Wann sag ich es den Kindern?

  • Hallo allerseits,

    ich bin stolzer Vater von 2 kleinen Jungs.

    Bislang habe ich meine T1 Therapie sehr diskret gehalten und die beiden wissen von nichts.

    Da der Größere bald 3 wird, stelle ich mir so langsam die Frage, ob ich ihm das Ganze bald mal erklären sollte.

    Das eigentliche Erklären habe ich mir schon gut vorbereitet, aber ich bin mir unsicher mit dem Zeitpunkt.

    Da ich wie gesagt ziemlich diskret Messe und Spritze, muss die Initiative wahrscheinlich von mir ausgehen.


    Wie haben das andere gehandhabt?

  • Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Nichts versteckt. Immer offen gemessen, gebolt, Katheter gewechselt und Hypos bekämpft.

    Dann hatte ich auch noch die tollen kleinen Büchlein mit dem Diabetiger von Accu Check und ein Buch von Bayer, das heißt "Out of Glukiter". Die wurden alle schon früh angeschaut und vorgelesen. Junior ist also von Anfang an damit aufgewachsen und das war auch gut so.

  • Bei meinen Kindern ist das zwar schon über 30 Jahre her, aber daraus wurde nie ein Geheimnis gemacht. Besser, sie wissen, welche Bedeutung die benötigten Utensilien haben und das sie wichtig sind.

  • Ha, das denke ich auch. Je mehr man ein Geheimnis um die Sache macht, desto mehr verunsichert das die Kinder. Kinder interpretieren gern alles mögliche in Situationen hinein.


    Ganz normal handhaben, so wachsen sie damit auf und es ist nichts ungewöhnliches mehr sondern Normalität.


    Ich weiß auch nicht, ob ich bei einem 3jährigen mit großen Erklärungen anfangen würde. Wenn er mit Fragen kommt, das Ganze kindgerecht erklären und dann ist gut.

  • Meine Verwandten und die Familie weiß natürlich das ich Diabetiker bin. Meinen Arbeitskollegen habe ich es nie erzählt.

    Generell habe ich aber den Eindruck das wenn man pro-aktiv vorgeht, und das Thema selber auf den Tisch bringt und Fragen beantwortet, man es damit für andere entabuisiert.

    Das Interesse an Diabetes relevanten Themen, ist auch nicht unbedingt so groß bei nicht Betroffenen, das man sich deshalb ewig erklären müsste.

  • Ich glaube es geht dem TE mehr drum, wie er es kindergerecht erklären kann. Die Frage stelle ich mir nämlich auch schon …

    Versuch mal einem Dreijährigen zu erklären warum ein Schlauch in Papas Bauch geht oder ich immer ein Pflaster am Arm habe.

  • Also ich habe das auch sehr offen gehandhabt und nicht versteckt. Ich habe den Pen damals einfach als "Medizin für Papa" bezeichnet und dann ein bisschen erklärt, dass ich darauf achten muss, was ich esse, aber ich damit gut leben kann, obwohl es eine Krankheit ist. Bei einem 3-jährigen muss man da nicht so in die Tiefe gehen. Die interessiert erstmal nur das "komische Gerät", das ab und zu so lustige Geräusche macht, ob sie das auch haben können und ob es Papa gut geht. Also, nur Mut, offen damit umgehen und aufkommende Fragen ehrlich beantworten. Das Kind wird vermutlich erstmal besorgt sein, wenn es hört das du krank bist. Aber wenn man es erklärt, kann man die Ängste nehmen. Man muss ja nicht gleich von Folgeerkrankungen erzählen. Du kannst es nicht ewig verstecken.

  • Ich würde es direkt in der Situation erklären, da Kinder in dem Alter noch keine gute Imaginationsfähigkeit haben:

    "Der Papa braucht jetzt Medizin, damit er weiter mit dir spielen kann [Traubenzucker]/ damit er jetzt mit dir was essen kann [Insulin] ... Das piekst ein bisschen, aber ist schnell vorbei."

    Beim Messen: "Jetzt kommt ein lautes Klack [Stechhilfe] und dann sieht der Papa wieviel Medizin er braucht."


    Natürlich angepasst an familientypische Sprachwendungen.

    Fertig.:)


    LG

    zuckerstück

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼

  • Ich erkläre da gar nichts. Meine 3 Jährige weiss dass ich was am Arm habe und ne Pumpe, Katheter , Schlauch. Wofür? Ist ihr egal, ich warte bis sie fragt. Sie wird es irgendwann tun, da bin ich mir sicher.

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • Ich habe da auch nie ein Geheimnis draus gemacht und es einfach erklärt, als die ersten Fragen aufkamen.


    Ein Stofftier meiner Tochter hat auch eine zeitlang einen (abgelaufenen) Sensor getragen, weil sie den Verdacht hatte, das Stofftier könnte auch Diabetes haben. Also haben wir zur Sicherheit nachgemessen, aber der Verdacht hat sich zum Glück nicht bestätigt. Da war meine Tochter 4 oder so...

  • Ich habe bei meinen zwei Töchtern da auch erst drüber geredet, als sie Fragen gestellt haben. Ansonsten alles offen, nichts versteckt. Das ist halt dann so und für die Kinder normal. War nie ein großes Thema. Wenn Interesse besteht altersgerecht darauf eingehen solange bis alle Fragen geklärt sind. Geht meist sehr schnell.

    Closed Loop Open Mind

  • Das Thema ist ja generell da.

    Ich behaupte, ich habe ein gesundes Selbstbewustsein. Hat man, oder eben auch nicht. Egal.

    Aber!

    Somit geht man dann auch entsprechend mit den Kindern um. Heimlichkeit (ich habe nichts zu verbergen) liegt mir nicht. Offenheit und Ehrlichkeit gebe ich ihnen mit auf dem Weg.

    Meine Kinder sind nach meinem DM geboren worden und haben den Umgang damit so selbstverständlich kennen gelernt, dass sie auch im Umgang mit anderen Kindern, welche DM haben, keine Probleme haben.

    Meine Jüngste ist 10. Ihre Klassenkameradin/Freundin hat letzte Jahr DM bekommen. Der Umgang ist somit vollkommen normal. Auch wenn die Freundin bei uns schläft.

    Die Eltern des Kindes haben auch ein gutes Gefühl "ihre Tochter" bei uns abzugeben, weil ich ja auch geschult bin und weiß, was zu tun ist.

    Also ist meine Empfehlung: normaler Umgang mit DM und anderen Erkrankungen.

    Dann machst du alles richtig. Deine Kinder sind es gewohnt und werden auch weniger andere Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen als "unnormal"/"besonders"/"andersartig" einstufen. Sie wachsen offen damit auf.

    Schließlich bluten alle rot.:bigg

    Egal welche Erkrankung, welches handycap oder welche Hautfarbe.

    Ich trage seit Geburt "schweinchen rosa". Manchmal auch "knusprig bräunlich".:urlaub

    eala frya fresena

    Motorradfahren! Die schnellste Fortbewegungsart, ohne viel Körperarbeit.

  • Meine Kinder sind da auch einfach reingewachsen. Hab nie was verheimlicht, immer alles ganz offen gemacht - egal ob messen, spritzen, Katheder wechseln,...

    Für die war und ist das normal. Irgendwann fragen sie von selbst und irgendwann wollen sie z.B. messen auch mal ausprobieren...

    Sie waren sogar immer genervt wenn ihre Freunde ganz neugierig zugeschaut haben wenn ich am werkeln war: "Komm! Mama misst doch nur ihren Zucker weil ihr Sensor heute rumspinnt. Das ist doch langweilig! Können wir jetzt endlich weiterspielen?" ^^

  • Das Thema verheimlichen ist nicht gut. Versuch es kindgerecht zu Thematisieren. Falls Kinder das zu Hause sehen und dann Bilder im Fernsehen sehen und Leute spritzen sich illegale Substanzen, dabei aber von Haus keine Information haben, warum man selber Spritzen braucht, kann es schwer nach hinten losgehen und auch einen schweren Vertrauensverlust bringen.

  • Den richtigen Zeitpunkt zu finden, wenn es bisher verheimlicht wurde ist natürlich schwer. Egal wann, es wird ein "Happening" sein, weil Papa plötzlich ein "Geheimnis" verrät.

    Ich habe 2 Mädels und bin ehrlich gesagt nie auf den Gedanken gekommen, das vor ihnen zu verheimlichen. Da kamen dann irgendwann von selbst die Fragen...

    Meine Kinder gehen in einen integrativen Kindergarten, da werden sie auch schon früh mit Diversität in allen Bereichen konfrontiert, und umso früher sie das lernen, um so normaler ist es für sie.


    Also meine bescheidene Meinung dazu: Sag es ihnen so schnell wie möglich und verheimliche es nicht länger. Umso länger du wartest umso ein größeres Thema wird es und am Ende fragen sie sich noch, was so schlimm daran ist, dass Papa sich nicht getraut hat / sich geschämt hat es zu sagen. Dann wird es für sie immer was Schlimmes sein...


    Und wenn Du nicht weißt wie Du anfangen sollst, dann trag doch einfach mal Deinen Sensor offen, dann werden Dich die Kids schon drauf ansprechen! Meine 3-jährige fragt immer wieder, weil es ja immer wieder an einer anderen Stelle ist, dann könnte es ja was anderes sein... ;)

    Danach kannst Du ja dann den Bogen zu den Spritzen / dem Traubenzucker oder was auch immer schlagen.

    Aber dann natürlich nicht mehr verheimlichen, sie sollten ja schon lernen, dass es (für Dich) was ganz normales ist.


    Viel Erfolg und liebe Grüße

  • Ich weiß gar nicht mehr so genau wie das bei uns war. Damals hatte ich noch die Pens. Ich glaube meine Tochter ist da so nebenbei mit aufgewachsen. Ich kann mich nicht erinnern das es irgendwie ein Thema oder Problem war. Ich habe da innerfamiliär auch nie ein Geheimnis drauß gemacht.

    Auf der Ebene Arbeitsstelle habe ich das allerdings nicht so offen gehändelt.

    So lange Menschen denken das Tiere nicht fühlen, so lange müssen Tiere fühlen das Menschen nicht denken. (Arthur Schopenhauer)

  • Danke für die Antworten!

    Ich möchte mich aber nicht so verstanden wissen, dass ich etwas verheimliche.

    Meine Kids haben mich schlichtweg noch nie beim Spritzen gesehen und nach dem Sensor hat (seltsamerweise) auch noch keiner gefragt.


    Für die Erklärung habe ich schon vom Insulin-LKW gehört - Das ist für uns bestimmt das Richtige...

  • Unser Sohn hat von Anfang an alles diabetesrelevante Handeln mitbekommen und hat die Gerätschaften gesehen. Er weiß über alles Bescheid und kann andern was zum Thema erklären. Ich habe ja auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich Kaffee mag. So konnte er mir als 5jähriger anbieten, ob ich eine Kaffeepause brauche zur Entspannung oder Medizin ähm Traubenzucker. 😆 Jetzt ist er erwachsen. Wenn er demnächst mal hier ist, werde ich ihn fragen, wie er das Thema des TE sieht.


    Geheimniskrämerei ist fatal! Meine Mutter hat es gemacht und ich bin bis heute traumatisiert. Hatte als Kind stets das Gefühl und Alpträume, meine Mutter zu verlieren. Als Kind spürt man, dass da was ist. Als sie viel zu früh starb, wäre es besser gewesen, Bescheid gewusst zu haben. Es war übrigens kein Diabetes.


    Ganz zu schweigen davon, dass die beiden Kinder des TE es selbst mal bekommen könnten. Schlimm, wenn sie dann erst mal denken, das wäre so was schlimmes, dass es andere nicht wissen dürfen ...

  • Ich würd an deiner Stelle einfach anfangen, vor ihnen zu messen und zu spritzen. Und dann einfach die Fragen beantworten.

    Bei mir war es von Anfang an erst Mal Medizin in der Pumpe und je älter sie würden, desto mehr ging es dann ins Detail. Mittlerweile sind sie 8 und 10 und ich lass sie auch Mal Sensor oder Katheter setzen, wenn sie wollen oder auch Mal die Einmalspritzen setzen.

    Mach dir keine so großen Gedanken, Kinder sind da in erster Linie neugierig und auf die Fragen wirst du passende, kindgerechte Antworten finden.

    Wer nichts weiß muss alles glauben. Maria von Ebner- Eschenbach