Blut würde dann in den Beinen versacken und im Gehirn ginge das Licht aus, weil da nichts mehr ankäme.

    Der Körper schüttet da dann Hormone aus, die unter anderem die Blutgefäße enger stellen (und das Herz schneller und kräftiger schlagen lassen). Und als Nebenwirkung treiben die auch die Leber an, mehr Glukose herzustellen und ins Blut abzugeben.


    Viele Grüße
    Jörg

  • Bei mir komischerweise nicht. Komm ich mit 80-100 durch die Nacht, alles gut. Komm ich über 130 aus der Nacht, kann ich meine Faktoren vergessen und ich schieße morgens nach dem Frühstück deutlich hoch.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Das Aufstehproblem hab ich in die Basalrate integriert, die steigt ab 3-4h vor 7 steil an, richtig steil an. Trotzdem verursacht die keinen Hypos, außer es gab den Abend vorher zuviel 🥂

    Bei mir sind Morgenwerte zwischen 6 und 8mmol mit deutlich stabileren Tagesverläufen verbunden. Vermutlich weil die Leber nicht mitmischt. Na wilde Theorie ...

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Bei mir komischerweise nicht. Komm ich mit 80-100 durch die Nacht, alles gut. Komm ich über 130 aus der Nacht, kann ich meine Faktoren vergessen und ich schieße morgens nach dem Frühstück deutlich hoch.

    Bei mir scheint es auch nicht mehr so zu sein.
    Wenn ich früher nach dem Aufstehen keine 3 IE gespritzt/gepumpt habe, landete ich zur Mittagszeit bei um die 200.
    Jetzt mit dem Sensor muss ich das nicht mehr manuell überwachen, weil der Sensor mit alarmiert, wenn ich die 140 überschreite (da hab ich in der Regel noch genügend Zeit, damit es nicht über 180 geht. Und diese Alarme kommen bei mir jetzt deutlich seltener.

    Das ist aber ohnehin gut: Ich finde es leichter, einen zu hohen Glukosewert zu vermeiden, als dem hinterherzulaufen und wieder einzufangen.


    Viele Grüße
    Jörg

  • Rate wie ich Anno 2014 zu "Low & Slow Carb" gekommen bin. Hatte damals ein Quartal vor der T1 Diagnose versucht 3-4 Kilo abzunehmen. Warum? Damit mein Motorrad-Lederkombi (teuer) nicht auf einmal zu eng wird. Mit Low Carb fühlte ich mich anfangs besser, hab Gewicht verloren und am Ende 3-4 Kilo mehr als ich wollte mit zunehmend "scheisse" Gefühl. Vor allem, nachdem ich eher viele KH gegessen hatte, quasi als "Test" um die Ernährung als Ursache auszuschliessen. Und dann war ich beim Arzt. Seit dem häng ich an der Nadel.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Rate wie ich Anno 2014 zu "Low & Slow Carb" gekommen bin. Hatte damals ein Quartal vor der T1 Diagnose versucht 3-4 Kilo abzunehmen. Warum? Damit mein Motorrad-Lederkombi (teuer) nicht auf einmal zu eng wird. Mit Low Carb fühlte ich mich anfangs besser, hab Gewicht verloren und am Ende 3-4 Kilo mehr als ich wollte mit zunehmend "scheisse" Gefühl. Vor allem, nachdem ich eher viele KH gegessen hatte, quasi als "Test" um die Ernährung als Ursache auszuschliessen. Und dann war ich beim Arzt. Seit dem häng ich an der Nadel.

    3-4 Kilo geht ja noch. Bei mir waren es innerhalb kürzester Zeit 14kg.

    Wenn man Knäckebrot isst, hört man nicht was die anderen Menschen um einen herum sagen. Ich esse jetzt sehr oft Knäckebrot! Knäckebrot ist super! :S